Samuel Beckett:
Gedichte
sonderreihe dtv
Das Buch
»Becketts Gedichte halte ich für so vollendet, daß es Blasphemie
wäre, auf beschränktem Raum etwas >darüber< aussagen zu wol-
len, etwas mit Worten einfangen zu wollen, was sich eben nur
durch Becketts eigene Worte für den Augenblick eines Gedichts
lang einfangen ließ, was also der Leser nur selbst aus Becketts
Worten selbst erfahren kann... Ich glaube persönlich, daß diese
Gedichte noch wichtiger sind als die Ezra Pounds, schon weil sie
in allem konzentrierter sind als die des großen Amerikaners.
>Echos Gebein< enthält zehn montageartige längere Gebilde, in
denen das Chaos nicht nur >durchschimmert< (wie Novalis es
von jeder Dichtung postulierte), sondern in denen das Chaos ...
selbst die Form ergibt und alles mit allem montiert und alles
mit allem ad absurdum führt. Die französischen Texte des 2. und
3. Teiles sind letztmögliche Reduktion des Inhalts auf die Form,
höchstmöglichste Beispiele gegenstandsloser Literatur<, Texte,
die oft die Geschlossenheit, Durchsichtigkeit und Zauberruhe
japanischer Haikus erreichen, ohne daß sie dabei je die Zeit, in
der sie entstanden sind, und den Autor, dem sie sich verdanken
oder >ausliefern<, verleugnen.« (Peter Hamm in >Die Tat<, Zürich)
Der Autor
Samuel Beckett, am 13.4. 1906 in Foxrock bei Dublin geboren,
studierte moderne Sprachen. 1928 in Paris Bekanntschaft mit
James Joyce; 1929 erste Veröffentlichungen. 1937 läßt er sich in
Paris nieder; 1938 erscheint in London >Murphy<, sein erster
Roman, den er später selbst ins Französische übersetzt. Ab 1941
arbeitet er in der Résistance; 1942 gelingt ihm in letzter Minute
die Flucht vor der Gestapo. In den folgenden Jahren schreibt er
unter anderem in englischer Sprache den Roman >Watt< und in
französischer Sprache seine drei großen Romane >Molloy<, >Ma-
lone stirbt< und >Der Namenlose<; den Durchbruch erzielter mit
dem 1953 in Paris uraufgeführten Stück >Warten auf Godot<.
1969 erhält Beckett den Nobelpreis für Literatur. Sein Werk
umfaßt Romane, Prosastücke, Gedichte, Hörspiele, Theaterstücke
(bei denen er zuweilen selbst Regie führt), das Fernsehspiel >He
Joe< und einen >Film< benannten Film. Seine Geltung als einer
der bedeutendsten Schriftsteller unserer Zeit ist unbestritten.
Samuel Beckett:
Gedichte
Deutscher
Taschenbuch
Verlag
Die Übertragungen aus dem Englischen sind von Eva Hesse, die
aus dem Französischen von Elmar Tophoven.
Ungekürzte Ausgabe
September 1976
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,
München
Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des
Limes Verlags, Wiesbaden und München
Umschlaggestaltung: Celestino Piatti
Gesamtherstellung: C.H. Beck'sche Buchdruckerei,
Nördlingen
Printed in Germany •
ISBN
3-423-05439-5
Inhalt
Echo's bones (1933-1935)
Echos Gebein
The Vulture .........................................................................................................
Der Geier
Enueg ....................................................................................................................
Enueg
Alba .......................................................................................................................
Alba
Dortmunder ........................................................................................................
Dortmunder
Sanies ....................................................................................................................
Ichor
Serena ...................................................................................................................
Serena
Malacoda .............................................................................................................
Malacoda
Da tagte es ...........................................................................................................
Da tagte es
Echo's bones ........................................................................................................
Echos Gebein
Cascando .............................................................................................................
Cascando
10
12
20
22
24
32
42
44
46
48
1937-1939
elles viennent .....................................................................................................
sie kommen
à elle l'acte calme ...............................................................................................
für sie der ruhige Akt
être là sans mâchoires sans dents ................................................................
da sein ohne Kiefer ohne Zähne
Ascension ............................................................................................................
Himmelfahrt
La mouche ...........................................................................................................
Die Fliege
musique de l'indifférence ...............................................................................
Musik der Gleichgültigkeit
bois seul ................................................................................................................
trink allein
ainsi a-t-on beau ................................................................................................
man kann also noch so viel
Dieppe ..................................................................................................................
Dieppe
Rue de Vaugirard ...............................................................................................
Rue de Vaugirard
Arènes de Lutèce ...............................................................................................
Arènes de Lutèce
jusque dans la caverne ciel et sol ..................................................................
bis in die Höhle Himmel und Erde
54
56
58
60
62
64
66
68
70
72
74
76
Six Poèmes (1947-1949)
Sechs Gedichte
bon bon il est un pays ......................................................................................
gut gut es gibt ein Land
Mort de A. D. .......................................................................................................
Tod von A. D.
vive morte ma seule saison ............................................................................
es lebe tot meine einzige Jahrzeit
je suis le cours de sable qui glisse ................................................................
ich bin der Sandstreifen der sich
que ferais-je sans ce monde ...........................................................................
was würde ich tun ohne diese Welt
je voudrais que mon amour meure .............................................................
ich möchte daß meine Liebe stürbe
80
82
84
86
88
90
Echo's Bones
Echos Gebein
1933-1935
- 10 -
The Vulture
dragging his hunger through the sky
of my skull shell of sky and earth
stooping to the prone who must
soon take up their life and walk
mocked by a tissue that may not serve
till hunger earth and sky be offal
- 11 -
Der Geier
zerrt seinen Hunger durch den Himmel
meiner Hirnschale voll Himmel und Erde
im Sturzflug auf die bäuchlings Liegenden
die so bald zum Leben aufstehn und wandeln müssen
von einem Zellgeweb verhöhnt das taugen mag
wenn Hunger Erd und Himmel Aas geworden
- 12 -
Enueg
I
Exeo in a spasm
tired of my darling's red sputum
from the Portobello Private Nursing Home
its secret things
and toil to the crest of the surge of the steep perilous bridge
and lapse down blankly under the scream of the hoarding
round the bright stiff banner of the hoarding
into a black west
throttled with clouds.
Above the mansions the algum-trees
the mountains
my skull sullenly
clot of anger
skewered aloft strangled in the cang of the wind
bites like a dog against its chastisement.
I trundle along rapidly now on my ruined feet
flush with the livid canal;
at Parnell Bridge a dying barge
carrying a cargo of nails and timber
rocks itself softly in the foaming cloister of the lock;
on the far bank a gang of down and outs would seem to be mending a
beam
Then for miles only wind
and the weals creeping alongside on the water
and the world opening up to the south
across a travesty of champaign to the mountains
and the stillborn evening turning a filthy green
- 13 -
Enueg
I
Exeo mit einer Zuckung
müde des roten Sputums meiner Liebsten
aus dem Portobello Privaten Kurheim
seiner heimlichen Dinge
und krebse mich auf den Kamm der Wallung, den steilen gefährlichen
Schwibbogen
und sacke leer hinab unterm Gellen der Anschlagzäune
dem grellen brettsteifen Banner der Zäune
in einen schwarzen Westen
wolkengewürgt.
Über den Villen die Algos-Bäume
die Berge
mein Hirn, verstocktes
Zorn-Gerinnsel
hochgespießt, gedrosselt in der Garotte des Windes
schnappt um sich wie ein Hund der Hiebe kriegt.
