Alpine Weisungen fur den Gebirgskrieg

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Alpine Weisungen für den Gebirgskrieg.

Alpine Gefahren.

Lawinengefahr.

Lawinen können schon auf Hängen mit einer Neigung von zirka 25 Grad entstehen, wenn
die sonstigen Vorbedingungen vorhanden sind. Andrerseits kann auf den steilsten Hängen
die Schneedecke genügend Halt haben, um nicht in Bewegung zu kommen. Harscht, wenn er
gut an die Unterlage angefroren ist, hält selbst auf den steilsten Hängen. Jedenfalls sind alle
Hänge mit einem größeren Neigungswinkel als 25 Grad mit Vorsicht zu betreten. Bei
flacheren Hängen sind die nach oben etwa anschließenden Steilhänge und Felswände bei
Beurteilung der Lawinengefahr in Betracht zu ziehen. Außer der Neigung hat auch die
Beschaffenheit des Hanges Einfluß auf die Lawinenbildung. Sie fördert oder verhindert das
Abgehen der Schneemassen. Je einförmiger und glatter der Hang ist, desto weniger gibt er
den auf ihm ruhenden Schneemassen Halt. Jede Unebenheit im Hange ist eine Art
Widerlager. Vorzügliche Widerlager bieten insbesondere Steinblöcke, Bäume, Gebüsche,
quer durch den Hang verlaufende noch sichtbare Wege, Gräben, Terrassen, künstliche
Lawinenschutzbauten, Schnee- und Eisknollen abgegangener Lawinen. Dadurch findet die
Schneedecke Stützpunkte, so daß sie selbst auf steilen Hängen nicht als Lawine abrutschen
kann. Dagegen begünstigen glatte Graslehnen, glatte Felshänge oder Hänge, deren
Unebenheiten durch Schnee bereits ausgeglichen sind, sehr die Lawinenbildung.
Auch die Beschaffenheit des Schnees ist von Einfluß auf die Lawinenbildung. Lockerer,
pulveriger und körniger Schnee, welcher in sich keine Verbindung hat, wird auch eine
schlechte Verbindung mit seinem Untergrunde haben und somit, die fließende Bewegung
der Schneedecke nicht hindern. Dagegen hat fester Schnee gewöhnlich eine innigere
Verbindung mit seiner Unterlage und wird dadurch weniger leicht ins Gleiten kommen.
Diese Festigkeit muß aber sodann eine durch die ganze Schneedecke gehende sein, sie darf
also nicht blos, in der oft brettartig gepreßten, falsche Festigkeit vortäuschenden Oberdecke
vorhanden sein, unter welcher sich lockerer Pulverschnee oder Hohlräume verbergen
können, die beim Durchschneiden der brettartigen Decke (z. B. mit Skiern) abgeht.
Sondieren mit Eispickel oder Stock notwendig.
Schneefall bei warmer Temperatur auf Grashängen oder glattem Untergrund, lockerer
Pulverschnee auf glatter gefrorener Unterlage, fördert die Lawinenbildung.
Die Entstehung der Lawine erfolgt durch Eigengewicht der Schneemasse, durch Sturm,
abbrechende Schneewächten, Stein-und Eisschlag, Sonnenwirkung, Regen,
Temperaturschwankungen, (Föhn), endlich aber durch Betreten (auch Gemsen, Wild usw.).
Am gefährlichsten sind die Neu- und Trockenschneelawinen, weil zeitlich und örtlich
schwer bestimmbar. Die Altschnee-, Grund- und Firnlawine des Frühjahres ist weit weniger
gefährlich, weil sie gewöhnlich örtlich (steile Hänge im allgemeinen, Steilmulden, in eine
Hauptrinne zusammenlaufende Rinnen) und zeitlich (Schneefall, Föhnwetter,
Sonnenwirkung etc.) vermutet werden kann. In kalten Morgen- und Abendstunden, wenn
die Schneemassen ineinander und mit dem Untergrunde verfrieren, ist Lawinengefahr
weniger zu befürchten. Die Lawinengefahr steigert sich im allgemeinen mit der
Schneemenge, ist also zu Beginn des Winters am geringsten und wächst bis zum Frühjahr,
wo sie dann infolge fortschreitender Konsistenz der Schneemassen wieder abzunehmen
beginnt.

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Gehen in großen Distanzen ist unbedingt Hauptregel, sobald Lawinengefahr vermutet wird.
Es soll immer so großer Abstand eingehalten werden, daß gleichzeitig nur ein Mann der
Lawine ausgesetzt sein kann. Zum Passieren lawinengefährlicher Hänge ist die kürzeste
Route zu wählen, um der Gefahr möglichst bald zu entgehen. Die Route soll nicht über
Steilabsätze und Mulden, sondern über Verflachungen und Erhebungen (Rippen) führen.
Muß eine Steilmulde passiert werden, welche von lawinensicheren Rippen
eingeschlossen ist, so darf immer nur ein Mann dieselbe passieren, während die Uebrigen
auf den Grenzrippen warten.
Die Ersteigung eines Lawinenhanges erfolgt auf möglichst steiler Spur, welche an
Widerlagern (Steinen, Bäumen u. dgl.), vorüberführen soll und so angelegt sein muß, daß
beim Abtreten einer Lawine höchstens ein Mann mitgerissen werden kann.
Führen über einen Hang mehrere Rippen bergan, so erscheint es angezeigt, wenn viele
Teilnehmer sind, von der einen Rippe zur anderen überzugehen, damit nicht zuviel Personen
auf ein und derselben Rippe, resp. zwischen denselben sind, und so die Gefahr des Abtretens
einer Lawine oder Verschüttens durch die Lawine vergrößert wird. Sind diese Rippen (wie
häufig der Fall) vollkommen lawinengefahrlos, so kann sich die Abteilung gleichmäßig auf
sie verteilen und paralell ansteigen, wenn oben eine sichere Vereinigung möglich ist.
Kann man auf diese Weise der Gefahr des Lostretens einer Lawine nicht ausweichen, so
werden die Ski abgeschnallt und eine gerade Spur in der Richtung des fließenden Wassers
möglichst auf Rippen den Hang hinaufgetreten. Bei der Abfahrt auf solchen Hängen sind
noch größere Distanzen einzuhalten, wie im Aufstiege. Stürze auf lawinengefährlichen
Hängen sind womöglich zu vermeiden. Die horizontal gezogene Spur über einen
lawinengefährlichen Hang ist die natürlichste Abrißlinie der Lawine, daher besondere
Vorsicht nötig. Die Spannung der Schneedecke soll nie in ihrer Mitte oder an ihrem unteren
Rande gestört werden. Dort ist die Spannung am größten und daher eine Lösung der
Spannung für die Lawinenbildung am gefährlichsten. Lawinengefährliche Hänge werden
nach Möglichkeit stets an ihrem oberen Rande passiert, am Rande eines Waldes oder einer
Felswand. Man muß vermeiden, in die abgehende Lawine hineinzugeraten und durch diese
mitgerissen zu werden.
Beim Ueberqueren lawinengefährlicher Hänge oder Gräben darf das Seil nur dann
verwendet werden, wenn die Sichernden an lawinengeschützten Punkten stehen, sonst
vergrößert Seilbenützung die Gefahr, anstatt sie zu vermeiden.
Bei Ausmittlung von geeigneten Plätzen für Unterkünfte im Gebirge ist wegen der
Grundlawinengefahr der Rat von Einheimischen und Fachleuten einzuholen.
Wer in eine Lawine gerät, versuche sich durch Schwimmbewegungen möglichst auf der
Lawinenoberfläche zu halten. Man versuche die Skibindung zu lösen (Durchschneiden), die
Stöcke lasse man nicht aus. Die Auffindung Verschütteter wird außerordentlich erleichtert,
wenn diese "Lawinenschnüre" benützten. Dies sind grellgefärbte, etwa 20 Meter lange
Stricke, die beim Gehen, an ein Ende um den Leib gebunden, frei nachschleifen. Es ist daher
streng darauf zu achten, daß die Lawinenschnüre bei Lawinengefahr stets in Verwendung
kommen. Auch hat der Gebrauch derselben den Vorteil daß die Leute gezwungen sind,
Abstände zu halten.
Zur Rettung von in Lawinen Verschütteten ist sofort nach Eintritt der Katastrophe die
Oberfläche der zur Ruhe gekommenen Schneemasse abzusuchen, dabei ist genau und
systematisch, vorzugehen, damit auch jeder Teil der Oberfläche wirklich abgesucht wird.
Dies geschieht, indem man die verfügbaren Leute auf zirka 2—3 Meter Distanz aufstellt,
selbe sondierend, eine Spur nach vorwärts ziehen läßt und auf diese Weise die ganze Fläche
der Lawine absucht. Diese Spuren dienen dann als Markierung für die anzulegenden Gräben.

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Letztere werden sodann als tiefe paralell laufende Rinnen in der Fallinie angelegt, so daß
zwischen den Gräben Dämme in der Stärke von 1—2 Metern entstehen, welche wieder von
der Seite aus, durch Pickel, Stock oder Sondierstab durchsucht werden.
Während der Rettungsarbeiten unmittelbar nach abgehender Lawine, sollen Avisoposten
den Hang oberhalb der Lawine genau beobachten um beim Nachrutschen weiterer
Schneemassen rechtzeitig zu warnen. Beim Einstellen ist jedenfalls am Ort des Unglücks ein
Beobachter zurückzulassen, weil es vorkommen kann, daß eine nachkommende Lawine die
frühere in Bewegung bringt und so die Verschütteten ganz oder teilweise wieder an die
Oberfläche bringt oder auch daß sich ein Verschütteter durch Befreiung seiner Hand oder
eines Stockes bemerkbar macht. Auf jeden Fall sollen die nicht Verschütteten selbst sofort
die Bergung beginnen, anstatt weit weg um Hilfe zu eilen, da oft nach einer Viertelstunde
die Hilfe bereits verspätet wäre.
Befinden sich Unterkünfte in lawinengefährlichem Terrain, so empfiehlt es sich, um diese
selbst und auch den Verkehr zwischen denselben zu sichern, Horch- und Signalposten
möglichst hoch und gedeckt an den Lawinengängen zu postieren, die das Abgehen von
Lawinen rechtzeitig signalisieren, und den Leuten das sofortige Verlassen der gefährdeten
Unterkünfte und Wege gebieten. Um die Unterkünfte herum müssen entsprechend viele
Wege frei gehalten werden, damit die Mannschaft möglichst rasch aus dem Gefahrbereich
entkommen kann. Es empfiehlt sich, Alarmübungen durchzuführen, um größte Ordnung
und Raschheit bei der Räumung zu erzielen.
Hauptprinzip aber: Unterkünfte so anlegen, daß für sie, sowie für die Verbindungswege
keine oder die tunlichst geringste Lawinengefahr zu fürchten ist. Während der
lawinengefährlichen Zeil ist der Verkehr zu den Höhenstellungen auf das Mindestmaß
einzuschränken, Verpflegung und Munition aus den Reservevorräten zu entnehmen.

Wächten.

Wächten sind Schneegebilde, die, hervorgerufen durch Sturm und Schneefall, oft mehrere
Meter über die betreffenden Bergrücken und Plateauränder balkonartig hinausragen.
Sie bilden eine große Gefahr beim Betreten, indem sie abbrechen und in die Tiefe
stürzen. Abbrechende Wächten brechen häufig nicht an der Stelle ab, wo sie angesetzt sind,
sondern greifen auf die Windseite über. Dieselben sind, wenn man von der Windseite
kommt, schwer zu erkennen. Es ist daher beim Erreichen eines Grates oder Plateaurandes
mindestens 10 bis 20 Schritt vorwärts vorsichtig, eventuell mit dem Stock sondierend, nie
bis an den Rand vorzugehen. Nähert man sieh einer Wächte von der Windseite, so findet,
man deren Rand leichter, wenn man über den Rand entferntere Punkte anvisiert und durch
Auf oder Abbeugen eine Veränderung der Visierpunkte herbeiführt. Ist es notwendig, eine
Passierstelle in der Wächte zu suchen, so darf nur angeseilt vorgegangen werden. In den
meisten Fällen kann man einer Wächte ausweichen. Kann man nicht ausweichen, so ist ein
Durchgang durch die Wächte zu schlagen, resp. diese zum Abbruche zu bringen (angeseilt).
Von der Wächtenseite kommend, werden Stellen, an denen die Wächte die geringste Stärke
hat, was meistens bei zum Hang emporführenden Rücken der Fall ist, zum Passieren
gewählt. Ein Traversieren unterhalb starker Wächten soll unbedingt vermieden werden,
besonders bei starkem Wind und Sonnenwirkung. Wächten können, wenn sie abbrechen,
auch Lawinenerreger sein. Bei im Zickzack führenden Graten und Plateaurändern wird
besonders auf Winkelwächten aufmerksam gemacht, die sehr trügerisch sind.
Auf Wächten Abstände halten, bezw. lang anseilen, damit nicht mehrere gleichzeitig von
derselben brechenden Wächte mitgerissen werden.

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Steinschlag.

An steilen Felshängen, besonders im Frühjahr bei der Schneeschmelze und dadurch
hervorgerufenen Erosion, brechen Steine, die oft ganze Steinlawinen erregen, ab und bilden
eine nicht unwesentliche Gefahr.
Der Steinfall hängt jedoch nicht nur von der Jahres- sondern auch von der Tageszeit
sowie von der herrschenden Witterung ab. Orte, die dem Steinschlag ausgesetzt sind, sollen
nicht passiert werden, wenn die gefährlichen Hänge in der intensivsten Sonnenbestrahlung
liegen (größte Schneeschmelze!) oder wenn auf den Höhen der Sturm tost oder Regen
herabstürzt, der alles lose Gestein in die Tiefe befördert. Steinfallgefährliche Stellen und
Berge lassen sich an verschiedenen Merkmalen erkennen. Meistens sind die unteren Hänge
dieser steingefährlichen Stellen durch dunklere Streifen (Steinrinnen) gekennzeichnet, von
weitem sichtbar. Findet man am Fuße der Wände grüne Rasenhänge oder reine
Schneefelder, so ist die Gefahr geringer, als bei Bergen, die von hohen Schuttkegeln und
Steintrümmern umsäumt, sind. Am leichtesten erkennt man die gefährlichen Stellen an
Schneerinnen, da jeder Stein, der durch sie den Weg genommen, Furchen schlägt und
außerdem der Schnee von den Gesteinsplittern verschiedenartig gefärbt wird. Diese Stellen
sind zu vermeiden oder mindestens sehr schnell und in großen Distanzen zu passieren. Beim
Passieren von Steilwänden hat jedermann dringendst darauf zu achten, keine Steine
loszulösen, weil oft nachkommende, nicht, im Gesichtskreis befindliche Personen gefährdet
werden können.
Wenn es die Verhältnisse erlauben, so soll, damit man sich nicht gegenseitig durch Steine
gefährdet, der Auf- und insbesondere der Abstieg in breit entwickelter Linie vor sich gehen.
Vorsicht bei Serpentinenwegen! Die größte Vorsicht ist beim Klettern geboten, weil dort ein
losgemachter Stein selbst auf kurze Entfernung Unheil anrichten kann. Wird von allen
gleichzeitig geklettert, so sind möglichst kurze Distanzen zu halten. Wird einzeln gegangen,
so haben die jeweilig Wartenden gegen Steinschlag gedeckt zu stehen. Siehe auch Gehen
und Klettern im Fels.

Gewitter.

Die Hauptgefahr des Gewitters ist der Blitz. Die Gefahr ist im Gebirge nicht überall
gleich groß; sicher ist, daß sie mit der Höhe zunimmt. Am größten ist sie auf den Gipfeln
und Graten, daher muß man bei heranziehenden Gewittern trachten, so schnell als möglich
von diesen wegzukommen. Besonders gefährlich sind während eines Gewitters mit
Drahtseilen und Eisenstiften versicherte Steige, da der Blitz mit Vorliebe den
Versicherungen folgt, weshalb man abseits von diesen zu kommen trachten muß. Kann man
an einer sicheren Stelle das Gewitter abwarten, z. B. unter einem großen Ueberhang oder in
einer Höhle, so lege man alle eisernen Ausrüstungsstücke abseits.

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Kälte.


Der richtige Gebrauch der Kleidung ist der beste Schutz gegen Erfrierungsgefahr. — In
der Bewegung, im Aufstieg möglichst leicht gekleidet, damit man nicht in Schweiß gerät,
bei Rasten, Biwaks möglichst warm, sogar alle Reservekleidung in Verwendung nehmen.
Erfrierungen am meisten ausgesetzt sind Nase, Ohren, Hände und Füße. — Die erste
Erscheinung von Erfrieren zeigt sich durch weiße oder wachsgelbe Stellen und durch die
Gefühllosigkeit an denselben. Diese Stellen sind sofort eventuell mittels Schnee zu reiben,
bis sie die normale rötliche Hautfarbe erhalten. — Erfrierungen zweiten oder dritten Grades
sind wie starke Brandwunden zu behandeln. Bei großer Kälte ist gegenseitige Beobachtung
der Teilnehmer anzuordnen. Starkes Abschnüren der Glieder durch enggeschnürte Schuhe,
Gamaschen u. dgl. ist zu vermeiden. — Ein bewährtes Kälteschutzmittel ist Papier
(Zeitungspapier), das bei Schneesturm, Rast, Biwak zwischen Wäsche und Kleidung auf
Rücken, Brust, unter das Gesäß gelegt wird. Auch das Einwickeln der Zehen und Füße in
Papier, eventuell Heu schützt vor Erfrierungen. Die Wollsocken müssen am Fuße selbst
(ohne Bäumwollzwischenlage) anliegen und trocken sein. Nasse Socken an der eigenen
Brust oder Rücken trocknen. Gegen Erfrierungen der Füße wird nachdrücklichst auf den
Gebrauch der Schuhüberzüge verwiesen (siehe "Ausrüstung"), welche besonders im
Marsche ohne ein Marschhindernis zu bilden, das Gefrieren des Schuhleders und dadurch
das Erfrieren der Füße vermeiden.

Schneeblindheit und Gletscherbrand.

