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oder Erweiterung ihres Inhalts, an Pragnanz yerlieren oder ais Eeoseman-tismen figurieren.
Die wohl extremste Yoiaussetzung fur einen solchen Wandel ware die radikale Anderung der gesellschaftlichen Basisstrukturen und der nachfolgenden Errichtung eines neuen tlberbaus. Die sprachliche Dimen-sion soleher Ereignisse lafit sich zum Beispiel in der Geschiehte der sozia-listischen Lander nachweisen, ais mit dem Aufbau einer Gesellschaft auf marxistischer Grundlage eine Yielzahl neuer politisch-sozialer Begriffe, zum Teil unter Beibehaltung des Formatiys, oder durch Einfiihrung von Neo-logismen, ibre sprachliche Manifestieiung erhielten. Ais selbstyerstan-dlich betrachten w, daJ3 sich, und z war in bescheidenerem Mafie, im Kahmen der gesellschaftlichen Entwicklung permanent auch sprachliche Yeranderungen im Bereich der Lexik yollziehen (insbes. mit der wissen-schaftlichtechnisehen Entwicklung, der Ausweitung und Vertiefung der internationalen Eommunikation usw.).
Ein zweiter Fali, partiell resultierend aus dem ersten, -ware dadurch gegeben, dafi innerhalb einer Gesellschaftsformation eine Klasse oder Gruppe samt ihrer Ideologie erstarkt und wesentlich in das politische Geschehen eingreift (was auch zur Ablosung der alten Gesellschaftsordnung fiihren kann). In gewisser Weise sind fiir die rumanischen Fiirstentumer um die Mitte des 19. Jahrhunderts beide Falle zutreffend, da wir, freilich schon um die Einfiihrung des „Begulamentul organie” die Ablosung feu-daler Strukturen erkennen kdnnen und nach 1848 yerstarkt ein biirger-liches Bewufitsein auch mit seinen Konseąuenzen fur die spiachliche Entwicklung antreffen. Die linguistische Analyse yon sprachlichen Inhalten bedarf in unserem Falle der Kenntnis der Situation der Sprecher, die zugleich aber wieder aus einer solchen Analyse gewonnen werden kann. Ende der fiinfziger Jahre des 19. Jahrhunderts treffen wir ungefahr noch die gleichen Personlichkeiten an, die die Generation von 1848 umfafite 9. Die Zeit der Revolution von 1848 ist ein Moment in der Entwicklung des ,,paęoptism“, in dem in politischer und sozialer Hinsicht der hoehste Grad an Homogenitat in den Auffassungen seiner Yertreter erreicht wurde10. Die Koordinierung der einzelnen Konzepte zu Losungs-yersuchen der dringendsten politischen und sozialen Probleme wird bis auf lokal bedingte Besonderheiten in den drei grundlegenden Programmen der muntenischen, moldauischen und siebenbiirgischen Reyolutionare offensiChtlich. Dennoch aber zeigt sich bei der Betrachtung der ideologi-schen Positionen der Achtundyierziger wahrend der Beyolution, insbe-sondere aber in den fiinfziger Jahren, eher ein Pluralismus, eine Hete-rogenitat, geboren aus der zu geringen theoretischen Fundierung der Anschauungen wie Abstraktion yon rein personlichen Interessen, ais ein mehr oder minder allgemein akzeptiertes Konzept iiber die gesellschaft-liche Entwicklung. Aus der Heterogenitat der ideologischen Positionen kristallisiert sich nach dem Pariser Eongrefi von 1856 zunachst ein binares System yon Vereinigungsanhangern und — gegnern, oder, mit zeitge-mafien Bezeichnungen, yon unionięti, liberali, progresięti etc. und anti-,
• vgL bierz u P. Comea, Originile romantlsmului rom&ntsc, Bucure$tj, 1972; ders., Oamentt Inccputului ie drum, Bucure^tj, 1974.
1# ygl. P. Cornea, 1974 a.a.O., S. 19 ff.