384 COMPTES RENDUS 12
So Barbara von Palombini. Im folgenden erlauben wir uns einige Beobaclitungen, die sicb nicht unmittelbar auf das Bundniswerben der abendlandischen Machte um Persien beziehen, sondern auf Lander aus dem Osten und Siidosten Europas, die am meisten von den Tfirken bedroht warcn und dereń Schicksal in den Bundniswerben der abendlandischen Machte einen wichtigeren Platz eingenommen hat ais es aus den Ausfiihrungen der Verfasserin her-vorgeht. Diese Lander waren unmittelbar an einem Persienbundnis der Christenlieit inter-essiert, da jeder TurkenvorstoO auf dem europaischen Festland sie am nachsten bedrohte; dieser YorstoG konnte durcb einen persischen Gegenschlag abgeschwacht oder sogar verhindert werden. Bei einem naheren Betrachten der historischen Szene Sudosteuropas im 15. und 16. Jahrhundert stcllen wir eine auGenpolitische Dynamik fest, die von den Knegen der Turken mit den Persem in groGem MaGe abhangt. Ein Krieg der Turken mit dem ostlichen Feuid schafft eine Art militarischen Vakuums im sudostlichen Europa, das die Anrainermachte auszufullen trachten. Sobald der jeweilige turkisch-persische Krieg bcendet ist, gelingt es den Turken, ihre alten Positionen in Europa wiederherzutellen und von hier aus weitere Gebiete zu erobem. Diese Dynamik kónnen wir bis tief ins 17. Jahrhundert verfolgcn.
Sehr leicht laGt sich diese Waagendynamik am Beispiel der rumamschen Lauder ablesen. Von Stephan dem GroGen sprachen wir schon. Zu Beginn der Regierungszeit Solimans II., ais auch die abendlandischen Machte auf Aufstaude der Christen im Osmancn-reich, auf Erliebungen Syriens und Agyptens sowie auf die Perserangriffe des „Soplii’s” groGe Allianzhoffnungen setzten, trachtete auch der walachische Furst Radu de la Afuma^i die gunstige Lagę auzunutzcn und griff die Ttirken an der Donau melirere Małe an. Seine Grabinschrift spricht von 19 Turkenschlachten. Im Nachbarstaat der Moldau ist es Petru Rare$, der, nachdem Soliman II. 1533 gegen die Perser zieht, seine groGangelegte Unabhan-gigkeitspolitik beginnt. Ais der „prachtige” Sułtan vier Jahre spater aus Persien zuruckkehrt,. wendet er sich sogleich gegen den ungehorsam gewordenen Petru Rare$ und unterjocht die Moldau. Der Tiirkenkrieg Ioan VodSłs fallt in die Zeit des Zypernkriegs mit Venedig. Diesmal suchte der moldauische FOrst den Krieg mit Venedig fur seine Handlungen auszuspielen, suchte sich aber auch Verbiindete unter den Tiirkenfeinden ostlich der Moldau. Das beste Beispiel der Verkettung der abendlandischen Diplomatie mit Tiirkenbiindnis, Tiirkengefahr und -kriegen, in denen uberall auch Persien im Denken der Zeitgenossen anwesend ist, bietet der „lange Tiirkenfeldzug” (1593 — 1606) mit den Feldziigen des walachischen Fiirsten Micliael des Tapfcren.15 Leider steht dieser fast vollkommcn auGerhalb der Interessenreichweite Bar-baras von Palombini.
Durch die oben angeftihrten Beispicle wollen wir selbstverstandlich nicht den anti-osmanischen Kampf der runianischen Lander auf die jeweiligen auGenpolitisch gUnstigen Lagen zuruckfiihren und sie dadurch erklaren. Diese bildeten bloG einen Teil des interna-tionalen Rahmens, in dem sich dieser Kampf vollzogen hat.
Das Bundniswerben der abendlandischen Machte um Persien muG demnach u.E. aus zwei Blickfcldcrn bctrachtet werden : Erstens aus diplomatischer Sicht, und dieses hat die Verfassenn gewissenhaft unternommen und meisterhaft dargestellt; und zweitens aus real-politischer Sicht. Die zwcite Perspektive verlangt aber das Ycrlagern des Schwerpunktes aus liattcn nach der letzten Ausgabe zitiert werden mussen, die zweite FuGnote 1 von S. 35 geliort zu S. 36; S. 74 Anm. 1. beliauptct fa^sclilichcrweise vom runianischen Historikcr Ioan Ursu er sei ,,iranzosischor Ilisloriker”. S. 77, Anm. 1 enthall ais Qucllensammlung in Abkur-zungun Angabe (Mjii. liung. Slau., II, S. 66) uber cm uns unbekanntcs Werk. Im Quellen-verze.clmis untcrlaGt cs die Verfasscrin, diese Sammlung „aurzusiegelir’. Andcrc Unstimmig-keitcii zwischcn Anm. und Yerzeichnis entlialt FuGnote 6 auf S. 103.
15 Ygl. jetzt Alcxandru Randa, Pro Republica Christiana. Die Walachei im ,,langen19 Turkcnkrieg der kathoiischen UniDersalmachic (1503—1606), Munchen, 1964 (Acta Historica. Tomus III).