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72 GUSTW GONDISCH 2

Im Jabre 1557 war Jacobus Palaeologus ais der Haresie yerdacbtig mit der Inquisition in Beruhrimg gekommen. Bis 1560 yiermal in den Kerkern der Inąuisition, ist es ihm jedes Mai gelungen, einer Yerurteilung zu entgehen und wieder frei zu werden. Nacb yoriibergebendem Aufenthalt in der Heimat und in Erankreicb bat er sicb, ais seine Angelegenheit in Bom erneut aufgegriffen und er in Abwesenheit yerurteilt und ,,in effigie” yerbrannt worden war, unerscbrocken seinen klerikalen Gegnern gestellt. Er wurde nach Trient, an den Sitz des Konzils yerwiesen, wo man iiber einen Ausgleicb yerbandeln sollte. Ais die Gespraebe dort indes zu keinem ScbluB fubrten und abgebrochen werden muBten, bat sieb Palaeologus iiber Linz nacb Prag begeben, wo er — yon einigen Zwiscbenstationen abgeseben — bis zum Jabre 1571 lebte. In Prag durfte er sicb eine Weile der Protektion des babsburgiscben Erzberzogs Eerdinand, Stattbalters yon Bóbmen, erfreuen, der durcb seinen Hofmeister Eranz Grafen Tburn an dem Scbicksal des Palaeologus interessiert worden war. Aucb zu dem im Jabre 1564 zum Kaiser aufgestiegenen Maximiban II. batte sicb fur Palaeologus eine Yerbindung aufgetan. Maximilian II. setzte ibm eine jabrlicbe Gnadengabe aus, die 1571 zum letzten Mai zur Auszablung ge-langte, 1 Yon Prag aus unterbielt der mit seinen wabren religiósen Auf-fassungen zunacbst zuruckbaltende Apostat enge Beziebungen zu einem Kreis freisinniger Humanisten wie dem fruberen Eunfkircbener Biscbof Andreas Duditb in Krakau und Crato von Crafftbeim, dem Leibarzt Ma-ximilians II. in Wien. Aus einer Humanistenfamilie bolte er sicb in der Tocbter des Prager Batsscbreibers Martin Kutben von Sprinsberg aucb seine Erau, mit der er nacb dem Tode des Scbwiegeryaters ein Haus in der Prager Altstadt erbte. 2 Gegen Ende seiner Prager Zeit muB seine tbeolo-giscbe Biebtung bereits scbarf umrissene Eormen angenommen baben, da ibn ein Scbreiben yon Franz Dayidis, dem Eiibrer der siebenbiirgiscben Unitarier, scbon ais Autoritat in Eragen des Antitrinitarismus ausweist. 3

Den streng gegenreformatoriscb-katbobscben Kreisen um das Prager Erzbistum und am Wiener Hof scbon lange ein Dorn im Auge, benutzten diese eine yon Palaeologus begangene TJnvorsicbtigkeit — er soli angeblich einem dem Kloster entwicbenen Dominikaner, der Kircbengut entwendet batte, Unterscblupf gewabrt baben —, um seine am 30. Marz 1571 erfolgte Eestnabme und nacbfolgende Landesyerweisung zu erwirken. 4

1

   Rill, A.a.O., S. 65.

2

   Ebenda.

3

   Nach einem von K. Landsteiner, Jacobus Palaeologus, Wien 1873, S. 33 f. veroffent-lichten Bnef des Dayidis an Palaeologus vom 29. November 1570r Vgl. A. Pirn^th, Die Ideologie usw., S. 55.

4

* Uber diese A. Pirn£th noch nicht bekannten Zusammenhange vgl. jetzt G. RiU, a.a.O., S. 63 — 65.



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