Obraz1 (28)

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heimlich wiinschend, der Zauber mogę wicder beginnen. die Inschrift mich Verruckten einladen. das kleine Tor mich einlassen. Don vielleicht war das, was ich begehrte, dori vielleicht wiirde meine Musik gespielt?

Gelassen sah die dunkle steinerne Wand mich an, in tiefer Dammerung, zugeschlossen, tief in ihrem Traum versun-ken. Und nirgends ein Tor, nirgends ein Spitzbogen, nur dunkle, stille Mauer ohne Loch. Lachelnd ging ich weiter, nickte dem Gemauer freundlich zu. „Schlaf wohl, Mauer, ich wecke dich nicht. Die Zeit wird kommen, da sie dich einreifien oder dich mit ihren habgierigen Firmenschildern bekleben, aber noch bist du da, noch bist du schon und still und bist mir lieb.“

Aus einer schwarzen Gassenschlucht dicht vor mir gespien, erschreckte mich ein Mensch, ein einsamer spater Heim-kehrer mit mudem Schritt, eine Miitze auf dem Kopf, mit einer blauen Bluse angetan, iiber die Schulter trug er eine Stange mit einem Plakat, vor dem Bauche trug er am Rie-men eine offene Ladę, wie sie die Verkaufer an Jahrmarkten tragen. Miide schritt er vor mir her. sah sich nicht nach mir urn, sonst hatte ich ihn gegrtifit und ihm eine Zigarrc geschenkt. Im Lichte der nachsten Laterne versuchte ich seine Standarte zu lesen. sein rotes Plakat an der Stange, aber es schwankte hin und her, ich konnte nichts entziffern. Da rief ich ihn an und bat ihn, mir das Plakat zu zeigen. Er blieb stehen und hielt seine Stange etwas gerade, da konnte ich tanzende, taumelnde Buchstaben lesen:

Anarchistische Abendunterhaltung!

Magischcs Theater!

Eintritt nicht fur jed ...

„Sie habe ich ja gesucht", rief ich freudig. „Was ist das mit Ihrer Abendunterhaltung? Wo ist sie? Wann?“

Er lief schon wieder.

„Nicht fur jedermann", sagte er gleichgiiltig, mit schlafriger Stimme, und lief. Er hatte genug, er wollte heim.

„Halt“, rief ich und lief ihm nach. „Was haben Sie da in Ih-rcm Kastcn? Ich will Ihnen etwas abkaufen."

Ohne anzuhaltcn, griff der Mann in seinen Kasten, mecha-nisćh, zog ein kleines Biichlein heraus und hielt es mir hin.

Ich nahm es schnell und steckte es ein. Wahrend ich an mcinem Mantel knópfte und Geld hervorsuchen wollte, bog er seitwarts in einen Torweg, zog das Tor hinter sich zu und war verschwunden. Im Hof klangen seine schweren Schritte, auf Steinpflaster erst, dann auf einer holzernen I rcppe, dann horte ich nichts mehr. Und plótzlich war auch Ich sehr miide und hatte das Gefuhl, es sei sehr spat und es* ■ci gut, jetzt heimzukommen. Ich lief rascher und war bald ilurch die schlafende Vorstadtgasse in meine Gcgend zwi-#chen den Wallanlagen gelangt, wo in kleinen sauberen Miethausem hinter etwas Rasen und Efeu die Beamten und kleinen Rentner wohnen. Am Efeu, am Rasen, an der kleinen Tanne vorbei erreichte ich die Haustiir, fand das m hlusselloch, fand den Drucker fur das Licht, schlich an ■ len Glastiiren, an den polierten Schranken und Topfpflan-/cn voriiber und schloG meine Stube auf, meine kleine M heinheimat, wo der Lehnstuhl und der Ofen, das Tinten-l.tfi und die Malschachtel, der Novalis und der Dostojewski ml mich warteten, so, wie auf andere, auf richtige Men-■ hen, wenn sie heimkommen, die Mutter oder Frau, die Kinder, die Magdę, die Hunde, die Katzen warten.

Al’, ich den nassen Mantel auszog, fiel das kleine Buch mir «icder in die Hande. Ich zog es heraus, es war ein dunnes, ■i hlecht auf schlechtem Papier gedrucktcs Jahrmarktsbuch-loln, so wie jene Hefte „Der Mensch im Januar geboren" Miler „Wie werde ich in acht Tagen um zwanzig Jahre jun-Ker?"

M»er ais ich mich in den Lehnstuhl genistet und die Lese-liilllc aufgesetzt hatte, las ich mit Verwunderung und plótz-lli li aufschiefiendem Schicksalsgefiihl auf dem Umschlag dieses Jahrmarktsheftes den Titel: „Traktat vom Steppen-wiilf. Nicht fur jedermann."

i ind folgendes war der Inhalt der Schrift, die ich mit stets tvat hsender Spannung in einem Zuge las:

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