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15 JOHANIN FILSTICH U® S0DOSTEUROPA 61

Filstich rnóglicherweise eine Abschrift der Geschichte Dimitrie Cantemirs beniitzte. Die Vermutung liegt nahe, wenn man an die Beziehungen Fil-stichs zum Pietismus denkt and wenn man die Yerbreitung der Werke Cantemirs in den deutschen pietistischen Kreisen in Betracht zieht51. Ansonsten weichen die beiden osmanischen Geschichten stark auseinan-der. Bei Dimitrie Cantemir steht die politische und militarische Geschichte im Vordergrund; die anderen AuBerungsformen der osmanischen Lebens-weise und die innenpolitischen Strukturen finden keine besondere Beach-tung; sie werden nahezu ausgeklammert. Johann Filstich liefert ein viel abgerundeteres, vollstandigeres Bild des „Imperium Turcicum“. Wohl erfreut sich auch seitens des Kronstadter Bektors die politische Geschichte einer bevorzugten Behandlung. Er hat aber auch reges Interesse an der Yerwaltung, Kirche, Kultur und Zmlisation der Osmanen.

Auch in der Auffassung der auBeren Geschichte der Pforte weichen Dimitrie Cantemir und Johann Filstich weit auseinander. Der Moldauer empfindet die Geschichte der Osmanen ais einen Aufgang (incremenla). bis zur Wiener Belagerung (1683), wonach der unaufhaltbare Kiedergang (decrementa) einsetzt, was ubrigens eine allgemeine Auffassung des fnihauf-geklarten europaischen Gelehrtentums war52. Demgegenuber halt der Siebenbiirger Sachse an einer Incrementum-Auffassung des Osmanenreiches fest, dessen auBere Geschichte er allerdings nicht bis in seine Zeit Yerfolgt.

Eine eingehende Uberpnifung des Inhalts der osmanischen Exzerpte Johann Filstichs und dereń Yergleichende Untersuchung mit der Osma-nengeschichte Dimitrie Cantemirs wiirden sich schon nur deshalb lohnen, weil sie gemeinsame und abweichende, jeweils eigene Auffassungen eines Sachsen und eines Rumanen vom selben historischen Faktor Sudosteuropas yerdeutlichen wiirden. Eine erste Vorbedingung dafur ist eine unYerzug-liche Veróffentlichung der Excerpta des Kronstadter Bektors Johann Filstich, der im Lichte seiner Arbeit ais erster Siebenbiirger Sachse er-scheint, der Sudosteuropa ais eigenstandige historische Landschaft empfun-den und dementsprechend behandelt hat.

51 Vgl. E. Winter, Halle ais Ausgangspunkt der deutschen Rupiandkunde im 18. Jahrhun-derl, Berlin, 1953 ; ders., Die Pflege der west- und sudslauischen Sprachen in Halle, Berlin, 1954 ; Paul Cernovodeanu, Les ocuures de Demetre Cantemir presentees par „Acta Eruditorum,t de Leipzig (1714—1738), in „Revue des ćtudes Sud-Est europeennes", XII (1974), 4, S. 537 — 542.

62 S. Marcel Romanescu, Cantemir, Monlesquieu ęi Marsigli, in In amintirea lui Con-stantin Giurescu, Bukarest, 1944, S. 413 434 ; Alexandru Du[u und Paul Cernovodeanu, a.a.O.



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