Ausgiebiger Gebrauch der Schneebrillen, besonders bei schneebedecktem Gelände und
starker Sonnenwirkung! Bei Mangel der Schneebrillen kann man zur Not aus Papier oder
Pappendeckel einen Augenschutz herstellen, dadurch, daß man in die Mitte des etwas größer
als das Auge ausgeschnittenen Papiers oder Pappendeckels einen horizontalen, einen
vertikalen und schräg verlaufenden Schnitt macht, deren Kreuzungspunkte in der
Augenmitte liegen. Bei den ersten Anzeichen von Schneeblindheit ist der Betroffene mit
nassen Umschlägen in einem dunklen Räume zu behandeln.
Zur Vermeidung des Gletscherbrandes ist auf den schneebedeckten Hochregionen vor
Antritt der Tour-, mindestens rechtzeitig vor starker Sonnenwirkung, das Gesicht und die
unbekleideten Teile des Körpers mit Gletschersalbe oder Vaselin, Fett oder Oel einzureiben.
Am besten ist ein nicht durchsichtiges, sondern lichtundurchlässiges Fett, Zinksalbe,
Lanolincreme oder Lichtmithin, Zeozon etc. Starker Gletscherbrand erzeugt starkes Fieber.
Das Anfeuchten der Lippen, namentlich das Rauchen, führt zu Entzündungen und
Vereiterung der Lippen.
Auf Gletschern, besonders im Sommer bei starker Hitze, ist die Verwendung von
Strohhüten, weißen Gaze- oder Leinenhüten, eventuell improvisierten Mützen aus weißem
Sacktuch sehr empfehlenswert.

Marsch im Gebirge.


Vor jedem Abmarsch ist Ausrüstung und Verpflegung auf das peinlichste zu visitieren,
weil die Leistungsfähigkeit zum großen Teil von derselben abhängt. Hierauf kann im
Gebirge nicht genug Gewicht gelegt werden. Die gründlichste Organisation jedes
Unternehmens bis in die kleinsten, scheinbar nebensächlichsten Einzelheiten ist unbedingte
Voraussetzung des Gelingens.

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Die Einteilung der Patrouillen ist beim Abmarsch unter Berücksichtigung der besonderen
alpinen Ausrüstung der einzelnen Leute zu treffen. Sie hat unbedingt aufrecht erhalten zu
bleiben.
Transportmittel, Vorspann oder Tragtiere (Skikjöring) sind so lange wie möglich
auszunützen, um die Kraft des Mannes bis zum eigentlichen Dienst möglichst zu schonen.
Vor Antritt der Tour ist die Auswahl des Weges zu treffen (Kalkül über notwendige Zeit,
Rasten usw.). — Tagesleistungen sind nicht nach der Länge der Strecke auf der Karte,
sondern mit Rücksicht auf Terrain, Höhenunterschiede usw. festzulegen. Auch muß in
Berücksichtigung gezogen werden, daß namentlich bei Schnee oft Hindernisse angetroffen
werden, die aus der Karte nicht herauszulesen sind, und die zu großen Umwegen und
Aufenthalten zwingen; daher beim Kalkül zu berücksichtigen sind. Eintreffen am Ziel soll
womöglich noch in die Tageszeit fallen. Das Tempo im Gebirge muß möglichst gemäßigt
und gleichmäßig sein und ist nach dem Schwächsten bezw. nach der Queue zu regulieren.
Das bei Flachländern so beliebte anfängliche Schnellgehen in der ersten halben Stunde ist zu
vermeiden und besonders langsam zu gehen. Das Tempo ist durch richtig gehandhabte
Verbindung leicht einzuhalten. Naturgemäß wird sich im Gebirge eine Kolonne mehr in die
Länge ziehen, als in der Ebene. Es ist von einer peinlichen Einhaltung der vorgeschriebenen
Rottendistanzen ganz abzusehen, da sonst ein zieharmonikaartiger, sehr ermüdender Marsch
entsteht. Dem einzelnen Mann oder der Rotte sind stets mehrere Schritte zur Regulierung
des Abstandes frei zu lassen.
Auf jeden Fall ist zwischen zwei in der Kolonne marschierenden Männern eine
Mindestdistanz von drei, bei Skiläufern von vier Schritten einzuhalten. Bei größeren
Abteilungen, die eine Kolonne zu lang gestalten würden, sind eventuell verschiedene
Marschlinien zu wählen, wobei jedoch Rücksicht darauf zu nehmen ist, daß sich die
Kolonnen nicht durch Steinschlag, Lawinen usw. gefährden. Im Aufstieg sind
Marscherleichterungen im größten Maße zu gestatten. Besonders darf der Mann nicht zu
warm angezogen sein, damit er nicht in Schweiß gerät, weil sonst Erkältungen und
Erkrankungen eintreten können.
Die Eigenart des Hochgebirges, das eigentlich fortgesetzt Defiles bildet, bringt es mit
sich, daß die Sicherungstruppen stark zu halten sind und die Distanzen derselben nicht nach
dem Normalschema der Ebene gehalten werden dürfen. Es werden die Distanzen oft doppelt
groß, oft auf die Hälfte reduziert sein, es ist eben jedes Delfile erst von der Sicherungstruppe
zu passieren, bis die Haupttruppe dasselbe betritt (abschnittweises Vorgehen).
Die Entsendung von Patrouillen soll (der Ausrüstung entsprechend) im Stande von
mindestens 4 Mann erfolgen und auf ihr Fortkommen, speziell bei Seitenpatrouillen im
schwierigen Gelände Rücksicht genommen werden, wobei zu bedenken, daß unter
Zurücklegung namhafter Höhenunterschiede, etwa durch tiefen Schnee watende
Seitenpatrouille nicht annähernd so rasch vorwärts kommt, als die am Wege im Tal
marschierende Haupttruppe. Dieselben sind öfters abzulösen. Die Verwendung von
vorausgesendeten Standpatrouillen auf wichtige übersichtliche Punkte, wie Bergspitzen,
Sättel, Pässe, wird oft nötig sein.
Auf Einhaltung der Verbindung ist strenge zu achten! Geeignete Signale (Pfeife und
Armbewegungen für: „Halt"! Sammeln! Rast, rechts, links usw.) sind anzuwenden. Jeder
Befehl, jede Weisung ist sofort an den Vorder-, bezw. an den Hintermann weiterzugeben.
Auf gleiche Weise ist dem Führer jeder Zwischenfall, Unpäßlichkeit, Skibruch, Verlust eines
Gegenstandes, Gefahr usw. zu melden.
Bei Skifahrten ist noch besonders zu beachten: Muß eine neue Spur angelegt werden, so
ist in regelmäßigen Abständen mit den Vorspuren zu wechseln. Der abzulösende Mann tritt
seitlich aus der Spur, sein Hintermann geht an die Tete. Der Abgelöste läßt die Kolonne
passieren und schließt sich als Vorletzter an.

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Im Aufstieg ist der Führer stets an der Tete. Sein Stellvertreter (verläßliche Charge) als
letzter.
Nicht zu steil gehen, Spur gut „ausdenken", langgezogene Serpentinen anlegen, Mulden,
Rücken, Gräben horizontal ausgehen! In der Abfahrt ein guter, möglichst wegkundiger
Fahrer voraus. Führer an die Queue! Anschluß halten! Von Zeit zu Zeit sammeln! Kein
Mann darf ohne Meldung austreten, keiner zurückbleiben! Reparaturzeug, Verbandzeug,
Seil an die Queue. Bei der Abfahrt ist häufig zu sammeln, Tempo auch in der Abfahrt stets
nach dem letzten Mann regulieren! Vorgefahrene Spur genau einhalten! Trinken von kaltem
Wasser, Schneeessen ist streng zu verbieten, ebenso unnützes Sprechen und Rauchen im
Aufstieg. Bei Stürzen Sturzplatz nachsehen, ob keine Gegenstände verloren wurden!
Unwohlsein, Gefühllosigkeit der Füße, Hände und Gesicht sind sofort zu melden.
Beim Traversieren steiler Hänge ohne Ski darf man sich nicht mit dem Oberkörper
bergwärts neigen, sondern muß aufrecht gehen und den Stock oder- Pickel mit beiden
Händen quer haltend als dritten Stützpunkt benützen (nicht auf ihn lehnen). Im Schnee genau
die Spur des Vordermannes treten. Auf ständig begangenen Routen getrennte Auf- und
Abstiegspuren anlegen. Auf Eis mit Steigeisen, Fußsohlen flach aufsetzen, daß alle Zacken
eingreifen.
Rasten sind nicht nur aus äußeren taktischen Rücksichten, sondern auch abhängend von
den besonderen Rücksichten auf Lawinengefahr und Steinschlag und an möglichst,
windgeschützten Stellen zu halten. „Kurze Rast" eine halbe Stunde nach Abmarsch dazu
benützen, um Adjustierungsmängel zu beheben und einerseits Vorsorgen gegen Verkühlung
durch Anziehen von Reservewäsche oder Kälteschutzmitteln zu treffen, andererseits zu
warme Kleidungsstücke im Rucksack zu versorgen, auszutreten u. dergl. Allzuhäufiges
Rasten ermüdet eher. Es ist vorteilhafter, in gleichmäßigem, langsamen Tempo
weiterzugehen und erst nach Zurücklegung eines größeren Teiles der Tagesstrecke oder vor
schwierigen Aufstiegen eine ausgiebige Rast einzuschalten. Kleine Zwischenmahlzeiten bei
den Rasten erhalten die Leistungsfähigkeit.
Bei Auswahl von Lager- und Biwakplätzen sollen, wenn angängig, die Unterkünfte,
Sennhütten u. dgl. benutzt werden, Wo dies nicht möglich ist, sind Zelte, Schneehütten mit
Zeltblattbedeckung herzurichten. Bei einer Nächtigung in Schneehütten, besonders bei
größerer Kälte, muß abwechselnd stets ein Teil der Mannschaft wach bleiben, um
Erfrierungen zu vermeiden. Dieses ist besonders bei ermüdeten Leuten durchzuführen.

Marsch auf dem Gletschergebiet.


Vor Betreten eines Gletschers muß man sich durch Studium der Karte über Form und
Spaltenbildung des Gletschers genau orientieren. Im Winter sind die meisten
Gletscherspalten ganz oder teilweise überbrückt. Dieser Ueberbrückung durch Schneebelag
ist besonderes Augenmerk zu widmen. Auf aperen Gletschern sind die Spalten sichtbar, auf
beschneiten nur schwer erkennbar. Frisch überbrückte Spalten zeigen eine dunklere, alte
Brücken dagegen im Sommer eine lichtere Färbung im Vergleich zur allgemeinen
Schneedecke. Brücken über Querspalten auf steilem Hang .sind tragfähiger als solche auf
flachem. Die Tragfähigkeit der Brücken zu Beginn des Winters ist gering, sie nimmt bis ins
späte Frühjahr zu, bis Sonne und warme Winde sie wieder verringern. Brücken, die am
Morgen nach kalter Nacht noch sicher betreten werden können, sind oft mittags nicht mehr
gefahrlos zu passieren. Auf konkaven Flächen des Gletschers sind die Brücken tragfähiger,
als auf konvexen. Die Tragfähigkeit der Brücke untersucht man mit der Pickel- oder
Stockspitze.

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Die Route über den Gletscher führe im allgemeinen über den flacheren und
geschlosseneren, also spaltenarmen Teil des Gletschers. Eisbrüchen, Eistürmen (Seracs) und
steilen Stellen ist möglichst auszuweichen. Der obere Rand der Spaltensysteme und
Eisbrüche ist immer gefährlicher als der untere, daher halte man sich zwischen zwei
Abbrüchen immer am unteren Rande des höheren. Die durch den Gletscher und die
Seitenmoräne gebildete Mulde ist meist am sichersten, denn sie hat die tiefste Schneedecke.
Beim Gehen auf Gletschern darf man sich nicht um der Spaltengefahr (auf konvexen Stellen)
auszuweichen, der Lawinengefahr (in Mulden, konkaven Stellen aussetzen, muß je nach
Umständen entscheiden, welche Gefahr die geringere ist.
Die Einteilung in Seilpartien erfolgt vor Betreten des Gletschers. Vor Benützung ist jedes
Seil genau zu untersuchen, Der Träger des Seiles soll mit seiner Benützung und Handhabung
vertraut sein. Die Distanz zwischen zwei Angeseilten soll mindestens 8—10 Meter betragen.
Dieselbe kann auch dadurch vermehrt werden, daß je 2—3 oder mehr Lawinenschnüre zu
einem Seil verbunden werden. Jeder Mann soll sich eine Handschlaufe auf etwa halben
Meter Länge, vor sich, der Erste hinter sich ins Seil knüpfen, an dieser ist das Seil gespannt
zu führen. Gehen 2 Mann an einem Seil, so ist dasselbe doppelt zu nehmen. Es ist streng
darauf zu achten, daß das Seil immer gespannt bleibt.
Das Seil darf nie den Boden berühren! Falls Lawinenschnüre als Seile benützt werden, ist
bei mehreren Seilpartien mindestens je ein Reserveseil und ein Pickel einzuteilen, jedenfalls
aber bei der ersten und bei der letzten Partie. Diese Einteilung ist während des Marsches
aufrecht zu erhalten. Der Führer geht bei der ersten Partie. Die Gletscherspalten sind immer
senkrecht zu ihrem Verlauf zu übersetzen. Bei unsicher erscheinenden Brücken ist zu
sichern. Es darf nie mehr als ein Mann die Brücke betreten. Bei Rasten auf dem Gletscher
haben sich die Partien gruppenweise zu verteilen und einige Schritte Distanz zu nehmen, wie
überhaupt immerwährend auf den Gletschern, mit oder ohne Seil, Distanz zu halten ist. Bei
Queren von Gletschern sind der Sicherheit halber keine Höhenverluste zu scheuen und
hiebei Senkungen aufzusuchen. Das gleichzeitige Betreten von Querspalten durch mehrere
Leute ist zu vermeiden.
Bei Rettung von in Spalten Gestürzten ist jede Hast, zu vermeiden. War der
Eingebrochene nicht angeseilt, so ist sofort alles verfügbare Seil herbeizubringen und
derselbe zu sichern, damit er nicht noch tiefer stürzt.
Ueber Bergung siehe „Anwendung des Seiles".

Gehen auf Eis und Firn.


Die im Hochgebirge beim Gehen auf Eis und Firn auftretenden Hindernisse erfordern
besonders auf steileren Hängen die Anwendung einer eigenen Technik (Eistechnik) um diese
zu überwinden.
Es gibt folgende Eis- und Firnarten:
1. Dunkles Eis: Es besteht meistens den ganzen Sommer über, ist bis zu Anfang oder
Mitte des Sommers mit Schnee (Firn) bedeckt, findet sich in steilen Rinnen, an
Gipfelwänden, und Gletscherzungen. Es ist sehr hart und zäh.
2. Grünes Eis: Tritt zeitweise infolge Gefrierens eines Wasserabflusses auf, oder auch in
sog. Eisbrüchen. Es ist fest und spröde.
3. Wässeriges Eis: Häufig im Spätsommer auf schneefreien Stellen eines Gletschers; auch
in Rinnen. Es ist weich und zäh.
4. Platteneis: Entsteht infolge Gefrierens über Felsplatten fließenden Wassers. Es liegt auf
denselben dünn auf, ist sehr spröde und springt leicht ab.

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5. Firnschnee: Entsteht durch Erwärmung (Sonne, Regen) des Schnees und nachfolgender
Erstarrung. Er ist daher auch eine Eisart, jedoch weil weniger kompakt als die vorher
beschriebenen Arten, körniger in der Struktur, daher rauher.
6. Gleitschnee: Ist (durch Sonne oder Regen) an seiner äußersten Oberfläche erweichter
und deshalb besonders glatter und gleitfähiger Firnschnee. (Gefahr des Ausgleitens.)
7. Bruchharscht: Ist Firnschnee, dessen Decke nicht dick genug ist, um das Durchtreten
des Fußes zu verhindern.
8. Durchweichter Schnee: Ist die häufige Form des Firnschnees in den
Nachmittagsstunden eines schönen Sommertags. Derselbe ist von unten nach oben immer
mehr durchweicht, daher kein plötzliches Einbrechen, sondern allmähliches Einsinken des
Fußes.
Weitere Eis- bezw. Schneearten ergeben sich durch die mannigfaltigen Kombinationen
von Zwischenstufen der Vorgenannten. Der Begriff Pulverschnee ist allgemein bekannt und
spielt bei der Eistechnik nur ausnahmsweise eine Rolle (Pulverschnee auf Eis).
Beim Betreten vereister oder verharschter Hänge ist zu trachten, den Reibungswiderstand,
der den auftretenden Fuß vor dem Abgleiten bewahrt, soviel als möglich zu vermehren. Je
größer der Winkel, zwischen der Vertikalachse des eigenen Körpers und der Unterlage ist,
desto größer ist der Reibungswiderstand, und desto kleiner wird, die Gefahr des Ausgleitens.
Auf solchen Hängen daher aufrecht stehen; den Oberkörper vom Hange weg, nicht ihn
ängstlich zu demselben hinneigen. Diese Haltung wird dadurch erleichtert, daß der Stock
(Pickel) mit der dem Hange zugekehrten Hand im Ristgriff, mit der anderen Hand im
Kammgriff (beim Pickel um dessen Kopf) gefaßt und mit der Spitze seitlich hineingedrückt
wird. Hiebei ist nicht sosehr in den Hang hineinzustechen, als vielmehr etwa senkrecht zur
Längsrichtung des Pickelstieles auf diesen zu drücken und so dem Körper einen dritten
Stützpunkt zu gewähren. Bei großer Steilheit ist, es auch (besonders bei wässerigem Eis,
Firnschnee oder Gleitschnee) von Vorteil, mit der Pickelhaue bei jedem Schritt seitlich in
den Hang hineinzuschlagen und sich so stets einen gegen das Abgleiten schützenden
Haltepunkt zu verschaffen. Hiebei soll sowohl der Sohlenballen, sowie der Absatz des Fußes
(meistens jedoch nicht vollständig, sondern etwa zur Hälfte) quer zum Hang aufgesetzt
werden, daraus erhellt, daß steile Hänge (sei dies mit oder ohne Hilfe gehauener Stufen)
normaler Weise schief ansteigend, bezw. in Serpentinen überwunden werden.
Bei Firnschnee und nicht allzugroßer Steilheit wird, das bloße Aufsetzen der Sohlenkante
(Pickelhaue bei jedem Schritt einschlagen) genügen. — Sonst aber, werden die Stufen mit
dem Fuße eingestampft (nur bei Firn und Gleitschnee möglich) oder mit dem Pickel gehauen
werden müssen. —
Beim Einstampfen der Stufen soll nicht von oben nach unten getreten, sondern mit seitlich
und vorwärts schwingendem Bein, mit der Sohlenkante gegen den Hang geschlagen werden,
so oft bis die Schuhsohle soviel Platz findet, daß sie beim Betreten der Stufe nicht seitlich
ausgleiten kann.
Sobald der genagelte Schuh und die Steigeisen keinen genügend sicheren Halt mehr
gewähren und die durch Einstampfen hergestellten Stufen nicht ausreichen, bezw. einen zu
großen Zeit- und Kraftaufwand erfordern, tritt das Stufenschlagen mit dem Eispickel ein.
Bei Eisarten 1. bis 4. ist mit der Pickelhaue durch seitliches Schlagen zuerst die Basis der
Stufe zu schaffen und dieselbe erst nachher durch Schläge von oben auszuarbeiten. Zum
Schlusse durch Schaben mit der Schaufel des Pickels von liegengebliebenen Eissplittern und
kleinen Unebenheiten zu reinigen. Bei dunklem Eis (1.) sehr mühsam oft 20 bis 30 Schläge
nötig, bei grünem Eis (2.) Achtung, daß die schon fast fertig gestellte Stufe nicht durch einen
unvorsichtigen Hieb, infolge der Sprödigkeit des Eises verdorben wird.

