Auch Katholiken können von Luther lernen
Berlin - Das Reformationsjubiläum 2017 ist nach Einschätzung des Vorsitzenden der
Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, auch für die katholische Kirche ein
bedeutendes Ereignis. «Luther zielte ja nicht die Spaltung der Kirche an, sondern wollte mit
seinen Reformbestrebungen auf Missstände aufmerksam machen, die die Botschaft des
Evangeliums verdunkelten», schreibt der Münchner Erzbischof in einer Kolumne für die
Zeitung des Deutschen Kulturrates «Politik & Kultur». «Nach 50 Jahren gemeinsamen
ökumenischen Dialogs ist es auch für einen katholischen Christen möglich, Texte Luthers mit
Anerkennung zu lesen und von seinen Gedanken zu lernen.»
So könne das Reformationsjahr 2017 auch für die katholische Kirche eine Herausforderung
sein, Christus noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen. «Und es sollte Anlass sein zu einer
immer engeren Zusammenarbeit zwischen den christlichen Konfessionen im Blick auf eine
durch Säkularisierung geprägte Gesellschaft», so Marx. «Meine Hoffnung ist es, dass das
Reformationsgedenken uns weiterbringt hin zur vollen sichtbaren Einheit der Kirche.»
Am 31. Oktober 1517 schlug der Theologe Martin Luther laut Überlieferung 95 Thesen gegen
den Ablasshandel an die Schlosskirche Wittenberg und leitete damit die Reformation ein.
Folge war eine Kirchenspaltung. Die Evangelische Kirche will das 500-jährige
Reformationsjubiläum feiern, viele Katholiken sehen dazu keinen Grund.
Marx-Beitrag in "Politik & Kultur", Seite 12