Wege in die Moderne 1890 - 1918
Grundzüge der Literatur der Jahrhundertwende
Als „Moderne“ empfand man die um die Jahrhundertwende beginnende und von rasanter Entwicklung geprägte Umbruchsphase, die dem klassischen Beharren auf normativen Mustern und verbindlichen „ewigen“ Werten eine neue Dynamik entgegensetzte, die dem ebenso rasch sich vollziehenden technisch-naturwissenschaftlichen Fortschritt entsprach.
Die Abbildbarkeit der Welt wird von Künstlern und Literaten stark angezweifelt - wie von den Naturwissenschaftlern Eine direkte Beschreibung der Wirklichkeit sei nicht mehr möglich: nur als Modell, als Abstraktum könne sie noch erfasst werden. Analog sucht man in der Literatur und Kunst neue Gestaltungsmöglichkeiten. In der Malerei geht es nicht mehr um photographische Abbildung; vielmehr werden in Chiffren, Formen und Farben Impressionen oder Stilisierungen wiedergegeben.
In der Literatur verbindet sich das Problem der Abbildbarkeit der Welt mit dem grundlegenden Zweifel an der Erkennbarkeit der Wirklichkeit. Dieser Zweifel wirft auch die Frage auf, ob die Sprache überhaupt fähig sei, Realität zu vermitteln. Es entsteht das Gefühl, an einem Ende zu stehen, jene Stimmung des fin-de-siecle als gesamteuropäische Erscheinung: Zunächst in Frankreich, trifft es besonders in Wien auf eine Intellektuellenschicht, die mit Sensibilität den Untergang der Monarchie spürt und von Angst vor einer proletarischen Revolution erfüllt ist.
Das Suchen nach neuen Möglichkeiten der Darstellung ist ein wesentliches Kennzeichen der Literatur der Zeit. Wichtig werden Skizzenhaftigkeit, eine weniger strenge gattungspoetische Festlegung, die Mischformen wie lyrisches Drama, novellistische Skizze, Tragikomödie und die Methode des indirekten Berichtens (Innerer Monolog).
Sowohl Wissenschaft wie Literatur und Kunst brechen mit der Tradition.
Die Kritik am Naturalismus wird zum Ausgangspunkt nahezu aller literarischen Strömungen um die Jahrhundertwende.
Strömungen der literarischen Moderne
Impressionismus
Der Begriff Impressionismus war zunächst mit der Malerei verbunden (Paul Cezanne, Edgar Degas, Claude Monet, Auguste Renoir). Ihre Kunst des „Eindrucks“ war eine Kunst der Stimmung, die einen rasch vergänglichen Augenblick festhielt.
Die Welt löst sich für den modernen Betrachter in Einzelwahrnehmungen auf. Die Außenwelt ist eine im Augenblick enthaltene subjektive Welt. Das Kunstwerk spiegelt den Augenblick in feinsten Nuancen wider und der Künstler gibt dabei auch seine Stimmung preis. „Reine“ impressionistische Texte sind selten.
Jugendstil
Wie die Begriffe Impressionismus und Expressionismus stammt auch die Bezeichnung „Jugendstil“ aus dem Bereich der bildenden Kunst. Charakteristisch ist die Tendenz, durch Einbeziehung der alltäglichen Lebenswelt, vom Gebrauchsgegenstand bis hin zu architektonischen und städtebaulichen Konzeptionen, die den Menschen umgebende Wirklichkeit nicht einfach abzubilden oder nachzuahmen, sondern sie zu überformen. Das Ziel ist Schönheit, die sich aus Zweck und Form ergibt.
Neuromantik
Der Begriff der Neuromantik ist nicht eindeutig zu fassen. Es gibt weder ein Manifest einer solchen Bewegung, noch eine feste Gruppe von Autoren, noch eine einheitliche Zielsetzung. Im Grunde lässt sich nur von einzelnen Schriftstellern sprechen, die wie z.B. der frühe Hermann Hesse, der junge Hugo von Hofmannsthal oder Rilke, in einem bestimmten Abschnitt ihres Schaffens aufgrund einer gewissen Wesensverwandtschaft, z.T. bewusst an Vorbildern orientiert, Formen, Motive und Themen der Romantik wieder aufgriffen.
Symbolismus
Vom Naturalismus grundlegend verschieden und unter allen bislang genannten literarischen Richtungen am weitesten von ihm entfernt ist der Symbolismus.
Vertreter dieser Richtung, die in keinem europäischen Land eine einheitliche Gruppe bilden, greifen auf die romantische Vorstellung zurück, dass die von den Sinnen wahrgenommene Realität nur ein Bild für ein dahinterliegendes Sein mit tiefer Bedeutung sei. Der Kunst kommt die Rolle der Vermittlerin zu.
Stefan George
Rainer Maria Rilke
Hugo von Hofmannsthal
Prosa der Jahrhundertwende
Die junge Avantgarde schätzt insbesondere die kurzen Formen: Man bevorzugt z.B. die Skizze, knappe Erzählung, novellistische Darstellung. Auf die strenge Einhaltung der tradierten Erzählgattungen achteten sie bei der Verwendung von Kurzformen kaum.
ROMANE
Heinrich Mann (1871-1950)
„Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen“ (1905)
„Der Untertan“ erschien 1918
Thomas Mann (1875 - 1955)
„Die Buddenbrooks“, (1901)
Hermann Hesse (1877-1962)
„Peter Camenzind“
„Unterm Rad“ (1905)
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Robert Musil (1880-1942) und sein Roman „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“
Robert Walser (1878 - 1956) ein Deutschschweizer
„Geschwister Tanner“
„Der Gehülfe“
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
„Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“
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