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Bei wässerigem Eis (3.) auch mit der Schaufel abwechselnd Hiebe führen. Bei Platteneis (4.)
nur kleine Tritte und diese mit Vorsicht schaffen, weil sonst der, die einzige
Ersteigungsmöglichkeit bietende, Eisbelag leicht abspringt und die glatte griff- und trittlose
Platte zu Tage tritt. Im Firn- und Gleitschnee (5. und 6.) ist die Bewegung des
Stufenschlagens wesentlich verschieden auszuführen. Sie ist ähnlich der des Schnitters, der
die Sense schwingt, seitlich weitausholend, wobei nicht nur die Kraft der Arme die Arbeit
leistet, sondern der ganze Oberkörper diese Arbeit durch Mitschwingen unterstützt. Die
Stufen werden nicht so sehr „geschlagen", als vielmehr aus dem Hang ..herausgerissen".
Daher gebraucht man in diesem Falle die Schaufel und zwar derart, daß ihre Kante nicht
vollkommen paralell zur Firnfläche sondern etwas schief während des Hiebes zu liegen
kommt. Hiebei steht die Haue des Pickels naturgemäß in vertikaler Richtung in die Höhe.
Auf solche Art kann im Firn- und Gleitschnee mit einem Schlag eine Stufe hergestellt
werden. Bei einiger Uebung ist also das Stufen schlagen während des Steigens. ohne daß
hiedurch ein Aufenthalt entstehen würde, möglich. Wird (durch den Mindergeübten) nach
durchgeführtem Schlage etwas an Gleichgewicht eingebüßt, so kann dasselbe gleich wieder
dadurch vollkommen gewonnen werden, daß unmittelbar nach dem Schlage und während
der Fuß die eben geschaffene Stufe betritt, die Stockspitze in den Hang seitlich eingedrückt
wird.
Liegt am Eis oder Firn eine dünne Lage Weich- oder Pulverschnee, so ist diese, ehe die
Stufe geschlagen wird, sorgfältig mit der Schaufel zu entfernen.
Da das Einstoßen eines Trittes mit dem Fuße, diesen, das Schlagen einer Stufe aber
hauptsächlich die Arme anstrengt, so ist es ratsam, beim Ersteigen eines steilen Firn-(Gleit-)
Schneehanges in der Technik zu wechseln, d. h. die Stufen bald mit dem Pickel zu schlagen,
bald mit dem Fuße einzustoßen.
Bei allen diesen Arten des Emporsteigens wird der Körper nicht frontal, sondern seitlich
zum Hange gehalten. Das ist die normale Art.
Unter Umständen ist aber auch ein gerades Emporsteigen in der Gegenrichtung des
fließenden Wassers empfehlenswert, u. zw. in folgenden Fällen:
a) Hat man einen unsicheren Bergsteiger mit Seilsicherung (-Hilfe) im Aufstiege zu
unterstützen, so ist gerades Emporsteigen deshalb sicherer, weil im Falle des Ausgleitens des
Geführten derselbe ohne Pendelschwung sofort ruhig am Seil hängt. (Daher Praxis vieler
Führer, die schlechte Touristen zu führen gewöhnt sind!) Das Emporsteigen soll hiebei
immer erst wieder nach Herstellung von je 2 Stufen (eine für linken und eine für rechten
Fuß) fortgesetzt werden.
b) Insbesondere bei Firn- und Gleitschnee (eine nicht zu lange Strecke weil anstrengend!)
möglichst rasch zu Ueberwinden (Zehengang): Hiebei werden nur die Fußspitzen durch
einen von rückwärts weit ausholenden Schlag in die Firndecke eingeschlagen. Mit dem
Pickel unterstützt man die Bewegung derart, daß man ihn mit einer Hand bei der Schaufel
hält und die Haue hei jedem Schritt in den Firn und sich daran empordrückt. Die andere
Hand kann zur Herstellung des Gleichgewichts bei jedem Schritt flach aufgelegt werden.
Diese Art des Emporsteigens ist auch häufig bei Bruchharsch sehr ratsam; der Druck des
Körpergewichts wirkt hiebei weniger in vertikaler Richtung (also in mehr oder weniger
großem spitzen Winkel) auf die Schneedecke (je nach der Steilheit), sondern vielmehr
nahezu paralell zur Harschdecke. Der höchstens bis zur Mitte des Sohlenballens
eingestoßene Fuß findet daher soviel Widerstand, daß er nicht weiter versinkt. Haltung
ähnlich wie im vorigen Absatz beschrieben, Knie auflegen, um Körperlast soviel als möglich
zu verteilen.

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c) In durchweichtem Schnee ist es, gerade emporsteigend, möglich, einen Teil des
Körpergewichtes durch Querlegen des Pickelstiels in Kopfhöhe auf die Arme zu übertragen
und so die Arbeit der Füße durch Emporstemmen mit den Armen zu erleichtern. Dies kann
auch, wenn der Schnee nicht zu weich dazu ist, durch Einstoßen des Pickelstockes und
Emporziehen daran geschehen.
Auf jeden Fall ist der Fuß sorgfältig und kräftig einzustoßen und der Tritt durch
Hineinschieben von Schnee und nochmaliges Feststampfen zu verbessern.
Es ist beim Gehen in Eis besonders darauf zu achten, daß plötzliche, ruckartige
Bewegungen vermieden werden. Diese sollen vielmehr abgerundet, elastisch, vorsichtig und
stets mit angespannten (besonders Knie-) Muskeln erfolgen. Ist ein, technische
Schwierigkeiten bietendes Kluftsystem, ein Eisbruch u. dergl. zu durchschreiten, so hat man
sich (wie im Hochgebirge stets) vorher ein genaues Bild des besten Weges und der zu
überwindenden Schwierigkeiten zu machen.
Dasselbe gilt insbesondere von der Bezwingung kurzer, schwerer Eispassagen, z. B. eines
Eisturmes, Eiswand usw. Hiebei müssen mitunter nicht nur Stufen für den Fuß, sondern auch
Griffe für die Hand geschlagen werden. Dabei vorher genau überleben, wieviel Griffe und
Tritte, wie weit auseinander, in welcher Höhe etc notwendig sind; dann erst die Arbeit
beginnen.
Das Abwärtssteigen erfordert im Allgemeinen mehr Uebung als das Bergansteigen,
insbesondere auf Eis (Art. 1—4) und Firnschnee (Art. 5—6). Regeln: Sich ruhig und
langsam mit gespannten Kniemuskeln von einem Tritt zum anderen herunterlassen. Mit
Hilfe des Pickels dem Körper die aufrechte Haltung geben. Vermehrung der Reibung. Auch
kann wie beim Aufstieg die Pickelhaue bei jedem Schritt zur Erhöhung der Sicherheit
eingeschlagen werden. Nicht mit dem Gesäß am Hang herumrutschen und eventuell die
Stufen verderben. Jedoch solange wie möglich mit dem Rücken zum Hang gehen
(Zeitersparnis). Eventuell kann, wenn derselbe sehr steil ist, abwechselnd ein Fuß hinter dem
anderen und dann wieder vor dem anderen heruntergesetzt werden. (Schräg gehen.) Nur bei
enormer Steilheit verkehrt (Gesicht zum Hang) gehen und dann stets Pickel an der Schaufel
fassen und Haue ins Eis drücken. Beim Stufenschlagen im Abstieg stets Körper schräg zum
Hang; Pickel mit einer Hand geführt. Bei Fassung mit beiden Händen ist, die notwendig
vorgebeugte Haltung für die Rückenmuskulatur sehr anstrengend und daher vorteilhaft, sich
eine Seillänge weit, am Seil von oben gehalten, hinabzulassen und die Stufentrasse
hinaufzuschlagen. Ueber kurze, zwischen Felsen gelegene, blanke Eishänge ist. das Abseilen
mit Erfolg anzuwenden.
Der Eispickel soll einen Stiel (Stock) aus Eschenholz (Hickory) von stark ovalem
Querschnitt und einer Länge vom Boden bis ungefähr unter den Nabel des Besitzers haben
(darf nicht federn). Ein längerer Stiel ist allenfalls beim Stufenschlagen nach abwärts
angenehm, sonst aber stets hinderlich. Die Haue soll höchstens 15, die Schaufel (nicht
dreieckig) höchstens 8 cm lang und nicht stark gekrümmt sein. (Im Allgemeinen genügen 10
bezw. 6 cm.) Der Pickel soll einen „guten Zug"; d. h. seinen Schwerpunkt möglichst nach
dem Kopf des Pickels, haben. Die Stockspitze soll stets scharf, aber nicht zu schwer sein.
Besonders schwere Eispickel haben nur den einen Vorteil, daß sie das Stufen schlagen im
harten Eis (Art. 1—4) erleichtern, im übrigen sind sie aber bei den meisten Arten des
Steigens sehr hinderlich, ermüdend zu tragen, daher nicht empfehlenswert.
Die Steigeisen haben den Zweck, das Gehen auf steilem Eis und Eishängen ohne Stufen
(eventuell mit Herstellung nur kleiner Stufen) zu ermöglichen. Hiedurch wird naturgemäß
Kraft und Zeit erspart und das Geräusch des Stufenschlagens vermieden, drei militärisch
sehr wichtige Vorteile! Ueber Art der Steigeisen etc. siehe Kapitel „Ausrüstung und
Bekleidung".

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Sollen die Steigeisen die angegeben Vorteile wirklich besitzen, so ist hiezu eine eigene
Technik des Gehens notwendig.
Grundsätze derselben: Ruhig und sorgfältig gehen, nicht sich selbst in die eigene Hose
oder Schuhe treten, trachten, daß sämtliche Zacken in das Eis eingreifen und durch die
Körperschwere möglichst stark hinein gedrückt werden, daher Fußsohle nicht gegekantet,
sondern flach aufsetzen. Bergansteigen seitlich; zu dem Zweck, das Fußgelenk des
bergseitigen Fußes nach einwärts (Knie zum Körper!), den talseitigen nach auswärts (Knie
weg vom Körper) biegen; Körper aufrecht, mit Pickel leicht seitliche Anlehnung suchen.
Da dieses Abbiegen das Fußgelenk (besonders des Anfängers) stark anstrengt, so soll
man Berg- und Talseite wechseln, also in steilen Serpentinen bergansteigen.
Beim Bergabsteigen solange als möglich in der Richtung des fließenden Wassers bleiben!
Sohlen flach halten, Füße ein klein wenig auswärts, Schultern etwas zurückbiegen, Becken
vorschieben, also im wesentlichen kreuzhohl; das Gesäß darf nicht nach rückwärts
hinausragen. Hiedurch wird die Körperschwere am besten nach vorwärts gebracht und dient
nun dazu, alle Zacken fest ins Eis zu drücken. Pickel nicht benützen! Diese Art des
Abwärtsgehens verursacht dem Anfänger Schwierigkeiten und etwas Scheu, ist aber
verhältnismäßig rasch zu lernen. Bei sehr steilen Hängen Gesicht zum Hang wenden.
Der Gebrauch des Seiles im Eis ist genauestens und sorgfältigst zu pflegen ( siehe
Seilanwendung). Grundsatz ist, wie im Fels, daß der im Aufstieg Vorausgehende, bezw im
Abstieg Nachsteigende (Führende) in der Lage ist, die Anderen im Falle des Sturzes zu
halten. Am sichersten ist das der Fall, wenn „einzeln gegangen" wird, d. h. der Erste geht ein
Stück voraus, nimmt eine sichere Stellung ein und läßt den Zweiten nachkommen, was sich
dann fortgesetzt wiederholt. Dieses Sichern geschieht im Firn bezw. in Gletschern derart,
daß der Pickelstiel eingestoßen, dann (an der Haue und Schaufel gefaßt) gedreht, aus dem so
entstandenen Loch (nicht ganz) herausgezogen und nochmals hineingestoßen wird, so lange,
bis er entweder auf härten Grund (Fels oder Eis) aufstößt, oder aber nur mehr 2 Handbreiten
herausragt. Man stellt sich nun derart, daß man den Pickelkopf etwa in Kopfhöhe hat, legt
das Seil um den Pickelstiel und zieht den einen Teil hinauf, den anderen hinab, während der
Gesicherte heraufsteigt, immer mit der einen Hand beide Seilteile zusammen erfassend. Ist
der Firn zu hart, um den Stiel hineinstoßen zu können oder eine Eisart (1—4) vorhanden, so
wird die Haue möglichst tief eingeschlagen, das Seil um den Pickelkopf gelegt und ähnlich
verfahren. Hiebei Risse im Eis ausnützen!
Auch der Vorhergehende kann unter Umständen so gesichert werden, natürlich
umsomehr, je kürzer der Seilabstand ist.
Wechselt fester tiefer Schnee mit Eis oder ragen aus diesem stellenweise Felszacken heraus,
so sind diese Stellen zu Sicherungszwecken auszunützen und die jeweiligen Seillängen
darnach einzuteilen.
Das Abfahren auf Firn(Gleitschnee)-Hängen soll nur von absolut Geübten oder wenn auf
kurze Strecken ein gefahrloser Auslauf vorhanden ist, unternommen werden; am besten geht
es auf Gleitschnee stehend. Hiebei Füße flach halten. Pickel rückwärts leicht (oder gar nicht)
einsetzen. Knie weich. Zum Bremsen oder Stehenbleiben: Fußspitzen etwas heben und sich
stark auf Pickel rückwärts beugen, so, daß Absätze und Stockspitze gleichzeitig eingreifen.
Achtung! daß die Füße hiebei nicht ausgleiten; oder Füße querstellen und mit den
Seitenkanten der Schuhsohlen bremsen. Auch darauf ist zu achten, daß man sich im Falle
eines plötzlichen Durchbrechens durch die Schneedecke während des Abfahrens nicht nach
vorne überschlägt. Vorteilhaft ist, beim Abfahren den einen Fuß etwas vorzustellen, das
rückwärts befindliche Bein hiebei etwas gebeugt.

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Beim sitzend Abfahren (nur im Weichschnee und nicht zu steil) ist die Pickelhaue (im
weichen Schnee Schaufel) in den Schnee zu drücken, wobei eine Hand den Pickelkopf derart
umfaßt halten muß, daß der Pickel nicht durch plötzliches Hängenbleiben der Hand entrissen
werden kann. Auf Firn kann man dies auch in halb liegender Stellung machen, wobei man
aber durch starkes Eindrücken der Pickelhaue jederzeit einhalten können muß. (Achtung
auf Steine.)
Auf Eis (Art. 1—4) nur auf mäßig steilen Strecken von wenigen Metern mit Auslauf
abfahren! Achtung auf Täuschungen, wie z. B. dünne Pulverschneelagen auf Eis, was eine
unfreiwillige Beschleunigung der beabsichtigten Abfahrt zur Folge haben kann. Niemals mit
Steigeisen an den Füßen abfahren! (Schnee ballen!) Auf (rauhem) Firnschnee kann man
auch seitlich bergab gehen, hiebei die Fußsohlen stark kanten, den Oberkörper vom Hang
weg neigen und von Zeit zu Zeit die Pickelhaue in den Schnee einschlagen.
Bei unbeabsichtigtem Ausgleiten auf Eis trachtet man, sich nicht zu überschlagen, also
(insbesondere beim Uebergang ins Geröll) Füße (Zehenspitzen) heben, Pickel nicht
auslassen, Kopf rückwärts, Direktion halten, Pickelhaue aufs Eis drücken, um (meist ohne
wesentliche Wirkung) die Fahrt zu verlangsamen.
.Zum Bremsen auf Firnschnee nicht beide Hände am Stiel, sondern eine an der Schaufel!
Auf Gleitschnee kann auf die gleiche Art gebremst werden auch dadurch, daß die
Stockspitze unterhalb des talwärts gestellten Fußes (seitliche Haltung zum Hang) in den
Schnee durch die eigene Körperschwere mit sich steigernder Wirkung hineingedrückt wird.
Wird zu zweien am Seil gegangen und gleiten beide aus, so ist es bei der nötigen
Geistesgegenwart und bei nicht allzuhartem Schnee gewiß möglich, den Pickelstiel während
des Gleitens tief in den Schnee zu stoßen und das Seil rasch herumzulegen, was ein Anhalten
der Seilpartie zur Folge hat. Nur darf der Pickelstiel nicht aus sprödem Material sein, da er
sonst bricht.
Steile Rasenhänge: Selbe sind besonders oberhalb von Felsabstürzen sehr heimtückisch
und gefährlich, ja oft mehr als steile Eishänge. Am schlechtesten sind sie zu begehen, wenn
sie sehr trocken (dürres Gras), am Morgen, wenn sie vom Reif bedeckt oder vom Regen naß
sind; am gefährlichsten, wenn sie gefroren oder mit Neuschnee bedeckt sind.
Das Begehen erfolgt wie bei den Eishängen. Steigeisen, Seil und Stufenschlagen sind
anzuwenden. Letzteres hier noch schwerer als im Eis durchführbar, da die Rasenhänge härter
und zäher sind. Gras auf lockerer Erde mit Vorsicht begehen, besonders Gras auf Felsplatten
Seilführung anwenden, wenn gute Stützpunkte im Felsen vorhanden, da sonst gefährlicher
wie im Eishang.

Gehen und Klettern im Fels.

Das Gehen im Hochgebirge außerhalb der gebahnten Wege erfordert entsprechende
Uebung. Hauptbedingungen sind: Trittsicherheit und bei zunehmenden Schwierigkeiten:
Kletterfertigkeit.
Letztere ist für alpine Truppen unerläßlich. Leichtere Klettereien müssen auch von
geschlossenen Truppen (Zügen, Kompagnien) durchgeführt werden können.
Das Schwindelgefühl, an welchem viele Anfänger leiden, vergeht gewöhnlich bei den
ersten Uebungen am Seil. Mannschaften, die hochgradig an Schwindel leiden, sind jedoch
von der Verwendung in schwierigem Terrain auszuschließen. Das wichtigste Hilfsmittel
bietet auch für den Kletterer das Seil.
Nehmen Schwierigkeiten und Steilheit so zu, daß das Ausrutschen oder das Ausbrechen
eines Steines den Absturz zufolge haben, so muß der Führende die Partie anseilen. Mehr als
4 Mann dürfen sich nicht zusammenseilen, da sonst das Weiterkommen ungemein langsam
vor sich geht, und die Partie sich nicht mehr übersehen und überwachen läßt.

