52. Arno Holz und Johannes Schlaf (naturalistische Novelle; Sekundenstil);
Arno Holz:
1863 in Rastenburg geboren (Sohn eines Apothekers)
1875 Aufenthalt in Berlin
1881 Arbeit als Redakteur
1888/89 Zusammenarbeit mit Johannes Schlaf
1891 Die Kunst, ihr Wesen und ihr Gesetz; naturalistische Programmschrift, in welcher der Sekundenstil zu einer Art naturalistischer Kunstlehre weiterentwickelt wird:
Die Kunst hat die Tendenz, wieder Natur zu sein; oder: Kunst = Natur - x (x = sprachl. Unzulänglichkeiten)
Werke:
1889 Papa Hamlet: Teil eines Erzählbandes, welcher von Holz und Schlaf gemeinsam unter dem Pseudonym Bjarne F. Holmsen herausgegeben wurde.
Inhalt: Ein dem Alkohol verfallener Schauspieler lebt in völlig desolaten Zuständen mit schwindsüchtiger Frau, er erwürgt in einem Wutanfall seine Kind und stirbt am Alkohol;
"Kraft Sprachsensibilität gelingt es exakt den von seiner Umwelt determinierten Menschen zu beschreiben;
Holz und Schlaf entdecken als erste die künstleriesche Ausdrucksfähigkeit der Alltagssprache, ... Gesten, Bewegungen, Interjektionen, ..., Stummelsätze;
erzählte Realität löst sich fast ganz im Gespräch auf, ... Erzählte Zeit und Erzählzeit werden weitgehend identisch. Neben neuen Sprachformen - sogar die Interpunktion wird zum Stilmittel - erschließen Holz und Schlaf der deutschen Literatur bisher von der klassischen Ästhetik totgeschwiegene Stoff - und Themenbereiche: Das soziale Elend des Großstädtischen Industrieproletariats und die triste Schattenwelt von Armut und Laster." (Kindlers, S. 7166)
1889 Die Familie Selicke; dieses Drama wirkte bahnbrechend für das naturalist. Drama, denn die Handlung ist nur Mittel, Charaktere zu formen.
- Sprache im Berliner Dialekt
- Sprechtempo, Sprechpausen, Lautstärke, Gestik sind genauestens vorgeschrieben
- der Handlungsort, das Wohnzimmer der Familie, bleibt; die Außenwelt dringt nur als Geräusch ein;
Handlung: Heilig Abend erwartet die Familie den trunksüchtigen Vater
- Gesundheitszustand der Lieblingstochter verschlechtert sich
- Wend erhält Landpfarrei und will Toni mitnehmen
- Toni will zwischen Eltern vermitteln, die sich in dreißigjähriger Ehe zum Haß entfremdet haben
- spät in der Nacht erscheint der gutgelaunte, betrunkene Vater mit Tannenbaum und Geschenken
- die Familie, die einen Stimmungsumschlag befürchtet, hält sich zurück, was ihm jedoch die Misslichkeit der Situation vor Augen führt;
- Vater verfällt in verzweifeltes Brüten, besonders als er vom Tode Lenchens erfährt
Holz und Schlaf trennen sich später. Ersterer schlägt die express. Richtung, zweiter schlägt die impress. Linie ein;
Johannes Schlaf:
deutscher Dramatiker, Erzähler und Übersetzer;
trat auch unter dem Pseudonym Bjarne P. Holmsen auf;
Als Übersetzer trug er entscheidend zur Verbreitung der Werke Walt Whitmans, Émile Verhaeren und Émile Zola im deutschsprachigen Raum bei.
Sohn eines kaufmännischen Angestellten;
Ab 1875 besuchte er das Domgymnasium Magdeburg und legte 1884 sein Abitur ab;
Bis 1892 entstanden diverse Dichtungen, die in den Sammelbänden Papa Hamlet (1889) und Neue Gleise (1892) erschienen. Sie gelten als erste Beispiele des konsequenten Naturalismus;
1889 schuf Schlaf zusammen mit Holz das Drama Familie Selicke;
1892 Nervenzusammenbruch;
Seit 1904 wohnte Schlaf als freier Schriftsteller in Weimar;
sah sich selbst als Wissenschaftler und Kulturphilosoph, wobei sein Werk insoweit auf kosmogonische;
1937 siedelte er wieder in seine Geburtsstadt Querfurt um. Hier starb er am 2. Februar 1941;