keltiśche Munzsystem aufgcglicdert war. So gab es nicht nur Gold-, sondern a uch Silbermunzen, dereń kleinstes Nominał nur etwa 0,4 g schwer war. D.mebcn waren gegossene Miinzen aus zinnhaltiger Bronze (Potin) im Umlauf. Gelit man davon aus, dafi Silber- und Potinmunzen fur den Erwerb alltaglicher Dinge wie Lebcns-mittel und Kleidung durchaus ausreichten, hat der Besitzer der Munzen von Sontheim ein nicht unbetrachtliches Yermogcn vergraben. Am ehesten mdchte man daher in dem Miinzfund die Ersparnisse eines Handlers oder Adeligen vcrmuten, der vielleicht nicht zu den reichsten, aber sicher zu den wohlhabenden Mannern scincr Zeit zahlte.
Eine relative, wie auch eine absolute Datierung keltischer Munzfunde gestaltet sich schwierig, weil eine Vergesellschaftung von keltischen und romischen Munzen in Schatzfunden bisher die Ausnahme ist32. Die Grabungen im Oppidum von Man-ching erbrachten u. a. auch einige Munzen, die zusammen mit Keramik und Fibeln in Abfallgruben entdeckt wurden. Leider bcfand sich unter diesen keine einzige Goldmunze, so dafi hierdurch keine weiteren Datierungsanhaltspunkte gewonnen werden kónnen33.
Eine Untersuchung der neuen grofien Goldfunde aus Bayem hat gezeigt, dafi es eine Abhangigkeit zwischen Munztyp und Gewicht gibt34. Schon Kareł Castelin, der sich intensiv mit bóhmischen Goldmiinzen befafite, sah einen solchen Zusam-menhang und nahm an, dafi vom Beginn der keltiśche Eigenpragungen in Bohmen im 3. Jh. v. Chr. bis zu ihrem Ende, das etwa um das Jahr 60 v. Chr. angesetzt wird, eine allmahliche Reduzierung im Gewicht erfolgte35. Die Materialbasis, die Castelin zum damaligen Zeitpunkt zur Verfiigung stand, war jedoch sehr schmal, und viele seiner ais sicher geaufierten Angaben waren nur Vermutungen. Zudem war es i hm nicht immer móglich, bei seinen Untersuchungen eine Stempełanalyse vorzuneh-men. So stufte er jede schwere Miinze zeitlich fruh und jede leichte Miinze dement-sprechend zeitlich spat ein, wobei er den geringsten Differenzen bereits Bedeutung zumafi, ohne dabei Gewichtsschwankungen oder Abweichungen vom Mittelwert zu berucksichtigen, die in keltischer Zeit angesichts der damals moglichen Techni-ken sicherlich akzeptiert wurden36.
Die Beweisfuhrung Castelins ist vom heutigen Standpunkt aus gesehen zu wenig differenziert, denn das methodische Vorgehen in der Numismatik erfordert zu-nachst eine Analyse der Pragestruktur nach ihrem Prageablauf. Daruber hinaus sind grofie Materiałmengen aus mdglichst vielen Funden und eine kombinierte Bild- und Stempełanalyse notwendig. Erst dann kann man nach Anhaltspunkten fur die zeitliche Einstufung von Munztypcn suchen. Die Beobachtung Castelins im Hin-blick auf die Gewichtsreduktion in der boischen Goldpragung iiber vielc Jahrzch nte hinweg scheint trotzdem nicht vóllig falsch zu sein. Einen regionalen Goldumlauf, in dem nur ganz bestimmte Munztypcn mit speziellen Gewichten Gultigkcit bcsaficn, gab es zumindcst in Siiddeutschland nicht, wie dies durch viele keltiśche Munzen mit siiddeutscher Provenienz belegt ist, die unabhangig vom Typ iiber weite Regioncn streuen. So gibt es beispielsweise Regcnbogenschiisselchen-Stern-statere und Blattkranzmiinzen nicht nur im Fund von Sontheim, sondern eben auch im 170 km weit entferntcn Fund von Grofibissendorf, im Fund von Niederzier (Kr. Diiren, Nordrhein-Westfalen) oder im Fund von St.-Louis bei Basel57. Durch die viclen Einzclf undc aus der Schweiz, Oberitalicn, Badcn-Wiirttemberg, Franken und Bohmen wird dies nur noch untcrstrichen38.
