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Frühe Jahre und Aufstieg zur Königin

Elisabeth, die letzte englische Herrscherin aus dem Hause Tudor, wurde am 7. September 1533 in

London als Tochter König Heinrichs VIII. von England und seiner zweiten Gemahlin Anne Boleyn

geboren. 1536 hatte ihr Vater Heinrich durch einen Parlamentsbeschluss seine Ehe mit Anne Boleyn für

ungültig erklären lassen, um seine dritte Frau, Jane Seymour, ehelichen zu können. Mit Zustimmung des

Parlaments setzte er seinen Sohn aus der Ehe mit Jane Seymour, den späteren Eduard VI., an die erste

und seine Tochter aus seiner Ehe mit Katharina von Aragonien, die spätere Maria I. Tudor, an die zweite

Stelle der Thronfolge. Elisabeth ließ er für illegitim erklären. Ein Parlamentsbeschluss von 1544 reihte

Elisabeth jedoch wieder in die Thronfolge ein, und zwar an dritter Stelle.

Eduard VI. wurde am 12. Oktober 1537 als einziger Sohn Heinrichs VIII. und dessen dritter Ehefrau,

Jane Seymour, geboren. Nach dem Tode Heinrichs VIII. 1547 folgte ihm Eduard, sein einziger Sohn,

auf dem Thron. Eduards Onkel mütterlicherseits, Edward Seymour, Earl von Hertford und später

Herzog von Somerset, wurde Lordprotektor (Reichsregent) für den noch unmündigen Eduard. Sowohl

Eduard als auch sein Onkel waren überzeugte Anhänger der Reformation und unternahmen große

Anstrengungen, um in England den Protestantismus einzuführen. Im Alter von 15 Jahren erkrankte

Eduard VI. schwer an Tuberkulose. Kurz vor seinem Tod am 6. Juli 1553 in Greenwich enthob Eduard

auf Betreiben des Haushofmeisters John Dudley seine beiden Halbschwestern, die später als Maria I.

und Elisabeth I. England regierten, ihres Anspruchs auf den Thron. Die Königskrone fiel daraufhin an

Lady Jane Grey, die mit Dudleys Sohn verheiratet war; aber nur neun Tage nach ihrer Krönung wurde

sie von Maria gestürzt und Dudley, Lady Jane sowie ihr Mann wurden hingerichtet.

Als Maria I. 1553 Königin von England wurde, setzte wieder die römisch-katholische Kirche ein und

heiratete ihren Cousin Philip II. von Spanien. Durch diese Heirat war sie beim Volk sehr unbeliebt, da

England dadurch in einen Krieg mit Frankreich verwickelt wurde, bei dem es Calais verlor. Diese

Unbeliebtheit steigerte sie noch dadurch, dass sie während ihrer Herrschaft 300 Menschen, die der

Ketzerei beschuldigt wurden, zum Tod verurteilen ließ. Maria, eine gläubige Katholikin, fühlte sich vom

Protestantismus und der potentiellen Anwartschaft Elisabeths auf den Thron jedoch bedroht und ließ

Elisabeth deshalb 1554 unter der falschen Anschuldigung, sich an einer Verschwörung beteiligt zu

haben, ins Gefängnis stecken. Als sich Elisabeth dann offen zum Katholizismus bekannte, fand sie

wieder Gnade bei ihrer Schwester Maria und wurde wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nach dem Tod Marias, die den Beinamen „die Blutige“ erhielt, im Jahre 1558 wurde Elisabeth Königin

von England. Bei ihrer Thronbesteigung war England von konfessionellen Machtkämpfen zerrissen, die

Wirtschaft des Landes war schwer angeschlagen – nicht zuletzt wegen des Krieges mit Frankreich. All

diese Schwierigkeiten konnte Elisabeth überwinden, nicht zuletzt da ihre Pflichten als Monarchin stets

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im Mittelpunkt ihres Lebens standen. Elisabeths politisches Talent zeigte sich zum großen Teil auch in

der Wahl ihrer Berater, fähiger und intelligenter Männer wie etwa Sir Francis Walsingham und William

Cecil Burghley.