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Hiebei ist als Hauptprinzip zu beobachten, daß schlechte und unsachgemäße Benützung des
Seiles eher Gefahr als Hilfe bietet. Der Geübteste geht im Aufstieg voraus, und hat ohne
Rücksicht auf seine Charge die Leitung über die Seilpartie. Seinen Anordnungen ist
unbedingt Folge zu leisten, die Schwächeren (wenig Geübten) gehen in der Mitte. Die
Seildistanz hat zwischen den Einzelnen mindesten 15 Meter zu betragen. Bei
Steinschlaggefahr Distanzen verkürzen. (Siehe Steinschlag). Im Abstieg tritt die umgekehrte
Reihenfolge ein. Vor schwierigen Stellen muß der Erste sich vorerst überzeugen, ob die
anderen auch sicher stehen; er hat sie auf alles aufmerksam zu machen, was die Sicherheit
des Ersten erhöhen kann. An gefährlichen Stellen haben die unten stehenden das Seil über
einen festen Felszacken zu legen, um im Falle eines Sturzes den Ersten erhalten und den
Absturz der ganzen Partie verhüten zu können. Fehlt ein Zacken, so ist ein Mauerhaken
einzuschlagen, und durch diesen das Seil zu legen. Erst wenn der Erste vollkommen
gesichert steht, läßt er den Nächsten nachkommen. Hiebei muß das Seil immer straff
gehalten werden. Damit es nicht durch die Finger laufen kann, ist es notwendig, dasselbe
einmal mit einer Schlinge um das Handgelenk zu legen.
Seilhilfe, d. i. kräftiges Ziehen am Seil, darf nur dann gegeben werden, wenn der
Nachkletternde so unter dem Helfenden steht, daß er nicht von der Wand weggezogen wird,
und ins Pendeln kommt. Der Erste klettert erst dann weiter, wenn er die Andern vollkommen
gesichert weiß. Mitunter kann der Zweite dem Ersten bei der Ueberwindung einer besonders
schwierigen Stelle unterstützen, z. B. indem er ihn auf seine Schultern steigen läßt;
(Steigbaum), dies darf jedoch nur dann gemacht werden, wenn der Zweite vollkommen
sicher steht, und den Ersten zu sichern imstande ist, was sich am Besten mit einem
eingeschlagenen Mauerhaken machen läßt. Die häufigste Ursache der Abstürze beim
Klettern besteht in dem Losbrechen von Steinen. Es ist daher die wichtigste Regel, jeden
Griff und jeden Tritt auf seine Haltbarkeit zu prüfen, bevor man ihn benützt und sich darauf
verläßt. Bei schwierigen Klettereien, besonders im Kalkgebirge, verwendet man sehr
vorteilhaft den Kletterschuh, der eine Hanf oder Tuchsohle hat und auf den glatten Felsen
viel besser haftet als der Nagelschuh. Auf stark rasendurchsetztem oder beschneitem Felsen
darf man ihn nicht verwenden, da die Gefahr des Ausgleitens viel größer ist als mit dem
Nagelschuh. Es ist daher ein öfteres Wechseln der Nagelschuhe mit Kletterschuhen nicht zu
scheuen.
Auf trockenem Fels — Kletterschuh, auf Gras-, Firn-, Eis- und Schneehängen — der
Nagelschuh. Ein naß gewordener Kletterschuh ist gefährlich. Vermeiden!
Im Abstiege sind dieselben Vorsichtsmaßregeln wie im Aufstieg zu befolgen. Als letzter
geht der Beste. Ueber besonders schwierige oder gefährliche Stellen kann sich der Letzte
abseilen. (Siehe Anwendung des Seiles). Auf diese Weise kann man unersteigbare
Wandstellen im Abstiege überwältigen, muß sich jedoch dabei den Rückzug freihalten, falls
ein Weiterkommen dieser Art (zu kurzes Seil etc.) unmöglich sein sollte. Eispickel führt man
bei Klettertouren nur dann mit, wenn steiler Schnee oder steiler Rasen zu begehen ist, sonst
läßt man ihn viel besser unten, da er mehr behindert als nützt. Wird er beim Klettern
mitgenommen, so befestigt man um die Haue eine Gurtenschlaufe, und trägt ihn am
Handgelenk, um die Finger zum Fassen der Griffe freizuhaben. An schwierigen Stellen tut
man gut, Rucksäcke und Pickel der Partie aufzuseilen, da diese beim Klettern sehr
behindern. Hiebei soll der Letzte das Gepäck mit dem Seile von der Wand ziehen, damit es
sich nicht verhängt (Steinschlag). Besondere Sorgfalt ist der Behandlung des Seiles zu
widmen. Es kann leicht vorkommen, daß es an scharfen Kanten durchgerieben, oder durch
Steinschlag beschädigt wird. Man muß nach jeder Tour und nach jedem Steinschlag das Seil
genau untersuchen. Nach längerer Benützung ist das Seil auf seine Tragfähigkeit zu prüfen.
Dabei gilt als Norm, daß ein Kletterseil eine Zugfestigkeit von 7—800 kg hat.

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Um den Rückweg jederzeit, auch bei dichtem Nebel, wiederzufinden, empfiehlt es sich,
färbige, mit Steinen beschwerte Papierstreifen zu legen. Dieses hat der Letzte zu besorgen,
weil nur der Erste angeben kann, ob die Streifen auch von oben aus sichtbar sind. Eventuell
dienen auch diesem Zwecke „Steintauben" (übereinandergelegte Steine).
Welche Art von verschiedenen Knoten am besten angewendet werden können siehe unter
„Anwendung des Seiles".

Anwendung des Seiles.

(Der größte Teil des Textes und der Abbildungen dieses Kapitels wurde in äußerst dankenswerter Weise von

der Alpenvereinssektion Bayerland E. V. in München zur Verfügung gestellt.)

Allgemeines.


Zu empfehlen sind gedrehte oder kunstgewebte Seile von bestem Manilahanf, 11—13 mm
dick, 20—30 m lang. (Gedrehte kringeln gerne, sind aber dauerhaft und gutgriffig; gewebte
sind leichter und geschmeidig, aber weniger dauerhaft und glatt.) Eine etwa angebrachte
Oese schneidet man auf, da sie beim Schürzen der Knoten unbequem ist. Das Ende
umwickelt man gegen Ausfransen mit Bindfaden und macht die Mitte des Seiles kenntlich.
Man fette es zeitweilig leicht mit Vaselin ein. Nach Gebrauch prüfe man es auf erlittene
Beschädigungen und trocknet es recht bald und luftig. Es ist niemals feucht aufzubewahren,
damit es nicht kernfaul wird. Beachten, daß ein altes, abgenütztes Seil Gefahr bringt.
Das Einrollen des Seiles geschieht durch Legen gleichmäßiger Schlingen um Knie und
Sohle des gebeugten Beines und Zusammenbinden mit dem Ende. Gedrehte Seile rollt man
so wie die Spirale der einzelnen Schnüre läuft. Als Reserve und zur Anfertigung von
Schlingen führe man 10—20 m ca. 7 mm dicke Reepschnur mit. Seile gebrauchfertig bereit
halten, nie verwirrt und nie mit unnötigen Knoten.
Das Seil ist um die Brust anzulegen und so knapp, daß bei hochgehobenen Armen ein
Herausfallen nicht möglich ist. Rucksack zuvor ab. Der Erste trägt den Knoten gewöhnlich
am Rücken, der Mittelmann an der linken Seite, der letzte an der Brust. Im Eis sollen nicht
mehr als fünf, im Fels nicht mehr als drei bis vier Mann an einem Seile gehen.
Beim Gehen achten, daß das Seil nicht schleift, beim Klettern, daß es sich weder
verhängt, noch Steine löst. Nicht darauf treten. Jeder ist für die richtige Handhabung des vor
ihm befindlichen Seilstückes verantwortlich. Einen nicht benötigten Teil des Seiles um die
Brust zu winden, kann sehr gefährlich sein. Muß der Abstand vorübergehend verringert
werden, so ist im felsigen und harmlosen Gelände das überflüssige Stück in Schlingen
geordnet in die Hand zu nehmen, auf Gletschern aber — etwa mittelst Sackstiches — an der
Brustschlinge festzuknüpfen.
An schwierigen Stellen nicht im Gehen sichern. Dazu guten Sitz oder Stand nehmen.
Man suche und schaffe zuverlässige Stütz- und Sicherungspunkte zur Entlastung der Arme
vom Seilzug und halte das Seil im Ausgeben und Einholen stets leicht gespannt. Man reiße
und zerre nicht, behalte den Gesicherten sorgsam im Auge und mache ihn rechtzeitig auf das
Zuendegehen des verfügbaren Seiles aufmerksam. Alle Zurufe knapp und klar. Man sei
mißtrauisch gegen fixierte Seile und Seilringe. Abseilzacken etc. prüfe man auf ihr
Verhalten bei starkem Zug in der gegebenen Richtung.
Prüfen, ob die Felsen an den Reibungsstellen nicht zu scharfkantig sind, denn sie können
das Seil durchschneiden. Man stumpfe die Kanten durch Schläge mit einem Stein oder
Pickel ab oder lege genügend Papier unter.
Aufzuseilendes Gepäck befestigt man in der Mitte des Seiles oder bindet daran eine
Schnur, um es lenken zu können.

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Man unterlasse nie — auch nicht um Zeit zu sparen — die gebotene Seilanwendung. Viele
Unglücksfälle ereignen sich im Abstieg und nach Zurücklegung der schwierigsten Stellen.
Darum das Seil nicht zu früh ablegen.

Knoten

Jedesmal durch Anziehen nach allen Seiten prüfen, ob nicht eine trügerische Zugschlinge
entstanden ist. Um Knoten (nasse!) leichter lösen zu können, empfiehlt es sich, beim
Knüpfen ein Stück Reepschnur oder einen Lappen hineinzustecken.

einen losen Knopf in das Seil, lege es an. ziehe, das Ende durch diesen Knopf und mache
davor einen zweiten das andere Seilstück umfangenden, damit das Ende nicht
zurückschlüpfen kann.

Führerknoten oder Sackstich.











Spierenstich. Zuverlässiger
Knoten für Einschlingen,
Seilringe und zum
Verbinden zweier Seile.
Den Mittelleuten nicht zu
empfehlen, da er - lose
geknüpft - für diese zu
einer Zugschlinge werden
kann. Man mache ungefähr
ll/3 m vom Ende

Am häufigsten angewandt, weil
leicht und rasch zu knüpfen. Für
alle Schlingen sowie zum
Knüpfen von Seilringen und
Verbinden zweier Seile tauglich.
Besonders vorteilhaft für
Mittelmannschlingen, da kein
Ende durchgezogen werden
muß.

Man mache mit doppelt
genommenen Seil einen Knopf.

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Doppelter Schiffer- oder Kreuzknoten.

Leicht zu lösen Empfehlenswert










Doppelschlinge.

Mindert das Einschneiden des Seiles.









Man knüpfe das Seil so, als sollte der Führerknoten — aber mehr als doppelt so lang wie
gewöhnlich — gemacht werden, ziehe den Knopf noch nicht ganz zusammen, sondern
stecke durch ihn zuerst die zusammengefaltete Schlinge a so weit, daß eine zweite, kleinere
Schlinge b entsteht, durch welche die größere mitsamt dem Knopf gezogen wird.

Anseilen auf dem Gletscher.

Normaler Abstand bei 2 Mann 10—12 Meter, bei 3 Mann 8 -10 Meter, eine kleine
Schlinge als Spielraum, welche jeder Mann in der Hand hält.
Einen halben Meter vor jeder Brustschlinge eine kleine Schlaufe in das Seil knüpfen, um
den Pickel durchstoßen, und um sich losseilen zu können.









Brustschlinge des ersten Seiles befestigt, daß sein Durchziehen bis zum Knopf der Schlinge
nicht behindert ist.
Bei doppelt genommenen Seil entfällt naturgemäß das Heranziehen eines zweiten Seiles,
resp. einer Reepschnur.

Ein in eine Spalte Eingebrochener wird auf
folgende Art heraufgezogen: Die Gefährten
haben sich in üblicher Weise durch ein Seil
verbunden. Ein zweites Seil (ev. Reepschnur),
das an jedem Ende eine Schlinge hat, groß
genug, um mit dem Fuß hineintreten zu können,
und das einschließlich der Schlingen ca. 1 m
länger, als der genommene Abstand ist, wird
durch Schnur oder Riemen so an der

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Das Verfahren ist hiebei wie folgt:
1. Der Obere faßt seine Schlinge; der Untere zieht die seine zum Fuß herab und tritt
hinein, jedoch ohne sie zu belasten.
2. Der Obere zieht das Nebenseil an. wodurch das im Steigbügel befindliche Bein höher
gehoben wird.
3. Der Untere belastet dieses Bein und streckt es; gleichzeitig greift er am Hauptseil nach.
4. Der Untere entlastet durch Festhalten am Hauptseil den Steigbügel.
5. Der Obere zieht das Nebenseil an, wodurch das im Steigbügel stehende Bein gebeugt
wird.
Diese Tätigkeiten wiederholen sich, bis der Untere auf dem Rande der Spalte angelangt
ist. — Der Obere hat nicht nötig, an den unsicheren Spaltenrand heranzutreten.




















Ist von einer größeren Partie ein Teilnehmer in eine Spalte gestürzt, so empfiehlt sich
Hinablassen eines mit Schlinge versehen Seiles und sinngemäße Anwendung obigen
Verfahrens.
Sind 3 bis 4 Mann bei der Partie, so kann mit Benützung eines zweiten Seiles und mit
gleichzeitigen Ziehen von beiden Spaltenrändern aus, der Eingebrochene, wenn der Schnee
nicht zu weich ist und das Seil nicht zu tief einschneidet, geborgen werden.

Abseilen.

Vorerst an gefahrlosen Stellen üben. Der Kletterschluß (Bild A) ermöglicht ein rasches
Abwärtskommen, ohne jeden Kraftaufwand. Absolut sicher und einfach zu machen. Hiebei
ist zu beachten:
Mit den Händen das Seil ganz leicht halten, immer mit der rechten Hand das Seil unten
fassen, die linke Hand immer oben und nicht hangeln. Die Körperhaltung so, als ob man auf
einem Stuhl sitzen würde.

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Will man bremsen (Bild B), so drückt man mit dem rechten Arm das Seil an den Körper;
verreibt sich das Seil zu stark (besonders bei dicken Seilen der Fall) und geht das
Abwärtskommen zu langsam, so lüftet man mit der rechten Hand das hinunterhängende Seil
und führt es knapp unter die linke Hand, beide Seile leicht haltend.
Läuft dann der Körper zu schnell, so drückt man in dieser Stellung mit der rechten Hand
beide Seile kräftig zusammen.

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Abseilen mit Klettern

Ohne Sicherung unter Sicherung.

Besonders dem Letzten an Kletter-
stellen zu empfehlen, über welche
die Gefährten unter Sicherung
abgestiegen sind.

Man lasse das doppelt genommene
Seil von einem Untenstehenden
straff halten. Als Alleingeher binde
man etwa den Rucksack daran und
zwar so, daß er — hinabgelassen
— etwas über dem Boden hängt.

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Verwendung der ganzen Seillänge beim Abseilen.

Soll für gewöhnlich nicht vorgenommen werden, da das Klettern am einfachen Seil
immer schwieriger als am doppelten ist. Besser zuviel als zuwenig Seil mitführen. Jedenfalls
empfiehlt sich die Mitnahme mindestens eines geschmiedeten, eisernen Strangringes von ca.
60 mm äußerem Durchmesser und 9 mm Stärke.



















Vor dem Abklettern des Letzten prüfen, ob die Vorrichtung funktioniert.




Den Knoten knüpfe man
unmittelbar am Ring. Die zum
Abziehen des Seiles bestimmte
Schnur wird besser am Knoten als
am Eisenring befestigt, da sie den
etwa durch den Seilring gezogenen
Knoten so leichter zurückholt.

Funktioniert am besten, doch ist die
Mitnahme einer entsprechenden
Anzahl von Eisenringen nötig, da
bei jedesmaliger Anwendung ein
Ring zurückbleibt. Der Ring am
Seil kann durch ein zuverlässiges
Stück Holz ersetzt werden.

Nur anzuwenden, wenn Eisenring
mangelt. Der Knoten zieht sich
gerne durch den Seilring und ist
dann schwer zurückzuholen. Die
Endschlinge nicht zu groß machen,
sonst kann sich der Knoten auch
noch d. diese ziehen, worauf das
Zurückholen unmöglich sein wird.

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Sicherung beim Abseilen

































des Ersten
Erfordert verhältnismäßig
viel Seil

des Letzten

Selbstsicherung
Alleingehern u. bei Seilmangel
zu empfehlen.

Man achte darauf, daß
das Seil genau in der
Mitte eingehängt ist.

Zum Abschnellen des Seiles
stelle man sich möglichst in
seiner Fallinie auf.

Man achte darauf, daß das Seil genau in der Mitte
eingehängt ist.
Man knüpfe den Seilring nicht zu klein, um für das
Durchziehen Spielraum zu lassen. Manchmal ist es
zweckmäßig, in den ersten Seilring einen zweiten zu
hängen, da das Seil selbst nicht scharf überkanten darf.
Beim Einhängen des Seiles achte man darauf, daß jener
Teil, an welchem sich ein Knoten oder Ring befindet und
an welchem beim Zurückholen gezogen werden muß, an
der vom Fels abgekehrten Seite hängt. Zum Abziehen des
Seiles stelle man sich möglichst abseits von seiner Fallinie
auf.

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Sicherung beim Klettern.


































Bei Verwendung von Mauerhaken im Fallinien-Aufstieg können manchmal Zeit und Haken
gespart werden, wenn der Haken doppelter Tritthöhe eingetrieben und daran eine
Seilschlinge befestigt wird, die wie ein Steigbügel dem ersten Tritte dient.

Guter Sicherungsstand.

An manchen Stellen besser: Sitzen
mit Anstemmen der Füße oder
Stehen mit Anstemmen einer
Schulter.

Selbstsicherung durch

Mauerhaken.

Um durch erhöhte Reibung ein
Umleiten des Seiles zu erschweren, kann es
sich empfehlen, das freie Ende über eine
Schulter und unter der jenseitigen Achsel wieder
nach vorne zu führen. Sehr zweckmäßig ist die
Unterstützung des Sichernden durch einen
Dritten.

