1S3. Englische Frauentracht ans dem 12. Jahrli.
122
184- Schnitt zu dem Armel
machte namlich die Armel móglichst eng, aber so lang, daB sie, sich nach vorn erweiternd, bedeutend iiber die Hand hinausreich-ten. Das Untergewand dagegen hatte zwar auch ganz enge, aber kiirzere Armel. An dem Mantel wurde eine móglichst enge, oben in eine Spitze auslaufende Kapuze angebracht und das ganze Kleidungsstiick so weit verengt und verkurzt, daB es endlich nur einem groflen, iiber die Schultern und den Riicken herabfallen-den Kragen glich.
Die Kkidung Ahnlich erging es mit der Kleidung der Frauen; denn auch bei er Frauen jen prauenrocken waren es vor allem die Armel, die man jetzt
anders zu gestalten pflegte. Es wurden namlich die Armel von
Figur 183 a, b da an bis in die Mitte des Unterarmes, oft auch bis dicht an
das Handgelenk sehr eng gemacht und erhielten dann plótzlich eine móglichst groBe Weite. In den meisten Fallen war diese Erweiterung durch den Schnitt des stets einnahtigen Armels be-
Fi9urm wirkt, bei dem die Naht auf dessen Unterseite kam, oft aber ' ':/ur m3a wurde auch die Erweiterung in Form eines Aufschlags an den eigentlichen Armel angesetzt, dessen unteren Teil man dann vorn etwas weiter schnitt. Das angesetzte Stiick wurde hinten herauf
zugeniiht und zuriickgeschlagcn, so daC cs dann vnrn gcsohlosscn und der Aufschlag hinten otYcn war,
Bisweilcn erweiterte man die Armel vorn auch so, dal) sio łanu aut dem FuBboden nnchschlcpptcn und deshalb his *ur llalftc in die Hohc gebunden werden mulit en.
im iibrigcn batte sieli der Sclmitt des Rockcs gogon das \rot'ige lahrhundert niebt gciindert; /umai das Unterkleid war uoch ehen-so beschatYcn und auch mit durchaus engen Armeln vcrsehen.
Der Mantel wurde mm gcwohnlich halhkreisfdrmig geselmitteii; wolltc man i hm aber eine schleppende 1 .lingę geticu, so erhielt er die Gestalt eines balben, sehr lang gestreekten (Hals, das in der Richtung seines kleinen Durchmcssers geteilt war. Ditsc jedenfalls aus leiehtem Stoff gefertigten Miintel wttrden auf der Brust mit einer Agraffe zusammcngcfaflt und hefestigt,
Der Kopfputz der englischen Frauenzinuner halle sieli im Ver-laufe des 12. Jahrhunderts stark yeriindert, das his dahin herr-schende Kopftuch kam auBer Modę mul die uralte Sittc, ilie Haare ungeflochten lang herahliiiiigen zu lasscn, wurde wieder eingefiihrt. Man teilte die gesammelte Haarmassc von der Stirn nach hinten zu in zwei Partien, umwiekclte jede derselben vcm oben bis unten mit farbigem Band und liefl diese bciden llaar- f'i»Wrln.u strahne iiber den Riicken herabfalleti. Biswcilen bedeckte unii dabei auch den Oberteil des Kopfes mit cinem enganliegemlen, um den Rand mit Besatz gezierten Kiippchen.
N O R M A N N E N F U N D E IN H E R J O L F S N E S (GRON LAND)
Wertvollen AufschluB iiber die Trachtenformen des 13. bis |j| Jahrhunderts geben uns die Fundę aus normannischen Gra-bern im Siiden von Gronland. Es sind clies die friihesten Bei-spiele mittelalterlicher Originalklcider, die ein gliicklicher /ufali der Nachwelt erhalten hat.
Auf dem Begrabnisplatz einer Normannenkolonie in Herjolfsnes wurden 1921 eine groBe Anzahl von zum Teil gut erhaltenen Grabstatten aufgedeckt. Die Bekleidungsformeti der Leichen geben richtige Fingerzeige fur die Trachtenformen und die Zu-schneidekunst dieser Epoche. Die Ausstattung der Gewiinder selbst ist einfach, Schmuckborten fehlen, dafiir sind sie an den Nahten teilweise mit Hinterstichen und Schnureinfassung ver-
143