Eines der größten Probleme, das sich der neuen Königin nach ihrer Thronbesteigung stellte, war die

konfessionelle Spaltung des Landes. Gleich nach dem Tode ihrer Schwester Maria konvertierte

Elisabeth wieder zum Protestantismus. 1559 waren in ihrem ersten Parlament die Protestanten in der

Mehrheit. Zwischen 1559 und 1563 verabschiedete dieses Parlament eine Reihe von Gesetzen, die zur

doktrinären Grundlage der anglikanischen Kirche (Church of England) wurden. Mit dem

Elisabethanischen Kompromiss wurde die Church of England 1559 wieder zur Staatskirche, Elisabeth

wurde zum Oberhaupt der von Rom unabhängigen anglikanischen Kirche. Im Interesse einer

innenpolitischen Konsolidierung suchte Elisabeth zunächst den Ausgleich mit den Katholiken; die

Spannungen zwischen anglikanischer und katholischer Kirche in England verschärften sich erst nach der

Flucht Maria Stuarts nach England 1568 und der Exkommunizierung Elisabeths durch den Papst 1570

wieder.

Elisabeth, Königin von England

Elisabeths dominierende Rolle in einem Zeitalter, das sogar mit ihrem Namen belegt wurde, gründet

teilweise auf dem allumfassenden Nationalgeist, den sie zu verbreiten verstand und der während der

zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ganz England erfasste. Elisabeth gelang es, das Vertrauen des

Volkes in die Monarchie und eine starke Krongewalt wieder herzustellen. Nach der Überwindung der

konfessionellen Spaltung im Land und der Beendigung des Krieges mit Frankreich im Frieden von

Cateau-Cambrésis

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war der Weg für Englands wirtschaftlichen Aufschwung geebnet. Unter Elisabeths

Führung begann die Regierung, Handel und Gewerbe auf nationaler Ebene in geordnete Bahnen zu

leiten und zu fördern. England wuchs zu einer bedeutenden Seemacht heran, die legendäre Seehelden

wie Sir Francis Drake und Sir Martin Frobisher hervorbrachte. 1560 wurde ein neues Münzsystem

eingeführt, das die alten Silbermünzen aus den drei vorangegangenen Regierungsperioden ablöste. Die

völlig überhöhten Preise fielen wieder auf ein Normalmaß, und das Vertrauen in die englische Währung

war wieder hergestellt. Gleichzeitig erließ sie Gesetze zur Kontrolle der Löhne und zur Ausblidung der

Handwerker. Der von der Regierung geförderte Außenhandel entwickelte sich zu einem bedeutenden

Geschäft. 1566 wurde die Börse in London (Royal Exchange of London) eröffnet, und 1599 die

Handelsgesellschaft, die später als Ostindische Kompanie (East India Company) bekannt wurde,

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am 3.

April 1559 zwischen Heinrich

II. von Frankreich und Philipp

II. von Spanien geschlossen (er bedeutete den

Schlussstrich unter jahrzehntelange, immer wieder aufflammende Kämpfe um territoriale Ansprüche in Italien. An
dem Vertragsschluss war auch England beteiligt, das sich mit Spanien verbündet hatte.)

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gegründet. Und über all dem Aufschwung und Wohlstand stand die Königin; in den Augen ihrer

Untertanen war Elisabeth die Verkörperung Englands.

Heiratsprojekte

Seit Beginn ihrer Regierungszeit war Elisabeths Ehelosigkeit ein politisches Problem – es gab keinen

Thronfolger. Das Parlament versuchte vergebens, die Königin zu einer Heirat zu bewegen – Elisabeth

lehnte ab mit der Begründung, sie habe vor, als Jungfrau zu leben und auch so zu sterben. Trotz ihres

abschlägigen Bescheids an das Parlament spielte sie doch ständig mit dem Gedanken, sich mit einem der

vielen Bewerber, die sich um sie scharten, zu vermählen. Ihre Favoriten, darunter vor allem Robert

Dudley, Earl of Leicester, Sir Walter Raleigh, und Robert Devereux, Earl of Essex, wählte sie je nach

der politischen Lage.

Die Seegeltung Englands

Unter Elisabeths Führung wuchs England zu einer bedeutenden Seemacht heran, die legendäre Seehelden

wie Sir Francis Drake und Sir John Hawkins hervorbrachte.

Drake und Hawkins begründeten in den 1560er mit 3 Expeditionen, mit denen sie in den Handel mit

Sklaven aus Afrika in Mittelamerika einzusteigen versuchten, den großen Ringhandel zwischen Europa,

Afrika und Amerika mit. Über zehn Millionen umgekommene Schwarze gehen zu Lasten britischer

Sklavenhändler.