Damit sich der Nachkommende
nicht loszubinden braucht, zieht man
nicht das Haupt- sondern ein Nebenseil
durch den Hakenring.
Bei sehr schlechtem Stand bindet sich
der Sichernde durch Reepschnur an
einen Mauerhaken.

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Sicherung bei einem Quergang.

















Ist kein natürlicher Unterstützungspunkt zu finden,

so ersetzt man ihn durch einen Mauerhaken.

Geländesicherung

















Vorteilhaft z.B. für Unangeseilte an einer heiklen Stelle.


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Sicherung auf Gletschern.


Der Umstand, daß es einem Einzelnen nur äußerst selten gelingt, den in einer Spalte
freihängenden Gefährten herauszuholen, gebietet beim Gletschermarsch zu zweien die
Anwendung aller Vorsichtsmaßregeln. Ein etwa mitgeführtes Reserveseil trägt der
Hintermann.

























Es wird stets nur ein Seilstück um den Pickel geschlungen, um es im Falle des Einbrechens
sofort festbinden zu können und mit dem anderen beweglich zu sein.
Der Erste sichert in gleicher Weise den Nachkommenden.
Erscheint die Gefahr des Durchbrechens einer nicht zu umgehenden Brücke groß, so
rüste man sich im voraus für das Herausarbeiten: eventuell Mantel anziehen, Pickel
anhängen, Knicker zum Trittmeißeln bereithalten. Unter Umständen liegend über die Brücke
kriechen.
Auch bei seichtem Einbrechen in eine Spalte lege man sich sofort flach auf den Schnee
und krieche auf allen vieren weg.
Ist ein Eingebrochener heraufzuziehen, so wird sich das Seil am Spaltenrand stark
abscheuern oder tief einschneiden. Um das zu verhindern, schräge man womöglich den Rand
ab und lege den Pickel so auf, daß das Seil über ihn wie über eine Rolle läuft.
Zur Ueberwindung einer R a n d k 1 u f t empfiehlt sich unter Umständen die Mitnahme
eines Pfahles, der als Abseilpflock eingerammt und zurückgelassen werden kann.
Im Abstieg über sehr steilen Firnhang kann es eine Zeit- und Kraftersparnis sein, die
Stufen von unten nach oben zu schlagen. Der Vormann wird zu diesem Zwecke am Seil
hinabgelassen und schlägt Stufen zu den Gefährten hinauf.

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Beim Skilauf über spaltenreiche oder unbekannte Gletscher lege man im Aufstiege stets
das Seil an. Zur Abfahrt seile man sich an, wenn die Zerschründung besondere Vorsicht
verlangt.
Im Nebel fahre man, wenn keine sichere Spur vorhanden ist, immer angeseilt.
Bei der Abfahrt am Seil fährt der Geübteste als Zweiter; Abstände verdoppeln;
plötzliches Schnellerfahren, eines Einzelnen vermeiden. Bleiben die Bewegungen trotzdem
zu sehr behindert, so sind in allen Fällen, in denen die Sicherheit die Beibehaltung des Seiles
fordert, die Ski abzulegen.
Bei freier Abfahrt läuft ein Erfahrener mit großem Abstand behutsam voraus; die
Anderen können in flotterem Tempo folgen. Das Seil wird dabei vom Letzten getragen.

Orientierung bei Nacht und Nebel.

Als Orientierungsmittel dienen Karte, Kompaß und Höhenmesser. Vorteilhaft ist es, sich
die Route vor Antritt der Tour der Karte genau einzuprägen. Es verschafft einen
allgemeinen Eindruck über das zu durchwandernde Gebiet. Als Kompaß empfiehlt sich die
Bezardbussole. Der Aneroid dient einesteils als Barometer, andernteils zur Feststellung der
absoluten Höhe und ermöglicht somit eine genauere Bestimmung des Standortes auch bei
Nacht oder im Nebel. Der Höhenmesser verlangt achtsame Behandlung und ist öfters zu
kontrollieren (wenn man mit Sicherheit eine in der Karte eingetragene Höhenkote erreicht
hat), da sonst bei Witterungswechsel Höhefehler bis zu 100 Meter vorkommen.
Vor Aufbruch zum Abmarsch ist womöglich eine Kursskizze anzulegen. Sie hat den
Zweck, jene Orientierungsdaten zu geben, welche während der Tour nötig sind und erspart
die Benützung der Karte, weil zum Einhalten der Marschrichtung die Bussole allein nötig ist.
Die Herstellung der Kursskizze geschieht folgend: Man legt auf die ausgebreitete Karte ein
Stück durchsichtiges Papier (Oleate) über das zu begehende Terrain und fixiert es mit
einigen Reißnägeln oder Nadeln, dann wird zuerst der Nordstrich, dann die Hauptpunkte der
Marschlinie angezeichnet und die absolute Höhe beigesetzt. Führt die Linie zwischen diesen
Hauptpunkten nicht gerade durch, so sind Zwischenpunkte einzusetzen. Diese werden dann
mit Geraden verbunden und erhalten folgende Bezeichnungen: 1. Deren Himmelsrichtung
im Sinne des Marsches in Graden der Bussole, 2. die Distanz in Schritten und drittens
eventuelle Steigungen oder Gefälle in Graden oder Metern eingezeichnet. Sehr erleichtert
wird die Orientierung im Terrain durch leicht sicht- und erkennbare Punkte, wie Felsen,
Bäume, Gletscherbrüche. Auch diese sind durch Signaturen einzuzeichnen und möglichst
die Route über diese zu führen und zwar als Kontrollpunkte. In der Karte erkennbare
Mulden, die eine Abweichung aus der Marschlinie, aber keine besonderen Wendepunkte
bedingen, sind mittels Bogenlinien im Sinne der Abweichung ebenfalls anzudeuten, Das
Bild der Kursskizze veranschaulicht am besten die durchzuführende Route und gibt alle
Orientierungsmomente, welche auf dem Marsche gebraucht werden.
Zur Ermittlung der Richtung in Graden der Bussole kann die Bezard-Bussole oder (genau
und einfacher) ein gewöhnlicher Transporteur aus Papier oder Celluloid (besser) verwendet
werden. Das Durchpausieren der Skizze auf durchsichtiges Papier gibt lediglich ein der
Karte ähnlicheres Bild. Im Notfalle kann sie auch auf gewöhnlichem Papier abgezeichnet
werden.
Vor dem Abmarsche stelle man den Höhenmesser ein, nehme die Zeit und mittels
Bussole die einzuschlagende Richtung. Die ersten 2 bis 3 Mann werden auf Sehweite
vorausgeschickt, der Führende folgt als dritter oder vierter, kontrolliert die Vordermänner,
daß sie die Richtung einhalten und korrigiert durch Zurufe, Pfeifensignal, das Abweichen
von der Richtung.

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Besonders im schwierigen Terrain ist keine größere Abweichung zuzulassen. Beim
nächsten Wendepunkt, der, falls er im Terrain nicht erkenntlich ist, mittels Anzahl der
zurückgelegten Schritte oder der verbrauchten Marschzeit zu bestimmen ist, wiederholt sich
die Einstellung der Richtung wie beim Abmarsch.
Eine sehr verläßliche, wenn auch zeitraubende Art der Streckenmessung kann mit Hilfe
des Seiles geschehen. Dies wird jedoch nur in für die Orientierung wichtigen Fällen zur
Anwendung gelangen.
Auf ständige Verbindung aller Teilnehmer, besonders bei Nebel und Schneesturm ist
strenge zu achten. Zur Aufrechthaltung der Verbindung ist eventuell das Seil zu verwenden.
Bei sehr unsichtigem Wetter ist die Kontrolle des Führenden auf das Genaueste zu
handhaben.

Biwak, Schneehütten.


Ist aus irgend welchem Grunde ein Nächtigen im Freien nötig, das beabsichtigt ist, so
bereite man sich schon beim Abgehen durch Mitnahme aller wichtigen Ausrüstungsstücke
vor. Namentlich ist die Mitnahme von Ueberkleidung, Pelzwesten, Papier, eines zweiten
Zeltblattes, Spirituskochern mit Tee usw. angezeigt. Nach Möglichkeit suche man im Zelt zu
nächtigen, möglichst viel Leute unter einem Dach, bei Verwendung der übrigbleibenden
Zeltblätter als Bodenbelag. Vorteilhaft ist es, das Zelt in einem entsprechend ausgehobenen
Schneeloch, jedenfalls aber in einer windgeschützten Mulde, aufzuschlagen. Tannenzweige,
Ski usw. als Bodenbelag nehmen! Alle vorhandenen Kleidungsstücke anziehen,
Papiereinlagen verwenden! Eng aneinander legen! Füße eventuell in den Rucksack; Schuhe,
wenn angängig, ausziehen, mit Papier ausstopfen und unter das „Kopfpolster" legen! Zelt
kann, wenn gut geschlossen, mit Spirituskochern geheizt werden.
Vorteilhaft ist die Anlage einer Schneehütte, die meist, rasch und einfach hergestellt
werden kann. Namentlich in Ermanglung einer genügenden Zahl von Zeltblättern, bei
Schneesturm, bei längerem Verweilen ist es die beste Lösung der Nächtigungsfrage. Die
einfachste Anlage: Man gräbt (Spaten, zur Not auch mit Hilfe der Ski) ein etwa 1 m tiefes,
zirka 1.50 m breites, rechteckiges Loch, das in der Mitte (in der Längsrichtung) in der Breite
von etwa 50 cm einen noch 50 cm tieferen Graben erhält (Platz für die Füße); etwa 50 cm
höher wird das Loch zirka 1.50 m breit, hiedurch entstehen die im Abstand von zirka 50 cm
von einander entfernten, an den Längsseiten laufenden Sitzbänke. Der ausgehobene Schnee
dient eventuell zum Aufbau der Wände (noch zirka 50 cm). — Die Länge richtet sich je nach
Personenzahl und Hilfsmitteln, je 50 cm genügen für zwei Leute. Das Dach wird durch die
quergelegten Ski und Skistöcke gebildet, über das ein oder mehrere Zeltblätter oder eine
Decke straff gespannt wird, worüber Schnee geworfen wird. Der Boden, die Bänke, werden
mit den Ski und mit Tannenzweigen belegt (Tannenreisig aus der Waldzone mitnehmen).
Uebrige Zeltblätter werden zur Verkleidung der Wände, als Sitzunterlage und zum Abschluß
des Einganges, der auf der windabgekehrten Schmalseite möglichst klein angelegt wird,
verwendet.
Sind nicht genügend Ski vorhanden, oder muß die Schneehütte größer sein, so stellt man
mittels je zwei (event. drei) Ski, die auf etwas weniger als Stocklänge von einander entfernt,
paralell nebeneinandergelegt und mit Stöcken gitterartig zu einem Dachgerüst verbunden
werden, das flache Dach her. Auch durch kreuzweises Spannen der Lawinenschnüre um die
verkehrt eingerammten Skistöcke läßt sich ein Dachgerüst herstellen. Selbst straff
gespannte Zeltblätter genügen oft. Derartige Hütten lassen sich natürlich in allen Größen
herstellen, auch zum Liegen einrichten.

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Die Spirituskocher, Laterne erwärmen einen solchen, leicht winddicht abschließbaren Raum
sehr rasch und gut, so daß beispielsweise bei einer Außentemperatur von —8 Grad eine
Innentemperatur von +17 Grad erreicht werden könnte.
Sind größere Schneehütten dieser Art herzustellen, so grabe man sie möglichst tief und
mit stark nach innen — oben geneigten Wänden (Trapezform). Das Dach läßt sich dann
leichter eindecken.
Eine andere Art, rasch gute Schneehütten herzustellen, läßt sich nur dort anwenden, wo
große Schneewehen in der Art von Wächten vorhanden sind (an den Rändern von Gräben,
Bachbetten usw.). Solche Wächten werden auf der Schattenseite der überhängenden
Seite) in der Richtung von unten nach oben und zwar möglichst tief unten, „angebohrt"
und ein schräg nach oben führender, möglichst enger Gang (Tunnel) gegraben. In geeigneter
Tiefe erweitert man den Gang höhlenartig und gräbt diese Höhle je nach Bedarf beliebig
groß aus, läßt Sitzbänke aus Schnee usw. stehen, belegt diese dann mit Ski, Zeltblättern,
Aesten usw. und schließt von innen durch vorgehängtes Zeltblatt, Schneeblock, Rucksack
und dergl. den Eingangskanal. Da der Schnee solcher Verwehungen meist sehr trocken, fest
und spröde ist, läßt sich ungemein rasch und leicht arbeiten. Solche Höhlen bieten meist ein
ganz ausgezeichnetes Unterkommen, können auch häufig als unvermuteter
Truppenunterstand, der ja fast stets schon seiner Lage nach ungesehen zugänglich ist, vor
dem Feinde angelegt werden.
Ist der Schnee von fester Konsistenz, so können mit Spaten oder Schaufeln Ziegel
gestochen werden und diese entweder mit Verwendung eines Daches aus Ski und Zeltblätter
oder bienenkorbartig nach Eskimoart aufgemauert werden.
Alle diese Schneehütten können während des eigentlichen Winters, namentlich, wenn
Bretter zur Verschalung und zum Eindecken des Daches (das dann tief mit festgestampften
Schnee zu bewerfen ist) beigeschafft werden können, selbst längere Zeit bewohnt werden.
Der Schnee der Wände schmilzt nämlich nicht nach außen (in den Innenraum tropfend) ab,
sondern nach dem Schneeinnern, wodurch eine feste Eisglasur entsteht.
Sehr bewährt haben sich die ausgegebenen Zelte der k. u. k. Skiwerkstätte für 4 und 8
Männer aus Plachenstoff mit Holzgestänge und Versteifungsschnüren, Dieselben sind wohl
stärker als das normale Mannschaftszelt, bieten jedoch mehr Schutz und sind gedacht für
Höhenstellungen, in denen Baracken nicht errichtet werden können, jedoch immerhin
längeres Verweilen in Betracht kommt. Sie lassen sich in Schneelöcher setzen und
entsprechend den Mitteln mit Brettern vervollkommnen.

Weisungen für stabilen Winteraufenthalt in der Höhenlinie.

Instandsetzung der Ubikationen usw.

Bei Ausmittlung alpine Referenten und Fachleute unbedingt heranziehen !

Jede verfügbare Zeit zur Verbesserung der Unterkünfte ausnützen.
Baracken, Wachhütten und Wohnunterstände in der Höhenlinie müssen für den Winter
vor allem vollkommen winddicht gemacht werden. Bretterhütten müssen Doppelwände
erhalten, die Fugen sind mit Leisten oder Abfallbrettern abzudichten, die Außenwände mit
Dachpappe zu verkleiden, die durch aufgenagelte Latten vor Beschädigungen durch
Sturmwind geschützt werden müssen. Die Doppelung der Wände soll so vorgenommen
werden, zwischen beiden Wänden ein Hohlraum entsteht, der mit Heu, Moos, Sägespänen
oder Holzwolle ausgefüllt wird. Die Innenwände sind mit Papier (einem vorzüglichen
Schutz vor Wind und Kälte) auszutapezieren. Zeitungspapier, am besten in mehreren
Lagen, erfüllt vollkommen diesen Zweck.

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Es ist nicht gut, das Papier direkt auf die Bretterwände zu kleben (da das Holz sich zieht und

arbeitet), sondern die Wände erst mit Rupfen, Säcken oder sonstigem Stoff zu bespannen
und auf diesen das Papier zu kleben. Steinhütten verlangen, daß alle Fugen gut mit Moos,
Rasen usw. verstopft werden. Innen wird man sie am besten einfachen oder doppelten
Bretterwänden verschalen. Auch Boden muß gegen Nässe, Zug und Kälte undurchlässig
sein, Am besten ist auch hier die Anlage eines Doppelbodens (obere Lage rechtwinklig über
die untere Bretterlage) mit einer Zwischenschicht aus Dachpappe. Die Lager sollen nicht
unmittelbar auf dem Boden sein. Erhöhte Pritschenlager sind nicht schwer herzustellen.
Das Lager läßt sich durch Einlegen von Alpenrosengesträuch oder Fichtenzweigen unter die
Stroh- oder Heuschicht wesentlich verbessern, eine Zwischenlage gut getrockneter
Farnkräuter ist ein vorzügliches Mittel gegen Ungeziefer.
Türen und Fenster müssen natürlich auch gedoppelt und mit Filz- oder Tuchstreifen
abgedichtet werden. Die innere Tür soll nach innen aufgehen, die äußere ist horizontal in
zwei Halbtüren zu teilen, muß nach außen gehen, so daß bei Schneeverwehungen durch
Oeffnen der oberen Türhälfte der Eintritt in die Hütte leichter möglich ist.
Flache Pultdächer vertragen keinen größeren Schneedruck. Steile Pultdächer, besonders
bei Hütten, die an Felsen angebaut sind, sind am geeignetsten, bieten auch einen gewissen
Lawinenschutz, weil die etwa oberhalb abbrechende Lawine über das Dach doch
hinweggleitet. Werden Hütten auch nur auf kurze Zeit verlassen, in der eine Dachsäuberung
nicht durchgeführt werden kann, so muß das Dach (bezw. das Dachgerüst) an mehreren
Stellen gestützt werden, da die gewöhnlich verwendeten Tragbalken die Drucklast des
Schneebelages nicht aushalten. Die Dächer müssen stets vom Schnee gereinigt werden.
Hiezu sind hölzerne Schneerechen (ein einfaches, quer am Ende einer Stange befestigtes
Brett) und Schneeschaufeln vorzubereiten. Außen über die Wände vorstehende Dachbalken
sind mit Teer, Oelfarbe und dgl. anzustreichen oder mit Dachpappe zu umkleiden, da der
Schneebelag häufig den vorstehenden Teil des Daches, wenn die Balken anfaulen, abdrückt.
In Almhütten oder Malgen mit hohen, luftigen, schlecht schließenden Giebeldächern
spanne man in ca. 2 bis 3 Meter Höhe horizontal gekreuzte Drähte in Abständen von 30 bis
40 cm. Auf dieses Gerüst breite man alte Säcke, Leintücher, Decken etc. aus und bestreue
diese Fläche dicht mit Fichtenzweigen, Moos oder Heu. Solche Zwischendächer, sind besser
als Bretterdächer da sie bei großem Mannschaftsbelag sehr warm halten und es kann doch
die schlechte Luft und der Rauch leicht entweichen.
Bei den Eingängen in Unterstände oder kleinere Hütten mit .einfacher Tür legt man eine
Schwelle und nagelt daran ein ca. 30 cm breites Brett. Dieses dient als Schuhabstreifer; hält
angewehten Schnee ab. Die Türe läßt sich dann immer gut schließen und die Hütte bleibt
trocken.
Wo Oefen vorhanden sind, namentlich bei größeren Hütten, ist das Rauchabzugsrohr
nicht direkt nach außen zu führen. Es ist ein langes, horizontal über Mannshöhe befestigtes
(z. B. in Drahtschlingen aufgehängtes) Ofenrohr einzuschalten, das durch die ganze Länge
der Baracke führt und dann erst ins Freie mündet. Vielfach dürften sich die Kochstellen so
verlegen lassen, daß sie an die Wohnbaracken anstoßen. Sie erfordern dann aber einen
geschlossenen Herd (Ziegelbau), der so aufzustellen ist, daß dessen Rückwand, die am
besten aus Kacheln gemauert wird, in die Wohnhütte übergreift und diese miterwärmt, ohne
daß eigenes Heizmaterial nötig wird.
Eiserne Oefen mit Herdringen, welche den für den Kochtopf nötigen Durchmesser haben,
bieten den Vorteil, daß zugleich zum Kochen und zur Erwärmung geheizt werden kann.
Kochkisten haben den Vorteil, daß in ihnen das Essen von einer zentralen Kochstelle aus in
warmen Zustande in die Unterstände gebracht werden kann, ja sogar am Transport in der
Kochkiste erst völlig gar gekocht wird.

