2o6. Frauenhemd aus dem 14. Jahrh.
DEUTSCH LAN D
14. bis Ende 15. Jahrhundert
Die ritterliche Kriegskleidung erfuhr in Deutschland wahrend des 14. Jahrhunderts dieselbe Umgestaltung wie in Frankreich: auch die deutschen Ritter machten ihren Waffenrock allmahlich enger und kiirzer und schnitten ihn vorn, bisweilen auch noch an den Seiten von unten bis fast żur Hohe der Hiiften auf. Der-
his an die Knie reichende WafTcnrdcke waren meist vcm r'^ hiiufig abcr auch von Samt. Seulenzeug u. dgl. gefertigt,
T!,c 'jcr ,njt kostbarem Pelzwerk gefuttert und in der Regcl mit ,),'n darauf gestickten Wappenbildern des Hesitzers geschmiickt;
den Leib hielt sie ein reicli verzierter, loeker wngeschnallter P rt zusammen, dessen man sich zugleich dazu bediente, um auf der linken Seite das Schwert und auf der reebten den Doleli mit besotuleren Riemen daran zu befestigen. In der zweiten Halftę des Tahrhunderts verengte und verkiirzte man den Waffenrock noch melir, so daB er endlich den Kor per ganz eng umschloB und nur noch knapp den Leib bedeckte; dabei wurdc der Giirtel bis unter die Hiiften herabgedriickt. Diese engen Waffenrhcke nannte man „Lendener"; sie wurden von einem sehr dicken, meist weichen Leder gefertigt, teils arntellos gelassen, teils mit kurzeń Armeln versehen und entweder vorn, an der Seite oder hinten zugeschniirt oder geknópft. Die Ausstattung des Lendę-ners war eine móglichst gliinzende, man fiirbte ihn in der Regel in der Farbę des Wappenschildes, malte das Wappenbild darauf oder uberzog ihn auch mit farbigem Samt, auf den dann das Wappenbild eingestickt wurde. Auf der Brust zierten den Len-dener gewóhnlich Metallrosetten, von denen vergoldete Ketten herabhingen; an ihnen wurde der Stechhelm, Schwert und Dolch befestigt, damit der Ritter dieselben im Kampfe nicht verliercn konnte. Unter dem Lendener trugen die Ritter eine den ganzen Kórper bedeckende Kettenpanzerung, die an den Armen und Beinen durch dariiber geschnallte Lederplatten und eiserne Ge-lenkstiicke verstarkt war. Einen Hauptschutz aber bildete der dicke, wattierte, meist von Leder gefertige Rock, tiber den das Kettenhemd gezogen wurde.
Dieser Lederrock, das „Wammes"1), bei den Englandern Wammesin, bei den Franzosen Gambesson genannt, bildete die eigentliche Hauskleidung der Ritter und glich in seinem Schnitt Fhjur 20 dem damals bei den Mannern ublichen engen Rocke, sowie auch dem Lendener, nur hatte dieser, wie schon erwahnt, entweder gar keine oder nur ganz kurze Armel und war, weil er iiber das Wams und den Panzer angelegt wurde, dementsprechend weiter. Das Wams wurde stets mit langen, engen Armeln ver-
169
Die Benennung des „Wammes" anstatt Rock war bei den Deutschen ubrigens schon lange vor dem 14. Jahrhundert gebrauchlich, und es ist leicht móglich, daB die Franzosen und Englander ihre gleichlautende Bezeichnung fur das lederne, unter der Riistung getragene Gewand von den Deutschen entlehnt haben.