2. Vorchristliche Denkmäler der germanischen Dichtung.
- es gibt keine schriftliche Überlieferungen für die Zeit der Umgestaltung der germanischen Kultur durch antik-christliche Einflüsse zw. 5 und 8 Jh.
vom 3 Jh. lassen sich Runen nachweisen; gemeingermanische Schriftzeichen wurden zur Beschwörung benutzt oder für kurze Inschriften - keine längeren Texte;
Zaubersprüche - Merseburger Zaubersprüche (erst im 9/10 Jh. überliefert); zwei germanische Beschwörungsformeln (Lorscher Bienensegen und Straßburger Blutsegen), die als einziger literarischer Beleg für die heidnische Religiosität im deutschsprachigen Raum gelten (Glauben an magische Entsprechungen); Bestehen aus zwei Teilen:1). Erinnerung an eine frühere göttliche Hilfe 2).Zauberformel für gegenwärtigen Unglücksfall; später von christlichen Segensprüchen ersetzt;
Heldendichtung:
Umfangreiche Sammlung germanischer Heldendichtung; Lehrbuch für Skalden, die nordischen Nachfolger der altgermanischer Sänger (Skops); Aufzeichnung der Götter- und Heldenlieder-> ältere EDDA (1260) und jüngere (7/8 Jh.) mit Sagensoffen aus der Zeit der Völkerwanderung - Wielandlied, Hildebrandslied, Beowulf
Hildebrandslied: germ. Heldenlied, um 820 aufgezeichnet
Aus jüngeren Dichtungen: Nibelungen-, Kudrunlied; christlich geprägtes Preislied -Ludwigslied (um 881) -> Sieg des westfränkischen Königs Ludwig III über die Normanen;
Lateinisch-deutsches Wörterbuch ABROGANS - enstand um 760 in Freising; daneben entstanden auch Glossen - Übersetzungen oder Erkärungen zum lateinischen Texten;
Die altsächsische Genesis oder Heliand sind bereits verfasste religiöse Dichtungen im Stabreim ( niedergeschrieben in 830-850 - Fulda);
Heliand - das Leben Christi nach dem Vorbild Tanares, in die germanische Welt übertragen und auch dem einfachen Volk vorgestellt;
Genesis - freie Behandlung der Erschaffung der Welt nach der Bibel;
Bekannte Gebete:
Westbrunner Schöpfungsgedicht;
Westbrunner Gebet - Erschaffung der Welt und die Existenz des allmächtigen Gottes;
Muspili - Gegegnstück - aufnüchternde Schilderung des Weltunterganges, des Schicksals der Seele nach dem Tod und des jüngsten Gerichts;
Stabreimdichtung:
rhythmisch hervorgehobene Silben der Langzeilen durch Gleichklang des Anlautes miteinander verbunden (Alliteration);
Der Akzent liegt auf den mit dem Stabreim ausgezeichneten Silben - Bedeutungsträger;
Schafft einen Zusammenhang, indem er zwei Kurzzeilen von je zwei Haupthebungen zu einer langen Zeile verbindet;