3106269459

48 AIDOLF AKMBRUSTER 2

um die Mitte des 15. Jahrhunderts, also nach rund yierhundert Jahren seit der Einwanderung der ersten hospites, einen bedeutenderen und blei-benden Erfolg erzielte, namlich die konigliche Anerkennung der Sachsi-schen Kationsuniyersitat (Universitas Saxonum Transsilvaniae) ais fiih-rendes und vertretendes Gremium aller Siebenbiirger Sachsen aus den drei Gebieten : Hermannstadter Provinz, Burzenlander und Nosnerdist-rikt, Gebiete die ab nun den sogenannten fundus regius (Kónigsboden) abgeben. Erst ab nun kónnen die Bewohner dieses Gebietes deutscher Zunge ais Siebenbiirger Sachsen bezeiehnet werden, da erst ab nun dieser Ausdruck einen entsprechenden und terminologisch gedeckten Inhalt besitzt.

Bis zur Herausbildung der Kationsuniyersitat und insbesondere danach nahm auf die Geschichte und Entwicklung der sachsischen Ge-meinschaft einen, mitunter entscheidenden EinfluB dereń Yerhaltnis zu den Eumanen aus Siebenbiirgen oder aus jenseits der Karpaten ¹. Dieses Yerhaltnis errang alsbald eine groBe historische Bedeutung in erster Linie im Bereich des mittelalterlichen Wirtschaftkorpers². In-nerhalb des staatlichen Dreigestirns Siebenbiirgen, Moldau und Walachei stellten die Siebenbiirger Sachsen jahrhundertelang eine wirtschaftliche Macht ersten Eanges dar und zwar sowohl in der Warenproduktion ais auch in dem Warenaustausch im Donau-Karpaten-Eaum. Die wahre Bedeutung der historischen Eolle, die die Sachsen diesbeziiglich gespielt haben, erhellt aus der Tatsache, daB der Warenverkehr zwischen diesen drei Landem einer der grundlegenden Eaktoren war, der das mittelalter-liche rumanische Einheitsgefiihl bewahrte und yertiefte. Innerhalb des rumanischen Eaumes begniigten sich die Siebenbiirger Sachsen nicht nur mit der Eolle eines wirtschaftlichen Stabilitatsfaktors und eines dauernden Wirtschaftskatalysators. Diese ókonomische Eolle und Stel-lung wurde alsbald erganzt durch einen ZivilisationseinfluB; die Siebenbiirger Sachsen gestalten sich umgehend zu einem Faktor und Agenten der mittelalterlichen Kultur und Kulturausstrahlung, und der Ziyili-sation, so daB sie den gesamten historischen Begriff der mittelalterlichen und neuzeitlichen rumanischen Kultur unmiBverstandlich und deutlich mitpragen, ja daraus nicht wegzudenken sind. Die siebenbiirgisch-sach-sischen Kulturleistungen mit Beziigen zum Eumanentum erweisen sich aus der heutigen Sicht ais diejenigen mit unverganglich-giiltiger Bedeutung ; wir ermitteln sie auf unterschiedlichen kulturellen Betatigungs-bereichen, unter denen die Geschichtsschreibung einen Vorrang einnimmt. Die Aufzeichnung geschichtlicher Ereignisse ist eine der altesten Kultur-betatigungen der Siebenbiirger Sachsen; sie wurde derart intensiv und ununterbrochen betrieben, daB die siebenbiirgiseh-sachsische Gemein-

1

   Noch immer grundlegend, wenn auch streckenweise liberholt und erganzungsbediirf-tig * Georg Eduard iMuIler, Die ursprungliche Rechtslage der Rumanen im Sachsenlande, Her-mannstadt, 1912; ders., Die sachsische Nalionsiinioersitat in Siebenburgen. Ihre uerfassungs-und oerwaltungsrechtliche Entwicklung 1224—1876, Herrnannstadt, 1928; ders., Stuhle und Disirikte ais Unterteilungen der Siebenbiirger Deutschen Nationsuniuersitat 1141—1876, Hermann-stadt, 1941.

2

   Vgl. Radu Manolescu, Die Wirtschaftsbeziehungen der rumanischen Lander uom 14. bis 16. Jahrhundert, in „btudien zur Geschichte der mitwohnenden Nationalitaten”, I, S. 222 — 254.