Robert Walser
Der Mann mit dem Kürbiskopf
Es war einmal ein Mann, der hatte statt eines Kopfes einen hohlen Kürbis auf den Schultern. Damit konnte er nicht weit kommen. Und doch wollte er der Vorderste sein! So einer! - Als Zunge hatte er ein Eichblatt aus dem Munde hängen, und die Zähne waren nur mit dem Messer ausgeschnitzt. Statt der Augen hatte er bloß zwei runde Löcher. Hinter den Löchern flackten zwei Kerzenstümpchen. Das waren die Augen. Damit konnte er nicht weit sehen. Und doch sagte er, er habe die besten Augen, der Prahler! - Auf dem Kopf hatte er einen hohen Hut; den zog er ab, wenn jemand zu ihm redete, so höflich war er. Da ging der Mann einmal spazieren. Doch der Wind blies so heftig, daß die Augen ausloschen. Da wollte er sie wieder anzünden; aber er hatte keine Zündhölzchen. Er fing an zu weinen mit seinen Kerzenrestchen, weil er den Weg nach Hause nicht mehr finden konnte. Da saß er nun, nahm den Kürbiskopf zwischen seine beiden Hände und wünschte zu sterben. Aber das Sterben ging ihm nicht so leicht. Es kam vorher noch ein Maikäfer und fraß ihm das Eichblatt vom Munde weg. Es kam vorher noch ein Vogel und pickte ein Loch in seinen Kürbisschädel. Es kam vorher noch ein Kind und nahm ihm beide Kerzenstümpchen weg. Da konnte er sterben. Noch frißt der Käfer am Blatt, noch pickt der Vogel, und das Kind spielt mit den Kerzchen.