Ich trudle dahin, rasch nun auf meinen kaputten Füßen
fliegende Röte von dem bleiblauen Kanal;
an der Parnell-Brücke ein sterbender Leichter
beladen mit Bauholz und Nägeln
wiegt sich leise in der schaumigen Kammer der Schleuse;
auf dem ändern Ufer hantiert ein abgerissner Haufen ' wie's scheint an
einem Balken.
Dann meilenweit nur Wind
und Schwielen die längsseits auf dem Wasser kribbeln
wo die Welt sich nach Süden auftut
als Flachland verkappt zu den Bergen,
und der totgeborne Abend verfärbt sich schmutziggrün,
- 14 -
manuring the night fungus
and the mind annulled
wrecked in wind.
I splashed past a little wearish old man,
Democritus,
scuttling along between a crutch and a stick,
his stump caught up horribly, like a claw, under his breech,
smoking.
Then because a field on the left went up in a sudden blaze
of shouting and urgent whistling and scarlet and blue ganzies
I stopped and climbed the bank to see the game.
A child fidgeting at the gate called up:
»Would we be let in Mister?«
»Certainly« I said »you would.«
But, afraid, he set off down the road.
»Well« I called after him »why wouldn't you go on in?«
»Oh« he said, knowingly,
»I was in that field before and I got put out.«
So on,
derelict,
as from a bush of gorse on fire in the mountain after dark,
or, in Sumatra, the jungle hymen,
the still flagrant rafflesia.
Next:
a lamentable family of grey verminous hens,
perishing out in the sunk field,
trembling, half asleep, against the closed door of a shed,
with no means of roosting.
- 15 -
berieselt den Nachtschwamm
und der Geist getilgt
zerschellt im Wind.
Ich stapfe vorbei an einem üblen kleinen Greis,
Demokritus,
einherzuckelnd zwischen einer Krücke und einem Stock
sein Stumpf greulich aufgesteckt, klauengleich, unter der Hose,
rauchend.
Und dann, weil linkerhand ein Feld jach aufstob in einer Entladung
von Johlen und durchdringenden Pfiffen und roten und blauen Trikots
hielt ich an und stieg auf die Böschung mir das Spiel anzusehn.
Ein Kind, zapplig am Gatter, rief zu mir rauf:
»Lassen die uns 'rein, Herr?«
»Gewiß«, sagte ich, »dich schon.«
Doch er, ängstlich, setzte seinen Weg fort.
»Na«, rief ich ihm nach, »warum willst du denn nicht 'rein?«
»Oh«, sagte er gewitzigt,
»Ich war schon mal drinnen und sie warfen mich 'raus.«
Weiter dann,
preisgegeben,
wie ein brennender Ginsterstrauch am Berghang nach Einfall der
Dunkelheit,
oder, in Sumatra, der Hymen des Dschungels,
die noch schwelende Rafflesia.
Dann:
eine erbärmliche Sippe von grauen milbigen Hühnern,
die draußen auf dem tiefgelegenen Feld eingehen,
zitternd, im Halbschlaf, vor der geschlossenen Schuppentür
ohne Stange zum Schlafen.
- 16 -
The great mushy toadstool,
green-black,
oozing up after me,
soaking up the tattered sky like an ink of pestilence,
in my skull the wind going fetid,
the water ...
Next:
on the hill down from the Fox and Geese into Chapelizod
a small malevolent goat, exiled on the road,
remotely pucking the gate of his field;
the Isolde Stores a great perturbation of sweaty heroes,
in their Sunday best,
come hastening down for a pint of nepenthe or moly or half and half
from watching the hurlers above in Kilmainham.
Blotches of doomed yellow in the pit of the Liffey;
the fingers of the ladders hooked over the parapet,
soliciting;
a slush of vigilant gulls in the grey spew of the sewer.
Ah the banner
the banner of meat bleeding
on the silk of the seas and the arctic flowers
that do not exist.
- 17 -
Der große breiige Giftpilz,
grün-schwarz,
quillt hinter mir herauf,
saugt sich im Fetzenhimmel ein wie eine Seuchentinte,
in meinem Schädel steht der Wind um,
das Wasser ...
Dann:
Auf dem Hang von the Fox and Geese nach Chapelizod hinunter -
eine kleine bösartige Geiß, auf die Straße verbannt,
stupst zerstreut das Gatter zu ihrer Weide;
der Kolonialwarenladen ein großer Auflauf schweißnasser Helden
in Sonntagsanzügen
kommen vom Hurleyspiel droben in Kilmainham
herabgeeilt auf ein Maß Nepenthe oder Molü oder Halbe-Halbe.
Verblassende gelbe Flecken im Schlund des Liffey;
die Finger der Leitern über die Brüstung gehakt;
heranwinkend;
ein Schäumen wachsamer Möwen im grauen Auswurf der Sielen.
Ah das Banner
das Banner des Fleisches
blutend auf die Seide der Meere und die arktischen Blumen
die es nicht gibt.
- 18 -
II
world world world world
and the face grave
cloud against the evening
de morituris nihil nisi
and the face crumbling shyly
too late to darken the sky
blushing away into the evening
shuddering away like a gaffe
veronica mundi
veronica munda
give us a wipe for the love of Jesus
sweating like Judas
tired of dying
tired of policemen
feet in marmalade
perspiring profusely
heart in marmalade
smoke more fruit
the old heart the old heart
breaking outside congress
doch I assure thee
lying on O'Connell Bridge
goggling at the tulips of the evening
the green tulips
shining round the corner like an anthrax
shining on Guinness's barges
the overtone the face
too late to brighten the sky
doch doch I assure thee
- 19 -
II
Welt Welt Welt Welt
und das Gesicht ernst
Wolke auf Abendgrund
de morituris nihil nisi
zag zergeht das Gesicht
zu spät um den Himmel zu trüben
der schamrot in den Abend blickt,
wegschaudernd wie vor einer gaffe
veronica mundi
veronica munda
um Jesu willen wisch uns ab
schwitzen wie Judas
müde vor Sterben
müde der Polizisten
Füße in Marmelade
ausgiebig schwitzend
Herz in Marmelade
raucht mehr Obst
das alte Herz das alte Herz
bricht abseits von Verkehr
doch ich sage dir
liege auf der O'Connell-Brücke
und gaff die Tulpen des Abends an
die grünen Tulpen
die ums Eck leuchten wie Milzbrand
die auf die Guinness-Leichter leuchten
der Farbton, das Gesicht
zu spät um den Himmel zu hellen
doch doch ich sage dir
- 20 -
Alba
before morning you shall be here
and Dante and the Logos and all strata and mysteries
and the branded moon
beyond the white plane of music
that you shall establish here before morning
grave suave singing silk
stoop to the black firmament of areca
rain on the bamboos flower of smoke alley of willows
who though you stoop with fingers of compassion
to endorse the dust
shall not add to your bounty
whose beauty shall be a sheet before me
a statement of itself drawn across the tempest of emblems
so that there is no sun and no unveiling
and no host
only I and then the sheet
and bulk dead
- 21 -
Alba
noch vor dem Morgen kommst du hier an
und Dante und der Logos mit allen Sphären und Mysterien
und der angeschalmte Mond
jenseits der weißen Grenze der Musik
die du hier setzen wirst noch vor dem Morgen
ernste gleitende singende Seide
neig dich zum schwarzen Firmament aus Betelpalmen
regne auf Bambusgras Rauchblumen Weidengassen
neigst du dich auch mit mitleidigen Fingern
den Staub zu unterfertigen
wird deiner Großmut nichts hinzugetan
deren Schönheit ein Vorhang sein soll vor mir
eine Urkunde ihrer selbst, aufgesetzt querhin über den Schwall der
Sinnbilder
so daß es keine Sonne gibt, keine Enthüllung
und keine Heerschar
bloß mich und dann noch den Vorhang
und tote Fracht.
