Behring 1


Emil von Behring

Der Name Emil von Behrings ist eng verbunden mit dem Sieg über die Diphtherie, eine Krankheit, die einmal der „Würgeengel der Kinder“ genannt wurde. Die Diphtherie ist eine akute Infektionskrankheit, die in der Mund- und Rachenhöhle starke Beläge hervorruft, ________1 besonders bei Kleinkindern den Tod durch Ersticken zur Folge ha­ben können. Im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Diphtherie hat Behring die Serumtherapie entwickelt. Die Behring-Serumtherapie basiert auf folgendem Grundgedanken: Mit dem Blut krank_____2 Tiere bzw. Menschen läßt sich eine Krankheit übertragen. Mit dem Blut von Tieren bzw. Menschen, die eine Krankheit überstanden haben, kann man andere Tiere und Menschen vor dieser Krankheit schützen.

Emil Behring wird 1854 in einem kleinen Ort in Westpreußen (heute Polen) geboren. Sein Vater ist Dorfschullehrer des kleine Ortes. Als er zehn Jahre alt ist, besteht seine Familie aus 14 Personen. Die Familie Behring führt ein hartes Leben, Geld für den Schulbesuch ist kaum aufzubringen. Man lebt nach altpreußischen Grundsätzen: „Für König, Gott und Vaterland.“ Eine hohe intellektuelle Begabung, vor allem aber Fleiß und Disziplin, sind Eigenschaften, die Behring für seine spätere Karriere ________3 Arzt und Wissenschaftler mitbringt. Für seine späteren Erfolge ist aber auch maßgeb­lich, daß er zu Beginn einer Epoche geboren wird, für die ein rasanter Zuwachs des medizinisch-bakteriologischen Wissens charakteristisch ist: 32 Jahre vor ihm wird Louis Pasteur geboren, Entdecker der Mikroben, 11 Jahre vor ihm Robert Koch, ________4 ________5 er später arbeiten wird und ________6 Forschungsansatz er übernehmen und weiterentwickeln wird, und einen Tag vor ihm schließlich wird Paul Ehrlich gebo­ren, Begründer der modernen Chemotherapie und Kollege und Mitarbeiter Behrings bei Robert Koch. Nach dem Abitur, bis zu dessen Ablegung er von seinen Lehrern finanziell unterstützt ________7 , möchte Emil Behring Medizin studieren. Für das lange und kostspie­lige Studium fehlt den Eltern das Geld. Es bleiben der Familie zwei Optionen: Förderung durch Kirche oder Militär. Der Vater votiert für die Kirche; so nimmt Behring sein Studium an der theologischen Fakultät der Universität Königsberg (Kaliningrad) auf. Mit Hilfe alter Freunde gelingt es, den patriarchalisch gesinnten Vater umzustimmen. Danach nimmt Emil Behring 1874 das Studium der Medizin an der militärärztlichen Akademie in Berlin, der berühmten Pépinière, auf. Neben dem Elternhaus ist die Akademie die zweite prägende Kraft in seinem Leben. Einerseits gilt die Regel: Ein Jahr Militärdienst für absolvierte sechs Monate Studium. Der Beruf des Soldaten bestimmt so bereits die Lebensperspektive der jungen Studenten vom Beginn des Studiums an. Sodann wird er geprägt ________8 einem nach militä­rischen Prinzipien bestimmten Tagesablauf. Auch später, nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst, wird Emil Behring um vier Uhr aufstehen und um fünf seine wissenschaftliche Arbeit aufnehmen.

1878, also nach nur vier Jahren Studienzeit, schließt er sein Studium an der Pépinière ab, schreibt seine Doktorarbeit über ein augenärztliches Thema und wird Militärarzt in Posen (Poznañ).

Als Militärarzt ________9 er besonders mit Tetanus, dem Wundstarrkrampf, konfrontiert, der nach damaligen Erkenntnissen durch die Verschmutzung von Wunden entsteht. Nach Robert Kochs Forschungen war klar, daß eindringende Keime, Bakterien, Grund auch für diese Krankheit waren, antiseptische Reinhaltung, Desinfektion also oberstes Gebot sein mußte. Doch Behring dachte schon damals weiter: sollte es nicht möglich sein, Stoffe zu finden, die Mensch und Tier gegen die Krankheitserreger resistent machen? Behring war damit theore­tisch_____10 auf dem Wege zur Immunologie. - Als Militärarzt unterhielt Behring auch eine kleine private Praxis. Hier wurde er vor allem mit einer entsetzlichen Kinderkrankheit konfrontiert, der Diphtherie; fast 70.000 Kinder starben zu dieser Zeit im Deutschen Reich jährlich an dieser Krankheit. Schon früh sah Behring Parallelen in der Möglichkeit der Bekämpfung der „Kriegsseuche“ Tetanus und der Krankheit der Kinder, der Diphtherie. 1888 finden wir Behring in Berlin als Assistenten Robert Kochs am Hygienischen Institut der Berli­ner Universität. Die Einstellung bedeutet eine große Ehre für Behring, vor allem hat er nun Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit internationalen Kapazitäten. Einer von Kochs Assisten­ten war damals der Japaner Shibazaburo Kitasato aus Tokio, er wurde der eng_____11 Kollege Behrings in der Berliner Zeit. Kitasato war es als erstem gelungen, eine reine Kultur von Tetanusbakterien anzulegen.



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