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An kleine runde Eisenöfen legt man Ziegel oder flache Steine an und schnürt mit Draht
zusammen, nur das Heizloch bleibt offen. Feuersgefahr wird hierdurch vermindert und die
Wärme lange erhalten. Wenn aber irgend möglich, sollen nicht eiserne Oefen sondern
Chamotte-Ziegelöfen aufgestellt werden.
Die Beteilung kleiner Detachements mit sogenannten Primuskochern
(Petroleumgasbrennern) ist mit Hinblick auf rasche und brennstoffsparende
Menagebereitung angezeigt.
Häufig müssen die Baracken gegen Lawinen, Schneerutsche usw. gesichert werden. Dies
geschieht durch Anlage eines Lawinenschutzes: Pflöcke werden quer über den Hang ober
der Hütte eingerammt, paarweise mit größeren Zwischenräumen. Die Pflöcke werden durch
Draht, verflochtene Zweige, Astwerk mit einander verbunden. Auch durch Einrammen von
Hindernisstangen und deren Verbindung in der angegebenen Weise wird der gleiche Zweck
erreicht.
Weiter ist namentlich bei Hütten, die an Felswänden, Steilhängen stehen, darauf zu
achten, daß sich im Raum zwischen Rückwand und Hang nicht größere Schneemassen
ansammeln können, die teils durch die Durchnässung, teils durch den Druck, der eine Hütte
leicht zum Einsturz bringen kann, gefährlich werden können. Durch Anlage eines
Schutzdaches ist dem vorzubeugen. Auch die Verankerung der Hütten gegen Sturmgefahr,
Schneedruck ist ins Auge zu fassen. Wird eine Hütte verlassen (auch nur auf kurze Zeit), so
ist eine Schaufel über dem Hütteneingang, möglichst hoch anzubringen und die Stelle durch
auffallende Aufschrift zu bezeichnen.
Die Aufstellung einer hohen Stange in der Nähe der Hütte (natürlich nur in vom Feinde
abgewendeter Lage) ist zur leichteren Auffindung im Falle des Verschneitwerdens der Hütte
ratsam. Auch die rechtzeitige Markierung der Zugangswege durch hohe, eingesteckte
Stangen darf nicht unterbleiben.
Zur rascheren Gangbarmachung tief verschneiter Wege sind Skiläufer und
Schneereifenmänner heranzuziehen, die paarweise, zu dritt oder viert mehrere Spuren dicht
nebeneinander legen, während die Nachfolgenden den Schnee feststampfen.
Sind lawinengefährliche Steilhänge regelmäßig zu passieren, so ist die Anlage einer
direkt ansteigenden, treppenartigen Spur für den Aufstieg und einer eigenen Spur für den
Abstieg angezeigt. Das genaue Einhalten der Spuren der Vorgänger hält die Treppen instand
und verhütet bei lahnigem Hang etc. ein Lawinenunglück.
Die Anlage eines Seilgeländers (lange, eingerammte Pflöcke und Gletscherseile)
erleichtern die Begehung.
Für den regelmäßigen Lastentransport über derartige Steilhänge kann die Herstellung
einer geradlinigen, senkrechten Eisrinne im halbkreisförmigen Durchschnitt (Begießen mit
Wasser!) oft ein Vorteil sein. Die Lasten werden auf entsprechende schlittenartige Bretter, in
Säcke oder Fässer usw. gelegt und entweder direkt von oben, oder von Leuten, die in Stufen
rechts und links der Eisrinne aufsteigen, an zwei Stricken gezogen.
Für Verwundeten- und Krankentransport ist die Anfertigung von Rettungstruhen (nach
Dr. Stiegler) angezeigt. Dies sind sargähnliche Holztruhen ohne Deckel in Mannslänge und -
breite, mit Heu- oder Stroh- oder Deckenunterlage, Schnallriemen und erhöhter Vorder- und
Rückenwand mit je einem Loch; durch diese Löcher wird die eventuell mit Traggurten
versehene Tragstange gesteckt. Auf diese Weise kann man die Truhe mit dem Verwundeten
ohne Schaden für diesen leicht über Geröll, Felsen bringen, sie überall niedersetzen und sie
leicht über Steilhänge, Schneefelder (namentlich wenn sie durch Anbringen von
kufenartigen Brettern vervollständigt wird) abtransportieren, bezw. schlittenartig über den
Schnee schleifen.
Am besten bewährt haben sich dabei die Schlittenkufen für Tragbahren.

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Schlittenaufzüge.

Solche Aufzüge haben sich während des Krieges vorzüglich bewährt. Sie werden an
steilen, mit Schnee bedeckten Flächen angelegt und können eine Länge bis zu mehreren 100
Metern erreichen. Sie schonen Transportmannschaften, ermöglichen es, Transporte über
eingesehene Strecken ohne Verluste durchführen zu können und bieten dergestalt eine
außerordentliche Erleichterung im Verpflegszuschub, sowohl zu den permanenten
Unterkünften, als auch zu den Stellungen; ferner im Abtransport der Verwundeten.
Diese Aufzüge bestehen aus 2 Skischlitten, verbunden durch ein Drahtseil von ca. 7 mm
Stärke, welch letzteres am oberen Endpunkte der Zuganlage über eine Rolle oder eine durch
2 Mann drehbare Walze läuft. Die Schlitten laufen in Schneerinnen, gegenseitig der eine
bergauf, der andere bergab (System Drahtseilbahn). Eine Verbesserung der Funktionsweise
kann noch in der Weise gesichert werden, daß man die Schlitten auf ihrer unteren Seite mit
einem dünneren Drahtseil (4—5 mm) verbindet, welches am unteren Ende der Aufzuganlage
um eine Rolle läuft und so als Rückzugseil dient.
Drahtseile und Schlitten werden zugewiesen, die Drehwalze resp. das Rad können aus
Holz primitiv hergestellt werden.
Bei der Ausmittlung des Ortes für solche Anlagen sind eher Mulden als Erhöhungen
fürzuwählen, da in ihnen die Schlitten bessere Führung haben. Bei zu langen Strecken ist es
angezeigt, 2 Schlittenaufzüge hintereinander zu schalten, um die sichere Funktionsweise zu
gewährleisten. In diesem Falle sind die Schlitten am Drahtseil abnehmbar befestigt, damit
sie sofort vom oberen Ende der unteren Aufzugsanlage auf das untere Ende der oberen
Anlage umgeschaltet werden können.

Anlage von Versicherungen.

Um bei Klettersteigen die Möglichkeit zu schaffen, sie ständig, d. h. auch bei schlechtem,
unsichtigen Wetter, bei Nacht, zu begehen und selbe auch weniger Geübten zugänglich zu
machen, werden selbe mit permanenten Versicherungen versehen. Diese werden geschaffen
durch Anlage von Drahtseilsicherungen, Drahtseilleitern und durch Eisentritte.
Drahtseilsicherungen und Leitern müssen derart angelegt werden, daß sie gegen Reibung
durch den Fels und gegen Steinschlag tunlichst geschützt erscheinen.

I. Drahtseilsicherungen.


Diese werden überall dort angelegt, wo zwar der Fuß noch überall guten Tritt findet,
jedoch Mangel an guten oder genügenden Griffen vorhanden ist. Auch bei großer
Exponierung eines Steiges finden sie Anwendung, da sie dem weniger Geübten ein großes
Gefühl der Sicherheit gewähren. Zu diesen Sicherungen werden Drahtseile in der Stärke von
6 bis 9 mm verwendet. Zur Befestigung dienen Mauerhaken und Ringhaken, die im Fels
eingeschlagen, wo nötig mit Schwefel, Blei oder Zement eingelassen werden.
Um den Händen am Seile Halt zu geben, werden Holzgriffe (30 bis 40 cm voneinander)
verwendet, welche nach Notwendigkeit, nach Aufdrehen des Seiles (Feilkloben verwenden!)
eingeschoben werden. Diese Holzgriffe werden selbstverständlich nur an jenen Stellen
angebracht, wo es unbedingt nötig ist, also bei steilen Stellen der Anlage. Bei horizontal
laufenden Drahtseilsicherungen ist die Anwendung von Holzgriffen oft nur hinderlich. Im
Allgemeinen werden zu einer Garnitur Drahtseilsicherungen ausgegeben: 100 Meter
Drahtseil, 4 Mauerhaken zu 20 cm, 6 Ringhaken zu 16 cm, 6 zu 12 cm und 4 zu 8 cm und 60
Holzgriffe.

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Selbstverständlich werden diese Teile nur entsprechend der Notwendigkeit verwendet; an
einzelnen Partien der Anlage werden weniger, an anderen werden mehr Haken angelegt
werden müssen.

II. Drahtseilleitern.

Selbe werden zur Gangbarmachung von Felswänden, Eishängen etc. bei großer Steilheit, als
permanente Versicherung angelegt, speziell dort, wo entsprechende Griffe und Tritte
mangeln.
Diese Anlagen können im Sinne nachstehender Anleitung in jeder beliebigen Länge leicht
hergestellt werden.

Herstellung von Hängeleitern mit Drahtseil:






















Um einerseits das Drahtseil zu schonen und andererseits die Länge des Seiles voll
auszunützen, werden zur Herstellung von Hängeleitern lose Ringe ausgegeben; diese
werden, wie in obenstehender Skizze ersichtlich, verwendet. Im Seil wird eine Schleife
gebildet und diese durch den Ring gezogen; durch die so entstehende Oese wird das Ende
eines ca. 30 mm starken und 40 bis 50 cm langen Stockes gesteckt. Hierauf wird das Seil
gespannt und dadurch die Sprossen festgehalten. Dieser Vorgang wird mit dem zweiten Seil
am anderen Ende jeder Sprosse wiederholt: durch Angliederung der Sprossenhölzer auf 30
bis cm voneinander erhält man eine bequeme Leiter. Zu beachten ist hiebei, daß die Ringe
und das Drahtseil nirgends beschädigt seien und die Sprossen alle auf derselben Seite der
Seile zu stehen kommen.


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Erstere werden zu dem Zwecke vorn geöffnet und nach Einführung d. Drahtseiles leicht
zusammen geklopft, wie die Abbildg. zeigt. Dort, wo eine größere Belastung zu gewärtigen
wäre oder ein Ring schadhaft erscheint, kann zur größeren Sicherheit die durch den Ring
gezogene Schleife, wie die Abbildung zeigt, länger gemacht werden, einmal gedreht u.
geschwenkt, worauf erst das Holz durchgesteckt wird, wodurch eine doppelte Wicklung des
Seiles um das Holz erzielt wird, die beim eventuellen Reißen des Ringes noch immer das
Holz festhält ohne Gefahr zu laufen, abzurutschen; wichtig bleibt immer, daß die Leiter
gespannt sei. Die Leiter ist in Zug zu halten, um das Schlagen und eventuelle Herausfallen
der Sprossenhölzer zu vermeiden. Hiezu werden an den unteren Seilenden schwere Steine
aufgehängt oder es werden die Enden entsprechend an Pflöcke etc. gespannt.

Beim Anbringen der Leiter ist auf
gute Befestigung zu achten und dafür zu
sorgen, daß die Hölzer auf der von der
Wand abgekehrten Seite des Seiles
kommen, wodurch an Trittfreiheit
gewonnen wird. Wo es notwendig
erscheint, sind Ringbaken (die
ausgegebenen) anzubringen, um den
erforderlichen Abstand der Leiter von der
Wand zu erzielen. Beim Anbringen der
Leiter ist auf gute Befestigung zu achten
und dafür zu sorgen, daß die Hölzer auf
der von der Wand abgekehrten Seite des
Seiles kommen, wodurch an Trittfreiheit
gewonnen wird.

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Für jeden Meter Leiter sind zirka 6 Ringe erforderlich.

III. Eisentritte.

An kurzen Stellen, wo die Anlage von Hängeleitern nicht rentabel, eventuell auch nicht
praktikabel erscheint und wo andererseits doch die Notwendigkeit besteht, sichere Tritte und
Griffe herzustellen, werden Eisentritte in der Wand befestigt. Dieses sind doppelt gekröpfte
Eisenklammern aus zirka 20 bis 25 mm starken Stabeisen erzeugt, welche außerdem eine
Breite von mindestens 30 cm haben, um für beide Füße innerhalb der Klammer Platz zu
finden. Beide Enden sind zugespitzt und werden zirka 20 cm tief in den Felsen eingelassen.

Anleitung zur Ausnützung von Lawinen und anderen Naturerscheinungen

für die Verteidigung.

I. Torbereitete Lawinen etc.

1. Zur Vorbereitung von Lawinenzügen eignen sich vor allem Steilhänge, die möglichst
gleichmäßig geböscht, nirgends weniger als 25 bis 30 Prozent Neigung aufweisen, talwärts
womöglich steiler werden. Muldenartige Steilhänge, Couloirs, steile Bachrinnsale,
Grasbewuchs sind von Vorteil. Solche Hänge sind tunlichst zu aplanieren, alle Hindernisse,
namentlich Bäume, Baumstrünke, Sträucher, Felsblöcke, Mauern usw. sind zu entfernen,
Gruben, kleine Mulden aufzufüllen, kleine Hügel, Wälle usw. abzutragen. Die Schaffung
eines möglichst glatten, gleichmäßig geböschten Untergrundes begünstigt in erster Linie jede
Lawinenbildung.
Im Angriffsraum, namentlich auch in dessen Flanken, sind derartige Lawinenhänge
auszumitteln und entsprechend vorzubereiten. In vielen Fällen setzen sich die Hänge beim
Betreten selbst in Bewegung. Durch entsprechende Verteilung der Verteidigungskräfte,
Verlegung von Stützpunkten, Anlage von Hindernissen (Verhaue usw.) kann der Gegner
veranlaßt werden, solche Lawinengänge zu betreten bezw. über diese anzugreifen.
2. a) In natürlichen Lawinenzügen, namentlich Steilgräben. Mulden usw., sowie in den
nach Punkt 1. vorbereiteten Hängen lassen sich „Stauwehren" in der Form von Quermauern,
Bretterplanken, Verhauen usw. errichten. Selbsttätig hier abgehende Schneemassen, auch
künstlich abgelassene Lawinen, können auf diese Weise an den Stauwehren gehäuft werden
und zum geeigneten Zeitpunkt in verstärkter Wirkung zum Abgehen gebracht werden. Auch
läßt sich durch solche Verbauungen das unzeitige Abgehen der Schneemassen, die gerade in
solchen oft schußtoten Mulden den Aufstieg vereiteln oder doch erschweren können,
vermeiden.
b) In gleicher Weise lassen sich die nach Punkt 1. vorbereiteten Hänge durch Einbauten in
der Art von Lawinenschutzvorrichtungen (Bretterplanken, quer gehängte Baumstämme
(siehe Punkt II/4.), Hindernisstangen, durch Draht oder Bretter verbunden), derartige
Stauvorrichtungen anlegen, die das abgehen der Schneehänge und Lawinen zeitlich
regulieren, eventuell verhindern lassen.
c) Die im Spätwinter namentlich auf den Südhängen meist im labilen Gleichgewichte
liegen gebliebenen Schneebretter oder geborstenen Schneedeckenstücke sind gegen
unzeitgemäßes Abgehen durch Einschlagen von Pflöcken, Hindernisstangen usw. zu sichern.
3. Schneewächten. Diese lassen sich leicht durch schräges Aufstellen von Brettern,
flachen Steinen usw. vergrößern. Das aufgestellte Brett muß den Treibschnee stauen und
ihm durch ein zweites Brett in der Art einer Unterlage im Striche der Windrichtung das
Ansetzen der Wächte erleichtern. Auch eine Wächtenstütze ist vielfach von Vorteil.

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Andernteils aber lassen sich Wächten oft gut als Deckungen verwenden, ja sogar durch
Anlage von Schießscharten in Stützpunkte verwandeln (2.50 Meter hartgestampfter oder
gefrorener Schnee gibt gegen Gewehrfeuer schon genügende Deckungsstärke).

