den Knien. Das ungenahte Kleidungsstiick war zweimal um den Korper ge-schlungen. Eigenartig ist die Beschaffenheit des Gewandes, das nicht aus ge= webtem Stoff besteht, sondern aus Schniiren. Eine gewebte Kante halt das breite Fransengebilde oben zusammen, eine eingeflochtene Schnur unten. Um den Leib gewickelt, bedeckten dicke Fransen aus Schniiren den Korper von den Hiiften bis zu den Knien. Die Bluse hing auf den Schultern. Nach der Lagę im Sarg zu schliefien, umgab der gewebte Giirtel mit der runden Bronzeplatte die nackte Taille. Lederschuhe und Fufflappen vervollstandigten die Kleidung der Frau von Egtved. Dafi der Rock aus Schniiren wirklich ein Rock war und auch in der jungeren Bronzezeit getragen wurde, zeigen einige kleine Bronzefiguren aus dieser Periode (42).
Von den uns bekannten Frauentrachten des Altertums ist die kretische Klei= dung mit ihrer Teilung in Jackchen und Volantrock ais einzige der nordischen Frauenkleidung ahnlidi. Danemark liegt etwa 2500 Kilometer von Kreta ent= fernt; im Altertum war das eine ungeheure Strecke. Es scheint kiihn, in der Zweiteilung der nordischen und der kretischen Frauenkleidung mehr sehen zu wollen ais eine zufallige Ahnlichkeit. Dodi Kulturelemente und Formen, Ge= brauchsgegenstande und Kleidungsstiicke konnen weite Wanderungen machen, wenn sie nur geniigend Zeit haben. Ein im Guldh0jgrab gefundener Klappstuhl hat sein Gegenstiick in Agypten; ein Schal aus dem Trindhpjgrab, der einzige gewebte Stoff dieses Fundes, endet in Fransen, die im Altertum charakteristisch fur Mesopotamien waren; Kretas bezeichnendstes Ornament, die Spirale, fin= den wir in der Ornamentik unserer eigenen Bronzezeit wieder ("45 bis 47), vor allem auf den runden GiirtelschlieSen. Die Bronze ist vom óstlichen Mittelmeer zu uns gekommen, und der goldene Bernstein des Nordens fand seinen Weg dorthin. Kann es da ganz unwahrscheinlich sein, dafi die Modę der zweiteiligen Frauenkleidung von Siiden nach Norden gewandert ist?
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