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19
6/2000
Elektor
Die riesigen Datenmengen, die komplexen
Strukturen von Bild und Ton und, nicht zu
vergessen, die eingebaute Kopiersperre
legen der Duplizierung von Video-DVDs oder
Teilen von ihr eine Reihe von Hindernissen in
den Weg. Zurzeit sind bezahlbare DVD-
Recorder und DVD-Rohlinge noch nicht auf
dem Markt. Doch das hält wahre DVD-Freaks
nicht davon ab, einen Weg herauszufinden,
um wenigstens Lieblingsszenen auf CD-R
oder auf die Festplatte zu kopieren.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass
man von einer ehrlich erworbenen Video-DVD
für den eigenen Gebrauch die eine oder
andere Szene, zum Beispiel für die Clip-
Sammlung kopiert. Wegen verschiedener
Sicherungsmaßnahmen (CSS, Regiocode u. a.)
kann jedoch die VOB-Datei, in der die Bild-
und Ton-Informationen stecken, nicht ohne
weiteres erfolgreich auf die Festplatte kopiert
werden. Doch selbst wenn das gelingt, sind
noch einige nicht ganz einfache Schritte
nötig, um die gewünschten Video- und
Audio-Informationen zusammen zu stellen
und auf ein zweites Medium zu übertragen.
Wir haben einige der zahlreichen im Internet
kursierenden Beschreibungen und “Kochre-
zepte” studiert, und das ist das
Ergebnis:
Es gibt zwei verbreitete Methoden.
Bei der ersten werden die DVD-
Inhalte so konvertiert, dass daraus
eine Video-CD im MPEG1-Format
angefertigt werden kann. Die Wie-
dergabequalität reicht längst nicht
an die DVD heran, die CD-R hat
jedoch eine Spieldauer von
vollen 60 Minuten. Der
zweite Weg ist das Bren-
nen einer so genannten
Mini-DVD. Das ist eine CD-R,
deren Datenstruktur mit dem
DVD-Standard übereinstimmt.
Auf eine solche Mini-DVD passen
allerdings nur 10 bis 15 Minuten Bild
und Ton, und längst nicht jeder DVD-
Spieler ist geneigt, eine Mini-DVD
problemlos abzuspielen.
Bei beiden Methoden ist der erste
Schritt das Kopieren der VOB-Datei
auf die Festplatte. Dazu dienen
“Crack”-Programme wie DeCSS und
VOB Ripper, die den Sicherungscode
der DVD umgehen. Nur so erhält
man eine VOB-Datei, die ein-
wandfreies Bildmaterial enthält.
Wenn man eine Video-CD herstellen
möchte, ist der zweite Schritt das
Anpassen der Bildfrequenz von
NTSC nach PAL (sofern nötig) mit
einem Programm wie zum Beispiel
NTSC2FILM. Danach kann die Datei
von einem MPEG1-Encoder wie
dem Panasonic-Encoder mit den
dazu passenden VOB-Filtern direkt
in das Video-CD-Format konvertiert
und schließlich auf eine CD-R
gebrannt werden. Die meisten
anderen Encoder können nicht
unmittelbar mit VOB-Dateien umge-
hen, was einen etwas mühsamen
Zwischenschritt notwendig macht.
Die VOB-Datei muss in separate
Bild- und Ton- Dateien aufgespalten
und anschließend in einem anderen
Format (z. B. AVI) wieder zusam-
mengesetzt werden.
Das Herstellen einer Mini-DVD ist
noch etwas aufwendiger, da auch
noch eine eigene Menüstruktur not-
wendig ist. Die daran anschließen-
den Schritte sind etwa die gleichen
wie bei der Video-CD, nur muss hier
natürlich mit einem MPEG2-Encoder
eine MPEG2-Datei erstellt werden.
Danach werden die neue M2V-Datei
und die AC3-Tondatei zu einer
gemeinsamen Datei gemultiplext,
was zum Beispiel das Programm
Streamweaver erledigt.
Die Menüstruktur für die Mini-DVD
kann man mit einem Programm wie
CDMotion erstellen. Denkbar ist ein
eigenes Startmenü mit anklickbaren
Schaltflächen für einzelne Clips und
vieles andere mehr. Man erhält einen
Ordner mit dem Namen “Video_ts”,
in dem alle für die Mini-DVD nötigen
Dateien stehen. Alles zusammen
wird auf eine CD-R gebrannt, zum
Beispiel mit einem Brenner-Pro-
gramm wie Nero. Wenn alles gut
gegangen ist, hat man nun eine
Mini-DVD mit einer Spieldauer von
10 bis 15 Minuten in der Hand.
Das Kopieren eines 90-Minuten-
Films auf entsprechend viele CD-Rs
würde ungefähr 10 Stunden dauern.
Der hohe Aufwand an Material und
Arbeit lohnt sicher nicht das Kopie-
ren in größerem Stil, zumal das Ori-
ginal im Media-Shop um die Ecke in
der Regel nur um die 50 Mark kostet.
Für die Filmindustrie, die ihre Exi-
stenz durch die massenhafte Pro-
duktion von Raubkopien bedroht
sieht, gibt es sicher keinen Grund
zur Panik. Wenigstens nicht, so
lange preiswerte DVD-Recorder und
wesentlich leistungsstärkere Com-
puter noch nicht in den Wohn-
zimmern stehen.
(000056)gd
Mini-DVDs brennen
15 Minuten auf 650 MB
Von Harry Baggen
DVDs können nicht einfach kopiert werden,
weder im Ganzen noch stückweise.
Wir beschreiben hier wie man normale CD-Rs in
Mini-DVDs verwandeln kann.