II. Ablassen von Schneehängen, Lawinen etc.


1. Die nach Punkt 1. vorbereiteten Schneehänge, Lawinenzüge usw. sind bei geeigneter
Schneebeschaffenheit, Temperatur usw. meist schon durch Rollenlassen eines größeren
Schneeballens, eines Erdklumpens, Rasenstückes, zum Abgehen zu bringen. Auch das
Werfen von Handgranaten (namentlich geeignet sind die sogenannten
Blechbüchsengranaten) kann die Hänge in Bewegung bringen. Dabei ist zu beachten, daß
das Abreißen des Hanges in horizontaler Linie, möglichst im Zuge einer kürzeren Steilstufe
erzielt wird. Das plötzliche Ablassen von angehäuften Schutt-, Erdmassen, Felstrümmern,
Steinlawinen ist oft das einfachste und sicherste Mittel, die tieferliegenden Schneehänge und
Lawinenzüge in Bewegung zu setzen.
2. Das Abtreten von Lawinen ist, natürlich nur wenn feindliches Feuer nicht zu fürchten
ist, ein weit einfacheres und sicheres Mittel. Der mit dem Abtreten beauftragte Skiläufer
muß an langem Seil von oben oder von einem sicheren Punkt aus gesichert werden und
schneidet durch horizontales Queren des Hanges (möglichst im oberen Teil einer Steilwelle)
den Schneebelag ab, eventuell hilft er durch Stampfen oder mit dem Spaten nach. In
ähnlicher Weise kann der Schneehang durch das Ziehen eines Horizontalgrabens abgetrennt
werden.
3. Die in Punkt 1/2. beschriebenen Stauanlagen werden am einfachsten durch Minen
gesprengt, bezw. durch Niederreißen der (natürlich an sicheren Orten angebrachten)
Mauerstützen, bezw. durch Durchschneiden der Haltetaue (siehe Punkt II/4.) zum Abgehen
gebracht.
Die im Punkt 1/2. c) genannten labilen Schneebretter sind zu sprengen, bezw. durch
Wegnahme der Stützen zum Abgehen zu bringen. Auch das Begießen der Aufsitzfläche mit
heißem Wasser oder das Abschneiden mittels Bajonett oder Baumsäge führt meist rasch zum
Ziel.
Wächten (Punkt 1/3.), die oft kilometerlang die Kämme krönen, können abgetreten,
abgesägt oder abgestochen werden, doch ist dabei auf vorsichtige Seilsicherung zu achten,
da die Abbruchstellen oft weit über die Grathöhe auf den jenseitigen Hang übergreifen.
Auch die Sprengung von Wächten, Hängelawinen usw. ist leicht ausführbar. Die
Sprengladungen (Dynamit ist wegen der Gefahr des Gefrierens weniger geeignet), sind in
Sprengbüchsen (Blechkisten, Handgranatenbüchsen, Landtorpedobüchsen) unterzubringen
und diese zur Verstärkung der Abreiß Wirkung schachartig mit Brettern zu verschalen. Die
Abreißlinie muß senkrecht zur Fallrichtung verlaufen.
4. Für das Ablassen größerer Lawinen, ganzer Hänge usw. ist vorteilhaft, folgende
Vorrichtung herzustellen (siehe auch Punkt 1/2. b):
Behauene Baumstämme werden mit Draht, Seilen, Klammern, Ketten, aneinandergereiht
und diese Kette hängebrückenartig horizontal quer über oder auf den Hang gehängt, indem
man die Enden der Baumkette an feststehenden Bäumen, Felsen usw. verankert. Die
Wirkung läßt sich durch Auflagerung von Steinen, Schutt, Felsbrocken auf die
Hängebrücken verstärken, die auch aus einer zwei- oder dreifachen, unter sich verbundenen
Balkenreihe konstruiert sein kann. Soll die Lawine betätigt werden, werden die verankerten
Enden (Seile) (beide Enden oder nur eines) durchschnitten. Diese Vorrichtung läßt sich
sowohl vor dem Eintritt der Schneefälle vorbereiten, so daß die Hängebrücke dann unter
dem Schnee auf dem aperen Untergrund hängt.

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Sie ist aber auch wirkungsvoll, wenn sie auf einer Altschneelage liegt und dann tiefer
verschneit wird. Ja selbst die Auflagerung über der zu betätigenden Lawine wird eine
intensive Wirkung erzielen lassen.

III. Durch Ab- oder Umleiten von Gebirgsbächen, Seen, Stauwässer etc.


läßt sich je nach der Oertlichkeit eine dem Angriffe hinderliche Wirkung erzielen.
Namentlich kommt hier die Berieselung von Glacis, Angriffshängen usw. in Betracht, die
durch Vereisung geradezu unpassierbar werden können.
Durch Ableiten kleiner Wasserrinnsale, Brunnen, durch Aufschütten von Wasser lassen
sich — natürlich zu Zeiten größerer Kälte — Wegstücke, Straßen usw., die im
Angriffsraume liegen, bis zur Unpassierbarkeit vereisen, wodurch ein Vormarsch des
Gegners (namentlich wenn Lastentransporte oder Maultierkolonnen in Betracht kommen),
jedenfalls aufgehalten bezw. gestört werden kann. Streifpatrouillen können häufig im
Vorfeld derartige Hindernisse anlegen.

IV.


Je nach Oertlichkeit, Schneelage, Temperaturverhältnisse, Vorhandensein von
Hilfsmitteln usw. lassen sich in der Art der gegebenen Weisungen mit meist geringen
Arbeiten und Mitteln ähnliche Verteidigungsvorrichtungen ersinnen und ausführen.
Eines ist aber scharf im Auge zu behalten: Meist bilden verschneite Steilhänge an und für
sich schon ein wirksames Hindernis, das durch eine unzeitgemäße Betätigung der
angegebenen Mittel verschwinden kann, so daß man, statt dem Gegner Schaden zuzufügen,
ihm einen wesentlichen Geländevorteil verschafft.
Daher können diese Anleitungen nicht für alle Verhältnisse- und Lagen gültig sein. Sie
werden aber jedenfalls eine Anregung sein, wie sich die winterlichen
Elementarerscheinungen in einer dem Feinde Schaden bringenden Weise verwerten lassen.

Ausrüstung und Bekleidung.


Die Schlagfertigkeit einer Gebirgstruppe hängt größtenteils von der Ausrüstung und
deren richtigem Gebrauche ab. — Deshalb ist auf diese besondere Sorgfalt zu verwenden. —
Auch die Bewaffnung muß entsprechend gewählt sein. Für den Mann Stutzen, Offizier
Revolver, wenn möglich aber auch Stutzen. — Munition in größerer Menge (weil
Nachschub oft schwer möglich).
Kleidung muß leicht sein, aber gegen Wind und Kälte gut schützen. Hiezu eignet sich
unsere Felduniform am besten. — Die Taschen (möglichst groß) und Aermel müssen aber
zum Verschließen gerichtet werden. — Kappe unbedingt mit Nackenschutz; statt der
Mantels Windjacke aus Rucksack- oder Zeltstoff.
Jeder Mann muß noch für den Gebirgsdienst mit folgenden
Alpinausrüstungsgegenständen versehen sein:
Rucksack, Schneebrille, starkes Taschenmesser, Feldflasche, Zeltblatt. Schneemantel,
Reparatur- und Konservierungsmittel für Kleider und Ausrüstung, Gletschersalbe, ein Paar
Steigeisen, ein Paar Schneereifen, eine Lawinenschnur.
Für den Skiläufer: Ein Paar Ski mit Fellen oder Rückgleitgurten, Harschteisen, ein
Skitraggurt, ein Paar Doppelstöcke mit Schneetellern, Skigleitmittel.
Die weitere Alpinausrüstung soll nach der Aufstellung in Patrouillen zu 4, 8 und 16 Mann
geschehen. Hiebei ist der einzelne Ausrüstungsgegenstand jenem Manne zuzuteilen, welcher
mit demselben am besten vertraut ist.

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Auch ist bei der Gewichtsverteilung auf die Körperkonstitution, des einzelnen Mannes
Rücksicht zu nehmen.
Für Patrouillen zu 4 Mann: Zwei Kocher mit je zwei Schalen (ersetzt Menageschalen).
Zwei Spiritusbehälter (Blechflaschen), zwei Spaten, ein Kompaß, ein Seil, ein Eispickel,
eine Laterne samt Kerzen oder elektrische Taschenlaterne mit Ersatzbatterie, ein
Verbandpack großer Type oder Taschenapotheke, bei Skipatrouillen ein Reparaturbeutel für
Reparaturen an Ski, Kleidung und Ausrüstung.
Für Patrouillen zu 8 Mann: Außerdem eine Kartentasche samt Kartenmaterial, ein Melde-
und Skizzenblock, ein Feldstecher.
Für Patrouillen zu 16 Mann: Noch dazu: Verbandschiene, eine Apotheke. Bei
Skipatrouillen eine Reserveskispitze oder ein kurzer Reserveski, für einen Offizier einen
Höhenmesser, ein Thermometer.
Bezüglich Proviant siehe „Ernährung und Verpflegung".
Unterwäsche: Zwei Sorten, eine leichtere Sorte für den Marsch, eine starke, dicke Sorte
für längere Rast, für Mannschaften in ausgebauten Stellungen.
Wenn die Mannschaft das Ziel erreicht hat oder längere Zeit in einer Stellung, besonders
im Freien zu verbleiben hat, wird die feuchte Unterwäsche abgelegt und die trockene, dicke
Unterwäsche angezogen. Sofort Vorsorge zum Trocknen der feuchten Wäsche treffen! Die
Unterwäsche ist im Rucksack derart zu versorgen, daß sie trocken bleibt.
Socken: Bei großer Kälte zwei Paar dicke Wollsocken tragen, das äußere Paar muß aber
genügend groß sein, damit die Zehen nicht zusammengepreßt werden. Fersen der Socken mit
Leinen übernähen, dann zerreißen sie weniger leicht. Bei größerer Kälte an den Füßen nie
Leinen-, sondern nur Flanell- oder Wolllappen tragen.
Schuhe : Bergschuhe sollen aus starkem, widerstandsfähigem Rindsleder mit doppelt
genähten starken, mit Flügel- oder Kopfnägeln benagelten Sohlen sein. Ober und um die
Knöchel soll der Schuh fest anliegen, womöglich Riemenverschluß haben. Ein Filzansatz am
oberen Schuhrande dichtet sehr gut ab. Die Schuhe müssen so groß sein, daß selbst bei
Benützung von zwei Paar dicken Wollsocken, die Zehen genügend Bewegungsfreiheit haben
und die Blutzirkulation nicht gehemmt ist. Schuhe beim Trocknen vorsichtig behandeln,
nicht zu nahe an das Feuer oder den Ofen bringen, das Leder wird dadurch brandig und
brüchig. Zum Schmieren der Schuhe keine Oele benützen. Oele öffnen die Poren des Leders
und lassen Feuchtigkeit eindringen. Außerdem bilden Oele nach längerer Zeit durch
Zersetzung Säuren, die das Leder angreifen. Am besten sind Schuhschmierer, welche die
Poren des Leders außen verschmieren und in das Leder nicht eindringen, z. B. Unschlitt mit
Fischtran, Gummitranfette u. dergl. Grundsatz: Nicht zu oft schmieren, das Schmiermittel
mit der Hand fest verreiben. Das Leder darf nie zu weich werden. Zeitweise auch die
Schuhsohle einfetten (Firniß). Ein Paar Schuhriemen in Reserve!
Sehr bewährt haben sich die bei den Gebirgstruppen vielfach in Verwendung stehenden
Schuhe mit Riemenverschluß.
Der Riemenverschluß gestattet ein Oeffnen und Schließen des Stiefels mit einem Griff.
Der Riemen muß mit seinen 3 Enden der Fußform entsprechend angepaßt werden. Das
geschieht in folgender Weise:
Nach Schließung des Verschlusses resp. Fixierung des Riemens in der Schnalle werden
die einzelnen Riementeile auf ihre Spannung geprüft. Jene Riementeile, welche sich hiebei
als nicht genügend gespannt erweisen, werden soweit gekürzt, daß alle Riemenstrupfen bei
geschlossenem Verschluß gleichmäßig gespannt sind. Hiebei ist darauf zu achten, daß der
Schlitz des Oberleders gleichmäßig im Rist geschlossen ist. Bei der Prüfung müssen Fuß
und Unterschenkel in rechtem Winkel zu einander abgebogen sein. Besonders bei neuen
Schuhen ist vor Schließen des Verschlusses resp. Anziehen des Verschlußriemens das
Zungenleder nach beiden Seiten möglichst glatt zu streichen, damit die Zunge,

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bis sie sich der Fußform vollkommen angepaßt hat keine Falten bildet.
Nach einiger Zeit des Schuhgebrauches sind die Riemen auf ihre gleichmäßige Spannung
neuerlich zu prüfen und in vorerwähnter Weise nachzustellen. Man wird sodann mit dem
Verschluß für die ganze Lebensdauer des Schuhes nichts mehr zu tun haben.
Der Schuh mit richtig sitzendem Verschluß bietet sodann den Vorteil, dem
Knöchelgelenk in der Gehrichtung eine erhöhte Bewegungsfreiheit zu geben, ohne dabei den
Fuß den seitlichen Halt und die Festigkeit verlieren zu lassen. Dies wirkt bei großen
Märschen, besonders im Gebirge, sehr kraftsparend. Ist der Verschluß vollkommen in
Ordnung, so ist auch jeder unangenehme Druck ausgeschlossen. Der Schuh ist bis zum
obersten Rande des Oberleders vollkommen wasserdicht.
Der Stiefel mit hohem Schaft ist als Marsch- und Reitstiefel geeignet. Beim Reiten kann
der Verschluß gelockert werden, wodurch der Fuß auch bei lange andauerndem Gebrauch
nicht ermüdet wird.
Hosen: Lange Hosen halten weit wärmer als kurze, glatte Hosen sind besser als
langhaarige oder rauhe. Verschließbare Taschen!
Wollstutzen: Halten, unter der Hose getragen, sehr warm. Damit kein Schnee in die
Schuhe eindringen kann, ist die Hose um den Schuhrand mit kurzen Schneestreifen
festzubinden.
Wickelgamaschen: Sollen aus dichtem, elastischen Schafwollstoff sein, damit sie, ohne
fest gewickelt zu werden (Hemmung der Blutzirkulation) sich an die Wade anschmiegen,
sich nicht verschieben und kein Wasser aufnehmen.
Blusen: Sollen möglichst weit sein, damit die starke Unterwäsche oder Pelzweste Platz
hat. Glatte Stoffe sind besser als rauhe. Die Aermel müssen verschließbar sein, am besten
durch Spangen.
Pelz- oder Papierwesten, Schwitzer: Dürfen während des Marsches nicht angezogen
werden, weil sie übermäßig erwärmen und den Körper in Schweiß bringen, erst während der
Rast oder in den Stellungen können sie angelegt werden.
Kopf- und Halsschutz: Weite, dicke Wollhauben, die über den Hals gezogen werden
können, sind vorzüglicher Schutz. Schneehauben sollen aber nicht zu knapp anliegen, weil
sie sonst die Ohren zu sehr pressen, wodurch diese leicht erfrieren. Weite, bauschige Hauben
sind besser, sie halten um den Kopf eine schützende Luftschichte.
Die beste Schneehaube ist der Nackenschutz unserer Militärkappe.
Fäustlinge: Soll jeder Mann unbedingt zwei Paar mitführen oder ein Paar Fäustlinge und
ein Paar Wollhandschuhe. Sobald ein Paar feucht wird, schützt es nicht mehr gegen Kälte,
auch wird ein Paar leicht verloren. Segeltuchfäustlinge mit Flanelleinlage sind bedeutend
besser als Wollfäustlinge, sie sind wasserdicht und verhindern das Anfrieren von Schnee.
Bei großer Kälte oder Sturm wird das zweite Paar Fäustlinge mit Vorteil am Körper unter
dem Hemd getragen, weil die so erwärmten Fäustlinge raschselbst vor Kälte steif gewordene
Finger erwärmen. Gibt man in Wollfäustlinge Papiereinlagen, hat man einen guten Schutz
bei Sturm und großer Kälte. Bei geringerer Temperatur halten Pulswärmer die Hände
genügend warm.
Schneemäntel: Sind möglichst rein zu halten, wenn nötig zu waschen, sonst verfehlen sie
ihren Zweck.

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Beim Waschen Waschblau verwenden, damit dem Weiß der Mäntel ein bläulicher Stich
gegeben wird, da der gewöhnliche gelbe Ton vom Schnee zu stark absticht.
Schuhüberzüge: Aus Segeltuch ohne Sohlen, versehen mit Gurten, einer Schnalle und
Drahteinlagen, welche in drei Haken an der Schuhsohle eingehängt werden. Anlegen: Man
zieht den offenen Ueberschuh derart über den Schuh, daß die stoffreien Teile des Drahtseiles
in die Fußwölbung unter der Schuhsohle zu liegen kommen. Hierauf zieht man die Gurten
nach rückwärts und legt sie übereinander.














Die Gurtenenden werden hierauf durch die gekreuzten Drahtseile bei hochgezogenem
Vorfuß eingezogen, fest gespannt und über den Rist verschnallt. Das Anbringen der Haken
an der Schuhsohle hat an drei Stellen und zwar an der Spitze und an beiden Seiten (etwas vor
der größten Sohlenbreite) so zu erfolgen, daß die Biegung der Haken nach außen geht und
selbe nach dem Einschlagen nicht über den Sohlenrand hinausstehen. Nach dem Einhängen
der Drahteinlage der Schuhüberzüge ist ein Abrutschen derselben verhindert. Die
Schuhüberzüge verhindern das Gefrieren des Schuhoberleders und damit auch das Erfrieren
der Füße. Die Schuhüberzüge sind vor dem Gebrauch einzufetten, beziehungsweise mit
Firniß zu behandeln.

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Das Zwischenstecken von Papier oder Heu zwischen Schuh und Schuhüberzüge erhöht die
Kälteschutzwirkung. Es ist auch auf fleißige Benützung der Schuhüberzüge zu dringen,
schon deshalb, weil sie das Leder schonen.

