202. Burgundisdie Hofmode der Mitte des 15. Jahrhunderls ■ Der Kónig von England iibergibi beim Absdtied seine Frau dem Sdiutz des Herzogs von Glocester ■ Aus Wauquelin: Histoire k Helayne, 1448 ■ Briissel, Bibliotheąue Royale
Art, die Sendelbinde anzulegen, wurde sogar zum Abzeichen; so liefien in den Biirger-kriegen die Armagnacs die Sendelbinde auf der linken Schulter herunterhangen, die Bourguignons rechts.
Fuj!* Zusammen mit den kurzeń Oberrocken waren in der ersten Halfte des 15. Jahrhunderts bckleidung auch die langen Schnabelschuhe verschwunden, beziehungsweise wurden nur nodi Abb.269 Schuhe mit mafiiger Spitze getragen. Um die Mitte des Jahrhunderts aber wurden die Schuhspitzen wieder so lang, dal? man sie, um iiberhaupt noch gehen zu kónnen, ge= legentlich mit Ketten am Knie hodiband. Im iibrigen behielten die Schuhe die pantoffeb artige Form bei. Die mit Sohlen verstarkten Trikots wurden jedoch immer seltener ais Fufibekleidung benutzt. Dafiir trug man jetzt haufiger stiefelartige Schuhe und sdiliefe lich sogar eine Art Stulpenstiefel. Diese VorIaufer der Reiterstiefel mogen dadurdt ent= standen sein, dal? man die beim Reiten ii ber den Hosen angelegten Lederbeinlinge nidit mehr am Wams festnestelte, so dal? dereń Oberteil stulpenformig herabfiel. Eine modisdie Neuheit waren auch die Trippen, aus Holz gefertigte Unterschuhe, die unter der Sohle zwei absatzartige Verstarkungen aufwiesen. Sie wurden unter den eigent* iichen Schuhen angelegt und sollten diese vor dem StraSenschmutz schiitzen. Auch diese
Trippcn crhiclton lange Spitzen und diirften daher kaum bequcm geweson sein; dennoch vcrriit gfrade diese fur den FuSgangcr bestimmte und solu yerbreltete fuRbcklctdung ;uif ihre Weise, daB nicht mehr der Rcitcr und damit das Rittertum alloin die F.ntwick-lung der Modę besrimmten. In den aditziger Jahren brgannen die Spitzen an Schuhen und Trippcn wieder kleiner zu werden und schlicGlich ganz zu yerschwtnden. Mit diesem Modcwechsel kiindigtc sieli zugleich dns Ende der burgundiseben und mit ihr der mittel-nltcrlich-hofischen Modę iiberhaupt an.
Die burgundisdie Frauenmode nahm die gleiche F.ntwicklung wie die Miinnerkleidung: I Nach einer Periode faltenreicher und aufgelockerter Formen sei/.te gegen die jahrhundori- I mitte dic Riickkehr zu spitzen, ja iibcrspitztcn Formen ein, die in den achtzigcr lahren ihren Hohepunkt errcichten. Die Frauen trugen cbenfalW die weile und faltenreirhe Houppelande, die die Taille nicht mehr so knapp umschloB, ja sclbst hirr eine gewisse Faltenbildung gestattete, die jcdoch slcls von einem Giirtel zusatnmengehalten wurde. Spater legte sich die Robę — audi bci der I rauenkleidung wurde diese lle/eichnung iiblich — dem Obcrkórper wieder eng an; glcichzcitig riicktc die Taille und mit ihr die Giirtung fast bis unter den Busen hinauf. Dabei trennte sich dat Mieder vom Kock; noch diente diese fur die Rcnaissancctraditen so entscheidende Neuerung aber dazu, den Kór« per ganz im Sinne des hófischcn Schónheitsideals mdglichst sdimal und schlank erschei* nen zu lassen. Sogar das meist von einem Kragen oder Pelzbesatz gerahmte Dekolleli1 spitzte sich zu und reichte, nadidem es am Anfang des jahrhunderts kieiner geworden war, nicht nur auf der Brust, sondern auch auf dem Riicken fast bis zur hochsitzendcn Giirtellinie herab. Die Armel entsprachen im wesentlichen denen der Miinnergewnnder, wobei die Frauen allerdings die eng anliegenden Róhrenarmcl bevorzugten; aber auch sie trugen oft groGe FliigeU, Beutel* und Sackarmel. Neben der Houppelande beziehungs*
20). Burgundisdie Frauenrobe mit hoher Giirtung und kurzer Mdnncrrock mit verbrcitrrten Schultern ■ Miniatur, 15. Ih. ■ Paris, Bibliothequc de I'Arsenał
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AM), 191 Abb. 190 Abb. 202,
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