- 22 -
Dortmunder
In the magic the Homer dusk
past the red spire of sanctuary
I null she royal hulk
hasten to the violet lamp to the thin K'in music of the bawd.
She stands before me in the bright stall
sustaining the jade splinters
the scarred signaculum of purity quiet
the eyes the eyes black till the plagal east
shall resolve the long night phrase.
Then, as a scroll, folded,
and the glory of her dissolution enlarged
in me, Habbakuk, mard of all sinners.
Schopenhauer is dead, the bawd
puts her lute away.
- 23 -
Dortmunder
In dem verhexten, dem homerischen Zwielicht
vorbei am roten Turmknauf des Zufluchtsorts
ich nichtig, sie ein stattlicher Holk
haste zur roten Lampe, zur schrillen K'in-Weise der Hure.
Sie steht vor mir in der grellen Bude
gepfählt von jadnen Tonsplittern
das vernarbte Hymen ihrer Reinheit still
die Augen, die Augen schwarz bis der plagale Orient
das lange Nachtmotiv auflöst.
Dann, aufgerollt wie ein Pergament,
und die Glorie ihrer Verkommenheit überhöht
in mir, Habakuk, merde aller Sünder.
Schopenhauer ist tot, das Mensch
packt seine Laute weg.
- 24 -
Sanies
I
all the livelong way this day of sweet showers from Portrane on the
seashore
Donabate sad swans of Turvey Swords
pounding along in three ratios like a sonata
like a Ritter with pommelled scrotum atra cura on the step
Botticelli from the fork down pestling the transmission
tires bleeding voiding zeep the highway
all heaven in the sphincter
the sphincter
müüüüüüüde now
potwalloping now through the promenaders
this trusty all-steel this super-real
bound for home like a good boy
where I was born with a pop with the green of the larches
ah to be back in the caul now with no trusts
no fingers no spoilt love
belting along in the meantime clutching the bike
the billows of the nubile the cere wrack
pot-valiant caulless waisted in rags hatless
for mamma papa chicken and ham
warm Grave too say the word
happy days snap the stem shed a tear
this day Spy Wedsday seven pentades past
oh the larches the pain drawn like a cork
the glans he took the day off up hill and down dale
with a ponderous fawn from the Liverpool London and Globe
- 25 -
Ichor
I
den ganzen lieben langen Weg an diesem Tag der linden Regenschauer
von Portrane am Meerstrand
Donabate, Turveys triste Schwäne, Swords
strample daher in drei Gängen wie eine Sonate
wie ein Ritter mit sattel-geknufftem scrotum atra cura auf dem Pedal
Botticelli von der Gabel abwärts stößelt das Getriebe
blutende Reifen sausen, leeren die Fahrbahn
das ganze Himmelreich im Sphinkter
dem Sphinkter
müüüüüüüde jetzt
Tretmühle durch die Lustwandler
dies vielgetreue Nierost, dies Über-Echte
heimwärts zu, ein braver Bub
wo ich geboren bin mit einem Knall mit dem Grün der Lärchen
ah, wieder in der Eihaut zu stecken jetzt, ohne Verbindlichkeit
ohne Finger, ohne verfahrene Liebe
dahinschnellen mittlerweil aufs Fahrrad gekauert
die Wölbungen der Mannbaren der wächserne Ruin
bierdreist, eihaut-los, Lumpenleibchen, hutlos
für Mamma, Pappa, Hühnchen und Wammel
dazu warmen Grave, sag wieviel
glückliche Tage, kapp den Stengel, verdrück eine Träne
heute am Kiek-Mittloch sieben Pentaden her
o die Lärchen, der Schmerz wie Entkorken
die Eichel die er an seinem freien Tag nahm bergauf talab
mit einem schwerfälligen Reh vom Liverpool London and Globe
- 26 -
back the shadows lengthen the sycomores are sobbing
to roly-poly oh to me a spanking boy
buckets of fizz childbed is thirsty work
for the midwife he is gory
for the proud parent he washes down a gob of gladness
for footsore Achates also he pants his pleasure
sparkling beestings for me
tired now hair ebbing gums ebbing ebbing home
good as gold now in the prime after a brief prodigality
yea and suave
suave urbane beyond good and evil
biding my time without rancour you may take your oath
distraught half-crooked courting the sneers of these fauns these smart
nymphs
clipped like a pederast as to one trouser-end
sucking in my bloated lantern behind a Wild Woodbine
cinched to death in a filthy slicker
flinging the proud Swift forward breasting the swell of Stürmers
I see main verb at last
her whom alone in the accusative
I have dismounted to love
gliding towards me dauntlees nautch-girl on the face of the waters
dauntless daughter of desires in the old black and flamingo
get along with you now take the six the seven the eight or the little single-
decker
take a bus for all I care walk cadge a lift
home to the cob of your web in Holles Street
and let the tiger go on smiling
in our hearts that funds ways home
- 27 -
hinten werden die Schatten lang, die Ahornbäume schluchzen
'nen kugelrunden o mir 'nen strammen Jungen
eimervoll Sprudel Kindbett ist durstige Arbeit
der Hebamme ist er blutig
dem stolzen Vater spült es 'nen Klumpen Freude 'runter
dem fußkranken Achates auch keucht er vor Lust
perlende Biestmilch mir
müde nun, Haar weicht zurück, Zahnfleisch weicht zurück zum Ausgang
goldbrav jetzt in der Reife nach kurzem Ausschweif
ja ja und glatt
weltmännisch glatt jenseits Gut und Böse
abwartend ohne Groll, kannst den Eid drauf nehmen
zerrüttet, halbkrumm, den Hohn dieser Faune, dieser flotten Nymphen
herausfordernd
gestutzt wie ein Päderast an einem Hosenbein
zieh meine aufgeblähte Laterne ein, hinter einem Glimmstengel
halb zu Tode geschnallt in einem schmierigen Klepper
werfe den stolzen Swift heraus, biete die Brust dem Andrang der Stürmer
sehe das Hauptzeitwort endlich
sie, von der allein im zielenden Fall
ich absaß um sie zu lieben
gleitet auf mich zu, furchtlose Bauchtänzerin auf dem Spiegel der Wasser
furchtlose Tochter der Lust in dem alten Schwarz- und-Flamingo
mach daß du jetzt wegkommst, nimm die Sechs die Sieben die Acht oder
den kleinen Eindecker
nimm den Bus, von mir aus geh zu Fuß, fahr per Anhalter
heim zum Gespinst deines Hamens in Holles Street
und laß den Tiger dessen Wege nachhause münden
weiterhin in unsren Herzen schmunzeln
- 28 -
II
there was a happy land
the American Bar
in Rue Mouffetard
there were red eggs there
I have a dirty I say henorrhoids
coming from the bath
the steam the delight the sherbet
the chagrin of the old skinnymalinks
slouching happy body
loose in my stinking old suit
sailing slouching up to Puvis the gauntlet of tulips
lash lash me with yaller tulips I will let down
my stinking old trousers
my love she sewed up the pockets alive the live-oh she did she said that
was
better
spotless then within the brown rags gliding
frescoward free up the fjord of dyed eggs and thongbells
I disappear don't you know into the local
the mackerel are at billiards there they are crying the scores
the Barfrau makes a big impression with her mighty bottom
Dante and blissful Beatrice are there
prior to Vita Nuova
the balls splash no luck comrade
Gracieuse is there Belle-Belle down the drain
booted Percinet with his cobalt jowl
they are necking gobble-gobble
suck is not suck that alters
lo Alighieri has got off au revoir to all that
I break down quite in a titter of despite
- 29 -
II
es gab ein seliges Land
die American Bar
in Rue Mouffetard
es gab dort rote Eier
ich hab eine dreckige ich nenn's Henorrhoiden
aus dem Bad kommend
der Dampf das Behagen der Sorbett
der Verdruß des alten langen Lulatsch
flezender glücklicher Leib
lose in meinem alten stinkigen Anzug
