Dank der SoundBlaster-Karte erhielt
der PC vor einigen Jahren endlich
eine adäquate Audiowiedergabe.
Neben dem analogen Ein- und
Ausgang wies die Karte auch einen
aus Platzgründen zusammengefaßten
MIDI/Joystick-Anschluß in Form einer
15poligen Sub-D-Buchse auf. Andere
Hersteller haben diese Konfiguration
beibehalten, so daß die SoundBlaster-
Karte als eine Art Standard angesehen
werden kann.
Ist die Soundkarte und deren Software
installiert, kann der PC als Synthesizer
und als Soundsampler arbeiten. Ein
fast vollständiges MIDI-Interface ist
integriert. Außerdem besitzt die Karte
die Einrichtungen zum Anschluß von
zwei Joysticks.
Anwender einfacher Soundkarten
dürften in der Regel kaum mit den
Möglichkeiten des integrierten FM-
Synthesizers zufrieden sein. Ein echter
Wavetable-Synthesizer, wie er bei bes-
seren Soundkarten mitgeliefert wird,
klingt viel “natürlicher”, aber auch ein
externer MIDI-Expander oder ein
Keyboard kann den Ansprüchen
genügen. Obwohl die meisten
Soundkarten den Anschluß solcher
MIDI-Geräte erlauben, mangelt es an
einer elektrisch und mechanisch stan-
dardisierten MIDI-Schnittstelle. Aus
X-10 - 12/98 Elektor
EXTRA
——————————————————— PC-P
LUS
Mit der Einführung der SoundBlaster-Karte und aller “kompa-
tiblen” Soundkarten verfügt jeder PC über eine Anzahl neuer
multimedialer I/O-Funktionen. Für einige dieser Funktionen wie
den (Wavetable-) Synthesizer oder den Soundsampler reicht
der PC und etwas Software, andere Funktionen sind nur mit
zusätzlichen Peripheriegeräten zugänglich. Das hier vorgestell-
te Interface konvertiert die Signale des multifunktionellen
Joystick-Anschlusses in mehrere standardisierte Signalpegel
und Anschlüsse für zwei Joysticks und MIDI-Geräte.
Joystick- und MIDI-
Interface
Erweiterte Soundkartenanschlüsse
diesem Grund werden spezielle
Adapterkabel mit Signalanpassung
eingesetzt, die aber nicht nur unhand-
lich sind, sondern eine Reihe neuer
Probleme aufwerfen. Die MIDI-Signale
sind nämlich auf den Joystick-
Anschluß gelegt, den der Stecker des
Adapterkabels damit für einen
Joystick blockiert. Mit ein wenig
Kreativität und einer kleinen Schaltung
kann man aber diesen Makel aus der
Welt schaffen.
Puffer
Die Schaltung des Joystick- und MIDI-
Interfaces ist in Bild 1 dargestellt. Wie
schon erwähnt, soll das Interface nicht
nur die kombinierte MIDI- und Joystick-
Schnittstelle auftrennen und auf eige-
ne Anschlüsse führen, sondern auch
für standardisierte Pegelverhältnisse
der MIDI-Signale sorgen.
Ein Standard-MIDI-Interface verwendet
Stromschleifen zur Signalübertragung,
also muß auf der Senderseite eine
Stromquelle und beim Empfänger eine
Stromsenke beispielsweise in Form eines
Opto-Kopplers aufweisen. Eine Sound-
karte liefert ein MIDI-Signal immer im
TTL-Format.
Wirft man einen Blick auf die Buchsen
eines MIDI-Gerätes, so findet man
neben einem MIDI-Eingang üblicher-
weise auch zwei MIDI-Ausgänge und
einen sogenannten MIDI-thru-
Anschluß. Sämtliche Anschlüsse sind
dabei als fünfpolige DIN-Buchsen
(180
°) ausgeführt. Die MIDI-Ausgänge
führen ein identisches Signal, an MIDI-
thru erscheint eine Kopie des Signals
am MIDI-Eingang.
