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134 JANUSZ KRUK

Die degradierten Urnen des Typus C datieren wir auf Grund der mit ihnen aufge-fundenen Kowalewice-Fibeln in die Zeit vom Anfang des III. Jahrhunderts bis zur Mitte des II. Jahrhunderts v. u. Z. Die Analyse einer grossen Anzahl von Graber--Gruppen der pommerschen Kultur, die durch andere Uberlieferungen nicht datiert sind, gestattete es, die obigen Feststellungen ais absolut richtig anzusehen (Abb. 9, 10).

III

Die Sitte, die Uberreste der Toten in Urnen mit Gesichtsabbildungen zu bestat-ten, ist in mehreren, territorial voneinander entlegenen Kulturkreisen nachweisbar. Ich halte die Anschauung fur richtig, dass die Urform der Gesichtsurnen dieser Graber-Gruppen die sogenannten etruskischen Kanopen gewesen sind63. Unter dem Einfluss des etruskischen Bereichs wurde dieser Brauch in Mitteldeutschland, Skandinavien und Polen ubernommen66. Nach Ansicht vieler Forscher war das Gebiet Mitteldeutschlands beim Ubertragungsprozess des erwahnten Brauches ein Bindeglied zwischen Italien und Pommern74. In nachstehenden Erwagungen ver-suchte ich auf die Móglichkeit einer anderen Behandlung dieses interessanten Pro-blems aufmerksam zu machen.

Die altere Gruppe der Gesichtsurnen (Typus A) wird durch einige Einzelheiten des Baus und der Verzierung gekennzeichnet, die unmittelbar und ausschliesslich an die stideuropaischen Zentren ankniipfen (figurale Ornamentik; Handebild; Ge-fassuntersatze, auf welche die Gesichtsurnen gestellt wurden; hohe Deckel, die eine Kopfbedeckung imitieren sollten; der Brauch, die Urnen mit Gewandern und Waffen auszustatten). Ali diese Elemente treten besonders zahlreich in der alteren Gruppe der Gesichtsurnen des Gebietes von Pommern auf, fehlen dagegen in Mitteldeutschland und Skandinavien oder wurden dort vom Gebiete Polens her ent-liehen (z. B. die figuralen Ornamente aus Danemark).

In der Hallstattzeit sind die Gebiete der Lausitzer Kultur reich an Einfuhr siidlicher Herkunft. Das Gebiet von Mitteldeutschland dagegen ist arm an solch stidlicher Import77. Es scheint, dass der Handelsweg, der die bernsteinreichen Gebiete Jiitlands mit Slideuropa verband und in der rómischen Zeit grosse Bedeu-tung besass, in der friihen Eisenzeit wenig benutzt worden ist. In der Hallstattzeit C konzentrierte sich der Handel mit dem Suden auf die Gebiete der Lausitzer Kultur78 und Sambien84. In dieser Zeit waren die an der Miindung der Weichsel gelegenen Gebiete nicht unmittelbar in die von stideuropaischen Zentren inspirier-te Handelspenetration miteinbegriffen86. In der Hallstattzeit D dagegen, ais es zur Verbreitung der Pommerschen Kultur auf dem Gebiet von Grosspolen und spater Schlesien kam, wurde das pommersche Gebiet zur Zonę, die in unmittelbaren Han-delsverbindungen zum Suden Europas stand. Dies kommt in einem sichtbaren An-wachsen der Import in Pommern zum Ausdruck. In dieser Zeit wurden unter dem Einfluss siidlicher Einwirkungen figurale Ornamente und Inkrustationen angenom-men, die ebenfalls der Bevólkerung der Lausitzer Kultur bekannt gewesen sind81; wahrscheinlich verbreitete sich auch der Sonnenkult. Das Anwachsen der siidlichen Einfliisse in der Pommerschen Kultur falt deutlich in die Zeit, ais dereń Bevol-kerung den Brauch, Gesichtsurnen anzuwenden, annahm. Da sowohl die Import ais auch bestimmte Elemente der Verzierungskunst wie auch bestimmte religióse Momente (Sonnenkult, figurale Szenen) in Pommern iiber die Gebiete von Schlesien und Grosspolen aufgenommen wurden100, haben wir keinen Grund, einen anderen Weg zu suchen, auf dem der Brauch, an der Ostsee Gesichtsurnen anzuwenden, eingefiihrt wurde. Es muss hervorgehoben werden, dass Beweise fehlen, die



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