schlendre auf Puvis zu die Spießruten-Tulpen
peitsche peitsche mich mit gelben Tulpen ich will
'runterlassen meine alte stinkige Hose
mein Lieb sie nähte die Taschen zu lebig o lebig das tat sie, sie sagte so
war's
besser
blitzblank dann in den braunen Lumpen drinnen rutschen
freskowärts frei hinan den Fjord, eingefärbte Eier und Glockenschwengel
ich verschwinde mir nichts dir nichts in der Kneipe
die Makrelen sind dort beim Billardspiel, sie rufen die Punktzahl aus
die Barfrau schindet Eindruck mit ihrem mächtigen Hintern
Dante und die selige Beatrice sind da
vor der Vita Nuova
die Bälle sprengen kein Glück Genosse
Gracieuse ist dort Belle-Belle vor die Hunde
Percinet gestiefelt, mit seinem blauen Kinnladen
sie knutschen tucktuck
Lutsch ist nicht Lutsch so er sich wandelt
lo Alighieri hat sich verzogen au revoir all dem
mir entfährt ein hämisch Gekicher
- 30 -
hark
upon the saloon a terrible hush
a shiver convulses Madame de la Motte
it courses it peals down her collops
the great bottom foams into stillness
quick quick the cavaletto supplejacks for mumbo-jumbo
vivas puellas mortui incurrrrrsant boves
oh subito subito ere she recover the cang bamboo for bastinado
a bitter moon fessade à la mode
oh Becky spare me I have done thee no wrong spare me damn thee
spare me good Becky
call off thine adders Becky I will compensate thee in full
Lord have mercy upon
Christ have mercy upon us
Lord have mercy upon us
- 31 -
horch
über die Kneipe kommt schreckliches Schweigen
ein Schauder durchfährt Madame de la Motte
er läuft, er dröhnt ihre Schnitzel herunter
der große Hintere schwingt sich aus zum Stillstand
rasch rasch das cavaletto, Rohrstöcke für den Hokuspokus
vivas puellas mortui incurrrrrsant boves
oh subito subito eh sie sich erholt die cangue Bambus für bastinade
ein bittrer Mond fessade à la mode
oh Becky erspar's mir, ich hab dir nichts getan, erspar's mir verflucht
erspar's mir liebe Becky
ruf deine Nattern ab Becky, ich will dir's voll entgelten
Herr erbarme dich
Christus erbarme dich unser
Herr erbarme dich unser
- 32 -
Serena
I
without the grand old British Museum
Thales and the Aretino
on the bosom of the Regent's Park the phlox
crackles under the thunder
scarlet beauty in our world dead fish adrift
all things full of gods
pressed down and bleeding
a weaver-bird is tangerine the harpy is past caring
the condor likewise in his mangy boa
they stare out across monkey-hill the elephants
Ireland
the light creeps down their old home canyon
sucks me aloof to that old reliable
the burning btm of George the drill
ah across the way a adder
broaches her rat
white as snow
in her dazzling oven Strom of peristalsis
limae labor
ah father father that art in heaven
I find me taking the Crystal Palace
for the Blessed Isles from Primrose Hill
alas I must be that kind of person
hence in Ken Wood who shall find me
my breath held in the midst of thickets
none but the most quarried lovers
- 33 -
Serena
I
vor dem guten alten British Museum
weg von Thales und dem Aretino
auf dem Busen des Regent's Park knistert
der Phlox unterm Donnerschlag
rote Schönheit in unserer Welt treibende tote Fische
alle Dinge voll Götter
niedergepreßt und blutend
ein Webervogel ist mandarinenrot, die Harpyie ist darüber hinaus
auch der Kondor in seiner räudigen Boa
sie stieren auf den Affenberg hinüber die Elefanten
Irland
das Licht kriecht hinunter in ihre alte Heimatklamm
saugt mich windseitig zu jenem alten Zugstück
dem brennenden Hintern von George dem Pavian
ah auf der drübern Seite zapft
eine Natter ihre Ratte an
weiß wie Schnee
in ihrem heißen Ofenschlund der Peristaltik
limae labor
ah Vater Vater der du bist im Himmel
ich ertappe mich wie ich vom Primrose Hill
den Crystal Palace für die seligen Inseln anseh
o weh ich muß so einer sein
weshalb im Ken Wood mich keiner finden wird
mitten im Dickicht mit angehaltenem Atem
als die gejagtesten Liebesleut
- 34 -
I surprise me moved by the many a funnel hinged
for the obeisance to Tower Bridge
the viper's curtsy to and from the City
till in the dusk a lighter
blind with pride
tosses aside the scarf of the bascules
then in the grey hold of the ambulance
throbbing on the brink ebb of sighs
then I hug me below among the canaille
until a guttersnipe blast his cernèd eyes
demanding 'ave I done with the Mirror
I stump off in a fearful rage under Married Men's Quarters
Bloody Tower
and afar off at all speed screw me up Wren's giant bully
and curse the day caged panting on the platform
under the flaring urn
I was not born Defoe
but in Ken Wood
who shall find me
my brother the fly
the common housefly
sidling out of darkness into light
fastens on his place in the sun
whets his six legs
revels in his planes his poisers
it is the autumn of his life
he could not serve typhoid and mammon
- 35 -
ich überrasche mich wie ich gerührt bin von den vielen Schloten
die angewinkelt sind vor Tower Bridge, bücklings
der Schlangenknicks hin und zurück zur City
bis in der Dämmerung ein Leichter
von Übermut geblendet
die Überfalzung der Schnellbalken abschält
dann in dem grauen Laderaum des Unfallwagens
pochend am Rand verebbender Seufzer
dann halt ich mir den Leib unter dem Gesindel
bis ein verflixter Rotzbengel mit schwarzumringten Augen
fragt ob ich mit der Zeitung fertig bin
ich stapfe davon furchtbar aufgebracht vorbei an dem Quartier für
Verheiratete Männer
Blutiger Tower
und in die Ferne, schraub mich mit Volldampf Wrens Riesenturm hinauf
und verfluche den Tag im Bau, keuchend auf der Plattform
unter der lodernden Urne
bin kein geborener Defoe
doch im Ken Wood
wer findet mich da
meine Schwester die Fliege
die Stubenfliege
tänzelt aus dem Schatten ans Licht
heftet sich auf ihren Platz an der Sonne
wetzt ihre sieben Beine
schwelgt in ihren Tragflächen und Peilern
sie steht im Herbst ihres Lebens
und taugt nicht mehr für Typhus oder Mammon
- 36 -
II
this clonic earth
see-saw she is blurred in sleep
she is fat half dead the rest is free-wheeling
part the black shag the pelt
is ashen woad
snarl and howl in the wood wake all the birds
hound the harlots out of the ferns
this damfool twilight threshing in the brake
bleating to be bloodied
this crapulent hush
tear its heart out
in her dreams she trembles again
way back in the dark old days panting
in the claws of the Pins in the stress of her hour
the bag writhes she thinks she is dying
the light fails it is time to lie down
Clew Bay vat of xanthic flowers
Croagh Patrick waned Hindu to spite a pilgrim
she is ready she has lain down above all the islands of glory
straining now this Sabbath evening of garlands
with a yo-heave-ho of able-bodied swans
out from the doomed land their reefs of tresses
in a hag she drops her young
the whales in Blacksod Bay are dancing
the asphodels come running the flags after
she thinks she is dying she is ashamed
she took me up on to a watershed
whence like the rubrics of a childhood
behold Meath shining through a chink in the hills
- 37 -
II
diese klonische Erden-
wippe, sie ist schlaf-schwiemlig
sie ist feist, halbtot, der Rest ist Leerlauf
scheitle die Noppe die Haut
ist aschfarbner Waid
Geheul und Geknurr im Wald weckt alle Vögel
hetzt die Huren aus dem Farn
dies saublöde Zwielicht drischt durchs Buschwerk
blökt nach dem Blutanstrich