Die Soundkarte liefert Anschlußmög-
lichkeiten für lediglich einen MIDI-Aus-
gang und einen MIDI-Eingang. Es ist
Aufgabe des Joystick- und MIDI-Inter-
faces, auf dieser Basis für die restlichen
Signale zu sorgen. Im Schaltbild ist
deutlich zu sehen, daß diese Aufgabe
nicht allzu schwer ist. Die gesamte
Schaltung ist mit einem 6fach-Inverter
vom Typ 74HCT14 aufgebaut. Die Inver-
ter besitzen TTL-kompatible Ein- und TTL-
kompatible Ausgänge, die mit einigen
externen Widerständen zu Stromquellen
umfunktioniert werden können. IC1d
invertiert das von der Soundkarte stam-
mende MIDI-Signal, so daß LED D3
leuchtet, wenn MIDI-Signale verschickt
werden. Die beiden parallelen Puffer
IC1b und IC1c invertieren das Signal
erneut und steuern jeweils einen eige-
nen Ausgang an. Die beiden 220-
Ω-
Widerstände R2 und R4 stellen die
Stromquellen dar, wie sie jeder MIDI-
Ausgang aufweist. Der MIDI-Eingang ist
auf die übliche Weise mit einem Opto-
koppler (IC2) ausgestattet, wobei D1
den Optokoppler gegen verpolte oder
zu hohe Eingangsspannungen schützt
und R10 dabei den Strom durch die
Schleife (zusammen mit den Wider-
ständen in der Signalquelle) begrenzt.
Das an MIDI-in eintreffende Signal wird
potentialfrei über den Optokoppler
übertragen. LED D2 sollte dabei
flackern. Auch hier wird das Signal auf-
geteilt und über einen Puffer/Inverter
IC1e zurück auf den Soundkarten-Ver-
binder K7 geführt sowie mit dem letzten
zur Verfügung stehenden Puffer auf
eine MIDI-thru-Buchse geführt.
Da an der Joystick-Schnittstelle der
Soundkarte auch ein Pin für die
Versorgungsspannung von +5 V
reserviert ist, kann das Interface auf
eine eigene externe Stromquelle ver-
zichten. Es ist also alles nur eine Frage
von anschließen und loslegen, oder,
wie es Billy Gates formulieren würde,
plug and play!
Zwei Joysticks
Die MIDI-Schnittstellen sind damit
“erschlagen”, es bleibt lediglich die
Aufgabe, die für beide Joysticks an K7
kombinierten Signale zu trennen und
auf eigene Anschlußbuchsen (K6 für
Joystick A und K5 für Joystick B) zu
führen. Dies ist nicht weiter schwierig
und nur eine Frage der Verdrahtung,
da Pegeländerungen nicht vorgenom-
men werden müssen.
An der Soundkarten-Steckverbindung
K7 findet man die Anschlüsse für die
Potis, die über die Position auf der X-
Achse und der Y-Achse entscheiden
(xa, xb, ya und yb), für jeweils zwei
Feuerknöpfe (fb1a, fb2a, fb1b und
fb2b) sowie Masse und +5 V.
In Bild 2 ist das Layout und der
Bestückungsplan für die Interface-
Platine zu sehen. Die Verbinder sind
übersichtlich angeordnet, an der
Schmalseite der Soundkartenanschluß
K7, an einer Seite die Joystick- und an
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LUS
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Elektor
EXTRA
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K7
10
11
12
13
14
15
1
2
3
4
5
6
7
8
9
K5
10
11
12
13
14
15
1
2
3
4
5
6
7
8
9
K6
10
11
12
13
14
15
1
2
3
4
5
6
7
8
9
C3
10
µ
25V
C2
10
µ
25V
2
3
1
5
4
K4
R10
220
Ω
R7
220
Ω
R6
220
Ω
2
3
1
5
4
K1
D1
1N4148
CNY17-2
IC2
5
4
1
2
6
R9
4k7
D2
R8
100
Ω
13
12
1
IC1f
11
10
1
IC1e
1
2
1
IC1a
5V
R2
220
Ω
R1
220
Ω
2
3
1
5
4
K3
5V
R4
220
Ω
R3
220
Ω
2
3
1
5
4
K2
5V
5
6
1
IC1c
3
4
1
IC1b
D3
R5
100
Ω
9
8
1
IC1d
IC1
14
7
C1
100n
C4
10
µ
25V
IC1 = 74HCT14
982090-11
5V
5V
5V
5V
MIDI OUT
MIDI IN
OUT
1
OUT
2
IN
THRU
5V
Bild 1. Die Schaltung des Joystick/MIDI-Interfaces, das die Signale am Joystick-Anschluß
der Soundkarte in standardisierte Pegel und Steckverbindungen umsetzt.
