Satzglieder im Deutschen

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Satzglieder im Deutschen

(bearbeitet nach: Kessel, K.; Reimann, S. (2008

2

): Basiswissen

Deutsche Gegenwartssprache. Tübingen/Basel: Francke)

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Zum Wesen der Satzglieder

Als Satzglieder bezeichnet man Bestandteile des

Satzes, die sich im Rahmen dieses Satzes

verschieben lassen.
Die Satzglieder werden durch folgende Faktoren

charakterisiert:
a) ihre Abhängigkeitsstruktur,
b) die Substitutionsmöglichkeiten,
c) die Transformationsmőglichkeiten - Permutation
d) ihre Valenzeigenschaften (obligatorische vs. fakultative

Satzglieder)

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Zum Wesen der Satzglieder

Als Satzglieder kőnnen fungieren:
a) einzelne Wőrter (Peter geht schnell)
b) Wortreihen (Peter und Karla gehen ins Kino)
c) Wortgruppen (Ich gehe ins Kino)
d) Wortgruppenreihen (Ich gehe ins Kino oder ins Theater)
e) Nebensätze (Ich warte, bis du kommst)
f) Infinitivkonstruktionen (Es macht mir Spaß, sich mit dir zu

unterhalten)
g) Partizipialkonstruktionen (Nach Hause angekommen, zog

er seine nasse Jacke aus)

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Das Prädikat im Zentrum des Satzes

1. In der Valenzgrammatik steht das Prädikat im Zentrum des

Satzes. Andere Satzglieder werden in Bezug auf dieses

strukturelle Zentrum bestimmt. Bei Engel werden sie als

Ergänzungen (valenzabhängig) und Angaben

(valenzunabhängig) bezeichnet.

2. Arten von Prädikatsteilen

Einfaches Prädikat (ein Wort)

Komplexes Prädikat

(mehrere Wörter)

Einteilig

oder zweiteilig

homogen oder heterogen

Einteiliges Prädikat – Sie geht ins Kino.
Zweiteiliges Prädikat – Sie nimmt an der Konferenz teil.
Homogenes Prädikat – Ich habe dich gestern besucht. Wir

müssen gehen. Ich höre sie kommen.

Heterogenes Prädikat – Sie schämt sich. Er fährt Auto. Wir treffen

die letzten Vorbereitungen.

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Wie bekommt man Satzglieder?

Die Satzglieder werden durch Segmentierung und

Klassifizierung von Satzbestandteilen bestimmt. Zur

Segmentierung eines Satzes dienen einige Tests

- Frageprobe: Die einzelnen Satzglieder sind vom Prädikat aus

erfragbar.

Helga nimmt heute an der Konferenz teil. (Helga- wer?, an der

Konferenz – woran? Heute – wann?)

- Ersatzprobe: Es wird überprüft, ob die Wörter z.B. durch

Pronomen [Anapher] ersetzbar sind.

Sie nimmt heute daran teil.
- Verschiebeprobe (Permutationsprobe): Die einzelnen

Satzglieder sollen sich im Satz verschieben lassen. Vor allem

ist der Spitzenstellungstest (man überprüft, ob Wörter oder

Wortgruppen vor dem finiten Verb stehen können) wichtig.

An der Konferenz nimmt Helga teil.
Heute nimmt Helga an der Konferenz teil.

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Klassifikation der Satzglieder

Traditionelle Grammatik

Valenzgrammatik

Subjekt

Nominativ-Ergänzung

Prädikat

Prädikat

Objekte:

Gentivobjekt, Dativobjekt,

Akkusativobjekt, Präpositionalobjekt

Ergänzungen:

Genitivergänzung, Dativergänzung,

Akkusativergänzung, Präpositivergänzung,

Adjektivalergänzung, Verbativergänzung

Adverbiale Bestimmungen:

- Temporale Bestimmungen
- Konditionale Bestimmungen
- Lokale Bestimmungen
- Kausale Bestimmungen
- Konzessive Bestimmungen
- Modale Bestimmungen
- Konsekutive Bestimmungen

