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lische Sprachen Christian Michaelis (1680—1764), Johann Heinrich Michaelis (1668—1738) u.a.
Im Marz 1709 beabsichtigte Johann Filstich nach Giessen zu gehen, um hier den damals beriihmten Professor fiir griechische und orientalische Sprachen, Johann Heinrich Majus (1688—1732) zu horen; er wechselt aber semen Plan und entscheidet sich fiir die Universitat Leipzig 27, um hier die Professoren Johann Gottlieb Olearius (1684—1734, Rechtswis-senschaften), Adam Rechenberg (1642—1721, Theologie und Geschichte), Gottfried Polycarp Muller (1684—1747, Philosophie) zu hóren. Bald aber erkennt er, daB die Teuemng, die unzahligen Feste und Ferien, die fast nie abreiBenden Unterhaltungen das erhoffte Studium in Leipzig unmoglich machten ; deshalb wechselt er nach Jena iiber, wo er am 22. Oktober 1709 immatrikuliert wird 28. An dieser Universitat hórt er fol-gende Yorlesungen : orientalische Sprachen bei Johann Andreas Danz (1654—1727), Theologie bei Michael Fórtsch (1654—1724), allgemeine Geschichte bei Burlchard Gotthelf Struve (1671—3 738), Rechtswissen-schaften bei Friedrich Gottlieb Struve (1676—1752), Philosophie und Theologie bei Johann Franz Buddeus (1667—1729), Mathematik und Physik bei Georg Albert Hamberger; er belegte zusatzliche Yorlesungen der englischen und franzósischen Sprache.
Im Fruhjahr 1712 beschloB Johann Filstich sein Leipziger Studium. Er hatte anschlieBend gerne eine Reise durch die Niederlande und England unternommen, aber aus Kronstadt kam das elterliche Verbot dieser zusatzlichen Anstrengung und das Gebot, umgehend nach Hause zu kommen. So tritt Johann Filstich die Heimreise an in Gesellschaft des Mediascher Peter Auner (der in Jena Medizin studiert hatte) und des Peter Closius (der sein Rechtsstudium abgeschlossen hatte) sowie meh-rerer Kaufleute, die von der Leipziger Fruhjahrsmesse 1712 ebenfalls heimkehrten 29. Johann Filstich trennt sich vorubergehend von seinen Mitreisenden, um einer Einladung auf ein schlesisches Gut Folgę zu leis-ten 30. Er holt sie aber noch in Ungarn ein und trifft am 30. Juni 1712 in Kronstadt ein.
27 Er wird hier in das Sommersemester 1709 immatrikuliert : „Fillstich Joh. Corona Transylvan. prom. 1 rfl‘\ er belegt den 43. Platz in der Matrikel der Studentennation ,,Saxones“, vgl. Die jungere Matrikel der Unioersital Leipzig 1559—1809, hg. Georg Erler, II, Leipzig, 1909. Aus einer Tagebuchaufzeichnung des Kronstadtcr Andreas Tartler (1684—1737) vom 20. April 1709 erfahren wir, daO Johann Filstich damals ,,per pedes" nach Leipzig reiste ; in demselben Tagebuch wcrden anch andere Studentenbeziehnngen zwisclien Andreas Tartler, Johann Filstich und Christoph Ziegler erwahnt, Andreas Tartler, Diarium, Staatsarchiv Kronstadt, Sammlung Schwarze Kirche, IV F 226, S. 65 — 67.
28 ,,Joh. Fillstich, Corona Trans.”, Gustav Schiel, Franz Herfurth, Vcrzeichnis der aus der Unwersitat zu Jena immatrikulierten Ungarn und Siebenburger, in ,,Archiv des Vereins fur siebenburgische Landeskunde”, XII, 2 (1875), S. 322.
28 Die Gewohnheit hatte sich bereits friiher eingeburgert, wonach rumanische oder sachsische Kaufleute kleinere oder gróOere Auftrage und Dienste den jungen Stiidenten erle-digten : In ihrer Begleitung reisten die zukunftigen oder gewesenen Studenten, sie nahmen Geld und Briefe aus der Heimat fur sie mit oder bracliten Briefe von ihnen in die siebenburgische Heimat.
30 Die Einladung kam von der gebiirtigen Kronstadterin Agnetha Plecker, die ais Witwe zur Empórung ihrer evangelischen Mitbiirger einen katholischen, kaiserlichen Offizier, Georg Abraham von der Heyden geheiratet hatte (1691) und spater auf dessen Gut nach Schlesien aus-siedelte. Es scheint, daO Agnetha von der Heyden tatsachlich sagenhaft reich war : sie wird auch von Ludwig Bechstein erwahnt (Die Geheimnisse emes Wundermannes, Leipzig, 1856, S. 73 ff.).