Geschichte Deutschland

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GEROLF DEMMEL

GESCHICHTE DEUTSCHLANDS

von den Anfängen bis zur Gegenwart

(Lektionen 1–4)

Ìîñêâà

Ïåäàãîãè÷åñêèé óíèâåðñèòåò

«Ïåðâîå ñåíòÿáðÿ»

2006

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3

PLAN

1

Lektion 1. Die Entstehung Deutschlands

1

Lektion 2. Früh- und Hochmittelalter

1

Lektion 3. Spätmittelalter
Kontrollarbeit Nr. 1

1

Lektion 4. Deutschland in der frühen Neuzeit
(16. Jh. – Mitte des 17. Jhs.)

2

Lektion 5. Deutschland in der frühen Neuzeit
(Mitte des 17. Jhs. – Anfang des 19. Jhs.)

2

Lektion 6. Deutschland in der frühen Neuzeit (1815 – 1870)
Kontrollarbeit Nr. 2

2

Lektion 7. Jahrhundertwende und das 20. Jahrhundert
(1870 – 1945)

2

Lektion 8. Die Nachkriegszeit
Abschlussarbeit

Broschüre

Nr.

Lektion

Lektion 1. Die Entstehung Deutschlands

Gliederung

1. Kurzer Überblick

2. Urgeschichte, Antike

3. Die Entstehung Deutschlands

4. Die Germanen

4.1.Definition, Siedlungsgebiet,

Sprache

4.2.Geschichte

4.2.1. Der Marsch der Kimbern,

Teutonen und Ambronen

4.2.2. Ariovist und Caesar

4.2.3. Vorstoß des Augustus bis

zur Elbe

4.2.4. Die Varusschlacht

4.2.5. Die römisch-germanischen

Beziehungen nach der Va-

russchlacht

4.2.6. Die Markomannenkriege

4.3.Die germanischen Stämme

5. Kontrollfragen

6. Quellen

Ãåðîëüô Äåììåëü

Ìàòåðèàëû êóðñà «Èñòîðèÿ Ãåðìàíèè. ×åðåç ïðîøëîå â áóäóùåå».

Ëåêöèè 1–4. – Ì.: Ïåäàãîãè÷åñêèé óíèâåðñèòåò «Ïåðâîå ñåíòÿáðÿ»,

2006. – 40 ñ.

Ó÷åáíî-ìåòîäè÷åñêîå ïîñîáèå

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Ïîäïèñàíî â ïå÷àòü 01.11.2006

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Ïåäàãîãè÷åñêèé óíèâåðñèòåò «Ïåðâîå ñåíòÿáðÿ»,

óë. Êèåâñêàÿ, ä. 24, Ìîñêâà, 121165

http://edu.1september.ru

© Ã. Äåììåëü, 2006

© Ïåäàãîãè÷åñêèé óíèâåðñèòåò «Ïåðâîå ñåíòÿáðÿ», 2006

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1. Kurzer Überblick

Der heutige deutsche Raum wurde seit der Bronzezeit (etwa 1600 v. Chr.) von

Germanen besetzt, die, von Norden vordringend, die in diesem Gebiet ansässigen

Kelten allmählich verdrängten, zum Teil sich auch mit ihnen vermischten.

Von den Kimbern und Teutonen abgesehen, die im 2. Jh. v. Chr. Teile des

Römischen Reiches durchzogen, wurde das Vordringen der Germanen über

den Rhein jedoch bis ins 3. Jh. n. Chr. von den Römern aufgehalten. Im Grenz-

gebiet entwickelten sich fruchtbare Kontakte mit der römischen Zivilisation,

die für die Heranbildung einer eigenen deutschen Kultur bestimmend werden

sollten.

Charakteristisch für die Germanen war das Leben in Stammesverbänden (gens,

germ. kuni) und den Sippen, deren Angehörige durch Blutband verbunden wa-

ren. Aus zahlreichen kleinen Stämmen bildeten sich gegen Ende der Völkerwan-

derung zwischen Rhein und Elbe die sechs Hauptstämme der Friesen, Sachsen,

Thüringer, Alemannen, Bayern und Franken heraus, deren Stellung sich seit Mit-

te des 5. Jhs. festigte. Dabei wurde die fränkische Kultur und Staatsbildung für die

Zukunft entscheidend: Auf der Grundlage germanischer, römischer und christli-

cher Elemente (historische Bedeutung des Übertritts des merowingischen Fran-

kenkönigs Chlodwig zum Christentum 496) entwickelte sich ein Staat besonderen

Gepräges. Chlodwig einigte die Teilreiche seiner Stammesrivalen und hinterließ

seinen Nachfolgern ein festgefügtes ‹Fränkisches Reich›.

2. Urgeschichte, Antike

Die ältesten Nachweise von Menschen auf dem Gebiet der heutigen Bundes-

republik Deutschland sind etwa 700 000 Jahre alt. Man geht davon aus, dass es

hier seit rund 500 000 Jahren dauerhafte Besiedlungen gibt.

Erste Erwähnung finden einige keltische und germanische Stämme bei den Griechen

und Römern in der vorchristlichen Zeit. Um 500 v. Chr. war das heutige Süddeutschland

keltisch und das heutige Norddeutschland germanisch besiedelt. Die Germanen

wanderten im Laufe der Jahrhunderte südwärts, sodass um Christi Geburt die Donau

die ungefähre Siedlungsgrenze zwischen Kelten und Germanen war.

Von 58 v. Chr. bis etwa 455 n. Chr. gehörten die Gebiete links des Rheins sowie

südlich der Donau zum Römischen Reich, von etwa 80 bis 260 n. Chr. auch der

größte Teil des heutigen Baden-Württemberg südlich des Limes.

Die Römer gründeten bekannte Städte wie Trier, Köln und Bonn und führten

Neuerungen in Hausbau und Handwerk ein, die zum Teil bis heute fortwirken.

Siedler aus allen Teilen des Römischen Reiches, insbesondere aus Italien, wanderten

ein und wurden westlich des Rheins und südlich der Donau sesshaft.

Eine erste Geschichte Gesamtgermaniens liefert im Jahr 98 der römische Schreiber

Tacitus.

Im 5. und 6. Jh. wanderten viele germanische Stämme im Zuge der Völkerwan-

derung nach Süd- und Westeuropa aus. In die nunmehr fast menschenleeren

Gebiete des heutigen Ostdeutschland wanderten im 7. Jahrhundert bis zur Elbe-

Saale-Linie slawische Stämme ein. Weite Teile der Bevölkerung der früheren ost-

deutschen Bundesländer waren daher bis ins hohe Mittelalter slawisch geprägt.

3. Die Entstehung Deutschlands

Seit wann man von «Deutschland» sprechen kann, ist kaum objektiv feststell-

bar. Weder ethnisch noch sprachlich noch territorial lässt sich die Bildung einer

eigenständigen deutschen Nation eindeutig datieren.

Das geografische Gebiet des heutigen Deutschland wurde schon vor der

Antike von verschiedenen Volksgruppen und Stämmen, die unter dem Begriff

Germanen zusammengefasst werden, besiedelt. Diese in der Bronze- und Eisen-

zeit eingewanderten indogermanischen Stämme bzw. deren Nachfahren vermisch-

ten sich mit den seit Ende der letzten Eiszeit ansässigen «Ureinwohnern» und

später fortwährend mit «durchziehenden» Völkern bzw. Siedlern, zum Beispiel:

– den indogermanischen Kelten im heutigen Süddeutschland, die Europas

Kultur in weiten Landstrichen bis zur Spätantike prägten;

– den Römern im heutigen Süd- und Westdeutschland, deren Truppen den Süden

und Westen Germaniens entlang der Donau und des Rheins bis etwa ins 5. Jh. besetz-

ten;

– den Slawen östlich der Elbe im Rahmen der Ostkolonisation vom 11. bis zum

14. Jahrhundert;

– sowie anderen Völkern während der Völkerwanderung, wie etwa den Sarmaten.

Erst das Frankenreich Karls des Großen (Karolingerreich) einte das Gebiet des

kontinentalen Zentraleuropa zwischen Atlantik, Ostsee und Alpensüdrand.

4. Die Germanen

4.1.

Definition, Siedlungsgebiet, Sprache

Als Germanen wird eine Anzahl von Völkern mit ähnlicher Sprache, Kultur,

Abstammung und ähnlichen Lebensgewohnheiten bezeichnet, die seit dem 2.

Lektion 1

Die Entstehung Deutschlands

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Jahrtausend v. Chr. bis bald nach der Zeitenwende in Nord- und Mitteleuropa

lebte.

Diese Völker bezeichneten sich selbst zunächst nicht als Germanen, und sie

hatten wahrscheinlich im dünn besiedelten Mitteleuropa während der längsten

Zeit ihrer Geschichte auch kein nationales Zusammengehörigkeitsgefühl.

Von den Römern wurden sie oft als «große Menschen mit goldenem Haar»

bezeichnet. Die historischen Überlieferungen über die Germanen beginnen mit

den Berichten antiker Schriftsteller im 2. und 1. Jh. v. Chr., insbesondere der Ger-

mania von Tacitus.

Erst seit dieser Zeit kann sicher von den Germanen als Völkerfamilie auf einem

klar bestimmbaren Gebiet gesprochen werden.

Tacitus beschreibt um das Jahr 98 n. Chr. eine relativ einheitliche germanische

Kultur auf einem Gebiet ungefähr vom Rhein im Westen bis zur Weichsel im Osten

und von der Nordsee im Norden bis zu Donau und Moldau im Süden. Hinzu

kommen die – von Tacitus nicht beschriebenen – germanischen Siedlungsgebie-

te in Skandinavien. Neben diesem Tatbestand am Beginn der historischen Über-

lieferung der germanischen Völker steht der gesicherte linguistische Befund einer

ziemlich homogenen germanischen Sprache vermutlich seit Mitte/Ende des 3.,

spätestens aber seit der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr.

Traditionell wird als ursprüngliches Zentrum der Germanen das Gebiet des heutigen

Dänemark sowie Südschweden und Norddeutschland angenommen. Von hier aus

hätten sich die Germanen seit etwa Mitte/Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. vor allem

nach Süden und Südosten ausgebreitet. Begründet wird diese Hypothese erstens mit

dem Fehlen einer vorgermanischen Schicht an Toponymen (Ortsnamen) in diesem

Gebiet und zweitens mit der archäologisch nachweisbaren Ausbreitung typisch

germanischer Funde im späten 2. und im 1. Jahrtausend v. Chr. in Richtung Süden.

Die Verwendung des Begriffs «Germanen» ist erstmals vom griechischen Ge-

schichtsschreiber Poseidonios um das Jahr 80 v. Chr. überliefert. Bedeutung und

Herkunft dieses Wortes sind immer noch umstritten.

Historisch gesichert ist, dass Gaius Julius Caesar in seinem Buch De bello

gallico (Der Gallische Krieg, 51 v. Chr.) den Namen dokumentarisch festge-

schrieben und damit auch weiter verbreitet hat. Damit wurde der Begriff auf alle

rechtsrheinischen Völker angewendet.

Bis dahin wurden die in Mitteleuropa ansässigen Völker von den Griechen in

Kelten (Westeuropa) und Skythen (Osteuropa) eingeteilt. Erst mit Caesar erkann-

ten auch die Römer, dass es sich bei den Germanen nicht um einen Teil der Kelten

handelte, sondern um eine eigene Völkerfamilie.

Der römische Historiker Tacitus schreibt in seinem Buch De origine et situ

Germanorum (Über den Ursprung und den Lebensraum der Germanen, ca. 98 n.