In den Jahren 1570/71 unternahm Drake zwei Handelsreisen zu den Westindischen Inseln. 1572 fasste er

den Entschluss, in Konkurrenz mit den bedeutenden Seefahrern Portugals und Spaniens zu treten und

stach mit Zustimmung der britischen Krone in Plymouth in See. Während dieser Reise eroberte er den

Hafen Nombre de Díos am Isthmus von Panamá und zerstörte die nahe gelegene Stadt Portobelo. Mehrere

kriegerische Auseinandersetzungen im Golf von Mexiko beendete er siegreich. Mit einer Schiffsladung

spanischen Silbers kehrte er nach England zurück und begründete damit seinen Ruf als Freibeuter.

1577 erhielt er von der englischen Königin Elisabeth I. den geheimen Auftrag, gegen die spanischen

Kolonien an der Pazifikküste der Neuen Welt vorzugehen. Mit fünf Schiffen und 166 Mann Besatzung

segelte er von Plymouth ab. Nachdem er zwei seiner Schiffe im Mündungstrichter des Río de la Plata in

Südamerika hatte aufgeben müssen, verließen die drei verbleibenden Schiffe 1578 den Atlantischen

Ozean, durchfuhren die Magellanstraße an der Südspitze des südamerikanischen Kontinents und

erreichten 16 Tage später den Pazifischen Ozean. Ein Schiff wurde während 50 Tage andauernder heftiger

Stürme zerstört, ein weiteres kehrte zurück nach England. Nur Drake, der weit nach Süden abgetrieben

worden war, segelte weiter in nördlicher Richtung entlang der südamerikanischen Pazifikküste. Er

plünderte diverse spanische Häfen (darunter Valparaíso). Auf der Suche nach einer Ostpassage zurück

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zum Atlantischen Ozean segelte er weiter nach Norden und erreichte dabei wahrscheinlich den

48. nördlichen Breitengrad nahe der heutigen Grenze zwischen den USA und Kanada. Sein

angeschlagenes Schiff, die Golden Hind, wurde in einer schmalen Bucht (heute Drake’s Bay) nördlich des

heutigen San Francisco repariert.

Am 23. Juli 1579 brach Drake erneut in westlicher Richtung durch den Pazifischen Ozean auf. Im

November erreichte er die Molukken, eine Inselgruppe im westlichen Pazifik. Er unterbrach die Reise auf

den indonesischen Inseln Celébes (Sulawesi) und Java, umsegelte das Kap der Guten Hoffnung und

landete, nach einem kurzen Aufenthalt in Sierra Leone, im September 1580 in England. Somit hatte Drake

- vermutlich ungeplant - die erste britische, und nach Magalhães die zweite Weltumsegelung überhaupt

vollbracht.

Außerdem brachte er reiche Beute von den spanischen Handelsschiffen mit, was seinen eher heimlichen

Förderern und Geldgebern, unter ihnen Königin Elisabeth I:, einen 4.000-prozentigen Gewinn auf ihre

Auslagen einbrachte.

Für seine Verdienste wurde er von Elisabeth I. zum Ritter geschlagen und durfte sich fortan Sir Francis

Drake nennen.

1585 segelte Drake noch einmal mit einer großen Flotte in Richtung Westindische Inseln. Er überfiel

mehrere spanische Siedlungen (darunter Saint Augustine im heutigen Florida) und besuchte die erste

englische Kolonie in der Neuen Welt, die Insel Roanoke vor der Küste North Carolinas, von wo aus er der

Überlieferung zufolge den Tabak in England einführte.

1587 wurde er von der Königin ausgesandt, um die spanische Flotte im Hafen von Cádiz zu besiegen.

Dabei zerstörte er 33 spanische Schiffe. Als Folge davon musste Spanien die geplante Invasion Englands

verschieben. Im folgenden Jahr diente Sir Francis Drake als Vizeadmiral der englischen Flotte, die die

spanische Armada besiegte. 1595 sandte die Königin Drake und Hawkins erneut auf eine Expedition zu

den Westindischen Inseln, auf der beide in der Karibik an der Ruhr starben.

Hintergrund des Konfliktes mit Maria Stuart

Ein sehr delikates politisches Problem war für Elisabeth ihre katholische Cousine Maria Stuart, Königin

von Schottland, die nach ihrer Niederlage gegen ihren Halbbruder James Stuart, Earl von Moray, 1568

in England Zuflucht suchte.

