/ugk-nh r.mfluk aut die modisdie Entwicklung zu gewinnen, su dali es in der Renaiseance* /cii /ii einer weitgehenden Annaherung zwischen der Arbeitskleidung und der Modę niid zum Schwinden der Sfandesuntersdiiede in der Kleidung kam. Je mehr abei das kleid seine Bedeutung ais Standeszeichen einbiiSte, desto starker wurde es zum Ausdruck der mensdilidien Personlichkeit, des Gesdimacks und der Bildung, wodurch »das Auliere uh einen Sdiluli auf das Innere des Menschen« zulieB, wie es bei Baldassare Castiglionc im > Buch vom Hofmann«, das gleichsam zum »Knigge« jener Epoche wurde, heiBt. h, I arben Zwangslaufig eerloren nicht nurdie Formen, sondern auch die Farben der Kieidung i lirę / Sdimudc Bedeutung ais Standeszeichen. Das gilt besonders fiir die bisher vornehmste Farbę, das Rot; sogar die Kardinale wollten die Farben ihrer Gewander nach eigenem Gesdimack wahlen und mufsten durdi papstliche Verordnungen aufgefordert werden, an ihren tra* ditionellen roten Gewiindern festzuhalten. Dabei wurde es nunmehr ais unpassend emp* funden, zuviel Farben an cinem Kleid zu verwenden. Das galt allerdings nur fiir den gewohnlidien Anzug, »da es aufier allem Zweifel steht, dafi zu den Waffen besser helle und hejtere Farben stehen, ebenso schmucke, ausgezackte und prunkvulle Gewander. Desgleidien auch bei offentlichen Festen, Spielen und Maskeraden, und zwar deshalb, weil die Buntheit eine gewisse Lebendigkeit und Frohlichkeit hervorbringt«. Die gemein* sanie Farbę konnie iibrigens zugleidi »Vereinsabzeichen« sein; so waren die Mitglieder der Compagnia della Calza, einer um 1400 gegriindeten Vereinigung junger Edelleute, Ahb.D.20 an den Farben ihrer Hosen zu erkennen, von denen — wie auch auf Bildern dieser Zeit zu selien — ein Bein rot, das andere schwarz und weifi gestreift war. Die Zaddelmode aber und der Glockchenschmuck, der in Italien ohnehin wenig verbreitet gewesen war, wurden endgiiltig unmodern.
Fiir die Kleidung wurden moglichst schwere und dabei kostbare Stoffe wie Gold* und Silberbrokat, Sanit= und Seidenstoffe gewahlt, die zugleich den Fali der Falten und die Wurde ihres Tragers unterstrichen. Der Reichtum der italienischen Stadte beruhte nicht zuletzt auf der Herstellung dieser in ganz Europa begehrten Luxuswaren, fiir welche Italien nach der Eroberung von Byzanz im Jahre 1453 und der Sperre der Zufahrtswege nach dem Orient durdi die Tiirken geradezu das Monopol besaB, und auf dem Handel mit diesen, Die Seiden= und Samtindustrie, die sich nach den Kreuzziigen in Italien ent» wickelte, erlebte dadurch einen gewalligen Aufschwung; so waren 1474 allein in Mailand 15000 Menschen ni der Seiden= und Samtproduktion latig. Dabei wurden diese Stoffe lufeliii jel/t imtner haufiger mil groBflachigen eingewebten Mustern verziert, fiir welche oft nunihafte Ktinstler wie Jacopo Bellini, Vittore Pisano und Antonio Pollajuolo die Ent* wiirfe lieferten. Neben dem im 15, Jahrhundert aufkommenden, aus dem Orient stam* iiitnden Grana ta pfelmoliv, das geradezu ein Charakteristikum der Renaissancestoffe ge* wurden ni, wurden GondeN und Hlumenvasenmuster beliebt, die auf ilire Weise die neue I leudi an der Natur und an der eigenen l.ebenswirklichkeit erkennen lassen.
Der leidie Burger stellte nicht nur l.uxuswaren her beziehungsweise handel te nicht nur mit diesen Er/eugnissen, er verwandte die bisher vor allem der kirchlichen und hofischen Kepnisentation dienenden Brokat*, Saint* und Seidenstoffe auch fiir seinen eigenen Be* darf. D eunuch waren diesel Popularisierung des Luxtts Grenzen gesetzt, und sogar recht enge; ganz abgesehen davun, dalś die Kleiderordnungen Luxuswaren weiterhin nur den Vornehrosten zugestanden, waren diese Stoffe trotz der steigenden Produktion noch ł44
mmer nuSerordentlich tcucr „j iladurch fur breitere Schidiicn ohnehin uner* schwinglidi. Das heiSt, die miotle halle in der Rcnais* sancezeit /.war vicle der mit-telalterlichen Standesprivile* gien iiberwunden, da fiir je« duch — ebenso wie die friih« kapilalislische Gesellschaft selbst — den Reich tum zum Mafistab fiir die gesellschaft -liche Rangordnung erhoben.
2iy Florentinische Burger mit Mantel und turbanartiger Kopfbcdcckung ■ Ausschnitt aus der »Anbelung der Ko-nigc* von Masaccio, um 1425 ■ Berlin, Staatliche Museen
Und mit dem ganzen Ehrgeiz einer siegreich aufstrebenden Klasse setzte das reiche ita-lienische Burgertum alles dar* an, seine neue gesellschaft* liche Steilung nach auGen hin zu demonstrieren. So betont auch Castiglione, dafi vor allem die Gediegenheit und Schonheit der Stoffe zu be* achten sei. In dem 1538 in Form eines Dialoges erschie* nenen Sittenbuch des Aleś* sandro Piccolomini lautet die Antwort auf die Frage, wel-che Eigenschaffen die Modę haben miisse, um gut ge* nannt zu werden, dali sie vor allem reich und gefallig sein solić, »daG man eifrig darauf bedacht ist, dal? die Stoffe,
Tuche, Zeuge und anderen Gewebe von groGter Feinheit und denkbar bester Qualitat seien; denn man nennt es eine magere Tracht, wenn man sieli in grobe Tuche klei* dct«. AuBcrdcm gab es auch
selir kostspielige und mit Gold durchwirkte oder bestickte Tuche. Trotz der zunehmen* den Verbreitung von Gewebemustern blieben Stickereien weiterhin sehr beliebt, ja fiir die meist aufgesticktcn I: mb lenie, Allegorien, Wappen, mit denen man auch in Italien
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