Chr.; 2. Kapitel), dass der Name «Germanen» noch relativ neu sei. Man habe den

Namen zunächst für die Tungrer benutzt und anschließend auf alle germanischen

Stämme übertragen; Tacitus zufolge seien alle rechtsrheinischen Stämme zuerst

von den Galliern als Germanen im umfassenden Sinn bezeichnet worden. Bei Taci-

tus findet sich auch die einzige detaillierte Beschreibung Germaniens jener Zeit,

wo die einzelnen Stämme und Völker zwischen Rhein und Weichsel sowie Donau

und Nord- bzw. Ostsee aufgeführt sind.

Erste eigene schriftliche Überlieferungen der Germanen setzen um 200 n. Chr.

mit den ältesten urnordischen Runeninschriften ein.

4.2.

Geschichte

4.2.1.

Der Marsch der Kimbern, Teutonen und Ambronen

Um 120 v. Chr. brachen Kimbern, Teutonen und Ambronen in Richtung Süden

auf. Um 113 v. Chr. trafen diese Germanenstämme auf die Römer. Bei der folgenden

Schlacht (auch als Schlacht von Noreia bezeichnet) entgingen die Römer der

völligen Vernichtung ihrer Truppen nur durch ein plötzlich einsetzendes Gewitter,

welches die Germanen als ein warnendes Omen (Grollen) ihres Wettergottes Do-

nar interpretierten.

Um 109, 107 und 105 v. Chr. kam es noch weitere Male zu Kämpfen zwischen

den Römern und den Germanen, bei denen die Römer jedes Mal eine Niederlage

erlitten. Erst nachdem sich die germanischen Stämme in zwei Gruppen aufgeteilt

hatten, gelang es den Römern 102 v. Chr., die Teutonen und Ambronen zu besie-

gen.

4.2.2.

Ariovist und Caesar

Der Durchbruch der Kimbern und Teutonen führte zur Erschütterung der kel-

tischen Macht in Mittel- und Süddeutschland, sodass später auch andere Germa-

nen, insbesondere Suebische Stämme, in Hessen und das Maingebiet eindringen

konnten.

Unter ihrem Führer Ariovist drangen sie u. a. in Gallien ein, wurden jedoch

durch Gaius Julius Caesar 58 v. Chr. geschlagen und hinter den Rhein zurückge-

worfen.

Im 1. vorchristlichen Jahrhundert machte die römische Eroberung Galliens

durch Caesar die Germanen zu direkten Nachbarn des Römischen Reiches. Dieser

Kontakt führte in der darauf folgenden Zeit zu ständigen Konflikten: Immer wie-

der kam es zu Übergriffen der Germanen auf die Römer. Im Gegenzug führte Caesar

in den Jahren 55 und 53 v. Chr. Strafexpeditionen gegen die Germanen durch.

Allerdings erkannte Caesar den Rhein als Grenzlinie zwischen Germanen und

Römern an.

Lektion 1

Die Entstehung Deutschlands

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4.2.3.

Vorstoß des Augustus bis zur Elbe

Auch in der Folgezeit kam die Rheingrenze nicht zur Ruhe. Der römische Kai-

ser Augustus beschloss deshalb die Verlagerung von Truppen an den Rhein, die

bisher in Gallien stationiert waren.

Die Rheingrenze blieb dennoch unsicher, woraufhin Augustus seine Taktik

änderte: Er beabsichtigte, das Römische Reich bis an die Elbe auszudehnen. Zwi-

schen 12 und 9 v. Chr. führten die Römer mehrere Feldzüge gegen die Germanen

durch und unterwarfen die Friesen und andere germanische Stämme.

Trotz dieser Feldzüge gerieten aber die wenigsten Germanenstämme wirklich

in dauerhafte römische Abhängigkeit.

Im Jahre 4 n. Chr. gelang es, die bis dahin aufständischen Cherusker zu unter-

werfen. Nun galt Germanien bis zur Elbe als erobert. Es wurden repräsentative

römische Städte östlich des späteren Limes gegründet, beispielsweise im heuti-

gen Waldgirmes in Hessen oder Marktbreit am Main.

Nach einem letzten großen Feldzug im Jahre 6 n. Chr. gegen das Reich des

Markomannenkönigs Marbod in Böhmen galt Germanien bis zur Elbe als römi-

sche Provinz.

4.2.4.

Die Varusschlacht

Nachdem der Widerstand der Germanen gebrochen schien, wurde Publius

Quinctilius Varus damit beauftragt, in den Gebieten rechts des Rheins römisches

Recht einzuführen und Steuern zu erheben. Als Statthalter war er gleichzeitig

Oberbefehlshaber über die rheinischen Legionen. Varus, der sich zuvor in der

römischen Provinz Syrien den Ruf eines brutalen und korrupten Verwaltungs-

fachmanns erworben hatte, brachte die Germanen bald gegen sich auf. Gegner der

Besatzung ließ er mit aller Härte des römischen Rechts bestrafen. Die von ihm

eingeführten Steuern wurden von den Germanen zudem als zutiefst ungerecht

empfunden, da sie eine solche Abgabe nur für Unfreie kannten.

Unter diesen Umständen gelang es dem Cheruskerfürst Arminius, mehrere ger-

manische Stämme zu einen. Arminius nutzte das Vertrauen aus, das ihm Varus ent-

gegenbrachte, und lockte diesen in einen Hinterhalt. In der darauf folgenden Schlacht

(auch «Schlacht im Teutoburger Wald» genannt) verloren die Römer drei Legionen

(etwa 18 000 Legionäre, plus etwa 2–3 Tausend zusätzliche Truppen). Der römische

Eroberungsversuch scheiterte damit im Jahre 9 n. Chr. Germanien blieb danach bis

zur Völkerwanderung von der römischen Kultur wenig beeinflusst.

4.2.5.

Die römisch-germanischen Beziehungen nach der Varusschlacht

Zwischen 14 und 16 n. Chr. unternahmen die Römer weitere Vorstöße über die

Rheingrenze hinweg.

Im Jahr 29 schlugen die Römer einen Aufstand der Friesen nieder. Im Jahr 69

mussten sogar Truppen aus Spanien und Britannien für Verstärkung herangezo-

gen werden, um die Revolte der Bataver (Bataveraufstand) unter Führung des

Julius Civilis niederzuschlagen.

Nach weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen begannen die Römer mit

dem Bau des Limes, um die Grenzen zwischen Germanien und dem Römischen

Reich zu sichern. Im selben Zeitraum entstanden die römischen Provinzen Germa-

nia Superior (Obergermanien) und Germania Inferior.

Um das Jahr 122 wurde die römisch-germanische Grenze unter Kaiser Hadrian

zwischen dem mittleren Neckar und der Donau bei Eining um etwa 20 bis 40

Kilometer nach Norden verschoben. Die letzte römische Expansion in Germanien,

die Verschiebung des Neckar-Odenwald-Limes um rund 25 Kilometer nach Osten

unter Kaiser Antoninus Pius datiert auf das Jahr 159.

4.2.6.

Die Markomannenkriege

Im 2. Jh. n. Chr. fanden zwei entscheidende Veränderungen rechts des Rheins

statt: Zum einen schlossen sich die zerstrittenen germanischen Stämme zu Groß-

stämmen zusammen, zum anderen drückten die Germanen immer stärker gegen die

römischen Grenzen.

167 fielen die Markomannen, Quaden, Langobarden, Vandalen, Jazygen und

weitere Stämme in die römische Provinz Pannonien ein und lösten damit die Mar-

komannenkriege (167 bis 180) aus. In insgesamt vier Feldzügen schlug der römi-

sche Kaiser Marc Aurel die Germanen vernichtend. Man vermutet, dass die Rö-

mer planten, zwei neue Provinzen einzurichten.

Nach dem Tod Marc Aurels 180 kehrten die Römer jedoch wieder zur Defen-

sivpolitik zurück und schlossen Friedensverträge mit den Germanen.

Die Markomannenkriege sind als Vorboten der großen Völkerwanderung zu se-

hen. Ausgelöst wurde der zunehmende Bevölkerungsdruck auf die römischen Gren-

zen durch die Wanderungen der Goten zum Schwarzen Meer und der Vandalen in

Richtung Donau. Die Ursachen für diese aufkommende Wanderbewegung germani-

scher Stämme konnten bisher nicht geklärt werden, denkbar wären z. B. Hungersnöte.

4.3.

Die germanischen Stämme

Die gängigste Einteilung ist in Nord-, West- und Ostgermanen.

Zu den N

ORDGERMANEN

zählen die skandinavischen Stämme. Aus ihnen gin-

gen später die Dänen, die Schweden, die Norweger und die Isländer hervor.

Zu den W

ESTGERMANEN

zählen die:

– elbgermanischen Stämme (Sueben): Markomannen, Quaden, Hermunduren,

Semnonen und Langobarden;

Lektion 1

Die Entstehung Deutschlands

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– nordseegermanischen Stämme: Chauken, Angeln, Warnen, Friesen und Sachsen;

– rheinwesergermanischen Stämme: Cherusker, Bataver, Brukterer, Chamaven,

Chattuarier, Chatten, Ubier, Usipeter, Sigambrer, Angrivarier und Tenkterer;

Zu den O

STGERMANEN

südlich der Ostsee zählen die Goten, Vandalen, Burgun-

der, Heruler, Skiren, Bastarnen, Rugier, Gepiden u. a.

Durch den Einfall der Hunnen aus den Steppen Asiens und die verstärkte

Ausbreitung der slawischen Völker aus der osteuropäischen Tiefebene wurden

die Ostgermanen zunehmend gen Süden und Westen gedrängt, wo sie in Konflikt

mit den dort ansässigen Stämmen gerieten.

5. Kontrollfragen

1. Seit wann wurde der heutige deutsche Raum von Germanen besiedelt?

2. Wann beginnen die historischen Überlieferungen über die Germanen?

3. Welche Rolle spielte der Rhein in den römisch-germanischen Beziehungen?

4. Welche Bedeutung hatte der Zusammenschluss der ehemals zerstrittenen ger-

manischen Stämme zu Großstämmen?

5. Welche germanischen Stämme können Sie benennen?

6. Quellen

Reichardt, Hans: Die Germanen (Was ist was Bd. 62). Nürnberg 1978. S. 24.

Sass, Ralf Reine: Das Rätsel der Varusschlacht. Stuttgart 1996. S. 12 f.

Rückspiegel Geschichte. Band 3. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn, 1996.

S. 26.

http://www.geschichte.uni-osnabrueck.de/projekt/start.htm

Lektion 1

1. Kurzer Überblick

In das Frühmittelalter fällt unter anderem auch die Zeit der Völkerwanderung,

wobei die Forschung aber mittlerweile dazu tendiert, diese aus dem Mittelalter

herauszunehmen, sie als Bindeglied zwischen Antike und Mittelalter zu sehen

und der Spätantike zuzurechnen.

Weitere einschneidende Entwicklungen sind die weitgehende Christianisie-

rung Europas, der Aufstieg des Fränkischen Reiches, der Einfall der Wikinger, der

Beginn des Heiligen Römischen Reiches und die Kämpfe zwischen Kaisertum

und Papsttum. Außerdem wirkt der Aufstieg des Islam und sein schnelles Aus-

greifen bis nach Europa prägend. Wirtschaftlich stellt das Frühmittelalter eine

Zeit der Naturalwirtschaft dar, wobei besonders das System der Grundherrschaft

herauszustellen ist. Wesentliche Kulturträger sind das Byzantinische Reich, die

Klöster, insbesondere die des Benediktinerordens sowie die Gelehrten des ara-

bisch-muslimischen Kulturkreises.