Angaben:

- Lokalangaben (Ortsangaben)
- Temporalangaben (Zeitangaben)
- Kausalangaben (Begründungsangaben)
- Konditionalangaben (Bedingungsangaben)
- Konzessivangaben (Einräumungsangaben)
- Finalangaben (Zweckangaben)
- Konsekutivangaben (Folgeangaben)
- Instrumentalangaben (Werkzeugangaben)
- Komitativangaben (Begleitungsangaben)
- Restriktivangaben (Einschränkungsangaben)
- Adversativangaben (Gegensatzangaben)
- Kommentarangaben
- Modalangaben (Artangaben)
- Prädikativangaben
- Negationsangaben

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Beispiele für Satzglieder

Genitivergänzung – Wir gedenken der Toten.

Dativergänzung – Sie ist mir ähnlich.

Akkusativergänzung – Ich lese ein Buch.

Präpositivergänzung – Sie zweifelt an der Richtigkeit seiner Aussage.

Situativergänzung – Sie wohnt in Berlin. Sie befand sich dort.

Direktivergänzung – Sie stürzte sich hinein. Sie legt das Buch auf die Bank.

Expansivergänzung – Die Konferenz dauert zwei Tage.

Adjektivalergänzung – Er ist krank. Sie fühlt sich einsam.

Verbativergänzung – Es steht in der Zeitung geschrieben.

Situative Angaben:

Lokalangaben – Ich spiele Ball in der Turnhalle.

Temporalangabe – Wir treffen uns später.

Kausalangabe – Wegen meiner Krankheit komme ich nicht.

Konditionalangabe – Beim Regen bleiben wir zu Hause.

Konzessivangabe – Trotz des Regens machten wir unsere Exkursion.

Finalangabe – Ich fahre an die See zur Kur.

Konsekutivangabe – Sie war so froh, dass sie fast weinte.

Instrumentalangabe – Wir essen dieses Gericht mit dem Messer.

Komitativangabe – Sie kommen mit ein paar Freunden. Ich trinke Tee ohne Zucker.

Restriktivangabe – Finanziell geht es mir gut. In dieser Hinsicht muss ich noch etwas nachholen.

Adversativangabe – Während ich für das Examen lerne, genießen sie ihre Freizeit.

Kommentarangabe – Laut Polizeibericht wurde der Dieb gefasst.

Modalangabe (modifizierende Angabe) – Sie arbeitet genug. Ich esse mit großem Appetit.

Prädikativangabe – Der Kellner bringt die Suppe kalt. Monika ging krank zur Arbeit.

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Beispiele für Satzglieder

Einschätzende Angaben:

Kautive Angaben (lat. cautio = Vorsicht, die Äußerungen werden relativiert, die

Existenz eines Sachverhalts wird mit gewissem Vorbehalt eingeschätzt; hierzu

gehören die Gradpartikeln fast, geradezu, gewissermaßen, sozusagen, im

Allgemeinen) – Die Wäsche ist fast trocken.

Selektive Angaben (ein Sachverhalt wird in Beziehung zu einem anderen

Sachverhalt gesetzt; hierzu gehören die Gradpartikeln besonders,

hauptsächlich, vor allem, sogar, eben, gerade) – Vor allem musst du sehr

vorsichtig sein.

Ordinative Angaben (es wird eine Hierarchie zwischen Sachverhalten bestimmt;

hierzu gehören allerdings, bestenfalls, doch, gewiss, immerhin, in erster Linie,

mindestens, schließlich) – Bestenfalls kommt er schon morgen.

Judikative Angaben (der Sachverhalt wird durch den Sprecher beurteilt, hierzu

gehören: möglicherweise, ärgerlicherweise, merkwürdigerweise, natürlich,

offensichtlich, zum Glück) – Glücklicherweise hat er das Examen bestanden.