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Rucksack: (Pack- und Traganleitung).
Der Rucksack (möglichst zu groß, als zu klein!) hat vier Innen-, eine Außen- und zwei
Deckeltaschen sowie zwei abnehmbare Brusttaschen. Er wird mittels zweier verstellbarer,
breiter Traggurten getragen. Durch die Verbindung der Brusttaschen mittels der Karabiner
wird das „Pendeln" des Rucksackes verhindert. Die Brusttaschen müssen mit der Oese am
spitzen (oberen) Eck in die Karabiner der Traggurten eingehängt werden, mit dem Karabiner
am rechtwinkligen Eck der Langseite in die Dorlöcher der Traggurten in solcher Höhe
eingehängt werden, daß man die Karabiner am rechtwinkligen Eck der schmalen Seite leicht
vor dem Körper ineinander einhängen kann.
Die richtige Packung des Rucksackes ermöglicht bequemes Tragen, Erhaltung der
Ordnung und leichte Auffindbarkeit der einzelnen Gegenstände.
Ein richtig gepackter Rucksack hat Tornisterform, flach und breit. Es sind zu verpacken:
Im großen Raum des Rucksackes Reservekleidungsstücke, dann in separate mit den
Zugschnüren an der Rucksackschnur befestigte Säckchen Kocher, Proviant u. dgl.; in den
seitlichen Rucksackinnentaschen Reserveschuhe, Laterne und sonstige längliche steife
Gegenstände; in die Rucksackinnentaschen an der Rückenseite Wäsche, Reservehandschuhe,
möglichst weiche Gegenstände; in die Außentasche Fette, Reparaturmaterial, Apotheke; in
den Deckeltaschen Wind- und Regenschutz, eventuell Seil.
In die Brusttaschen kommen jene Gegenstände, welche oft benötigt werden und schwer
sind, Patronen, Feldstecher, kleiner Imbiß, Feldflasche, Orientierungsmittel, Karten,
Meldeblock, Harschteisen, Felle usw.
Wird der Rucksack geöffnet und die Säckchen, ohne sie von der Rucksackschnur zu
lösen, herausgenommen, so sind alle Gegenstände leicht und schnell auffindbar, es kann
nichts verloren gehen. Mantel und Wolldecke, letztere in das Zeltblatt


















eingeschlagen, werden außen am Rucksack, der Mantel gerollt oben herum, die Decke
gerollt am Unterteil, mit Riemen durch die Doppelschlaufen an den Traggurtenschnallen
befestigt und brauchen beim Oeffnen des Rucksackes nicht abgenommen zu werden.
Ski: Die Ski müssen mit der gleichen Sorgfalt und Liebe gepflegt und behandelt werden, wie
das Gewehr. Sie sind im unbenutzten Zustand stets innerhalb der Spitzenaufbiegung und an
ihren äußersten Hinterenden zusammenzuschnallen, die Bindungsriemen zu versorgen,
damit sie nicht verloren gehen. In unbenutztem Zustande spreizt man die beiden Skispitzen
mittels eines doppelt zugespitzten Holzstückes kräftig auseinander,

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damit sie ihre Aufbiegung nicht verlieren. Die Spannung in der Mitte der Ski wird durch
Einklemmen eines passenden, nicht zu dicken Holzklötzchens erhalten. Im Zustande
längerer Unbenütztheit sind die Federn von Stahlbindungen zu entspannen, vor dem
Gebrauche Schrauben usw. anzuziehen. Lederteile und Riemen sind von Zeit zu Zeit
einzufetten. Reibungsstellen von Riemen und Lederzeug sind durch Verschieben und
Wechseln häufig zu verlegen. — Beim Erreichen des Quartiers sind die Ski ordentlich vom
Schnee zu reinigen und stets mit der Spitze nach abwärts aufzustellen. Temperaturwechsel,
Verbringen der Ski in die Nähe des Ofens ist schädlich. Kleine Schäden am Ski und an der
Bindung sind sofort zu beheben! Skibrüche werden mittels Blechverband oder als
Notreparatur mittels dünner, etwa 4 cm langer Nägel so repariert, daß die beiden Bruchenden
übereinander genagelt werden, wobei das vordere Bruchstück unter das hintere kommt.







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Die Laufflächen der Ski sind durch Auftragen (Erwärmen und Verreiben) von Wachs,
Skiwachs, Parafin, Kerzen u. dgl. gegen das lästige Anpappen des Schnees zu schützen. Sehr
vorteilhaft ist es, die Gleitflächen mit Teer, der mittels Lötlampe oder über raucharmen
Feuer vorsichtig eingebrannt wird, zu behandeln. Dadurch erhält man die Elastizität und
Trockenheit des Holzes, erzielt ein rascheres Gleiten und schützt sich vor Pappschnee.
Stöcke: Tonking- und Bambusstöcke nicht in die Nähe des Ofens bringen! Gesprungene
Stöcke sind sofort durch Umwickeln mit Draht oder Spagat vor weiterem Springen zu
schützen! Defekte Schneeteller sofort ausbessern! Verlorene Schneeteller durch
selbstkonstruierte (Weidenruten, Draht, Spagat und Leder) ersetzen! Der Riemen der
Handschlaufe muß beim Gebrauch der Stöcke, wie das Bild zeigt, über den Handrücken
führen und läuft mit seinen beiden Enden durch die hohle Hand (Faust) zum Stockende.
Strenge zu verbieten ist das Abklopfen des Schnees von den Skiern mit den Stöcken.
Traggurten: Erleichtern das Tragen der Ski namentlich bei voller Marschadjustierung, bei
langen Märschen, im schwierigen Terrain. Die neuausgegebenen Traggurten sind
gleichzeitig Fellersatz (Rückgleitschutz). Sie bestehen aus zwei Stücken. Um sie als
Traggurten zu verwenden, werden die beiden Stücke übereinander gelegt, die beiden
Steckbügel am rückwärtigen Ende durch je 4 der Lochösen nadelartig durchgesteckt. Die
Spitzenschlaufen werden um Spitze und Skiende gelegt: der Traggurt, der verstellbar ist, ist
gebrauchsfertig.
Rückgleitschutz, Felle: Das neue Gurtenmodell (Traggurten und Fellersatz) wird mit dem
Steckbügel am rückwärtigen Gurtenende durch ein schräg in der Richtung gegen das
Skiende in der Dicke des Steckbügels hinter der Bindung von unten nach oben gebohrtes

Falsche

Handhabung der

Handschlaufe.

Richtige

Handhabung der

Handschlaufe

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Loch gesteckt und dann mittels der Spannvorrichtung an der Skispitze straff gespannt. Vor
der Abfahrt müssen die Gurten stets abgenommen werden, nicht nur weil sie die Abfahrt
hindern, sondern weil sie sonst rasch ruiniert werden. Kleine Risse müssen sofort gut
geflickt werden! Die Gurten müssen von Zeit zu Zeit mit Firniß, Vaselin, Fett oder
dergleichen imprägniert werden. Ebenso müssen Seehundsfelle hie und da an der Haarseite
leicht eingefettet werden. Als Fellersatz können auch die Lawinenschnüre verwendet
werden, die um den Ski derart gewickelt werden, daß jede Wickelung (je in etwa 5 cm
Abstand von der nächsten) auf der Skioberseite mit leicht löslichem Knoten verknüpft wird.
Auch das Unterbinden von Tannenzweigen gewährt zur Not Schutz gegen das Rückgleiten.
Endlich läßt sich durch das Durchführen der Zehenriemen unter der Lauffläche ein
notdürftiger Rückgleitschutz schaffen.
Harschteisen: Müssen genau angepaßt sein; Laschen nicht zu knapp, sonst brechen die
Eisen leicht! Beim Gebrauch von Zeit zu Zeit nachsehen, ob die Eisen noch fest in den
Laschen sitzen, da sie sonst leicht verloren gehen! Aufbewahrt werden die Harschteisen,
indem man sie mit einem durch die Oesen durchgefädelten Spagat zusammenbindet.
Lawinenschnüre: Grell (am besten rot) gefärbte Reepschnüre, dünne Seile, die zunächst
den Hauptzweck haben, das Auffinden ihres Trägers im Falle einer Lawinenverschüttung zu
erleichtern. Die zirka 16 bis 20 m lange Schnur wird an einem Ende fest um den Leib
gebunden und lose nachgeschleift. Die Lawinenschnüre können aber mannigfachen
Zwecken dienen, namentlich wenn sie aus zwei, je 8 bis 10 m langen Stücken bestehen, die
am einen Ende je einen festen Karabiner, am anderen je eine Schlaufe oder Ring haben. Sie
dienen dann als Rückgleitschutz, Reserveseil, als Ziehleine für die Ski, als Traggurtenersatz,
als Zeltschnüre, zum Verschnüren des Gepäckes usw., zum Anhängen an Fuhrwerke, Fahren
hinter Pferd (Skikjöring), zur Notreparatur bei Ski-, Bindungs-, Stockbrüchen, als Wäsche-
und Trockenleinen, bei Kranken- und Verwundetentransport usw.
Schneebrille: Soll möglichst große Muscheln und grüne oder gelbe Gläser haben, muß bei
Sonnenbestrahlung stets in Gebrauch genommen werden, aber auch bei Nebel über dem die
Sonne steht („diffuses Licht"), der sehr schädlich für die Augen ist! Im unbenutzten Zustand
wird die Brille auf der Kappe oder in einer Schachtel getragen. Nicht vergessen, daß das
Blinken der Gläser, das weithin sichtbar ist, ihren Träger sehr leicht dem Gegner verraten
kann!
Eispickel: Wird an Stelle eines der Doppelstöcke verwendet, muß abnehmbaren
Schneeteller und einen Schutz aus starkem Leder oder dickem Tuchwickel über Schaufel
und Haue nebst daran befestigter Handschlaufe erhalten. Die Eisenteile sind durch Einfetten
vor Rost zu schützen, der Pickelstiel ist von. Zeit zu Zeit einzufetten oder zu ölen.
Steigeisen: Sind außen am Rucksack festzuschnallen oder anzubinden, nicht lose
aufzuhängen, die Zacken können durch aufgesteckte Korke, Holzbrettchen oder Blechplatten
geschützt werden, so daß Risse im Rucksack oder Verletzungen der eigenen oder anderer
Personen vermieden werden. Die Gurten sind mit Firniß, Fett oder Oel zu behandeln! Das
Knüpfen von Knoten ist zu vermeiden?
Zur Begehung von etwas vereisten Straßen und Wegen genügen die vierzackigen Eisen
(Kröteln). Für unwegsameres Gelände (Firnhänge, Eiswände, Gletscherbrüche) kommen nur
Gliedeisen mit 6, 8 oder 10 Zacken in Betracht. Diese Zacken müssen dann lang und stets
scharf gespitzt sein. Die Eisen müssen genau und fest angepaßt werden. Nur dann ersparen
sie langwieriges, zeitraubendes und durch Geräusch verräterisches Stufenschlagen.
Schneereifen: Auch hier sind Gurten wie Reifen einzufetten, kleine Schäden sofort zu
reparieren, gesprungene Reifen fest mit Draht zu umwickeln. Bei Skiabfahrten Leute mit
Reserveschneereifen an die Queue!
Seil: Trägt stets ein Mann, der mit der Seilhandhabung vertraut ist. Auf Gletschern, falls
Seil nicht im Gebrauch ist, befindet sich der Mann an der Queue.

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Auch das Seil muß von Zeit zu Zeit eingefettet oder geölt und hie und da auf
Beschädigungen geprüft werden. Die Seilmitte, eventuell alle 5 oder 10 m sind durch
Farbzeichen zu markieren. Nasse Seile sind nach Gebrauch sofort auseinanderzurollen und
zum Trocknen aufzuhängen, da sie sonst kernbrüchig werden. Neue Seile zieht man
vorteilhaft erst durch lauwarmes Wasser, trocknet sie und fettet sie ein, so bleiben sie
haltbar, geschmeidig und saugen weniger Nässe auf.
Reparaturzeug: Ist in einem Beutel unterzubringen und muß enthalten: Bindungsteile,
Spagat, dünnen und dicken Draht, Lederriemen, Sohlenblatten, Schrauben, Nieten, kleine
Stiften, 4 cm lange dünne Nägel, Blech, Werkzeug (Hammer, Bohrer, Schraubenzieher,
Ahle, eventuell Feile, Zange, Säge, Stemmeisen), Reservespitze (anschraubbare Blech- oder
Aluminiumspitze), Reserveschneeteller oder Material zur Herstellung von solchen, ferner
Zündhölzer, Sturmzündhölzer, Kerzen, Nähzeug, Reserveschuhriemen.
Gewehr: Muß im Gebirge, namentlich beim Skidienst stets mit Mündungsdeckel
versehen sein oder in Ermanglung eines solchen mit Papierpfropfen verschlossen werden.
Gewehre, die in Ermanglung von Stutzen von Skiläufern ausnahmsweise benützt werden,
sind am besten über eine Schulter gehängt zu tragen (Achselrolle!) und werden mittels eines
langen Riemens oder Strickes, der erst über den Rücken gehend, horizontal um den Leib
führt, vorne durch Durchziehen durch den Gewehrriemen in senkrechter Lage festgehalten.
Die Tragart des Stutzens ist bedeutend einfacher und vielseitiger, kann aber auch in dieser
Weise erfolgen. Nach jeder Skifahrt ist sofort Gewehrreinigung und Gewehrvisite
abzuhalten.

Gesundheitspflege.


Besonders im Gebirgskriege ist die Pflege der Gesundheit und des körperlichen
Wohlbefindens des Soldaten von größter Bedeutung, da nur dadurch die volle
Aktionsfähigkeit desselben gewährleistet wird. Auch geringes Unwohlsein schon kann zur
Bergkrankheit führen. Zur Vermeidung von Krankheiten der Verdauungs- und
Atmungsorgane ferner von Wundinfektionen ist in erster Linie größte Reinlichkeit geboten:
1. Reinhaltung der Unterkünfte: Schuhe vor Betreten der Unterkünfte gründlich reinigen,
eventuell mittels an der Eingangstür befestigten Besens, Lappens etc. Decken, Kleider,
Wäsche, Tücher, Bürsten, Kopfhaare nicht im Innern der Unterkünfte, sondern im Freien
reinigen, damit Staubbildung in den Wohnräumen vermieden wird. Nicht auf den Fußboden,
sondern ins Freie oder in den Ofen spucken. Dies ist besonders zur Verhütung von Katarrhen
wichtig. Bei Husten die Hand vorhalten und niemanden ins Gesicht husten. Auf jede
unreinliche Gewohnheit sind schwere Strafen zu verhängen.
Zur Reinigung der Unterkünfte ist der Fußboden (Wände) zuerst feucht, sodann trocken
zu wischen, damit die Staubbildung hintangehalten wird.
Fleißig lüften! Ein gut gelüfteter Raum heizt sich viel besser, als ein mit verbrauchter
Luft erfüllter. Dies gilt insbesondere bei Einquartierung in durch längere Zeit unbenutzt
gewesenen Schutzhütten. Bei offenem Fenster schlafen (keinesfalls aber im Tabakrauch),
wenn keine anderen Gründe wie große Kälte, Sturm etc. dem entgegenstehen. Die Sonne
soweit als möglich hereinscheinen lassen. Bei Anlage der Unterkünfte auch die Ausnützung
der Sonnseite berücksichtigen.
2. Persönliche Reinhaltung: Für (wenn auch primitive) Badegelegenheit Sorge tragen.
Nicht blos das Gesicht, sondern besonders die durch Kleider bedeckten und
schweißabsondernden Körperteile (Füße, Achselhöhlen, Gesäß etc.) fleißig waschen. Vor
dem Kochen und Essen, nach der Notdurftverrichtung, vor dem Schlafengehen immer die
Hände gründlich reinigen. Wäsche fleißig waschen oder mit Schnee abreiben und besonders
Wollstrümpfe mit der Innenseite nach außen häufig in die Sonne hängen.

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Spuren von Krankheit und Ungeziefer sofort melden.

Zweckmäßige Ernährung u. Verpflegung.


Behufs gehöriger Ausnützung der Nahrung und möglichst geringer Belastung des Magens
gründlich kauen, am besten bis diese zu Brei wird. Keine Brocken schlucken. Zeitlich
getrennt essen und trinken.
Gegen Durst nützen nur warme Getränke, Tee oder Kaffee. Sehr schlecht, direkt
gesundheitsschädlich ist Essen von Schnee oder Trinken von Schneewasser, dadurch wird
der Durst nur noch viel größer und kann auch Magenleiden verursachen.
Bei sehr anstrengenden Patrouillengängen ist der Genuß stark gezuckerter warmer
Getränke sehr erfrischend und stärkend (z. B. Tee und Rotwein gemischt!). Auf keinen Fall
darf bei starker Ermüdung und ganz besonders bei großer Kälte Alkohol genossen werden.
Bei großer Kälte sind fettreiche Speisen für die Körpererwärmung sehr zuträglich, z. B.
Speck. — Bei stabilen Truppen möglichst Abwechslung in der Kost! Einseitige Nahrung
erzeugt Darmkatarrhe u. dergl. Für Patrouillen ist leichttransportabler, gewichtsarmer und
nährkräftiger Proviant bereitzuhalten (Dörrgemüse, Trockenmilch, Schokolade, Dörrobst,
Milchzwieback, Suppenwürfel).
Fleischnahrung entspricht in Höhenstellungen und im Hochgebirge weniger. Selbe enthält
viel unnützes Gewicht (großer Prozentsatz Wasser!), welches für die Ernährung nur geringen
Wert hat und speziell nicht jene Stoffe besitzt, die bei großer körperlicher Anstrengung und
Kälte regenerierend wirken.
Mehlspeisen und vegetabilische Nahrung sind stets vorzuziehen und werden sicherlich
auch von den Mannschaften lieber genommen werden.

Verpflegung für eine Skipatrouille von 4 Mann für einen Tag:

Zucker . . .ein halbes Kilo Fleischkonserven . . 2 Stück
Speck. . . . ein halbes Kilo Tee-u. Kaffeekonserve . 4 Port.
Käse..... . . . . . ein halbes Kilo Reis . . . . . . . . . . . .ein achtel Kilo
Suppenkonserven . . 4 Stück Spiritus . . . . . . . . . . .ein halber Liter

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Anhang


Anleitung zur Aufstellung eines Bergführerkurses.

Leiter des Kurses: Der alpine Referent.

Lehrer für erste Hilfeleistung im Hochgebirge: Ein alpin vorgebildeter Arzt.

Hilfslehrer : Für je 5—8 Mann ein guter Bergführer.

Teilnehmerzahl: Bei vollständig unerfahrenen Leuten 20 bis höchstens 30.
Bei alpin vorgebildeten 30 bis höchstens 40.

Zeitdauer: Bei ungeübten Teilnehmern 3—4 Wochen.
Bei vorgebildeten (z. B. Gebirgsjäger) 2—3 Wochen.

Lehrstoff: 1. Die alpine Ausrüstung und ihre Behandlung.
2. Gefahren des Bergsteigens: Steinfall, Lawinen, schlechtes Wetter. Nebel, Gewitter, Sturm
und Kälte, Schneesturm, Nacht, Gletscher.
3. Technik des Bergsteigens: Gehen im Gebirge auf Steigen, Begehen steiler Rasenhänge,
Steigen und Klettern im Felsen, die Handhabung des Seiles, das Abseilen und Versichern,
Begehen steiler Schneehänge, Schneewächten, Gehen auf Eis — Stufenschlagen, Begehen
von Gletschern — Gletscherspalten.
4. Orientierung im Gebirge.
5. Verproviantierung und Ausrüstung von alpinen Abteilungen.
6. Erste Hilfeleistung bei Unfällen im Hochgebirge.
7. Anlage von Steigversicherungen.
8. Weisungen für Aufenthalt in den Höhenstellungen.

Lehrgang: In den ersten 5—8 Tagen des Kurses theoretische Durchbesprechung des
gesamten Lehrstoffes. In den nächsten 3—4 Tagen praktische Vorübungen in der
Handhabung des Seiles und Transport von Verwundeten. Hierauf 5—6 eintägige Touren,
wobei der ganze Lehrstoff vorgeführt und durchgeübt wird. Auf Grund dieser Uebungen
werden die nicht Geeigneten ausgeschieden und mit den Geeigneten größere 8—lO tägige
Unternehmungen im Hochgebirge durchgeführt.

Lehrbehelfe: „Der Gebirgskrieg", „Die Skiabteilung", „Anleitung zur Ausübung des
Bergführerberufes" (D. u. Oe. A.-V.), „Der alpine Skilauf" (Hauptmann Bilgen).


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