Erst das Frankenreich Karls des Großen (Karolingerreich) einte das Gebiet des

kontinentalen Zentraleuropa zwischen Atlantik, Ostsee und Alpensüdrand.

Nach Karls Tod wurde das Reich 843 im Vertrag von Verdun unter seinen

Enkeln dreigeteilt.

Aus dem Westfränkischen Reich ging später Frankreich hervor, aus dem Ost-

fränkischen in etwa das heutige Deutschland, während das «Mittelreich» des

Frankenstaates, das spätere Burgund und Lothringen, im Laufe des Mittelalters

zwischen Frankreich und dem Ostfrankenreich aufgeteilt wurde.

Das Ostfränkische Reich war noch nicht «deutsch», schuf aber zumindest

einen groben geografischen Rahmen für das spätere Deutschland.

Erst in der fortgeschrittenen Ottonenzeit taucht die Bezeichnung regnum teu-

Gliederung

1. Kurzer Überblick

2. Frühmittelalter

2.1.Das Karolingerreich und des-

sen Zerfall

2.1.1. Karl der Große

2.1.2. Zerfall des Frankenreiches

Lektion 2. Früh- und Hochmittelalter

2.2.Die Zeit der Ottonen

2.2.1. Otto I.

2.2.2. Das Ende der Ottonen

3. Hochmittelalter

3.1.Die salischen Kaiser

3.2.Die Staufer

4. Aufgaben und Kontrollfragen

5. Quellen

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13

tonicum (lateinisch für «Deutsches Reich») vermehrt auf. Vom Zerfall des Karo-

lingerreichs bis in das Hochmittelalter kann man von einer Übergangsphase bei

der Bildung des Begriffs «Deutschland» sprechen.

Einen ersten Abschluss bildete 936 die Krönung und Königserhebung von

Otto I.

Ab dem 11. Jahrhundert entstand neben den «fränkischen Grundlagen» zu-

nehmend ein staatliches Gebilde, das in politischem Sinn als eigenständig ange-

sehen werden kann und aus dem das hervorgehen sollte, was heute «Deutsch-

land» heißt.

2. Frühmittelalter

2.1.

Das Karolingerreich und dessen Zerfall

2.1.1. Karl der Große

Das Fränkische Reich war ein Königreich in West- und Mitteleuropa zwischen

dem 5. und 9. Jh., das sich auf dem westeuropäischen Gebiet des Römischen

Reichs bildete.

Das Fränkische Reich geht auf mehrere germanische Völker der Völkerwande-

rungszeit zurück.

Durch Geschick und Glück wurde das Reich der Franken innerhalb von drei

Jahrhunderten zum wichtigsten Land Mitteleuropas. Das Fränkische Reich ent-

wickelte sich nach dem Zerfall des antiken Römischen Reichs zum Machtzentrum

und später zur Großmacht in Mitteleuropa. Es wurde durch die Dynastien der

Merowinger und Karolinger regiert. Den Höhepunkt seiner Macht und Ausdeh-

nung erreichte es unter Karl dem Großen.

Nach dem Tod des Bruders von Karl dem Großen wurde dieser Alleinherr-

scher. Durch den von seinem Vater, Pippin III., geschlossenen Vertrag mit dem

Papst war Karl diesem verpflichtet. Da die Langobarden die Schenkungen Pippins

nicht anerkannten, führte Karl weiter gegen sie Krieg und eroberte deren Reich im

Jahre 774.

Neben den Langobardenfeldzügen schritt die Missionierung im Osten voran.

Besonders die Kriege gegen die Sachsen bestimmten die Politik Karls bis 804,

jenem Jahr, in dem sich die Sachsen dem fränkischen König unterwarfen.

Die zahlreichen Kriege bewirkten eine fortschreitende Feudalisierung, eine

Stärkung der Reichen und einen Anstieg der Zahl der feudalabhängigen Bauern.

Im Ergebnis dieser Entwicklung wuchsen Besitz und Macht der Feudalherren,

insbesondere des Königs (und späteren Kaisers) und der Herzöge. Auch die

Kirche konnte ihre Macht festigen.

Karl konsolidierte die Staatsmacht nach außen durch die Errichtung von

Grenzmarken. Diese waren Bollwerke für die Reichsverteidigung und

Aufmarschgebiete für Angriffskriege. Zur Verwaltung setzte er Markgrafen ein,

die mit besonderen Rechten ausgestattet waren, da die Marken nicht direkt Teil

des Reichs waren und somit auch außerhalb der Reichsverfassung standen.

In den Marken wurde eine wehrhafte Bauernbevölkerung angesiedelt sowie

Burgen gebaut. Besonders wichtig waren die Marken in Kärnten (Karantanien)

und die Marcha Orientalis (Awarenmark), aus denen später Österreich hervor-

ging.

Zur weiteren Konsolidierung seiner Herrschaft nach innen zentralisierte Karl

die Königsherrschaft durch eine Verwaltungsreform (um 793).

Die Königsherrschaft gründete sich auf den königlichen Hof, das Pfalzgericht

und die Kanzlei. Im Reich verwalteten Grafen die Königsgüter (Pfalzen). Sowohl

die Grafen als auch die Markgrafen wurden durch Königsboten (missi domini)

kontrolliert und sprachen königliches Recht.

Aachen wurde zur Kaiserpfalz und zum Zentrum des Frankenreichs unter Karl.

Den Höhepunkt seiner Macht erreichte Karl mit der Kaiserkrönung in Rom am 25.

Dezember 800.

Das Frankenreich war nun endgültig neben dem Byzantinischen Kaiserreich

und dem Kalifat der Abbasiden eine anerkannte Großmacht.

2.1.2. Zerfall des Frankenreiches

Nach 46-jähriger Herrschaft starb Karl 814 in Aachen. Sein Sohn Ludwig der

Fromme wurde Kaiser. Dieser versuchte, die Reichseinheit zu wahren, und erließ

817 ein Reichsteilungsgesetz. Ludwig bestimmte seinen Sohn Lothar zum Mitkai-

ser. Ludwig entschied sich für den Reichseinheitsgedanken, wenn auch unter

kirchlichem Einfluss, der die Einheit des Reiches als Pendant zur Einheit der Kir-

che sah. Dadurch spielten die Bischöfe auch eine besondere politische Rolle: Sie

stellten sich gegen die Söhne des Kaisers, die für die Aufteilung des Reiches

waren.

Seit 829 führten diese Spannungen zu militärischen Auseinandersetzungen

zwischen dem Kaiser und seinen Söhnen.

Als Ludwig 840 starb, wurde Lothar I. zwar alleiniger Herrscher, doch einigten

sich die Söhne 843 im Vertrag von Verdun, das Frankenreich aufzuteilen. Später

wurde das Reich durch Teilungen und Verträge weiter aufgeteilt. Die Reichsein-

heit wurde nie wiederhergestellt.

Die einzelnen Reichsteile entwickelten unterschiedliche Sitten, Bräuche, Spra-

chen und wurden so zu eigenständigen Staaten. Einige Zeit darauf sprach man

von einem West- und Ostfränkischen Reich.

Lektion 2

Früh- und Hochmittelalter

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15

Vom alten Frankenreich sollte nur der westliche Teil den Namen «Frankreich»

und den Zentralstaat übernehmen.

Das aus dem Ostfrankenreich entstehende Deutschland – oder: das Heilige

Römische Reich Deutscher Nation – führte die Tradition des römischen Kaiser-

tums fort.

2.2.

Die Zeit der Ottonen

2.2.1. Otto I.

Nach der Spaltung des Reiches kam es im Ostfrankenreich zum Verfall des

Königtums und zum Aufstieg einzelner Adelsfamilien. Um ihre eigene Macht

nicht zu gefährden, wählten die Stammesherzöge den vermeintlich schwachen

Frankenherzog Konrad I. zu ihrem König.

Ihm folgte der Sachsenherzog Heinrich I. aus dem Geschlecht der Liudolfinger

oder Ottonen.

Heinrich I. gelang es, das Ostfränkische Reich zu festigen und gegen Einfälle

von Ungarn und Slawen zu verteidigen.

Neben dem fränkischen Erbe trat nun immer mehr eine eigene deutsche Iden-

tität hervor. Zum Nachfolger bestimmte Heinrich I. seinen Sohn Otto I. den Gro-

ßen. Da sich die Stammesherzöge gegen Otto wandten, stützte er sich zur Siche-

rung seiner Macht auf die Kirche. Das so genannte Reichskirchensystem hatte

den Vorteil, dass Geistliche wegen des Zölibats ihr Lehen nicht vererben konnten.

Die Sicherung des Reichs nach außen führte Otto I. ebenfalls konsequent fort.

955 besiegte er die Ungarn entscheidend in der Schlacht auf dem Lechfeld.

Zur Abwehr der Slawen richtete auch er wie Karl der Große Marken ein, die zur

Grenzsicherung, aber auch zur Christianisierung der Slawen dienten. Auf dem

Gebiet des heutigen Ostdeutschlands wurden zahlreiche neue Bistümer gegrün-

det.

950 wurde Böhmen unterworfen, 963 musste Polen die Vorherrschaft des Deut-

schen Reiches anerkennen. In drei Italienfeldzügen erweiterte Otto sein Herr-

schaftsgebiet um Nord- und Mittelitalien. Beim zweiten Italienfeldzug erreichte er

962 die Kaiserkrönung. Als Gegenleistung gewährte der Kaiser dem Kirchenstaat

seinen Schutz. Er starb im Jahre 973.

2.2.2. Das Ende der Ottonen

Sein Sohn Otto II. erlitt 983 gegen die Araber eine vernichtende Niederlage. Im

selben Jahr gingen die Gebiete östlich der Elbe durch einen Aufstand der Slawen

983 größtenteils wieder verloren.

Nach seinem Tod übernahmen seine Frau Theophanu und seine Mutter die

Regierungsgeschäfte für seinen minderjährigen Sohn Otto III.

Dieser scheiterte mit dem Versuch, die Machtbasis nach Rom zu verlegen.

Seine Restauratio imperii scheiterte nicht zuletzt wegen der immensen Probleme in

Italien und mit den Römern. Dennoch knüpfte auch Otto III. an die Ostpolitik der

Ottonen an.

Der letzte Ottonenkönig Heinrich II. konnte sich gegen Polen und Ungarn

nicht behaupten. Unter ihm wurde das Reichskirchensystem weiter ausgebaut.

Um der Verweltlichung der Kirche entgegenzutreten, entstand eine Klosterre-

formbewegung.

3. Hochmittelalter

Das Hochmittelalter ist die Blütezeit des Rittertums und des römisch-deut-

schen Kaiserreichs, des Lehnswesens und des Minnesangs. Es ist auch die

Epoche der Auseinandersetzung zwischen weltlicher und geistlicher Macht im

Investiturstreit, welcher die Einsetzung mehrerer Gegenpäpste zur Folge hatte.

Innerhalb der Scholastik wird Aristoteles zur wichtigsten nicht-christlichen

Autorität.

Der Einfluss der Kirche zeigt sich vor allem an den Kreuzzügen gegen den

Islam, denen auch Juden zum Opfer fallen. Während der Kreuzzüge entwickelt

sich ein Fernhandel mit der Levante, von dem insbesondere die italienischen

Stadtstaaten profitieren. Die Geldwirtschaft gewinnt gegenüber der Naturalwirt-

schaft immer stärker an Bedeutung. Die wichtigsten Orden des Hochmittelalters

sind neben den Zisterziensern die Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner.

Im Hochmittelalter entsteht das Zunftwesen, das die sozialen und wirtschaftli-

chen Vorgänge in den Städten stark prägt.

3.1.