diesem schwelgenden Schweigen
reiße das Herz aus
in ihren Träumen bebt sie wieder
in längst verstrichenen dunklen alten Tagen keuchend
in der Zange der Pins in ihrer Stunde der Not
der Sack krümmt sich, sie glaubt zu sterben
das Licht versiegt, es ist Zeit zum Hinlegen
Clew-Bay, Lohgrube xanthischer Blumen
Croagh Patrick dämmert zum Hindu einem Pilger zum Trotz
sie ist soweit, hat sich hingelegt über alle Inseln der Glorie
angespannt nun an diesem Sabbatabend der Tau-Kränze
mit dem »Hau-ruck-zuck!« der rüstigen Schwäne
seewärts vom heimgesuchten Land, ihre Lockenreffs
auf einer Bülte wirft sie ihre Jungen
die Walfische tanzen in Blacksod Bay
die Asphodelen kommen gelaufen, die Ilgen hinterher,
sie glaubt zu sterben, sie schämt sich
sie nahm mich mit zu einer Wasserscheide
wo gleich den Rubriken einer Kindheit
Meath leuchtet durch einen Bergsattel
- 38 -
posses of larches there is no going back on
a rout of tracks and streams fleeing to the sea
kindergartens of steeples and then the harbour
like a woman making to cover her breasts
and left me
with whatever trust of panic we went out
with so much shall we return
there shall be no loss of panic between a man and his dog
bitch though he be
sodden packet of Churchman
muzzling the cairn
it is worse than dream
the light randy slut can't be easy
this clonic earth
all these phantoms shuddering out of focus
it is useless to close the eyes
all the chords of the earth broken like a woman pianist's
the toads abroad again on their rounds
sidling up to their snares
the fairy-tales of Meath ended
so say your prayers now and go to bed
your prayers before the lamps start to sing behind the larches
here at these knees of stone
then to bye-bye on the bones
- 39 -
Rotten von Lärchen ein Wust von Pfaden und Strömen
die zum Meer hinfliehen und keine Umkehr
Kindergärten von Kirchtürmen und dann der Hafen
wie eine Frau im Begriff ihre Brüste zu verdecken
und verließ mich
mit soviel gemeinsamer Panik wir antraten
mit soviel kehren wir wieder heim
zwischen einem Mann und seinem Hund soll keine Panik verlorengehn
und sei er auch eine Hündin
durchweichtes Päckchen Churchman
gibt für den Terrier einen Maulkorb
es ist ärger als träumen
diese leichte rauhbeinige Schlampe ist nicht hinzukriegen
diese klonische Erde
all diese Phantome verwackeln beim Hinsehn
es ist zwecklos die Augen zu schließen
alle Saiten der Erde zerrissen wie die einer Pianistin
die Padden gehn wiederum ihre Runden
machen sich an ihre Beute heran
die Märchen von Meath zu Ende
also sag jetzt dein Gebet und geh zu Bett
dein Gebet eh die Lampen zu singen anfangen hinter den Lärchen
hier an diesen Knien aus Stein
dann heiah heiah an das Gebein
- 40 -
III
fix this pothook of beauty on this palette
you never know it might be final
or leave her she is paradise and then
plush hymens on your eyeballs
or on Butt Bridge blush for shame
the mixed declension of those mammae
cock up thy moon thine and thine only
up up up to the star of evening
swoon upon the arch-gasometer
on Misery Hill brand-new carnation
swoon upon the little purple
house of prayer
something heart of Mary
the Bull and Pool Beg that will never meet
not in this world
whereas dart away through the cavorting scapes
bucket o'er Victoria Bridge that's the idea
slow down slink down the Ringsend Road
Irishtown Sandymount puzzle find the Hell Fire
the Merrion Flats scored with a thrillion sigmas
Jesus Christ Son of God Saviour His Finger
girls taken strippin that's the idea
on the Bootersgrad breakwind and water
the tide making the dun gulls in a panic
the sands quicken in your hot heart
hide yourself not in the Rock keep on the move
keep on the move
- 41 -
III
häng diesen Fleischhaken der Schönheit an die Palette
es könnte endgültig sein, man kann nie wissen
oder verlaß sie, die das Paradies ist und dann
Plüsch-Hymens auf deinen Augäpfeln
oder, auf der Butt-Bridge, werde rot vor Scham
das beiderlei Gefalle jener Mammae
richtet deinen Mond auf, nur dir allein
auf auf auf zum Abendstern
sink hin auf den Erz-Gasometer
auf den Jammerberg, nagelneues Inkarnat
sink hin auf dem kleinen brandroten
Bethaus
irgendwas Herz Maria
der Bull und Pool Beg die können nie zueinander
nicht auf dieser Welt
wogegen stürze davon durch tollende Schäfte
wetz über die Victoria Bridge so ist's recht
langsam jetzt schleich dich die Ringsend Road entlang
Irishtown Sandymount suche den Höllenbrand
das Merrion Sandwatt gezeichnet von Viellionen Sigmas
Jesus Christus Sohn Gottes dem Erlöser sein Finger
Mädchen beim Ausziehn geschnappt, so ist's recht
auf dem Bootersgrad Wind- und Wellenbrecher
die Flut versetzt die fehlfarbnen Möwen in Panik
der Sand rinnt schneller durch dein heißes Herz
stiehl dich nicht in die feste Burg, bleib in Fahrt
bleib in Fahrt
- 42 -
Malacoda
thrice he came
the undertaker's man
impassible behind his scutal bowler
to measure
is he not paid to measure
this incorruptible in the vestibule
this Malebranca knee-deep in the lilies
Malacoda knee-deep in the lilies
Malacoda for all the expert awe
that felts his perineum mutes his signal
sighing up through the heavy air
must it be it must be it must be
find the weeds engage them in the garden
hear she may see she need not
to coffin
with assistant ungulata
find the weeds engage their attention
hear she must see she need not
to cover
to be sure cover cover all over
your targe allow me hold your sulphur
divine dogday glass set fair
stay Scarmilion stay stay
lay this Huysum on the box
mind the imago it is he
hear she must see she must
all aboard all souls
half-mast aye aye
nay
- 43 -
Malacoda
dreimal kam er
der Mann vom Begräbnisverein
unerforschlich hinter dem hürnenen Bowler
Maß zu nehmen
zahlt man ihm nicht, daß er Maß nimmt
an diesem Unverderblichen im Vorplatz
diesem Malebranca kniehoch in den Lilien
Malacoda kniehoch in den Lilien
Malacoda trotz der gekonnten Andacht
die sein Perinaeum verfilzt, sein Signal dämpft
aufstöhnend durch die dumpfe Luft
muß es sein, muß es sein, muß es sein
findet den Flor im Garten, bindet mit ihr an
hören darf sie, sehen braucht sie nicht
einzusargen
mit Hilfe andrer Hufträger
findet den Flor und nehmt ihn in Anspruch
hören muß sie, sehen braucht sie nicht
zudecken
gut zudecken, das Schwarze ganz zudecken,
gestatte, halte deinen Schwefel
Pfundshundstag, das Barometer hoch
bleib Scarmiglione bleib
leg diesen Huysum auf den Kasten
paßt auf das Imago auf denn das ist er
hören muß sie, sehen muß sie
alles einsteigen, alle Seelen
halbmast ja ja
nein
- 44 -
Da tagte es
redeem the surrogate goodbyes
the sheet astream in your hand
who have no more for the land
and the glass unmisted above your eyes
- 45 -
Da tagte es
lös ein das ausgetauschte Lebwohlsagen
das Linnen entrollt in deiner Hand
mehr hast du nicht übrig fürs Land
und das Glas über deinen Augen unbeschlagen
- 46 -
Echo's Bones
asylum under my tread all this day
their muffled revels as the flesh falls
breaking without fear or favour wind
the gantelope of sense and nonsense run
taken by the maggots for what they are
- 47 -
Echos Gebein
Obdach unter meinem Rist den ganzen Tag
ihr dumpfes Schmausen derweil das Fleisch fällt
und lassen Wind sonder Verlaub und Gunst
der Rutenlauf von Sinn und Unsinn ist getan
die Maden nehmen sie schlechthin so wie sie sind.
