leicht und erfolgreich) Menschen ohne Beruf, Arbeitsfaule, Laute, Leute ohne Wissen und Charakter, moralische und intellektuelle Nul-len, Leute, die nichts anderes sind ais Angehórige einer Nation, iiber Nacht plótzlich irgendwer und irgendwas, eben durch diese Angehó-rigkeit. Das ist ihre Lebenschance, die ihnen sonst niemand und nie-mals auf Grund irgend eines anderen Kriteriums bieten kann, und sie werden diese Chance nicht so leicht fallen lassen. Eine solche Kar-riere kann aber nur die Macht bieten, und so wachst auch der Natio-nalismus so plótzlich, wenn an der Spitze des Staatsapparats nationale Fiihrer erscheinen.
Ein solches Pflegen des Karrierismus auf Grund ausschlieSlich des nationalen Kriteriums ist ein wesentliches Merkmal der Biirokratie, die durch ihr biirokratisches Wesen immer aufs Neue hierarchischc Beziehungen zwischen den Menschen herstellen mufi. Aber die Aus-wahl nach dem nationalen Kriterium kann nicht óffentlich sein, sie ist notwendig in das Mysterium gehullt, da alle iiberall gute Angehórige einer Nation sein kónnen, aber nur die absolute Autoritat kann unter ihnen auswahlen und die seligen bestimmen, die zu dem Rangieren zugelassen werden, das an hóhere oder geringere Privilegien gebunden ist. Das Kriterium der Auswahl kann keine oersónliche Qualitat sein, Wissen, Kónnen (was man alles óffentlich iiberprufen kann), dies muft eine geheime Wahl sein (denn man kann nicht óffentlich gestehen, dali dies auf Grund von Gehorsam geschah). Deshalb ist die Biirokratie ais Biirokratie, solange sie ais solche besteht an das Geheimnis, den Karrierismus, auf der Grundlage des Gehorsams gebunden. Marx hat dies in der »Kritik der Hegelschen Staatsrechts« geradezu klassich formu-liert, und wenn wir diesen, wie auch viele andere Texte lesen, wird uns klar, weshalb viele zeitgenóssische Karrieremacher auch bei uns Marx ais veraltet ansehen: »Der allgemeine Geist der Biirokratie ist das Geheimnis, das Mysterium, innerhalb ihrer selbst durch die Hierarchie, nach aufien ais geschlossene Korporation bewahrt. Der offen-bare Staatsgeist, auch die Staatsgesinnung erscheinen daher der Biirokratie ais ein Uerrał an ihrem Mysterium. DieAuloritał ist daher das Prinzip ihres Wissens, und die Vergótterung der Autoritat ist ihre Gesinnung. Innerhalb ihrer selbst aber wird der Spiritualismus zu einem krassen Materialismus, dem Materialismus des passiven Gehorsams, des Autoritatsglaubens, des Mechanismus eines fixen formellen Handelns, fixer Grundsatze, Anschauungen, Oberlieferungen. Was den einzelnen Biirokraten betrifft, so wird Staatszweck zu seinem Pri-vatezweck, zu einem Jagen nach hóheren Posten, zu einem Machen von Karriere« (K. Marx, Die Kritik des Hegelsschen Staatsrechts«, Werke, B. 1, S. 249, auch bei Marx kursiv).
Ein solches Jagen nach hóheren Posten innerhalb einer hierarchisch organisierten Gemeinschaft kann in dem Moment bedriickend werden. da ausschlie&lich die Treue zur eigenen Nation zum hóchsten Prinzip erklart wird. Dann kriecht der letzte kontrarevolutionare Póbcl aus den Lóchern, dann erleben tauglose Politiker und Kulturtrager ihre fiinf Minuten und erheben sich, dann machen Ellbogentechniker in ihrer Skrupellosigkeit Karriere, diese Untersten, die feige und heim-
507