Die salischen Kaiser

1024 wählten die deutschen Fürsten den Salier Konrad II. zum König. Er er-

warb 1032 das Königreich Burgund. Sein Nachfolger Heinrich III. setzte auf der

Synode von Sutri drei rivalisierende Päpste ab, ernannte den Reformer Clemens II.

zum Papst und ließ sich von ihm 1046 zum Kaiser krönen. Kurz darauf erließ er ein

Verbot der Simonie.

Während der Regierungszeit Heinrichs IV. eskalierte der so genannte

Investiturstreit, in dem die Kirchenreformer dem Kaiser Simonie vorwarfen. Heinrich

erklärte Papst Gregor VII. für abgesetzt. Nun bannte der Papst den König. Um den

Kirchenbann zu lösen, unternahm Heinrich IV. den Gang nach Canossa.

1084 setzte er Papst Gregor wiederum ab und ließ sich in Rom von Gegenpapst

Clemens III. zum Kaiser krönen.

Lektion 2

Früh- und Hochmittelalter

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17

Sein Sohn Heinrich V. verbündete sich schließlich mit den Fürsten gegen ihn

und setzte ihn ab, ein längerer Krieg wurde durch den Tod des Vaters 1106 verhin-

dert.

Unter Heinrich V. kam es 1122 im Wormser Konkordat zum Ausgleich mit der

Kirche. Nach Heinrichs Tod wählten die Fürsten Lothar III. von Supplinburg zum

König.

Durch die Unterstützung der mächtigen Welfen für Lothar gegen den Staufer

Friedrich wurde ein das ganze 12. Jahrhundert andauernder Streit zwischen Wel-

fen und Staufern begründet.

3.2.

Die Staufer

Nach dem Tod Lothars 1138 wurde der Staufer Konrad III. König. Dieser

erkannte Lothars Schwiegersohn, dem Welfen Heinrich dem Stolzen seine

Herzogtümer ab. Konrads Nachfolger Friedrich I. versuchte den Ausgleich, indem

er den Welfen Heinrich den Löwen 1156 mit den Herzogtümern seines Vaters

Sachsen und Bayern belehnte. Heinrich der Löwe unterwarf als neuer Lehnsherr

von 1147 bis 1164 die Slawen in Mecklenburg und Pommern.

Im Vertrag von Konstanz 1153 erreichte Friedrich die Kaiserkrönung. Er be-

siegte die nach mehr Selbstständigkeit strebenden lombardischen Städte.

Ab 1187 übernahm Friedrich I. die Führung der Kreuzfahrer. 1190 starb er in Syrien.

Während des Italienzugs des welfischen Kaisers Otto IV. unterstützte der

Papst Innozenz III. den Staufer Friedrich II., den Sohn Heinrichs VI. und den Enkel

Friedrichs I.

1214 brachte die Schlacht bei Bouvines die Entscheidung für Friedrich. Dieser

regierte sein Reich von seiner Heimat Sizilien aus. Die Regierung in Deutschland

überließ er seinem Sohn Heinrich. 1220 wurde Friedrich zum Kaiser gekrönt. Fried-

rich II. starb im Dezember 1250.

Nach seinem Tod tobte der Kampf des Papstes gegen die Staufer weiter. 1268

wurde der letzte Staufer, Konradin, im Kampf um sein sizilianisches Erbe gegen

Karl von Anjou in Neapel öffentlich hingerichtet.

4. Aufgaben und Kontrollfragen

1. Periodisierung.

Ordnen Sie bitte die Daten den Epochen zu.

1. 650 bis etwa 1000

a) Spätmittelalter

2. 1000 bis etwa 1250

b) Frühmittelalter

3. 1250 bis etwa 1500

c) Hochmittelalter

2. Setzen Sie die Sätze fort.

1. Für mich sind die nachfolgend genannten drei Ereignisse die wichtigsten des

Mittelalters ...

2. Der Höhepunkt des Fränkischen Reiches fällt auf die Herrschaft ... .

3. Zu den wichtigsten Taten Karls des Großen gehören ...

4. Die Errichtung von Grenzmarken in Kärnten und der Marcha Orientalis war

besonders wichtig, weil ... .

5. Laut Vertrag von Verdun 843 ...

3. Fragen.

1. Wann wurde die Naturalwirtschaft durch die Geldwirtschaft abgelöst?

2. Wann entwickelte sich der Fernhandel?

3. Welche Rolle spielte das Zunftwesen für die Entwicklung der Städte?

5. Quellen

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Deutschlands#

Urgeschichte.2C_Antike.2C_Fr.C3.BChmittelalter

Müller, Rainer A. (Hg.): Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung. 11 Bde.

Stuttgart: Reclam, 1995-2002 (Reclams Universal-Bibliothek, Bd. 17001-17011).

Deutsche Geschichte. 3 Bde. Sonderausgabe Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht,

1985. zus. XXVII, 1915 S.

Lektion 2

Früh- und Hochmittelalter

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19

1. Kurzer Überblick

Als Spätmittelalter wird im Allgemeinen der Zeitraum von Mitte des 13. Jahr-

hunderts (Ende des Hochmittelalters) bis zum Ende des 15. bzw. dem Beginn des

16. Jahrhunderts (Reformation) bezeichnet (1250–1500). Mögliche Ereignisse, die

das Ende des Mittelalters markieren:

1450

Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg;

1453

Ende des Hundertjährigen Krieges;

Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen;

1492

Entdeckung Amerikas durch Kolumbus;

1498

Entdeckung des Seewegs nach Indien durch da Gama;

1517

Beginn der Reformation.

Das Spätmittelalter ist die Zeit des aufsteigenden Bürgertums der Städte

und der Geldwirtschaft. In dieser Zeit steigt die Hanse zur Handelsmacht auf.

Seit etwa 1280 bis einige Jahrzehnte nach dem «schwarzen Tod» (Pest) in der

Zeit von 1349 bis 1351 macht die europäische Geschichte einige krisenhafte Ent-

wicklungen, die zu einem starken Bevölkerungsrückgang führen, aber auch zu

starken Veränderungen der Gesellschaftsstruktur, die allmählich zur Neuzeit über-

leiten.

2. Spätmittelalter

2.1.

Das Interregnum und die Pest

Nach dem Aussterben der Staufer verfiel die Königsmacht im Spätmittelalter

immer mehr. Der König stützte sich nur mehr auf ein geringes Reichsgut und

musste versuchen, seine Hausmacht zu erweitern. Die Landesfürsten wählten

daher meist einen schwachen Kandidaten zum König.

Das Interregnum wurde 1273 durch Rudolf von Habsburg beendet. Rudolf

ebnete dem Haus Habsburg den Weg zu einer der mächtigsten Dynastien im

Reich, doch gelang es ihm nicht, die Kaiserkrone zu erlangen. Seine beiden Nach-

folger, Adolf von Nassau und Albrecht I., standen im Konflikt mit den Kurfürsten.

1308 wurde der Luxemburger Heinrich VII. zum König gewählt. Dieser konnte

1310 seine Hausmacht um Böhmen erweitern und erlangte 1312 die Kaiserkrö-

nung.

Im Vertrag von Namslau 1348 erkannte Kasimir der Große von Polen die Zuge-

hörigkeit Schlesiens zu Böhmen, damit zum Heiligen Römischen Reich an, ver-

suchte später jedoch, beim Papst diesen Vertrag anzufechten.

Im 14. Jh. führten Überbevölkerung, Missernten und Naturkatastrophen zu

Hungersnöten. Ein Drittel der Bevölkerung starb Mitte des 14. Jhs. an der Pest.

Als «schwarzer Tod» wird die große europäische Pest-Pandemie von 1347 bis

1353 bezeichnet.

Im Mittelalter wurde diese Bezeichnung nicht verwendet – man sprach vom

«großen Sterben» oder der «großen Pestilenz». Dänische und schwedische Chro-

nisten des 16. Jahrhunderts verwendeten die Bezeichnung «schwarz» erstmals

als Bezeichnung für den Ausbruch der Pest 1347, um das Furchtbare und Schreck-

liche dieser Seuche zu betonen (schwarz wurde also nicht im Sinne einer Farbe

verwendet).

Knapp sechshundert Jahre nach der letzten europäischen Pestepidemie brach

im Jahre 1331 die Seuche offenbar im Kaiserreich China aus und gelangte von dort

allmählich nach Europa.

1338 oder 1339 erreichte sie die christliche Gemeinschaft der Assyrischen

Kirche am Yssykköl-See im heutigen Kirgisstan.

1345 erkrankten die ersten Menschen in Sarai an der unteren Wolga und auf

der Krim, im Jahre 1346 erkrankten erste Einwohner von Astrachan.

Im selben Jahr erreichte die Krankheit die Grenzen des damaligen Europas: Die

Goldene Horde belagerte die von den Genuesern gehaltene Hafenstadt Kaffa (das

heutige Feodosija) auf der Halbinsel Krim – mit ihrem Gefolge kam auch die Pest

vor die Stadtmauern.

Mit dem Vordringen der Pest nach Kaffa geriet die Krankheit in das weit ver-

zweigte Handelsnetz der Genueser, das sich über die gesamte Mittelmeerküste

erstreckte. Von Schiffen verbreitet, gelangte die Krankheit 1347 nach Konstanti-

nopel, Kairo und Messina auf Sizilien. Von dort aus breitete sie sich in den folgen-

den vier Jahren zuerst über den See-, dann auch über den Landweg über ganz

Europa aus.

Man schätzt, dass etwa 20 bis 25 Millionen Menschen, rund ein Drittel der

damaligen Bevölkerung Europas, durch den «schwarzen Tod» umkamen.

Gliederung

1. Kurzer Überblick

2. Spätmittelalter

2.1.Das Interregnum und die Pest

2.2.Ludwig der Bayer und Karl IV.

Lektion 3. Spätmittelalter

2.3.Habsburg, Luxemburg und Wit-

telsbach im Kampf um die Macht

3. Ende des Mittelalters

4. Zusätzliche Informationen

5. Kontrollfragen

6. Quellen

Spätmittelalter

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21

So schätzten beispielsweise die zeitgenössischen Chronisten unter dem Ein-

druck der ständig vorbeirollenden Leichenwagen die Anzahl der allein in Avi-

gnon (Frankreich) Gestorbenen auf bis zu 120 000 Menschen.

Greifbarer als an diesen Zahlen wird die Verheerung der Pest an Einzelschick-

salen: «So konnte, wer – zumal am Morgen – durch die Stadt gegangen wäre,

unzählige Leichen liegen sehen. Dann ließen sie Bahren kommen oder legten,

wenn es an diesen fehlte, ihre Toten auf ein bloßes Brett. Auch geschah es, dass

auf einer Bahre zwei oder drei davongetragen wurden, und nicht einmal, sondern

viele Male hätte man zählen können, wo dieselbe Bahre die Leichen des Mannes

und der Frau oder zweier und dreier Brüder und des Vaters und seines Kindes

trug.» (Giovanni Boccaccio, Decamerone)

Der «schwarze Tod» wütete nicht gleichmäßig in Europa, sondern ließ einige

wenige Gebiete fast unberührt.

Große Teile Polens und Belgiens sowie Prag blieben von ihm verschont, wäh-

rend er in anderen so stark zuschlug, dass ganze Landstriche weitgehend entvöl-

kert wurden. Während Mailand der Heimsuchung durch die Pest entging, starben

in Florenz vier Fünftel der Bürger.

Süddeutschland blieb beispielsweise weitgehend unberührt von der Pest. Ham-

burg und Bremen dagegen wurden ebenso massiv von der Pest getroffen wie Köln.

Insgesamt war die Auswirkung der Pest auf die Bevölkerung in Deutschland

erheblich geringer als in Italien und Frankreich.