- 48 -
Cascando
I
why not merely the despaired of
occasion of
wordshed
is it not better abort than be barren
the hours after you are gone are so leaden
they will always start dragging too soon
the grapples clawing blindly the bed of want
bringing up the bones the old loves
sockets filled once with eyes like yours
all always is it better too soon than never
the black want splashing their faces
saying again nine days never floated the loved
nor nine months
nor nine lives
- 49 -
Cascando
I
warum nicht bloß die aufgegebene
Gelegenheit zum
Worterguß
ist es nicht besser abtreiben als unfruchtbar sein
die Stunden da du fort bist sind so bleiern
zu früh fangen sie immer an zu schleppen
die Enterhaken tasten blind ins Bett der Notdurft
holen die Knochen 'rauf, die alten Liebschaften
Höhlen einst angefüllt mit Augen wie deinen
stets immer ist es besser zu früh als nimmer
die schwarze Not spritzt ihnen ins Gesicht
sagen wieder, weder neun Tage machten das Geliebte flott
noch neun Monde
noch neun Leben
- 50 -
II
saying again
if you do not teach me I shall not learn
saying again there is a last
even of last times
last times of begging
last times of loving
of knowing not knowing pretending
a last even of last times of saying
if you do not love me I shall not be loved
if I do not love you I shall not love
the churn of stale words in the heart again
love love love thud of the old plunger
pestling the unalterable
whey of words
terrified again
of not loving
of loving and not you
of being loved and not by you
of knowing not knowing pretending
pretending
I and all the others that will love you
if they love you
III
unless they love you
- 51 -
II
sagen wieder
lehrst du mich nicht so werde ich nicht lernen
sagen wieder es gibt ein letztes
auch von den letzten Malen
letztesmal betteln
letztesmal lieben
wissen, nicht-wissen, tun-als-ob
ein letztes auch vom letztenmal sagen
liebst du mich nicht so werd ich nicht geliebt
lieb ich nicht dich so werde ich nicht lieben
nocheinmal Aufrühren die abgestandnen Worte im Herzen
das Liebe Liebe Liebe Stampfen des alten Quirls
wie er die unverdickbare
Molke der Worte stößelt
nocheinmal voll Grauen
nicht zu lieben
zu lieben doch nicht dich zu lieben
ungeliebt zu sein doch nicht von dir
zu wissen, nicht-wissen, tun-als-ob
tun-als-ob
ich und all die ändern die dich lieben werden
wenn sie dich lieben
III
es sei denn daß sie dich lieben
1937-1939
- 54 -
elles viennent
autres et pareilles
avec chacune c'est autre et c'est pareil
avec chacune l'absence d'amour est autre
avec chacune l'absence d'amour est pareille
- 55 -
sie kommen
andere und gleiche
bei jeder ist es anders und ist es gleich
bei jeder ist das Fehlen der Liebe anders
bei jeder ist das Fehlen der Liebe gleich
- 56 -
à elle l'acte calme
les pores savants le sexe bon enfant
l'attente pas trop lente les regrets pas trop longs l'absence
au service de la présence
les quelques haillons d'azur dans la tête les points enfin morts du coeur
toute la tardive grâce d'une pluie cessant
au tomber d'une nuit
d'août
à elle vide
lui pur
d'amour
- 57 -
für sie der ruhige Akt
die erfahrenen Poren das brave Geschlecht
das nicht zu lange Warten das nicht zu lange Bedauern
das Fernsein im Dienst der Gegenwart
die paar blauen Fetzen im Kopf die endlich toten Punkte des Herzens
alle späte Gnade eines endenden Regens
beim Einbruch einer Nacht
im August
für sie die Liebesleere
er der Liebesreine
- 58 -
être là sans mâchoires sans dents
où s'en va le plaisir de perdre
avec celui à peine inférieur
de gagner
et Roscelin et on attend
adverbe oh petit cadeau
vide vide sinon des loques de chanson
mon père m'a. donné un mari
ou en faisant la fleur
qu'elle mouille
tant qu'elle voudra jusqu'à l'élégie
des sabots ferrés encore loin des Halles
ou l'eau de la canaille pestant dans les tuyaux
ou plus rien
qu'elle mouille puisque c'est ainsi
parfasse tout le superflu
et vienne
à la bouche idiote à la main formicante
au bloc cave à l'oeil qui écoute
de lointains coups de ciseaux argentins
- 59 -
da sein ohne Kiefer ohne Zähne
wo die Lust zu verlieren vergeht
mit der kaum geringeren
zu gewinnen
und Roscelin und man wartet
Adverb oh kleines Geschenk
leer leer nur noch Liedfetzen
mein Vater gab mir einen Mann
oder mit den Fingern spielend
daß sie sich befeuchte
solange sie will bis zur Elegie
der beschlagenen Hufe noch fern von den Hallen
oder bis das Wasser des Pöbels in den Rohren schreit
oder nichts mehr
darauf daß sie sich befeuchte weil es so ist
alles Überflüssige vollende
und komme
zum idiotischen Mund zur kribbeligen Hand
zum Hohlkopf zum Auge das
nach fernen Schnitten silbriger Scheren lauscht
- 60 -
Ascension
à travers la mince cloison
ce jour où un enfant
prodigue à sa façon
rentra dans sa famille
j'entends la voix
elle est émue elle commente
la coupe du monde de football
toujours trop jeune
en même temps par la fenêtre ouverte
par les airs tout court
sourdement
la houle des fidèles
son sang gicla avec abondance
sur les draps sur les pois de senteur sur son mec
de ses doigts dégoûtants il ferma les paupières
sur les grands yeux verts étonnés
elle rode légère
sur ma tombe d'air
- 61 -
Himmelfahrt
durch die dünne Wand
hör ich an diesem Tag
an dem ein Sohn
auf seine Weise verloren zu seiner Familie zurückkehrte
die Stimme
sie ist gerührt
sie kommentiert
den Kampf um den Weltfußballpokal
immer zu jung
gleichzeitig durchs offene Fenster
kurz durch die Lüfte
dumpf
die Welle der Gläubigen
ihr Blut spritzte reichlich