X-12 - 12/98 Elektor
EXTRA
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LUS
982090-1
(C) ELEKTOR
C1
C2
C3
C4
D1
D2
D3
H7
H8
H10
IC1
IC2
J1
J2
K1
K2
K3
K4
K5
K6
K7
R1
R2
R3
R4
R5
R6
R7
R8
R9
R10
THRU
982090-1
I
II
982090-1
(C) ELEKTOR
Bild 2. Platinenlayout und
Bestückungsplan der Interface-Platine.
Stückliste
Widerstände:
R1...R4,R6,R7,R10 = 220
Ω
R5,R8 = 100
Ω
R9 = 4k7
Kondensatoren:
C1 = 100 n
C2...C4 = 10
µ/25 V stehend
Halbleiter:
D1 = 1N4148
D2,D3 = LED high eff.
IC1 = 74HCT14
IC2 = CNY17-2
Außerdem:
K1...K4 = 5poliger DIN-Buchse für
Platinenmontage (180
°)
K5,K6 = 15poliger Sub-D-Verbinder,
gewinkelt, female, für Platinenmontage
K7 = 15poliger Sub-D-Verbinder, gewin-
kelt, male, für Platinenmontage
Gehäuse 120
⋅64⋅40 mm
3
(Bopla E430)
Bild 3. Ein Foto des aufgebauten
Prototyps, der genau in ein Bopla-
Gehäuse (E430) paßt.
der anderen Seite die MIDI-Buchsen.
Auf der einseitigen Platine müssen
zunächst einige Drahtbrücken ange-
bracht werden, anschließend montiert
man die anderen Bauteile und am
Schluß die Stecker und Buchsen. Die
bestückte und kontrollierte Platine setzt
man in das in der Stückliste empfohle-
ne Gehäuse ein und verbindet K7 über
ein 15poliges Kabel mit dem entspre-
chenden Anschluß der Soundkarte.
Fertig ist das Interface. Es können nun
zwei Joysticks und eine Zahl von MIDI-
Geräten angeschlossen werden, ohne
daß man ständig die Stecker wech-
seln muß.
(982090)rg
PC-P
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Elektor
EXTRA
X-13 - 12/98
Bild 4. An die MIDI-Anschlüsse können gängige MIDI-Geräte wie dieser Yamaha-Expander oder das elektronische Saxophon von Casio
angeschlossen werden.
MIDI-Hardware näher betrachtet
MIDI ist ein Akronym für Musical Instrument Digital Interface, über das
Musikinstrumente miteinander kommunizieren können. Die MIDI-Norm wurde
Anfang der 80er Jehre festgelegt. Das Interface wurde später auch von der
Computerindustrie übernommen und zählt heute zu den Standard-Features einer
Soundkarte. Dank des MIDI-Interfaces ist aber nicht nur die Software-
Ansteuerung von Musikinstrumenten, auch anders herum läßt sich mit einem
Keyboard ein Musikstück über einen Sequencer im PC festzulegen.
Die Hardware benutzt eine Art Stromschleife, um Informationen vom Sender
zum Empfänger zu leiten. An der Empfängerseite wird ein Optokoppler einge-
setzt, der bei einem Strom von 5 mA schaltet. Die Schaltzeiten dürfen maximal
2
µs dauern, die Übertragungsrate beträgt 32,25 Kbit/s (±1 %). Die asynchro-
ne Kommunikation gebraucht ein Start- und ein Stoppbit, dazwischen liegen
acht Datenbits. Mechanisch läuft die Verbindung über die Anschlüsse 4 und 5
eines 5poligen DIN-Steckers (180
°). Pin 4 ist mit einem Widerstand von 220 Ω
mit +5 V verbunden, Pin 5 über ebenfalls einen Widerstand von 220
Ω zum
Ausgang eines Treibers. Pin 2 kann als Erde und Abschirmung des MIDI-Kabels
eingesetzt werden. Die Anschlüsse 1 und 3 bleiben ungenutzt. MIDI-Kabel müs-
sen abgeschirmt sein, verdrillte (twisted) Adern aufweisen und dürfen höch-
stens 15 m lang sein.
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