Die Pestepidemie hatte zur Folge, dass es mehrere Jahrhunderte dauern sollte,

bis Europa wieder die alte Bevölkerungsdichte erreichte. Erst in den ersten Jahr-

zehnten des 15. Jahrhunderts nahm die Zahl der in Europa Lebenden nicht mehr

weiter ab, dann stagnierte und erst 1460 allmählich wieder anstieg.

«Wir wollen darüber schweigen, dass ein Bürger den anderen mied, dass fast

kein Nachbar für den anderen sorgte und sich selbst Verwandte gar nicht oder nur

selten und dann nur von weitem sahen. Die fürchterliche Heimsuchung hatte eine

solche Verwirrung in den Herzen der Männer und Frauen gestiftet, dass ein Bru-

der den anderen, der Onkel den Neffen, die Schwester den Bruder und oft die Frau

den Ehemann verließ; ja, was noch merkwürdiger und schier unglaublich scheint:

Vater und Mutter scheuten sich, nach ihren Kindern zu sehen und sie zu pflegen

– als ob sie nicht die ihren wären (...) Viele starben, die, wenn man sich um sie

gekümmert hätte, wohl wieder genesen wären. Aber wegen des Fehlens an or-

dentlicher, für den Kranken nötiger Pflege und wegen der Macht der Pest war die

Zahl derer, die Tag und Nacht starben, so groß, dass es Schaudern erregte, davon

zu hören, geschweige denn es mitzuerleben.»

So schilderte Boccaccio den Einbruch der Pest in Florenz und die unmittelbare

Reaktion der florentinischen Bevölkerung.

Viele der Menschen, welche die Pest als Gottesstrafe ansahen, fanden zu

dieser Zeit den Trost in der Religion. Religiöse Bewegungen entstanden spontan

im Gefolge oder in Erwartung der Pest. Bittgottesdienste und Prozessionen kenn-

zeichneten den Alltag. Flagellanten zogen in «Geißlerzügen» durch die Städte.

Der «Pestheilige» St. Rochus wurde intensiv verehrt, Pilgerfahrten nahmen zu.

An vielen Orten zeugen Kirchen und andere Monumente wie so genannte Pest-

säulen von der Angst der Menschen und ihrem Wunsch nach Erlösung von der

Pest.

Andere Menschen versuchten jede Minute ihres Lebens noch auszukosten

und mit Tanz und Musik versuchte man, der Pest zu entgehen.

Ein italienischer Chronist schrieb: «Die Menschen, in der Erkenntnis, dass sie

wenige und durch Erbschaften und Weitergabe irdischer Dinge reich geworden

waren, und der Vergangenheit vergessend, als wäre sie nie gewesen, trieben es

zügelloser und erbärmlicher als jemals zuvor. Sie ergaben sich dem Müßiggang,

und ihre Zerrüttung führte sie in die Sünde der Völlerei, in Gelage, in Wirtshäuser,

zu köstlichen Speisen und zum Glücksspiel. Bedenkenlos warfen sie sich der Lust

in die Arme.»

Eine funktionierende Wirtschaft konnte unter dem Eindruck einer Pestepide-

mie nicht mehr aufrechterhalten werden. Arbeitskräfte starben, flohen und nah-

men ihre Aufgaben nicht mehr wahr. Vielen schien es sinnlos, die Felder zu bestel-

len, wenn der Tod sie doch bald ereilen würde.

2.2.

Ludwig der Bayer und Karl IV.

Nach dem Tod Heinrichs setzte sich nach einer Doppelwahl 1314 der Wittels-

bacher Ludwig der Bayer gegen die Habsburger durch. 1327 zog Ludwig nach

Italien und wurde im darauf folgendem Jahr in Rom zum Kaiser gekrönt.

Im Kampf des Kaisers gegen den Papst, dem letzten des Mittelalters, bestätig-

ten die Kurfürsten im Kurverein von Rhense 1338, dass ein von ihnen gewählter

König nicht vom Papst bestätigt werden müsse. Eine von den Luxemburgern

geführte Opposition gegen Ludwigs Hausmachtpolitik formierte sich 1346.

Der Luxemburger Karl IV. wird von seinen Anhängern mit Unterstützung des

Papstes zum Gegenkönig gewählt. Der Tod Ludwigs 1347 verhinderte einen länge-

ren Krieg. Karl IV. verlegte seinen Herrschaftsschwerpunkt nach Böhmen. Er ge-

wann unter anderem die Mark Brandenburg zu seinem Hausmachtkomplex hinzu.

1348 wurde in Prag die erste deutschsprachige Universität gegründet. 1355

wurde Karl zum Kaiser gekrönt. Die Goldene Bulle von 1356 stellte bis zum Ende

des Heiligen Römischen Reichs eine Art Grundgesetz dar. Ihr Hauptziel war die

Verhinderung von Gegenkönigen und Thronkämpfen. Karl glaubte, damit die

Machtstellung des Hauses Luxemburg zementiert zu haben.

Lektion 3

Spätmittelalter

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22

23

2.3.

Habsburg, Luxemburg und Wittelsbach im Kampf um die Macht

Unter dem Nachfolger Karls verfiel die Königsmacht endgültig.

Der ältere Sohn Karls IV., Wenzel, wird 1400 von den Kurfürsten wegen Untä-

tigkeit abgesetzt. Nach dem Tod des Nachfolgers Ruprecht I. von der Pfalz aus

dem Hause Wittelsbach 1410 wird mit Wenzels Bruder Sigismund wieder ein Lu-

xemburger gewählt. Er erreichte zwar 1433 die Kaiserkrönung, war jedoch nicht in

der Lage, das Königtum zu stabilisieren. Eine Reichsreform scheiterte. Durch die

Einberufung des Konzils von Konstanz konnte er allerdings das Abendländische

Schisma beenden. Mit dem Tod Sigismunds erlosch das Haus Luxemburg in männ-

licher Linie.

Die Habsburger traten 1438 mit Albrecht die Nachfolge an. Unter der langen,

aber glanzlosen Regierung von Friedrich III. wurde immerhin der Grundstein für

die habsburgische Weltmachtpolitik gelegt.

Sein Sohn Maximilian I. erwarb durch Heirat das Herzogtum Burgund, zu dem

die reichen Niederlande gehörten. Dessen Enkel Philipp I., der Schöne, wurde mit

der Erbin des spanischen Weltreiches vermählt.

Maximilian war wegen der Türkenkriege auf die Unterstützung der Reichs-

stände angewiesen. 1495 wurde auf dem Wormser Reichstag eine Reichsreform

beschlossen. Maximilian nahm 1508 ohne päpstliche Krönung den Kaisertitel an.

Seine Heiratspolitik sicherte den Habsburgern neben der spanischen Krone auch

Böhmen und Ungarn.

Habsburg stieg unter Maximilians Enkel Karl V. zur Weltmacht auf, das Mittel-

alter ging zu Ende.

3. Ende des Mittelalters

Als wesentlich für den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet man

im Allgemeinen die Zeit der Renaissance (je nach Land spätes 14. Jh. bis 16. Jh.),

die Entdeckung insbesondere der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus 1492,

die Erfindung des Buchdrucks 1450 und die damit beschleunigte Verschriftlichung

des Wissens, den Verlust des Einflusses der institutionalisierten katholischen

Kirche und den Beginn der Reformation. Diese Ereignisse sind alle rund um die

Schwelle vom 15. zum 16. Jh. anzusiedeln.

Auch die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen (1453) wird als ein

Ereignis genannt, das das Ende des Mittelalters markiert. Dies ist nicht nur eine

zeitlich passende Vereinfachung, sondern hat einige Berechtigung, weil mit dem

Untergang des Byzantinischen Reiches das letzte lebendige Überbleibsel der

Antike unterging. Des Weiteren war der dadurch ausgelöste Strom byzantini-

scher Flüchtlinge und Gelehrter nach Italien hauptverantwortlich für den Beginn

der Renaissance. Darüber hinaus wurden die Handelsrouten nach Asien durch

die Ausbreitung des Osmanischen Reiches blockiert, sodass westeuropäische

Seefahrer neue Wege erkundeten. Dabei wurde unter anderem Amerika entdeckt

– zumindest war es das erste Mal, dass die Existenz Amerikas innerhalb weniger

Jahre in ganz Europa bekannt wurde.

4. Zusätzliche Informationen

Hanse

(althochdeutsch Hansa «Gruppe, Gefolge, Schar») – auch Deutsche Hanse,

lat.: Hansa Teutonica – ist die Bezeichnung für die zwischen Mitte des 13. Jahr-

hunderts (Gründung: 1254) und Mitte des 17. Jahrhunderts bestehenden Vereini-

gungen deutscher Kaufleute mit dem Ziel, ihre wirtschaftlichen Interessen beson-

ders im Ausland besser vertreten zu können. Aus ihr entstand der Städtebund der

Hanse, in dem sich die Hansestädte zusammenschlossen und ihre Interessen

gegenüber anderen Nationen sowie dem Kaiser vertraten.

In den Zeiten ihrer größten Ausdehnung waren beinahe 200 See- und Binnen-

städte Nordeuropas in der Hanse zusammengeschlossen.

Der Verbund der Städte in der Hanse war sehr lose und wurde mit keinem

Vertrag o. Ä. beschlossen. Deswegen ist schwer anzugeben, welche Städte genau

zur Hanse gehörten. Heutige offizielle Hansestädte in Deutschland sind: Bremen,

Demmin, Greifswald, Hamburg, Lübeck, Rostock, Stralsund, Wismar.

Ludwig der Bayer

(* Ende 1281/Anfang 1282 in München; † 11. Oktober 1347 bei Fürstenfeld-

bruck), auch bekannt als Ludwig IV., entstammte dem Haus Wittelsbach. Er war

seit 1294 Herzog von Bayern, seit 1314 Rex Romanorum (römisch-deutscher Kö-

nig) und seit 1328 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Nach dem plötzlichen Tod Kaiser Heinrichs VII. in Italien wird Ludwig 1314

von der Mehrheit der Kurfürsten als erster Wittelsbacher zum römisch-deutschen

König gewählt. 1327 erfolgte zunächst in Mailand die Krönung zum König von

Italien. Am 17. Januar 1328 ließ sich Ludwig dann auf revolutionäre Art und Weise

von Sciarra Colonna, einem Vertreter des römischen Volkes (nicht vom Papst!),

zum römisch-deutschen Kaiser krönen. Ludwig erklärte den Papst für abgesetzt

(18. April 1328) und ernannte Nikolaus V. zum Gegenpapst (12. Mai 1328). Damit

wandte sich Ludwig zum einen gegen den Anspruch des Papstes auf Approbati-

on, zum anderen brach Ludwig mit seiner Kaiserkrönung mit der Tradition des

Lektion 3

Spätmittelalter

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Mittelalters, wonach immer nur der Papst die Kaiserkrönung vollzog. Klar war

jedoch, dass es von nun an zu keiner Einigung zwischen Johannes und Ludwig

mehr kommen konnte.

Die Kurfürsten bestätigten zwar 1338, dass ein von ihnen gewählter König

nicht vom Papst bestätigt werden müsse; doch war zu jener Zeit ohnehin keine

Verständigung mehr möglich, zumal der französische König Philipp VI. jegliche

Annäherung zwischen Ludwig und dem neuen Papst Benedikt XII. unterminierte.

Da weder der Papst noch Ludwig nachgaben, wurde die Situation ausweg-

los.

Ludwigs unstete Außenpolitik und die energische Vergrößerung seiner Haus-

macht hatten ihm jedoch zahlreiche Gegner unter den Reichsfürsten eingebracht. 1346

wurde mit Unterstützung der Kurie und des französischen Königshofes Karl IV. zum

Gegenkönig gewählt.