Maria wurde am 8. Dezember 1542 in Linlithgow geboren und bereits wenige Tage später als

Nachfolgerin ihres Vaters zur Königin erhoben. Sie wuchs in Frankreich auf und wurde 1558 mit dem

französischen Thronfolger verheiratet, während ihre Mutter Maria von Guise in Schottland blieb um ihre

Rechte zu wahren. In demselben Jahr starb Königin Maria I.von England, und Maria Stuart hatte jetzt

vor Elisabeth I. Anspruch auf den englischen Thron, da sie eine Urenkelin Heinrich VII. war . Elisabeth

I., die den englischen Thron übernahm, war zwar eine Enkelin Heinrich VII., galt jedoch als Bastard,

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ihre Mutter war die Ursache aller Unruhen und Neuerungen im Reich gewesen, und wurde von

Frankreich nicht anerkannt, da sie ein Kind aus der zweiten Ehe Heinrich VIII. ist, die von der

katholischen Kirche nie anerkannt wurde.

1559 starb Heinrich II. von Frankreich, und Maria Stuart wurde an der Seite ihres Mannes Franz II.

Königin von Frankreich. Der Widerstand gegen die Regentschaft der Maria von Guise wuchs durch die

Eheschließung ihrer Tochter mit dem Dauphin von Frankreich im April 1558. Im Jahr 1559 kam es unter

der Führung von Knox zur offenen Rebellion. Elisabeth I. von England unterstützte die Aufständischen.

1960 schafften die Anführer der schottischen Protestanten die römisch-katholische Kirche in Schottland

ab und übernahmen das calvinistische Glaubensbekenntnis. Als im selben Jahr Franz II. von Frankreich

stirbt und Maria Stuart nach französischem Recht den französischen Thron verliert, kehrt sie, nachdem

inzwischen auch ihre Mutter verstorben war, nach Schottland zurück, wo mittlerweile ihr Halbbruder Lord

James Stuart regierte. Als loyale Katholikin und Thronerbin wurde Maria zur zentralen Figur der

Gegenreformation in Schottland und später auch in England.

1565 heiratete Maria ihren Cousin, den katholischen schottischen Adligen Lord Darnley. Neben der

allmählich immer stärker katholisch geprägten Politik der Königin stieß diese Heirat bei den

Protestanten auf Missfallen; sie war das Signal für einen Aufstand des Earl of Moray, der hoffte, die

gesamte protestantische Partei würde sich ihm gegen die Königin anschließen. Moray wurde in seiner

Hoffnung jedoch enttäuscht, und Maria schlug den Aufstand innerhalb kurzer Zeit nieder. Wenig später

überwarf sich Maria mit Darnley; Maria hatte ihm den Königstitel verliehen, doch nun forderte er die

Krone auf Lebenszeit und, falls die Königin ohne Nachkommen sterben sollte, den Übergang der Krone

auf seine Erben.

Marias Sekretär und Berater war der Florentiner David Rizzio, ein Katholik und Günstling bei Hofe.

Dem König wurde hinterbracht, dass angeblich Rizzio seinem Streben nach der Krone im Wege

gestanden sei; deshalb verbündete er sich mit Moray, Lord Patrick Ruthven, James Douglas, dem 4. Earl

of Morton, und anderen führenden schottischen Protestanten. Ergebnis dieser Verschwörung war 1566

die Ermordung Rizzios. Anfang 1567 ließ James Hepburn, der 4. Earl of Bothwell, der seit Morays

Aufstand und noch mehr seit der Ermordung Rizzios hoch in der Gunst der Königin stand, Darnley

ermorden. Eine Mitwisser- oder gar Mittäterschaft Marias bei Darnleys Ermordung konnte nie bewiesen

werden. Bothwell kam vor ein Scheingericht und wurde freigesprochen. Wenig später ließ er sich von

seiner Frau scheiden und heiratete Maria – in einer protestantischen Zeremonie.