Obertragt man die Uberlegungen zur boischen Miinzpragung auf die suddcutschc, so dtirften schwere Regenbogcnschusselchen tatsachlich eher am Anfang ais am Ende der keltischen Goldpragung stehen. Diese Vermutung scheint insofcrn ge-rechtfertigt, ais sich z. B. ein glatter schwercr Viertelstater vom Typ V A (der im Rechnungsstater mit 7,968 g sogar etwas iiber dem Durchschnittsgewicht der Statere aus dem Fund von Wallersdorf liegt) zu sam men mit mehreren Vierundzwanzigstel-stateren vom Typ Manching im sog. Manchinger Bórsenfund vergesellschaftet (and39. Die Typen Manching A und B wurden wahrscheinlich annahernd zeitgleich mit solchcn vom Janus-Typ, also ab dcm letzten Viertel des 3. Jh. v. Chr. gepragt40. Der Rechnungsstater von Vierundzwanzigstelstateren liegt bei knapp unter acht Gramm und entspricht darnit einerseits dem des glatten Rcgenbogenschusselchen-Viertelstaters aus dem Bórsenfund und andererseits dem Durchschnittsgewicht der glatten Statere aus Wallersdorf mit 7,9 g Gewicht41. Das durchschnittliche Gewicht aller Regenbogenschiisselchen-Statere aus dem Fund von Sontheim liegt unabhan-gig vom Munztyp bei 7,7 Gramm und fallt bereits etwas niedriger aus ais bei den schweren glatten Stateren aus dem Fund von Wallersdorf42. Vergleicht man nun die Durchschnittsgewichte der Stemstatere und Blattkranzstatere aus Sontheim mit denen aus Grofibissendorf, so zeigt sich, dafi die Gewichtc sehr gut uberemstim-men43. Munz typen, wie sie in Irsching und im Fund aus dem Ammerseegebiet vertreten sind, namlich Rolltierstatere und Vogelkopfmunzen, liegen im Durchschnittsgewicht bei 7,5 g, gelegentlich sogar noch niedriger44. Noch leichtere Regenbogenschtisselchen-Statere mit einem durchschnitdichen Gewicht von etwa 7,2 g und darunter gehoren wahrscheinlich zu den spatesten keltischen Goldmun-zen45. Nachdem man allgemein annimmt, dafi das Ende der keltischen Goldpragung in Siiddeutschland zeitlich parallel mit dem Ende der Oppidazivilisation verlauft, und wir damit an der Wende von der ersten zur zweiten Halfte des 1. Jh. v. Chr. stehen, wird man die leichtesten Regenbogenschusselchen-Typen wohl in diese Zeit setzen diirfen. Geht man also von einem Pragebcginn im letzten Viertel des 3. Jh. v. Chr. aus, ais die Munzgewichte bei annahernd 8 g lagen, am Ende der Goldpragung aber nur mehr bei etwas uber sieben Gramm, so wurde dies — unter der Annahme ein es schrittweisen Gewichtsabfalls uber Jahrzehnte hinweg - bedeuten, dafi die Munzen aus Sontheim spatestens an der Wende der 1. Halfte zur 2. Halfte des 2. Jh. v. Chr. gepragt und bald danach verborgen worden sind.
1 H.-J. Kcllncr, Die altcstc keltiśche Fundmiinze aus dem Oppidum von Manching. Germania 39,1961, 299-305.
2 Eine weitere Variante dieses Typs zeigt ein nach links trabendes Pfcrd, auf dessen Riicken sich ein Menschcnkopf befindet. Der Obcrkotper und die Beine des Reiters fehlen, vgL Kcllncr, Munzfunde Nr. 2199 (Fundore Kempten).
3 Kcllncr, Munzfunde Nr. 56-61; D. van Endert, Die Bronzcfundc aus dem Oppidum von Manching. Die Auagrabungen in Manching, Band 13 (Stuttgart 1991)91—93.
4 Das keltiśche Jahrtauscnd. Ausstellungskatalogc der Prahistorischcn Staatssammlung Munchcn Band 23 (Mainz 1993) 306 Nr. 355.
5 Zweiundsicbzigstcl-Staten Kcllncr, Munzfunde Ne 63 (Fundore Manching); Achtundvietzigstel-Staten Das keltiśche Jahrtauscnd (wie Anm. 4) 306 Nr. 356 (Fundore Stóffling).