Der Entscheidungsschlacht zwischen den beiden Königen, bei der Ludwig

vielleicht im Vorteil gewesen wäre, kam der Tod Ludwigs durch einen Schlaganfall

auf der Bärenjagd in Puch bei Kloster Fürstenfeldbruck im Oktober 1347 zuvor.

1337 hatte Ludwig sein Patent für den Deutschen Orden erlassen, den er sehr

förderte. München wurde während seiner Regierungszeit zu einer prachtvollen

Residenzstadt ausgebaut und erweitert.

Zugleich betrieb Ludwig eine gezielte Städtepolitik und versuchte, die Recht-

sprechung in seinem Herrschaftsraum zu vereinheitlichen. Überall im Reich för-

derte er die gesellschaftliche und rechtliche Entwicklung in den Städten. So steht

der Name Ludwigs in den Chroniken vieler Städte, denen er Privilegien wie die

Zollfreiheit verlieh.

1330 nach seinem Italienzug stiftete Ludwig Kloster Ettal.

Deutscher Orden

Der Deutsche Orden (auch Ordo Teutonicus, Ordo domus Sanctae Mariae

Theutonicorum Ierosolimitanorum, Orden der Brüder vom Deutschen Haus St.

Mariens in Jerusalem, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden, Deutschritterorden

oder Deutscher Ritterorden) (abgekürzt OT = Ordo Teutonicus) ist ein geistlicher

Ritterorden und war maßgeblich an der Deutschen Ostkolonisation beteiligt. Er

ist neben dem Johanniter- bzw. Malteserorden und den Templern der dritte große

Ritterorden, der während der mittelalterlichen Kreuzzüge gegründet wurde.

Die Gründung des Deutschen Ordens fand 1190 während des Dritten Kreuz-

zuges statt. Der ursprüngliche Krankenpflegeorden wurde im März 1198 in einen

geistlichen Ritterorden umgewandelt.

Nach dem Scheitern der Kreuzzüge suchte der Orden eine Heimat in Deutschland.

Die Unterwerfung Preußens (einhergehend mit der Christianisierung des Lan-

des) mit Hilfe von Kreuzfahrerheeren aus dem Reich und vielen Ländern Europas

beschäftigte den Orden mehr als fünfzig Jahre und wurde erst 1285 abgeschlossen.

Er schuf sich ein machtvolles Herrschaftsgebiet und musste dabei keine Kon-

kurrenz des zersplitterten polnischen Staates fürchten. 1309 zog der Hochmeister in

der Marienburg an der Nogat ein, Preußen war zum Zentrum des Ordens geworden.

Eine weitere Expansion nach Osten gelang aber auch dem Deutschen Orden

nicht. 1242 wurde ein Ritterheer in der Schlacht auf dem Peipussee von Alexander

Newski, dem Fürsten von Nowgorod, besiegt.

Der Hochmeister Winrich von Kniprode (1351–1382) führte den Ordensstaat

zu seiner größten Blüte und besiegte 1370 die Litauer.

In den folgenden Jahrzehnten höhlten innere Streitigkeiten den Ordensstaat aus.

Die Gedanken der beginnenden Reformation breiteten sich auch schnell in

den Ordensstaat aus. Auf Rat Martin Luthers fällte der Hochmeister Markgraf

Albrecht von Brandenburg den Entschluss, den Orden zu säkularisieren und den

König von Polen, Sigismund I., als Souverän anzuerkennen. Somit gab Albrecht

das Hochmeisteramt auf und der Ordensstaat wurde in das Herzogtum Preußen

umgewandelt.

Herzog Albrecht residierte ab dem 9. Mai 1525 als Albrecht I. in Königsberg.

Der Orden setzte Walter von Cronberg als neuen Hochmeister ein, welcher aber

nun in Mergentheim seinen Sitz hatte.

Die Säkularisierung des Ordens im frühen 19. Jahrhundert betraf seine Besit-

zungen gleichermaßen wie seine Mitglieder.

1809 wurde der Orden von Napoleon verboten, der dessen Besitztümer seinen

Verbündeten zusprach. Nur in Österreich konnte er weiter existieren.

Erst 1834 war der Orden als «Deutscher Ritterorden» wieder offiziell zugelas-

sen, aber die meisten Güter blieben in weltlichem Besitz.

1929 wurde der Orden in einen rein geistlichen Orden umgewandelt und

trägt den Namen «Deutscher Orden». Auch in der Zeit des Nationalsozialismus

von 1938–1945 wurde der Orden von den Machthabern aufgehoben und verbo-

ten.

Ab dem Ende der 90er Jahre entwickelte sich der Deutsche Orden in kurzer

Zeit zu einem großen Sozialkonzern. Unter anderem übernahm er zahlreiche Klini-

ken und engagierte sich mit Grabungs- und Tourismus-Projekten in Israel und den

Palästinensergebieten. Dabei übernahm sich die Führung des Ordens offensicht-

lich.

Im Januar 2000 musste die deutsche Brüderprovinz Zahlungsunfähigkeit anmel-

den, die Führungsspitze musste gehen. Die Arbeit eines Untersuchungsausschus-

ses zum Deutschen Orden im Bayerischen Landtag verlief 2002/03 im Sande.

Lektion 3

Spätmittelalter

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5. Kontrollfragen

1. Welche Hansestädte kennen Sie?

2. Was bedeutet «Interregnum»?

3. In welchem Zusammenhang sehen Sie Pest und Religion?

4. Wie heißt das wichtigste Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches, das

das Recht der Königswahl kodifiziert?

5. Welche Bedeutung hatte die Erfindung des Buchdrucks für die Verbreitung der

Bildung?

6. Quellen

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Deutschlands#

Urgeschichte.2C_Antike.2C_Fr.C3.BChmittelalter

Dirlmeier, Ulf/Gestrich, Andreas/Herrmann, Ulrich/Hinrichs, Ernst/Kleßmann,

Christoph/Reulecke, Jürgen: Kleine deutsche Geschichte. Durchgesehene und

verbesserte Ausgabe. Stuttgart: Reclam, 1998 (Reclams Universal-Bibliothek, Bd.

9359). 480 S.

Müller, Helmut M.: Schlaglichter der deutschen Geschichte. Bonn: 2003. 528 S.

Schulze, Hagen: Kleine deutsche Geschichte. München: Beck, 1998. 276 S.

Lothar Gall (Hg.): Enzyklopädie deutscher Geschichte. München: Oldenbourg.

Dieter Groh u.a. (Hg.): Propyläen Geschichte Deutschlands. bisher 9 Bde., Berlin

1983 ff.

Herbert Grundmann (Hg.): Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte. 9.

Aufl., 4 Bde. (auch als Taschenbuchausgabe in 22 Bde.), Stuttgart 1970 ff.

Neue Deutsche Geschichte. München: Beck.

Siedler Deutsche Geschichte. Berlin, 13 Bde.

Hans-Ulrich Wehler (Hg.): Moderne Deutsche Geschichte. 12 Bde. u. Reg.-Bd.

Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1996. zus. 4148 S.

Fried, Johannes: Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis

1024 , Propyläen Geschichte Deutschlands Bd. 1, Berlin 1994.

Ehlers, Joachim: Die Entstehung des deutschen Reiches. Enzyklopädie deutscher

Geschichte Bd. 31, München 1998.

Weblinks

Virtual Library Geschichte http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/vl-dtld.html

http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/quellen/quellen.html

http://www.dhm.de/lemo/home.html

http://www.wsgn.euv-frankfurt-o.de/vc/pageD.html

1. Kurzer Überblick

Als Beginn der Neuzeit wird in der Geschichtswissenschaft entweder die os-

manische Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 oder die Entdeckung Ameri-

kas im Jahre 1492 angesehen; manchmal auch – besonders bei deutschen Histo-

rikern – Luthers Reformation von 1517. Weitere damit verbundene Zäsuren sind

die Renaissance, der Humanismus und die Entwicklung des Buchdrucks mit be-

weglichen Lettern in Europa.

Die Neuzeit ihrerseits wird von der Geschichtswissenschaft wiederum begriff-

lich unterteilt in:

– die frühe Neuzeit von der Entdeckung Amerikas bis zur Französischen Re-

volution 1789 und

– die Moderne (die manchmal auch «Neueste Zeit» genannt wird) für die Zeit

danach.

Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs bzw. seit der Oktoberrevolution spricht

man bis dato (noch) von der Zeitgeschichte, die in der historischen Betrachtung

natürlich weiterhin Teil der Epoche der Neuzeit ist.

Eine wesentliche Rolle für die Zeitenwende spielten:

– die Entdeckung Amerikas, die den praktischen Beweis lieferte, dass die Erde

eine Kugel ist,

– die Ablösung des geozentrischen Weltbildes (Ptolemäus) durch das helio-

zentrische (Nikolaus Kopernikus) und

– die mit der Erstürmung Konstantinopels durch das Osmanische Reich verbun-

dene Flucht vieler griechischer Gelehrter und anderer Leistungsträger in den Westen.

Lektion 3

Gliederung

1. Kurzer Überblick

2. Herrschaft Maximilians I. und

Karls V. / Die Osmanenkriege

3. Reformation

3.1.Die Voraussetzungen

3.2.Grundgedanken und Auswir-

kungen

Lektion 4. Deutschland in der frühen Neuzeit. Teil 1

(16. Jh.–Mitte des 17. Jhs.)

4. Gegenreformation

5. Der Dreißigjährige Krieg 1618

bis 1648

5.1.Gegensätze und Konflikte

5.2.Ausbruch und Verlauf

5.3.Der Westfälische Frieden und

die Kriegsfolgen

6. Kontrollfragen

7. Quellen

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29

Somit werden der Beginn des überseeischen Kolonialismus und die begin-

nende Vorherrschaft Westeuropas als Übergang zur neuen Zeit angesehen.

Gerade die Revolutionierung läutete damit das Ende jenes ideologischen

Monopols ein, das die Kirche im Mittelalter innegehabt hatte. Dies wiederum

erlaubte den Beginn der Reformation, die ebenfalls die beiden Epochen voneinan-

der abgrenzt.

2. Herrschaft Maximilians I. und Karls V./ Die Osmanenkriege

Maximilian I. wurde 1486 Mitregent, 1493 Alleinherrscher. Er begann, das Hei-

lige Römische Reich zu reformieren.

Auf dem Reichstag zu Worms wurden erstmals keine einmaligen Geldzahlun-

gen verlangt, sondern die Einführung einer Reichssteuer, der Gemeine Pfennig

sollte etabliert werden.

Der Ewige Landfrieden beendete das mittelalterliche Fehderecht. Es wurde mit

dem Reichskammergericht eine oberste Gerichtsinstanz des Reiches geschaffen.

Durch die Errichtung von zehn Reichskreisen sollte das Reich besser verwaltet

werden.

Insgesamt gesehen blieben die Reformen aber ohne nennenswerte Wirkung.

Die schweizerischen Orte verweigerten die Zahlung der ersten Reichssteuer. Den

darauf ausbrechenden Schwabenkrieg gewannen die Eidgenossen 1499, die

Schweiz war von diesem Zeitpunkt an de facto unabhängig.

Maximilian machte sich um die Förderung des Geisteslebens in seinem Reich

verdient; er setzte sich für den Humanismus ein und brachte die Künste voran.

Nach dem Tod von Maximilian 1519 schaffte es sein Enkel Karl V., den deutschen

Thron zu besteigen.

Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 drang das Osmanische Reich immer

mehr nach Europa vor. Unter dem Sultan Süleyman I. erweiterte sich das Imperium

nach Westen. 1526 ging in der Schlacht bei Mohács das Königreich Ungarn unter,

1529 belagerten die Türken das erste Mal Wien, konnten aber geschlagen werden.

Die Kämpfe unter dem Namen «1. Österreichischer Türkenkrieg» dauerten bis

1555. Am Ende wurde Ungarn dreigeteilt und der deutsche Kaiser musste dem

Osmanischen Reich eine hohe Summe zahlen.

Die Kriegsschauplätze banden Karl V. und verhinderten, dass er sich intensi-

ver mit innerdeutschen Fragen wie der Reformation und dem Bauernkrieg be-

schäftigen konnte. Weil er auf die militärische Unterstützung der deutschen Lan-

desfürsten angewiesen war, schloss er immer wieder Kompromisse in der Religi-

onsfrage.

3. Reformation

3.1.

Die Voraussetzungen

Eine Vielzahl von Faktoren bereits aus der Zeit des Spätmittelalters bereitete

den Nährboden für die Reformation zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

– Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war in viele Herrschaftsberei-

che (Fürstbistümer, Fürstentümer, Herzogtümer und Grafschaften) zersplittert. Die

Kurfürsten wählten den Kaiser, daneben stellten die Reichsstände wesentliche

Machtfaktoren dar, da die Reichstage im Zuge der Reformation eine wichtige

Rolle spielten.

– Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation war Karl V. Seine

Verpflichtungen in Spanien, Italien, den Niederlanden und Burgund und seine

Kriege mit Frankreich und den Türken beanspruchten seine volle Aufmerksam-

keit und führten zur Vernachlässigung seiner Pflichten in Deutschland.

– In Folge der Konzile von Pisa und Konstanz war das Schisma (Kirchenspal-

tung) der abendländischen Kirche beendet worden und es kam zur Aufstellung

umfangreicher Reformprogramme.

– In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts konnte der Papst seine Position

gegenüber dem Konzilarismus ausbauen. Bestehende Reformbeschlüsse wurden

abgeschwächt.

– Die Kirche war eine sehr mächtige Institution, deren Gesetze, Vorschriften

und Strafen auch für den Alltag der Menschen relevant waren. Dies ging mit

Angst vor den Bischöfen und Priestern einher. Zugleich waren die Geistlichen

schlecht ausgebildet, die Bischöfe bisweilen durch Ämterkauf oder aufgrund ver-

wandtschaftlicher Beziehungen (Nepotismus) auf die Bischofsstühle gekommen.

Sie sorgten sich weniger um die Gläubigen als um ein bequemes Leben für sich

selbst, womit sie hohe Geldbeträge aufwenden mussten, die sie durch Steuern

wieder eintrieben. Dies alles förderte eine antikirchliche Stimmung im Volk.

– Die Pestepidemien konfrontierten die Menschen beständig mit dem Tod und

der Frage nach dem Sinn des Lebens. Die Gläubigen erwarteten sich von der

Kirche Antworten, die sie nicht geben konnte.

In eine Situation der Unzufriedenheit und der Unsicherheit stieß der Augusti-

nereremit und Theologieprofessor Martin Luther aus Wittenberg eine neue Diskus-

sion an. Seine 95 Thesen sandte er am 31.10.1517 an den Erzbischof von Mainz.

3.2.

Grundgedanken und Auswirkungen

Die wesentlichen Punkte der Reformation, die auch heute noch gemeinsamer

Nenner der protestantischen Kirchen sind, werden oft mit dem vierfachen «allein ...»

ausgedrückt:

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Deutschland in der frühen Neuzeit. Teil 1

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– allein die Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens, nicht die Tra-

dition (Galater 2, 6–9);

– allein Christus, nicht die Kirche, hat Autorität über Gläubige (Epheser 5, 23–24);

– allein durch die Gnade Gottes wird der glaubende Mensch errettet, nicht

durch eigenes Tun (Römer 1, 17);

– allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt, nicht durch gute

Werke (Galater 2, 16).

Luthers Bibelübersetzung war ebenfalls grundlegend und neu. Die zu seiner Zeit

verbreiteten Bibelübersetzungen fußten auf der Vulgata, die ihrerseits auf der griechi-

schen Septuaginta beruhte (Altes Testament). Die ursprünglich hebräischen und

aramäischen Texte des Alten Testamentes hatten also mindestens drei Übersetzungs-

vorgänge, die des Neuen Testamentes zwei hinter sich, bevor sie in deutscher Spra-

che zu lesen waren. Luther bemühte sich um direktere Übersetzungen aus dem Hebräi-

schen bzw. Griechischen. Dabei bediente er sich einer volkstümlichen und verständ-

lichen Sprache, die für lange Zeit zum Maßstab deutscher Bibelübersetzungen wurde.

Luther unterzog die Traditionen der Kirche einer strengen Überprüfung. Mess-

latte war der Text der Bibel. Traditionen, die nach seiner Meinung der Schrift

zuwiderliefen, wurden abgeschafft. Er trat aber dafür ein, Traditionen, die nicht

direkt auf der Bibel fußten, aber hilfreich für das Leben der Gläubigen waren,

beizubehalten. So sprach sich Luther aus didaktischen Gründen gegen ein Bilder-

verbot in der Kirche aus.

Die Grundlagen der Reformation waren im Gegensatz zu späteren Interpreta-

tionen nicht die politischen und sozialen Missstände. Diese waren lediglich der

Nährboden für die neuen theologischen Gedanken der Reformatoren. Luther ver-

suchte, zuerst ein theologisches Problem zu lösen.

Die protestantischen Reichsfürsten hingegen versuchten, mit der Reformati-

on einige ihrer politischen Probleme mit Kaiser und Papst zu lösen.

Zum theologischen Ringen um die richtige Auslegung der Bibel traten dann

auch bald politische Aspekte hinzu.

Die neuen Gedanken gaben den Reichsfürsten eine theologische Begründung,

die von Rom auferlegte Abgabenlast reduzieren zu können. Das Entstehen der

protestantischen Landeskirchen stärkte ebenfalls die Autonomie der Fürstentümer.

Bedeutende protestantische Territorien im Deutschen Reich waren Hessen,

die Pfalz, Sachsen und Württemberg.

Es kam in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu verschiedenen Kriegen

zwischen Katholiken und Protestanten innerhalb von Deutschland und der

Schweiz, die in Deutschland 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden endeten.

In Deutschland bestimmte danach der jeweilige Fürst die Konfession seines

Landes.

4. Gegenreformation

Als Gegenreformation wird die Reaktion der katholischen Kirche auf die von

Martin Luther in Wittenberg ausgehende Reformation bezeichnet, die sich im

Bereich der Theologie und der Kirchen abspielt und sich auf meist geistige Aus-

einandersetzungen beschränkt. Gegenreformation bedeutet insgesamt mehr.

Der Begriff Gegenreformation bezeichnet außerdem die Versuche der römisch-

katholischen Kirche seit ca. 1540, den Protestantismus insgesamt gewaltsam zu-

rückzudrängen, weil dieser wiederum sowohl politisch als auch in seinen kirchli-

chen Institutionen in einem Maße festgefügte Strukturen bekommt, dass er mit

rein theologisch-geistlichen Mitteln nicht mehr wirksam bekämpft werden kann.

Die Gegenmaßnahmen des Katholizismus erstrecken sich seit dieser Zeit so-

wohl auf den kirchlichen als auch auf den politischen Bereich.

Sie beinhaltet zugleich Maßnahmen der Rekatholisierung protestantischer

Territorien einschließlich des Dreißigjährigen Krieges. Dieser Prozess reichte bis

in das 18. Jahrhundert.

Die wichtigsten Mittel waren Diplomatie, staatliche Repression und ideologi-

sche Indoktrination. Barocker Kirchenbau und barockes Theater spielten eine

wichtige Rolle in der gegenreformatorischen Propaganda.

5. Der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648

Der Dreißigjährige Krieg war zugleich ein Religionskrieg und ein Konflikt um

Hegemonie oder Gleichgewicht zwischen den Mächten Europas. In ihm entluden

sich sowohl die Gegensätze zwischen der katholischen Liga und der protestanti-

schen Union innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation als

auch der habsburgisch-französische Gegensatz auf europäischer Ebene. Die Feld-

züge und Schlachten fanden überwiegend auf dem Boden des Reiches statt. Die

Kriegshandlungen selbst, aber auch die durch sie verursachten Hungersnöte

und Seuchen verheerten und entvölkerten ganze Landstriche des Reiches. In

Süddeutschland etwa überlebte nur ein Drittel der Bevölkerung. Alle wirtschaftli-

chen und sozialen Verhältnisse wurden völlig umgestürzt.

Die durch den Krieg betroffenen Territorien des Reiches und das Reich als

Ganzes brauchten mehr als ein Jahrhundert, um sich von den Kriegsfolgen zu

erholen.

Historisch relevant ist zudem, dass durch den Dreißigjährigen Krieg und seine

Folgen eine Einigung der deutschen Kleinstaaten und Fürstentümer zu einem

Nationalstaat für lange Zeit verhindert wurde.

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Deutschland in der frühen Neuzeit. Teil 1

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33

5.1.

Gegensätze und Konflikte

Nach der ersten Phase der Reformation, die Deutschland konfessionell ge-

spalten hatte, versuchten die katholischen und protestantischen Landesherren

zunächst, eine für beide Seiten akzeptable Verfassungsordnung und ein Mächte-

gleichgewicht zwischen den Konfessionen im Reich zu finden. Dies geschah im

Augsburger Religionsfrieden – hier einigten sie sich auf den Grundsatz «wessen

Herrschaft, dessen Religion». Seither waren das katholische und das lutherische

Glaubensbekenntnis als gleichberechtigt anerkannt.

Mit der weiteren Ausbreitung der Reformation gegen Ende des 16. Jahrhun-

derts und dem gleichzeitigen Wiedererstarken des Katholizismus in der Gegenre-

formation schwand jedoch zunehmend die Bereitschaft zum Kompromiss. Eine

neue Generation von Fürsten – sowohl auf katholischer als auch auf evangeli-

scher Seite – strebte danach, mit Gewalt die eigene Position auf Kosten der Ge-

genseite auszubauen oder verloren gegangenes Terrain zurückzugewinnen.

Verschärft wurde die Lage in Deutschland zu Beginn des 17. Jahrhunderts

durch eine Wirtschaftskrise sowie durch dynastische Konflikte, die weit über den

konfessionellen Gegensatz hinausgingen.

Seit Beginn des 16. Jahrhunderts versuchte Frankreich, sich aus der Umklammerung

durch die Habsburgischen Territorien – Spanien, die Niederlande und die Freigrafschaft

Burgund – zu lösen. Der habsburgisch-französische Konflikt um die Vorherrschaft über-

lagerte bis zum 18. Jahrhundert alle anderen Auseinandersetzungen in Europa, so auch

den Dreißigjährigen Krieg. Beide Seiten suchten sich dabei ihre Verbündeten auch

jenseits konfessioneller Grenzen. So unterstützte das katholische Frankreich die prote-

stantischen Niederlande, die seit 1568 einen Unabhängigkeitskrieg – den so genannten

Achtzigjährigen Krieg – gegen die spanische Linie der Habsburger führten, deren Ober-

haupt die römisch-deutsche Kaiserkrone trug. Nach fast 40 Jahren Krieg schlossen

Spanien und die Niederlande 1609 einen Waffenstillstand.