Diese neuerliche Heirat provozierte Darnleys Partei, die sich sogleich gegen Maria erhob. Marias Armee

war den Truppen der Aufständischen deutlich unterlegen, und am 15. Juni 1567 wurde ihre Armee bei

Carberry Hill besiegt; Maria musste sich dem aufständischen Adel ergeben. Am 24. Juli 1567 dankte sie

zugunsten ihres Sohnes Jakob VI. ab. Am 2. Mai 1568 konnte Maria aus der Gefangenschaft entfliehen

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und innerhalb weniger Tage ein 6 000 Mann starkes Heer aufstellen. Am 12. Mai besiegte Moray bei

Langside in der Nähe von Glasgow Marias Truppen. Allen Warnungen ihrer engsten Freunde zum Trotz

suchte Maria vier Tage später in England bei ihrer Cousine, Königin Elisabeth I., Zuflucht, wohl in der

Hoffnung, Elisabeth würde sie aus monarchischer Solidarität unterstützen. Elisabeth ließ Maria sofort in

Haft nehmen, wohlwissend, dass die katholischen Herrscher Europas und ihre eigenen katholischen

Untertanen nicht sie – Elisabeth–, sondern ihre Cousine Maria als rechtmäßige Königin Englands

ansahen. Maria wurde jahrelang gefangen gehalten, und englische Katholiken strengten zahlreiche

Verschwörungen an, um Maria zu befreien und auf den englischen Thron zu bringen.

Die bekannteste aller Intrigen zur Befreiung Marias war 1568 die Anthony Babingtons, des Pagen von

Maria, der ein Attentat auf Elisabeth plante; doch die Verschwörung wurde entdeckt. Maria wurde im

Oktober 1586 der Beteiligung an der Verschwörung Babingtons angeklagt und am 25. Oktober zum

Tode verurteilt. Elisabeth unterzeichnete den Hinrichtungsbefehl erst am 1. Februar 1587; eine Woche

später, am 8. Februar, wurde er ausgeführt.

Nachfolger Elisabeths wurde 1603 Maria Stuarts Sohn, der katholische Monarch Jacob VI. von

Schottland. Seine Thronbesteigung als Jakob I. von England vereinigte die Kronen Englands und

Schottlands.

Krieg mit Philipp II. von Spanien

Maria Stuarts Hinrichtung hatte schwerwiegende Folgen. Bereits seit längerem hatte Elisabeth die

Übergriffe englischer Freibeuter wie z. B. Francis Drake auf spanische Schiffe und spanischen

Kolonialbesitz unterstützt, und sie ließ den Niederlanden in ihrem Freiheitskampf gegen Spanien Hilfe

zukommen. Die Hinrichtung der Katholikin Maria lieferte nun dem ebenfalls katholischen spanischen

König Philipp II., der sich im Übrigen nach dem Tod seiner zweiten Frau Maria I. Tudor um eine

Eheschließung mit Elisabeth bemüht hatte, nur noch einen weiteren Grund, den Krieg gegen England,

der schon seit 1585 vor allem in den Niederlanden geführt wurde, fortzusetzen und zu verschärfen. 1588

entsandte er eine gewaltige Flotte zur Invasion Englands.

Der Plan zur Eroberung Englands hatte politische und religiöse Gründe: Philipp, Herrscher über das

katholische Spanien, versuchte seit 1566 erfolglos, einen Aufstand seiner protestantischen Untertanen in

den Niederlanden niederzuwerfen. Die Aufständischen wurden von England offen unterstützt. 1586 kam

Philipp schließlich zu dem Schluss, dass er die Niederlande nur besiegen könne, wenn er England

unterwerfe. Gleichzeitig hoffte er, durch die Absetzung Elisabeths und die Rekatholisierung des

protestantischen Englands die seit langem bestehenden konfessionellen Zwistigkeiten mit England zu

seinen Gunsten zu entscheiden.

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Geplant war, dass eine spanische Flotte unter dem Oberbefehl des Herzogs von Medina-Sidonia, Alonso

Pérez de Guzmán, zusammen mit einem Heer aus den Niederlanden unter der Führung Alessandro

Farneses in England einfallen sollte. Die Flotte bestand aus 130 Schiffen mit fast 30 000 Mann

Besatzung. Die Engländer erhielten jedoch Kenntnis von diesem Plan und verzögerten das Auslaufen

der Armada durch Angriffe auf Cádiz (1587) für fast ein Jahr.

Im Juli 1588 konnte die Armada schließlich in See stechen. Am 29. Juli wurde sie vor England

gesichtet. Eine englische Flotte unter Lord Charles Howard (dem späteren 1. Earl of Nottingham) stellte

sich ihr bei Plymouth entgegen und lieferte den Spaniern in der folgenden Woche Schlachten vor

Plymouth, Portland Bill und der Insel Wight. Die englische Flotte war der spanischen zahlenmäßig

unterlegen, aber ihre Schiffe waren schneller und wendiger, außerdem war ihre Artillerie der spanischen

überlegen. Die ersten Schlachten endeten unentschieden.