Verifikative Angaben (die Existenz des Sachverhalts wird durch den Sprecher

eingeschätzt; hierzu gehören die Modalwörter angeblich, anscheinend,

bestimmt, gewiß, tatsächlich, vielleicht, wirklich) – Er ist wahrscheinlich zu

schnell gefahren.

Abtönungsangaben (sie haben zum Ziel, die Äußerungen zu verstärken,

abzumildern oder zu modifizieren; hierzu gehören: aber, auch, doch, halt, ja) –

Tu das ja nicht!

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Freier Dativ

Freier Dativ: Er ist nicht valenzabhängig.

Dativus ethicus: zeigt innere Beteiligung an – Dass

du mir nicht wieder den ganzen Schmutz ins Haus

trägst! Macht mir dem Lehrer keinen Ärger!

Dativus commodi: zeigt einen Vorteil an

(Nutznießer-Dativ) – Ich koche dir. Er trägt ihr den

Koffer.

Dativus incommodi: zeigt einen Nachteil an

(Pechvogel-Dativ) – Das Glas ist mir auf den Boden

gefallen.

Dativus iudicantis: zeigt ein Urteil an – Es war mir

unklar. Der Moderator ist mir zu nervös.

Pertinenzdativ: zeigt Zugehörigkeit an

(Zugehörigkeitsdativ) – Der Arzt schaute mir ins

Ohr.

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Tests zur Erkennung der Ergänzungen und Angaben

Ist das Satzglied weglassbar? (Weglassprobe)

ja

nein

valenzunabhängig (Geschehenstest)

ja

nein

Angabe

fakultative

obligatorische

Ergänzungen

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Tests zur Erkennung der Ergänzungen und Angaben

Nach der Weglassprobe erfahren wir, welche Satzglieder im Satz fakultativ

sind (nur können im Satz stehen).

Geschehenstest – wir können mit diesem Test überprüfen, ob wir mit einer

Angabe zu tun haben. Ein Satzglied, das eine Angabe ist, soll die

Konstruktion das geschieht… bilden.

Sie nimmt heute an der Konferenz teil. Das geschieht heute. Heute ist eine

Angabe.

Dialogtest – er unterscheidet zwischen Angaben und fakultativen

Ergänzungen

A: Helga nimmt teil.
B: Woran nimmt sie teil?
A: Das weiß ich nicht!
Sprecher A muss wissen, woran Helga teilnimmt, sonst ist seine Aussage nicht

logisch. An der Konferenz ist also eine fakultative Ergänzung.

A: Helga kauft Tomaten.
B: Wo kauft Helga Tomaten?
A: Ich weiß es nicht.
In dieser Aussage muss Sprecher A nicht wissen, wo Helga Tomaten kauft.

Deswegen ist diese Information eine Angabe.

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Zum Wesen der Attribute

Attribute sind keine Satzglieder, weil sie sich alleine im Satz nicht bewegen. Sie sind

Satzgliedteile.

Attributtypen:

Vorangestellte Attribute:
- flektierte/unflektierte Adjektive: leichte Aufgabe; frisch gestrichene Bank
- Partizipien: singende Schüler; gemachte Aufgaben
- Substantive im Genitiv: Vaters Haus; Jannas Schwester
- Adverbien: nur heute; dort in der Schule
- Appositionen: Professor Schmidt
- Präpositionale Fügungen: am Mittwoch in der Sitzung

Nachgestellte Attribute:
- unflektierte Adjektive: ein Haus, groß und geräumig,
- Partizipialgruppen: die Mutter, ihr Kind im Stich lassend,

der Student, bestens

vorbereitet,

- Genitivfügung: das Haus meiner Mutter
- Akkusativfügung: die Sitzung letzten Freitag
- Präpositionale Fügung: ein Platz an der Sonne
- Adverb: die Prüfung heute
- Appositionen: Herr Meier, unser Direktor,
- Attributsätze: In Weimar, wo Goethe lebte,


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