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schieden. Ais die Bulgaren in ihren neuen G-ebieten auftreten, befinden sie sich bereits im Besitze von eigenen Kunsttraditionen, die schon in der heidnischen Zeit ins Monumentale hiniibergrei-fen. Yon den wenigen Spuren turko-tatarischer Kunstlibung ab-gesehen, die sie aus ihrer Urheimat mitgebracht hatten, weisen jedoch die Palastruinen in Aboba-Pliska, sowie das Reiterrelief in Madara auf asiatisch-sassanidische Yorbilder hin, wahrend die Relief piat ten von Stara Zagora Auswirkungen des asiatischen Tierstiles auf weisen. Ahnliches wiederholt sich in der altesten christlichen Kunst der Bulgaren, keiue Unsicherkeit gibt es da, kein Suchen und Tasten nach neuen, freien Pormen. Auch die Rundkirche von Preslay ist kein neuer Versuch. Die altbulga-rische Kirchenkunst kniipft teilweise an damalige allgemein iibli-che, teilweise an lokale christliche Kunsttraditionen an; gleich-zeitig werden die Verbindungen mit dem Osten weitergepflegt, nur um christliche umgetauscht, wie aus der Keramik von Patlejna heryorgeht.
Zu welchen Schlussfolgerungen ftihrt nun ein Yergleich der altkroatischen mit der altbulgarischen Kunst? Die Losung dieser Frage wird in der Beantwortung einer zweiten gesucht, namlich: der Ausdruck wessen war in beiden Fallen diese Proyinzkunst, wo sind die Kriterien zu ihrer richtigen Beurteilungen zu suchen? Denn es ist klar, dass die Feststellungen ihrer formalge-netischen Abhangigkeit nur die ausseren Kennzeichen, nicht aber das innere Wesen der Kunst erklaren konnen.
Schon ein kurzes Eingehen auf die charakteristischen Ztige der dalmatinischen Denkmaler zeigt, dass sie trotz aller Abhangigkeit von fremden Vorbildern folgende Eigentiimlichkeiten auf-weisen: die Raumkomposition ist fur die Bestrebungen dieser Baukunst von untergeordneter Bedeutung, auch von eindeutigem, klaren plastischen Empfinden kann schwerlich gesprochen werden; die architektonischen Konstruktionsglieder (Saulen, Pfeiler, Decken, Gewolbe, Kuppeln), sowie auch die Dekorationsprinzipien yerdanken ihre Anwendung dem Zufall bzw. dem persónlichen Geschmak des Baumeisters oder des Bauherren. Fast alle Kir-chenbauten sind aus losen Einzelheiten zusammengesetzt und der eigentiimlichste Zug dieser Architektur liegt im Dekoratiyen, das trotz aller Entlehnungen und ihrer Barbarisierung dieser Baukunst doch eine gewisse Originalitat yerleiht. Eben diese Neigung zum