Die Gelegenheit zum entscheidenden Schlag bot sich den Engländern, als die Armada bei Calais

(Frankreich) vor Anker ging, um hier die Truppen aus den Niederlanden an Bord zu nehmen: Howard

ließ brennende Schiffe auf die Armada zufahren. Dadurch brach bei den Spaniern eine Panik aus, die zur

Auflösung ihres Flottenverbands führte. In der folgenden Schlacht bei Gravelines am 8. August trugen

die Engländer den Sieg davon. In der Folge verhinderten starke Stürme die Rückfahrt der spanischen

Schiffe durch den Ärmelkanal; die Armada musste deshalb den Weg um die Nordküste von Schottland

und die Westküste von Irland nach Spanien zurück nehmen. Nur 67 der ursprünglich 130 Schiffe kamen

in Spanien an, die meisten davon schwer beschädigt.

Die Niederlage der Armada bedeutete jedoch noch kein Ende des Krieges zwischen England und

Spanien – der Krieg sollte noch bis 1604 andauern –; die Niederlage stärkte jedoch das englische

Nationalgefühl, festigte die Stellung des Protestantismus als Staatsreligion in England, schuf die

Grundlage für das Vertrauen der Engländer in ihre Flotte, dem zentralen Instrument zur Verteidigung

ihres Landes, und sie wurde von vielen als Beginn des Aufstiegs Englands zur Weltmacht interpretiert.

Spanien dagegen trieb die Niederlage beinahe in den Bankrott.

Die Spanische Armada wurde jedoch von der englischen Flotte vernichtend geschlagen, und England

begann Spanien als führende See- und Kolonialmacht abzulösen. Gleichzeitig etablierte England mit

seinem Sieg über das katholische Spanien den Protestantismus als nicht mehr zu übergehenden Faktor in

der internationalen Politik. Der Sieg über die Armada war eine der großen Leistungen Königin

Elisabeths I. von England und trug in der Folge zum Zerfall des Spanischen Reiches bei.

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Ende einer Ära

Gegen Ende ihrer Regierungszeit schwand Elisabeths Popularität vor allem wegen ihrer unkontrollierten

Ausgaben und dem zunehmenden Missbrauch ihrer königlichen Macht. Wirtschaft und Handel gingen

infolge der Kriege nieder, und Elisabeths politische Führung zeigte zunehmend Schwächen – waren ihre

späteren Berater doch bei weitem nicht so fähig wie ein William Cecil Burghley oder ein Walsingham.

Einen bitteren Beigeschmack bekam die Endphase von Elisabeths Regierungszeit auch durch den

blutigen und kostspieligen Krieg gegen den Aufstand in Irland, der von Hugh O’Neill angeführt wurde.

Als ihr Günstling Robert Devereux erfolglos aus dem Krieg gegen die irischen Rebellen nach England

zurückkehrte, führte er eine Revolte gegen die Königin selbst an und wurde 1601 hingerichtet. Der

Aufstand in Irland wurde schließlich 1603 niedergeschlagen. Der Verrat ihres Günstlings traf Elisabeth

tief. Sie verbrachte die letzten Jahre ihres Lebens unglücklich und allein. Elisabeth hatte ein glorreiches

Zeitalter durchlebt und geprägt, ein Zeitalter, in dem die Grundlagen für das moderne England

geschaffen wurden. Elisabeth starb am 23. März 1603 in London; mit Elisabeth endete die Tudor-

Dynastie in England. Kurz vor ihrem Tod hatte sie den schottischen König Jakob VI., den Sohn Maria

Stuarts, zu ihrem Nachfolger bestimmt.

Das Elisabethanische Zeitalter war nicht nur eine Epoche großer politischer Erfolge, sondern auch eine

Ära außerordentlicher kultureller Blüte in England. Edmund Spenser, Christopher Marlowe und William

Shakespeare sind nur einige der zahlreichen hervorragenden Schriftsteller, die unter Elisabeth wirkten.

Elisabeth selbst bot mit ihrer schillernden Persönlichkeit ausreichend Stoff für die Literatur, u. a. noch

zu ihren Lebzeiten für Edmund Spenser in seinem Epos The faerie Queene (1590-1596), für William

Harrison Ainsworth in seinem historischen Roman The Tower of London (1840).


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