auf die Laken auf die Platterbsen auf ihren Buhlen
mit seinen widerlichen Fingern schloß er die Lider
über den großen grünen erstaunten Augen
sie streunt leicht
über meine Luftgruft
- 62 -
La mouche
entre la scène et moi
la vitre
vide sauf elle
ventre à terre
sanglée dans ses boyaux noirs
antennes affolées ailes liées
pattes crochues bouche suçant à vide
sabrant l'azur s'écrasant contre l'invisible
sous mon pouce inpuissant elle fait chavirer
la mer et le ciel serein
- 63 -
Die Fliege
zwischen der Szene und mir
die Scheibe
leer außer ihr
den Bauch am Boden
in ihre schwarzen Därme geschnürt
mit erregten Fühlern gefalteten Flügeln
krummen Beinen im Leeren saugendem Mund
das Blau säbelnd sich ans Unsichtbare schmetternd
bringt sie unter meinem machtlosen Daumen
das Meer und den heiteren Himmel zum Scheitern
- 64 -
musique de l'indifférence
coeur temps air feu sable
du silence éboulement d'amours
couvre leurs voix et que
je ne m'entende plus
me taire
- 65 -
Musik der Gleichgültigkeit
Herz Zeit Luft Feuer Sand
der Ruhe Einsturz der Lieben
übertöne ihre Stimmen damit
ich mich nicht mehr
schweigen höre
- 66 -
bois seul
bouffe brûle fornique crève seul comme devant
les absents sont morts les présents puent
sors tes yeux détourne-les sur les roseaux
se taquinent-ils ou les aïs
pas la peine il y a le vent
et l'état de veille
- 67 -
trink allein
friß brenne hure krepiere allein wie ehemals
die Abwesenden sind tot die Anwesenden stinken
heraus mit den Augen wende sie ab zu den Schilfrohren
necken sie sich oder etwa die Faultiere
lohnt sich nicht es gibt ja Wind
und Wachsein
- 68 -
ainsi a-t-on beau
par le beau temps et par le mauvais
enfermé chez soi enfermé chez eux
comme si c'était d'hier se rappeler le mammouth
le dinothérium les premiers baisers
les périodes glaciaires n'apportant rien de neuf
la grande chaleur du treizième de leur ère
sur Lisbonne fumante Kant froidement penché
rêver en générations de chênes et oublier son père
ses yeux s'il portait la moustache
s'il était bon de quoi il est mort
on n'en est pas moins mangé sans appétit
par le mauvais temps et par le pire
enfermé chez soi enfermé chez eux
- 69 -
man kann also noch so viel
bei gutem Wetter und bei schlechtem
eingesperrt bei sich eingesperrt bei ihnen
als wäre es seit gestern sich an das Mammut erinnern
an das Dinotherium an die ersten Küsse
an die nichts Neues bringenden Eiszeiten
an die große Hitze des dreizehnten ihrer Ära
an Kant kalt über das rauchende Lissabon gebeugt
träumen durch Generationen von Eichen hindurch und seinen Vater
vergessen
seine Augen ob er ein Bartträger
ob er gut war woran er gestorben ist
man wird nichtsdestoweniger gefressen ohne Appetit
vom schlechten Wetter und vom schlechtesten
eingesperrt bei sich eingesperrt bei ihnen
- 70 -
Dieppe
encore le dernier reflux
le galet mort
le demi-tour puis les pas
vers les vieilles lumières
- 71 -
Dieppe
und wieder das letzte Verebben
das tote Geschiebe
die Umkehr und dann die Schritte
nach den alten Lichtern
- 72 -
Rue de Vaugirard
à mi-hauteur
je débraye et béant de candeur
expose la plaque aux lumières et aux ombres
puis repars fortifié
d'un négatif irrécusable
- 73 -
Rue de Vaugirard
auf halber Höhe
knipse ich und in klaffender Offenheit
setz ich die Platte Lichtern und Schatten aus
und geh dann bestärkt
durch ein unabweisbares Negativ
- 74 -
Arènes de Lutèce
De là où nous sommes assis plus haut que les gradins
je nous vois entrer du côté de la Rue des Arènes,
hésiter, regarder en l'air, puis pesamment
venir vers nous à travers le sable sombre,
de plus en plus laids, aussi laids que les autres,
mais muets. Un petit chien vert
entre en courant du côté de la Rue Monge,
elle s'arrête, elle le suit des yeux,
il traverse l'arène, il disparait
derrière le socle du savant Gabriel de Mortillet.
Elle se retourne, je suis parti, je gravis seul
les marches rustiques, je touche de ma main gauche
la rampe rustique, elle est en béton. Elle hésite,
fait un pas vers la sortie de la Rue Monge, puis me suit.
J'ai un frisson, c'est moi qui me rejoins,
c'est avec d'autres yeux que maintenant je regarde
le sable, les flaques d'eau sous la bruine,
une petite fille traînant derrière elle un cerceau,
un couple, qui sait des amoureux, la main dans la main,
les gradins vides, les hautes maisons, le ciel
qui nous éclaire trop tard.
Je me retourne, je suis étonné
de trouver là son triste visage.
- 75 -
Arènes de Lutèce
Von da wo wir sitzen über den Rängen
sehe ich uns von der Rue des Arènes her eintreten,
zögern, in die Luft schauen, dann mit bleiernen Schritten
auf uns zukommen über den dunklen Sand,
immer häßlicher, ebenso häßlich wie die anderen,
aber stumm. Ein kleiner grüner Hund
kommt von der Rue Monge hereingelaufen,
sie bleibt stehen, schaut ihm nach,
er durchquert die Arena, er verschwindet
hinterm Sockel des Gelehrten Gabriel de Mortillet.
Sie dreht sich um, ich bin weg, ich erklettere allein
die holzähnlichen Stufen, ich berühre mit der linken Hand
das holzähnliche Geländer, es ist aus Beton. Sie zögert,
geht einen Schritt auf den Ausgang Rue Monge zu, dann folgt sie mir.
Es überläuft mich ein Schauer ich bin's, der in mich zurückkehrt,
und mit anderen Augen betrachte ich jetzt
den Sand, die Wasserlachen unterm Staubregen,
ein kleines Mädchen, das einen Reifen hinter sich herzieht,
ein Paar, vielleicht Liebende, Hand in Hand,
die leeren Ränge, die hohen Häuser, den Himmel,
der uns zu spät leuchtet.
Ich dreh mich um, ich bin erstaunt,
da ihr trauriges Gesicht zu gewahren.
