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KELTISCHE GLASFUNDE IM POLN1SCHEN GEBIET
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3 cm
Abb. 11. Glasringperlen von Rumia (Grab 42)
Das Glas, aus dem keltische Armringe und Ring-perlen erzeugt worden sind, ist von hoher Qualitat, ge-wohnlich durchsichtig und ohne deutliche Einschlus-se. Die Spuren von Patina kommen selten, wahr-scheinlich nur dann vor, wenn die Fundstiicke extrem ungimstigen Einwirkungen ausgesetzt waren. Auch die Nicht-Einhaltung der Produktionsbedingungen durfte nicht ausgeschlossen sein. Unter den polni-schen Funden gibt es nur zwei Falle (Pełczyska, Armringe der Gruppe 8a und 14), wo die miteingeschmol-zenen Zusatze und die Glasqualitat eine sekundare Nutzung (nach dem Umschmelzen) von Glasbruch oder eventuell alteren Gegenstanden nahelegen kon-nen.
Die an Armringen und Glasringperlen erhaltenen Fertigungsspuren in Form von langlichen Luftblasen und Abdruckspuren an der Innenseite legen ein Zeug-nis davon ab, daB die Glasmasse auf einem wohl hol-zemen Kem („BratspieB”) gezogen wurde (Haever-jndc 1960, 27-28; Kunkel 1961). Ahnliche Verfahren f Fertigung von Glasringen sind uns aus etnogra-ehen Parallelen bekannt (Korfman 1966, 50-58). ) plaslische Vemerung an der AuBenseite der Arm-ge erfolgte zweifellos noch im teigigen (nicht er-:en) Zustand der Glasmasse. Die Formenvielfalt t die Anwendung der Zangen und unterschiedli-£r Art von Messern und Ritzwerkzeugen nahe tfbhard 1989, 144-148). Keiner der aus den latene-J B Itlichen Fundstellen stammenden Gegenstande kon-leider eindeutig ais Werkzeug eines Glaskiinstlers ijjgntifiziert werden.
C~J Irregulare Formen mancher glatter Armringe der it-La-Tene-Zeit deuten moglicherweise auf die Er-hmelzung des Ringes aus einem Stab hin (Filip
1941,181; 1956,148; Gebhard 1989,144-148)6. Keines der erhaltenen Fragmente aus dem pobiischen Gebiet laBt die Verbindungsspuren erkennen, dereń Yorhan-densein in manchen Fallen allerdings nicht auszu-schliessen ist Fur die Anwendung dieses Verfahrens. nicht nur bei der Fertigung von glatten Armringen. sprechen wohl die Spuren an den Fragmenten der Exemplare der Gruppe 13 von Roszowieki Las (FSt 6) und der Gruppe 7a von Nowa Cerekwią (Objekt 21). Beide Fundstiicke sind aus farblosem Glas mit unter die Oberilache eingeschmolzener gelber Masse ange-fertigt Am Querschnitt kann man deutlich erkennen, dafi die gleichmafiig verteilte Masse zusammen mit Glas eingerollt woren war (Abb. 2b; 6c - Ouerschnit-te). Das dadurch entstandene Band wurde dann wahr-scheinlich zu einem Ring geformt, dessen Enden zu-sammengeschmolzen wurden.
Hinsichtlich der Farbgebung herrscht beim kel-tischen Glas eindeutig blaues Glas von unterschied-li-chen Farbtonen vor (66,3% aller Fundę aus Polen). Deutlich niedriger liegt der Anteil an farblosem (12,1%) sowie braunem, gninem und violettem Glas (Ober 7,2%). Die Verzierung ist aus weifier und gelber undurchsichtiger Glasmasse erzeugt. Nur ein Teil der Ringperlen der Gruppe 25 ist zusatzlich mit einem an-geschmolzenen braunen (violetten ?) Glasfaden ver-ziert. Bei durchgebrannten Exemplaren sind sowohl der Glas- ais auch der Verzierungsfarbton schwer zu bestłmmen.
Ungeklart bleibt bis jetzt die Frage nach der Lokali sierung der Glasherstellungszentren der La-Tene-Kultur. Die GlaswerkstStten wurden im archaologi-
6 Dieses Verfahren kam u.a. bei der Herstellung friihmitteł-alteriicher Glasarmringe zur Anwendung (LVOVA1959,308).