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JOHANN FILSTICH UND S0DOSTEUROPA

ADOLF ARMBRUSTER

Im Zuge der sogenannten deutschen Ostsiedlung 1, die den Raum von dem Baltikum bis an die Adria erfafite, gelangten auch nach Sieben-burgen Auswanderer. Auf der Hóhe des 12. Jahrhunderts trafen die ersten Feuansiedler in dieses Gebiet ein, das den vorgeriicktesten siidosteuro-paischen Siedlungsbereich dieser mittelalterlichen Yólkerverschiebung darstellt. Dafi die Bezeichnung „deutsche Ostsiedlung” nicht vollkommen zutrifft, beweifit eben das Beispiel Siebenbiirgen, wo zumindest in der ersten Siedlungsperiode neben deutschen AusAvanderern auch romanische Beyólkerungselemente, wie etwa Wallonen, in den Urkunden ais Latini bezeiehnet, auftreten 2. Der Zusammenschlufi dieser yolkisch, sprachlich und was geographisehe Herkunft anbelangt recht unterschiedlichen Ein-wanderungsgruppen erfolgte in der neuen Heiinat. Da es sich bei diesen Ansiedlern um eine in uberwiegendem Mafie gleichgestellte, untere Sozial-schichtung handelte, begunstigte dieser Umstand den Zusammenschlufi der Auswanderer in Siebenbiirgen, wobei die Spatzusiedler (die Einwan-derung erfolgte in allmahlich abflauender Intensitat bis in das 15. Jahr-hundert) sich von selbst den Fruhansiedlern integrierten; dasselbe gilt auch fiir einige der wenigen Yertreter hoherer Gesellschaftsschichten, dereń Mehrzahl allerdings vom neuen Bevblkerungskórper nicht aufge-sogen, sondern vielmehr abgestofien wurde, infolgedessen sie im ungarischen Adel aufging.

In der Erforschung der siebenbiirgisch-sachsischen Fruhgeschichte wird somit eine Yerlagerung des Blickwinkels und Aufwandes notwendig, im Sinne einer Yerlegung des Interesses von der Frage der Herkunft und des Aussiedlungsgebietes auf Siebenbiirgen selbst, wo der Zusammenschlufi dieser Bevólkerungsgruppen stattfand, wobei soziale und yólkische Herkunft sowie Auswanderungsgebiet eine untergeordnete, belanglose Rolle gespielt haben. Dafi dieser Zusammenschlufi recht langsam und uicht ohne Riickschlage erfolgte, ist aus der Tatsache ablesbar, dafi er erst

iREV. ^TUDES SUD-EST EUR OP.. XVIII. 1. P. 47-61, BUCAREST, 1980

1

   Vgl. jetzt Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters ais Problem der europdischcn Geschichle, Reichenau-Vortrage 1970—1972, hg. von Walther Schlesinger, Sigmaringen, 1975, 809 S. ; Thomas Nagler, Die Ansiedlung des Sachsen in Siebenburgen und ihr Beitrag zur Entwicklung der rumanischen Feudalgesellschaft, in „Studien zur Geschichte der mitwohnenden Nationalita-ten in Rumanien und ihrer Verbruderung mit der rumanischen Nation. Die deutsche Natio-nalitat”, I, Bukarest, 1976, S. 9 — 125.

2

   Karl Kurt Klein, Latini in Siebenburgen. Wesen und Funktion des welschcn Elementes im mittelalterlichen Volkskorper der Deutschen Siebenbiirgens, In „Transsylvanica. Gesammelte Abhandlungen und Aufsatze zur Sprach- und Siedlungsforschung der Deutschen in Sieben-burgen”, Munchen, 1963, S. 226 — 255.



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