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IX. Bemerkungen zu einzelnen Typen

Die folgenden Hinweise sind nur exemplarischer Ausschnitt aus einer Fiille von Beobachtungen und Yermutungen, die hier nicht aUe Platz findcn konnen. Sie sollen Yersuche und die Diskussion der Problematik der Stempelgenealogien anregen. Aus dem ostkeltischen Materiał lieBe sich ein weites Kapitel iiber Praxis der antiken Miinzpragung scbreiben. Manches eignet sich geradezu fur ein Lehrbuch.

Die Beispiele sollen jedenfalls Einschau in die technische Seite geben. Vieles bietet sich an. So ist z. B. der »Bimenscheitel« (typisch etwa bei den Typen 79-82, 212, 311 oder 315) sicher aus Nachschnitten entstanden, ein schdnes Beispiel, wie der technische ProzeB die Bildidee leitet.

Prototyp E4: Der stark abgeniitzte Aversstempel, aus einem im Handel nach dem Kriege aufgetauchten und dort zerstreuten Fund gut bekannt geworden, findet sich wiederverwendet bei der Imitation 603 und liefert damit einen ersten ech ten Nach-weis, dafl makedonische Originalstempel nach 146 v. Chr. fur keltisches Kurant weiterverwendet wurden. Es ist auch bei den friihen Philippern evident, dafi das gleiche mit Originalstempeln der Tetradrachmen geschah. Nach Abniitzung sind solche Stempel dann nachgeschnitten worden, wofiir sich Nachweise langst hatten finden lassen, wenn die Grundlage, namlich die Originalpragung Philipps II., unter-sucht wire. Offensichtlich ist der Philippertyp auch nach dem Tode des Kdnigs unter Alexander und seinen Nachfolgern weiter ais Kurant fiir Sold (und wohl auch Handel) weitergeprSgt worden. Einen t)berblick iiber das AusmaB dieser Nach-pragungen kann aber nur eine Rekonstruktion der Originalpragung Philipps er-bringen. Wir sind zunSchst auf Zufallsentdeckungen wie die vorliegende angewiesen. Der Nachschnitt von Originalstempeln ist jedenfalls neben guten Neuschnitten von Stempeln durch griechische Stempelschneider voll in Rechnung zu stellen.

Prototypen D, G 6, H 3: Ich habe Alezander/Heraklestypen von Seleukos I.J Philipp III., Audoleon und Lysimachos hier mit vorgestellt, um in Erinnerung zu halten, daB die Wirkung des Prototyps nicht allein von den originalen Alexandcrtypen und ihren unmittelbaren regularen NachprSgungen ausgegangen ist, sondern auch von der Wahl des Typs durch spStere Herrscher wachgehalten und verl&ngert wurde, die ihn mit ihrem eigenen Namen versehen haben.

Prototyp I: Thasos: Die Grenze zwiscben den Originalen und den friihen Nachah-mungen ist nicht immer leicht zu ziehen. Auch die ersten echten Imitationen ver-wenden nach meiner festen Oberzcugung wie Makedonon Protes noch Originalstempel, die hernach nachgeschnitten (geschiirft) werden.

Prototyp H/4 und 5: Wenn Pink POK 87 sagt, daB die Ostkelten kein Oold pragen, bo ist dies nur bedingt richtig. POK 75 spricht er selbst von Nachahmungcn und bringt unter Abb. 283 ein Beispiel. Da es von den Originalen solche aus recht ram-ponierten Aversstempeln gibt, ist die Entscheidung zwischen Original und Nach-ahmung nicht immer leicht. Ich habe auf Tf. 24 unter 282/1-3 Beispiele gebracht, die ich fur sichere Nachahmungcn hal te. Charakteristisch ist die grofie aufwarts-gestellte Diademschleife. Ober eine stilistisch andere Gruppe, die z. B. Dess. 535 re-prasentiert, bin ich mir noch nicht klar. Sie wird einmal genau untersucht werden mussen. Es gibt mehrere Stempel, unter ihnen eventuell auch falsche. Entscheidend wird die Oberpriifung der Fundnotiz sein. Ich habe den Typ vorlaufig weggelassen.

Prototypen K und L: Beide sind Ostnoriker und uben ihren Einflufi auf das Klein-geld von Tótfalu (Typen 525-528,530-533 bzw. 538) aus. Es ist fur mich eyident, daB gewisse ostnorische Typen in einer Munzstatte hergestellt wurden, die auch westliches Ostkeltenkurant fabrizierte, was in einer neuen technischen Analyse der Ostkelten-pragung wohl seinen Nachweis finden wird. Der westnorische Einflufi ist in 522 nur einmal ganz sicher nachweisbar, wo der Aversstempel direkt aus der westnorischen Produktion stammt.

Typen 10-37: Die typologische Gruppierung in diesem Bereich (und auch fall-weise noch spater) ist, da besonders nur auf Fundę gestutzt und den m&glichen typologischen Umfang und Kontext nicht annahemd abtastend, recht willkurlich, was kein Vorwurf, sondem lediglich eine Aufforderung zur Klarung ist. Pink, der im allgemeinen sehr yorsichtig im Ausdruck ist, hat hier wohl absichtlich viel offen-gelassen. Eine maximale Versammlung einschlagigen Materials wird sicher gewisse Zusammenschliisse zu kompakten Gruppen ergeben.

Typen 100/2 und 3: der Umschnitt von 100/2 und 100/3 ist ein gutes Studienobjekt, insbesondere fur die Behandlung des Lorbeerkranzes: man zieht die Randkonturen der Blatter stark nach. Das gleiche ist spater wiederholt worden, z. B. bei 129/3: 129/4, so daB man bei Serien wie 147,268 und 326, um nur wenige Beispiele zu nennen, mit vollem Recht nach den Erstformen der Stempel wird suchen mussen.

Vermutlich ist 100/4 wiederum aus 100/3 geschnitten, wobei die Zusammenfassung der zum Scheitel laufenden Haarstrahnen in kompakte Lamellen eine nachste stilistisch interessante Simplifizierungsstufe pragnanter Form darstellt.

Typen 108, 109, 111: 108 und 109 sind typische Nachschnitte (der Nachweis liegt wieder in den stark nachgezogenen Konturen des Lorbeerkranzes), die Erstform der Stempel (es sind wohl zwei beteiligt) ist noch zu suchen, 111 ist móglicherweise ein Neuschnitt, angeregt durch die Nachschnitte von 108 und 109.

Typen 119A und 119B: Es sind echte Patraos-lmitationen und ich habe die beiden ais Muster hierhergesetzt. Was sonst ais Imitationen lauft (vor allent im Handel) ist meist original-Patraos in normaler, allcrdings gelegentlich gróberer Barbarisie-

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