- 76 -
jusque dans la caverne ciel et sol
et une à une les vieilles voix
d'outre-tombe
et lentement la même lumière
qui sur les plaines d'Enna en longs viols
macérait naguère les capillaires
et les mêmes lois
que naguère
et lentement au loin qui éteint
Proserpine et Atropos
adorable de vide douteux
encore la bouche d'ombre
- 77 -
bis in die Höhle Himmel und Erde
und nacheinander die alten Stimmen
von jenseits des Grabes
und langsam das gleiche Licht
das auf den Ebenen Ennas bei langen Vergewaltigungen
unlängst das Frauenhaar beizte
und die gleichen Gesetze
wie unlängst
und langsam in der Ferne erlöschend
Proserpina und Atropos
anbetungswürdig vor zweifelhafter Leere
wieder der Schattenschlund
Six Poèmes
Sechs Gedichte
1947-1949
- 80 -
bon bon il est un pays
où l'oubli où pèse l'oubli
doucemant sur les mondes innommés
là la tête on la tait la tête est muette
et on sait non on ne sait rien
le chant des bouches mortes meurt
sur la grève il a fait le voyage
il n'y a rien à pleurer
ma solitude je la connais allez je la connais mal
j'ai le temps c'est ce que je me dis j'ai le temps
mais quel temps os affamé le temps du chien
du ciel pâlissant sans cesse mon grain de ciel
du rayon qui grimpe ocellé tremblant
des microns des années ténèbres
vous voulez que j'aille d'A à B je ne peux pas
je ne peux pas sortir je suis dans un pays sans traces
oui oui c'est une belle chose que vous avez là une bien belle chose
qu'est-ce que c'est ne me posez plus de questions
spirale poussière d'instants qu'est-ce que c'est le même
le calme l'amour la haine le calme le calme
- 81 -
gut gut es gibt ein Land
wo die Vergessenheit
sacht auf die unbenannten Welten drückt
da verschweigt man den Kopf der Kopf ist verstopft
und man weiß nein man weiß nichts
der Sang der toten Münder stirbt
am Strand er ist angelangt
es ist nichts zu beweinen
mein Einsamsein ich kenne es ja ja ich kenn' es kaum
ich habe Zeit so sag ich mir ich habe Zeit
doch welche Zeit hungrig Gebein die Zeit des Hunds
die des stetig verblassenden Himmels meines Stückchen Himmels,
des Strahls der zitternd emporschimmert
der Mikronen der Dunkeljahre
es heißt ich soll von A nach B gehn ich kann es nicht
ich kann nicht 'raus ich bin in einem fährtenlosen Land
ja ja es ist eine feine Sache die sie da haben eine ganz feine
was ist das fragen sie mich nichts mehr
Spirale Staub von Augenblicken was es ist das gleiche
die Stille die Liebe der Haß die Stille die Stille
- 82 -
Mort de A. D.
et là être là encore là
pressé contre ma vieille planche vérolée du noir
des jours et nuits broyés aveuglément
à être là à ne pas fuir et fuir et être là
courbé vers l'aveu du temps mourant
d'avoir été ce qu'il fut fait ce qu'il fit
de moi de mon ami mort hier l'oeil luisant
les dents longues haletant dans sa barbe dévorant
la vie des saints une vie par jour de vie
revivant dans la nuit ses noirs péchés
mort hier pendant que je vivais
et être là buvant plus haut que l'orage
la coulpe du temps irrémissible
agrippé au vieux bois témoin des départs
témoin des retours
- 83 -
Tod von A. D.
und da sein da immer noch da
gepreßt an mein altes Tischbrett das blatternarbig gewordene
vom Schwarz der blindlings zermalmten Tage und Nächte
beim da sein und nicht fliehen und doch fliehen und noch da sein
gebeugt zum Geständnis der daran sterbenden Zeit
gewesen zu sein was sie gewesen gemacht zu haben was sie gemacht
aus mir aus meinem gestern leuchtenden Auges gestorbenen Freund
heißhungrig in seinen Bart keuchend
das Leben der Heiligen verschlingend ein Leben pro Lebtag
nachlebend in der Nacht seine schwarzen Sünden
gestorben gestern während ich lebte
und da sein trinkend überm Gewitter
die Schuld der unverzeihlichen Zeit
geklammert am alten Holz Zeuge des Gehens
Zeuge des Kommens
- 84 -
vive morte ma seule saison
lis blancs chrysanthèmes
nids vifs abandonnés
boue de feuilles d'avril
beaux jours gris de givre
- 85 -
es lebe tot meine einzige Jahrzeit
weiße Lilien Chrysanthemen
frische verlassene Nester
Aprilblättermorast
rauhreifgraue Sommertage
- 86 -
je suis le cours de sable qui glisse
entre le galet et la dune
la pluie d'été pleut sur ma vie
sur moi ma vie qui me fuit me poursuit
et finira le jour de son commencement
cher instant je te vois
dans ce rideau de brume qui recule
où je n'aurai plus à fouler ces longs seuils mouvants
et vivrai le temps d'une porte
qui s'ouvre et se referme
- 87 -
ich bin der Sandstreifen der sich
zwischen dem Geschiebe und der Düne hinzieht
der Sommerregen regnet auf mein Leben
auf mich mein Leben das mich flieht mir folgt
und enden wird am Tag seines Beginns
teurer Augenblick ich sehe dich
in dem weichenden Nebelvorhang
wo ich nicht mehr die langen treibenden Schwellen zu betreten brauche
und leben werde solange eine Tür
sich öffnet und wieder schließt
- 88 -
que ferais-je sans ce monde sans visage sans questions
où être ne dure qu'un instant où chaque instant
verse dans le vide dans l'oubli d'avoir été
sans cette onde où à la fin
corps et ombre ensemble s'engloutissent
que ferais-je sans ce silence gouffre des murmures
haletant furieux vers le secours vers l'amour
sans ce ciel qui s'élève
sur la poussière de ses lests
que ferais-je je ferais comme hier comme aujourd'hui
regardant par mon hublot si je ne suis pas seul
à errer et à virer loin de toute vie
dans un espace pantin
sans voix parmi les voix
enfermées avec moi
- 89 -
was würde ich tun ohne diese Welt ohne Gesicht ohne Fragen
wo Sein nur einen Augenblick dauert wo jeder Augenblick
ins Leere fließt und ins Vergessen gewesen zu sein
ohne diese Welle wo am Ende
Körper und Schatten zusammen verschlungen werden
was würde ich tun ohne diese Stille Schlund der Seufzer
die wütend nach Hilfe nach Liebe lechzen
ohne diesen Himmel der sich erhebt
über dem Staub seines Ballasts
was würde ich tun ich würde wie gestern wie heute tun
durch mein Bullauge schauend ob ich nicht allein bin
beim Irren und Schweifen fern von allem Leben
in einem Puppenraum
ohne Stimme inmitten der Stimmen
die mit mir eingesperrt
- 90 -
je voudrais que mon amour meure
qu'il pleuve sur le cimetière
et les ruelles où je vais
pleurant celle qui crut m'aimer
- 91 -
ich möchte daß meine Liebe stürbe
daß es regnet auf den Friedhof
und in die Gassen wo ich gehe
jene beweinend die mich zu lieben glaubte
»Die Gedichte sind ein wesentlicher
Bestandteil des Beckettschen Werkes,
in gewisser Hinsicht sein sprachlicher
Exerzierplatz ... Darum geben die Gedichte
auch einen tieferen und unmittelbareren
Einblick in Becketts Denken als alles, was
er sonst geschrieben hat. Sein Denken
kreist stets um den einzelnen, der für ihn
immer ein Einsamer und Abseitiger ist.
Er fragt nach dem Grund der menschlichen
Existenz und nach unserer Identität...
Am höchsten aber ist seine sprachliche
Leistung einzuschätzen. Es ist eine Sprache,
die sich zu immer nuancierteren Eindrucks-
möglichkeiten entwickelt, um dem blinden
Menschen unserer Zeit neue Augen zu
schaffen.«
Wort und Wahrheit
DM 4.80
Deutscher
Taschenbuch
Verlag