Konfessionelle und dynastische Spannungen hatten mittlerweile in ganz Eu-

ropa ein enormes Konfliktpotenzial angehäuft. Diese Spannungen hätten sich

beinahe bereits 1610 im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit entladen und zum Aus-

bruch eines großen, gesamteuropäischen Krieges geführt. Verhindert wurde dies

nur durch die Ermordung des französischen Königs Heinrich IV., der die treibende

Kraft hinter dem anti-habsburgischen Bündnis gewesen war.

5.2.

Ausbruch und Verlauf

Der Auslöser, der zum Ausbruch des großen Krieges führte, war der Aufstand

der mehrheitlich protestantischen böhmischen Stände im Jahr 1618. Im Streit um

die Nutzung einer Kirche in dem böhmischen Dorf Braunau hatte der streng ka-

tholische, gegenreformatorisch gesinnte österreichische Erzherzog und König

von Böhmen Ferdinand II. den Majestätsbrief widerrufen, der den Protestanten in

Böhmen Religionsfreiheit zugesichert hatte.

Die Aufständischen schritten im Mai 1618 zu einer in Böhmen traditionellen

Form des Protests: Sie warfen die kaiserlichen Räte aus einem Fenster der Prager

Burg. Dieser Prager Fenstersturz gilt bis heute als Auslöser des Krieges.

Die böhmischen Stände beriefen sich nun auf ihr angestammtes Recht, ihren

König selbst zu wählen, und erklärten 1619 Ferdinand für abgesetzt. Statt seiner

wählten sie den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, das Oberhaupt der protes-

tantischen Union im Reich. Friedrich akzeptierte die Wahl und zog in Prag ein. Er

sollte aber nicht länger als ein Jahr in Prag regieren und als «Winterkönig» in die

Geschichte eingehen.

Der Aufstand der böhmischen Stände bedeutete eine grundsätzliche Infrage-

stellung der kaiserlichen Vorherrschaft, die Ferdinand II. nicht akzeptieren konnte,

ohne das gesamte Machtgefüge des Reiches zu gefährden.

Mit der Entsendung der Liga-Truppen unter der Führung des bayerischen

Feldherrn Johann Tserclaes Tilly nach Böhmen trat der Konflikt endgültig in die

kriegerische Phase ein.

Obwohl zunächst religiös begründet, wurde im Verlauf des Krieges schon

bald offenbar, dass er aus rein machtpolitischen Gesichtspunkten geführt wurde.

Auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs bekriegten sich zwei Machtblö-

cke, die beide von katholischen Mächten geführt wurden: die spanischen und

österreichischen Habsburger einerseits und Frankreich andererseits.

Insgesamt lassen sich in den 30 Jahren von 1618 bis 1648 vier aufeinander

folgende Konflikte unterscheiden:

– Der Böhmisch-Pfälzische Krieg (1618–1623)

Anfänglich erschien es so, als würden die böhmischen Stände mit ihrem Auf-

stand erfolgreich sein. Das böhmische Heer drang in die österreichischen Stamm-

lande der Habsburger ein und stand am 6. Juni 1619 vor Wien.

Erst als Bayern und Sachsen an die Seite des Kaisers traten, wendete sich das

Kriegsblatt. In der Schlacht am Weißen Berg wurde das Heer der böhmischen

Stände von den kaiserlichen Truppen schwer geschlagen. Ein Großteil der auf-

ständischen böhmischen Adeligen wurde hingerichtet. Schon vorher hatte sich

die protestantische Union aufgelöst.

– Der Dänisch-Niedersächsische Krieg (1623–1629)

Nachdem die protestantischen Heere im Reich eine Niederlage nach der ande-

ren erlitten hatten, griff nun Christian IV. von Dänemark zu den Waffen. Der däni-

sche König plante mit seinen Verbündeten einen Feldzug, der sich zunächst ge-

Lektion 4

Deutschland in der frühen Neuzeit. Teil 1

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gen Thüringen und dann gegen Süddeutschland richten sollte. Christian konnte

diesen Plan jedoch nicht umsetzen, da er 1626 eine vernichtende Niederlage durch

die Kaiserlichen einstecken musste. Nach der Schlacht verloren die Dänen die

Unterstützung sämtlicher protestantischen Fürsten in Norddeutschland. Für Dä-

nemark endete der Krieg mit dem Frieden von Lübeck.

– Der Schwedische Krieg (1630–1635)

Nachdem mit Dänemark eine Ostseemacht aus dem Dreißigjährigen Krieg ausge-

schieden war, sah Gustav Adolf von Schweden die Chance gekommen, seine hegemo-

nialen Ansprüche in Nordosteuropa durchzusetzen. Er landete mit seiner Armee am 4.

Juli 1630 auf Usedom und zwang Pommern, Mecklenburg, Brandenburg und Sachsen

zu einem Bündnisvertrag. Am 17. September 1631 trafen die Schweden auf die kaiserli-

chen Truppen unter Tilly, der noch kurz zuvor die Stadt Magdeburg dem Erdboden

gleich gemacht hatte. Tilly wurde vernichtend geschlagen und konnte auch im folgen-

den Jahr den Vormarsch der Schweden in Süddeutschland nicht aufhalten.

Die Schweden drangen bis München vor und bedrohten Österreich.

In dieser für den Kaiser gefährlichen Situation ernannte er Wallenstein erneut

zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen. Wallenstein gelang es tatsäch-

lich, Gustav Adolf Paroli zu bieten. Der charismatische schwedische König verlor

in der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632 das Leben.

1634 konnten die kaiserlichen Armeen in der Schlacht bei Nördlingen den

ersten wirklich großen Sieg über die Schweden unter dem bedeutenden Feldherrn

Bernhard von Sachsen-Weimar erringen.

Die protestantischen Reichsstände, zuallererst Kursachsen, brachen im Jahre

1635 aus dem Bündnis mit Schweden aus und schlossen mit Kaiser Ferdinand II.

den Prager Frieden. Man beschloss auch, nun gemeinsam gegen die Feinde des

Reiches vorzugehen.

Der Dreißigjährige Krieg hörte damit endgültig auf, ein Krieg der Konfessio-

nen zu sein, da sich ab 1635 die protestantischen und katholischen Stände des

Reiches sowie das protestantische Schweden und das katholische Frankreich

gegenüberstanden.

– Der Schwedisch-Französische Krieg (1635–1648)

Obwohl Frankreich fast zur Gänze von habsburgischen Territorien umgeben

war und ein Hauptinteresse an der Schwächung der spanischen und kaiserlichen

Macht hatte, wurde es bis 1635 nicht selbst militärisch aktiv.

Erst als der Kaiser militärische Siege gegen Schweden errang und dadurch die

Gefahr bestand, dass er seine Macht auf das ganze Reich ausdehnen könnte, trat

Frankreich offen in den Krieg ein.

In den folgenden Jahren drangen französische Armeen bis nach Bayern und

Böhmen vor.

Mit dem Eingreifen Frankreichs stand fest, dass der habsburgische Kaiser

seinen absoluten Machtanspruch gegenüber den Reichsständen nicht würde

durchsetzen können.

5.3.

Der Westfälische Frieden und die Kriegsfolgen

Es dauerte knapp 30 Jahre, bis alle Beteiligten eingesehen hatten, dass keine

Partei einen dauerhaften Sieg würde erringen können. Als die Truppen ausgeblu-

tet waren, Erfolge ausblieben und die Sinnlosigkeit weiterer Kämpfe offenbar

wurde, war man 1648 endlich bereit, Frieden zu schließen.

Im Westfälischen Frieden wurden neben der katholischen und der lutheri-

schen nun auch die reformierte Konfession im Reich als gleichberechtigt aner-

kannt.

Die neue Großmacht Schweden erhielt Vorpommern und das Herzogtum Bremen.

Spanien verlor nicht nur die Niederlande endgültig, sondern auch seine Vor-

machtstellung an Frankreich.

Österreich verlor den im Prager Frieden gewonnenen kaiserlichen Einfluss wie-

der an die Fürsten, und auch die angestrebte religiöse Einheit wurde nicht erreicht.

Ansonsten änderte sich im Reich im Vergleich nicht viel, das Machtsystem

zwischen Kaiser und Reichsständen wurde neu austariert, ohne die Gewichte im

Vergleich zur Situation vor dem Krieg stark zu verschieben, und die Reichspolitik

wurde nicht entkonfessionalisiert, sondern nur der Umgang der Konfessionen

neu geregelt.

Frankreich hingegen wurde zum mächtigsten Land Europas.

Wenig beachtet aber nicht minder bedeutsam war, dass Deutschland mit der

Unabhängigkeit der Niederlande und dem Verlust wichtiger Küstenregionen und

Ostseehäfen an Schweden fast völlig von der Hohen See abgeschnitten war. Es

war weitgehend vom Erwerb von Kolonien ausgeschlossen und damit vom See-

handel, der andere Nationen wie England, Schweden, Spanien und die Niederlan-

de nach dem Dreißigjährigen Krieg einflussreich und wohlhabend machen sollte.

Mit dem überseeischen Handel ging in diesen Ländern ein Aufschwung des

liberalen Bürgertums einher, dessen Ausbleiben für Deutschland kaum ermessli-

che geschichtliche und gesellschaftliche Folgen ergeben hat.

Der Krieg endete ohne wirklichen Sieger.

Sein Ende bedeutete jedoch auch die Abkehr von Glaubenskriegen in Europa.

Deutschland war verwüstet, verarmt und über ganze Landstriche entvölkert.

Während sich Frankreich und England bereits zu Nationalstaaten entwickelt hat-

ten, bildete das Reich weiterhin einen lockeren Verbund von Fürstentümern, der

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Deutschland in der frühen Neuzeit. Teil 1

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37

sich aber in den nächsten 150 Jahren als wesentlicher Friedensfaktor in Europa

erweisen sollte.

Bis zur Französischen Revolution war das Reich noch stark genug, um Angrif-

fe von außen abzuwehren, aber strukturell nicht in der Lage, selbst angreifen zu

können. Andererseits wirkte sich das Fehlen einer starken Zentralmacht und einer

Hauptstadt von der Größe Londons oder Paris’ negativ auf die Herausbildung

eines selbstbewussten Bürgertums aus.

6. Kontrollfragen

1. Welche Ereignisse, Entdeckungen und Erfindungen fallen in die Epoche der

Neuzeit?

2. Wie heißt das vom Wormser Reichstag 1495 beschlossene Grundgesetz des

Heiligen Römischen Reiches, das die Fehde als Rechtsmittel vollständig verbot,

dem Friedensbrecher mit der Reichsacht drohte und dessen Wahrung dem neu

geschaffenen Reichskammergericht als oberster Reichsinstanz übertragen wurde?

3. Was halten Sie in den Reformen Maximilians I. für besonders wichtig und

warum?

4. Was waren die Grundlagen der Reformation?

5. Welche Rolle spielte die Bibelübersetzung Martin Luthers für die Entwicklung

der deutschen Sprache?

6. Was bedeutet Gegenreformation?

7. Was gilt als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges?

8. Welche Länder führten den Dreißigjährigen Krieg?

9. Wie verstehen Sie den Satz: «Durch den Dreißigjährigen Krieg und seine Folgen

wurde eine Einigung der deutschen Kleinstaaten und Fürstentümer zu einem

Nationalstaat für lange Zeit verhindert.»?

10. Welche Folgen hatte der Dreißigjährige Krieg?

7. Quellen

Zusätzlich zu den gemachten Angaben zu den Überblicksdarstellungen sind

folgende Werke herangezogen worden:

h t t p : / / d e . w i k i p e d i a . o r g / w i k i / D e u t s c h l a n d _ i n _ d e r _ N e u z e i t #

Zeitalter_von_Reformation_und_Gegenreformation

Hans-Ulrich Wehler (Hg.): Moderne Deutsche Geschichte. 12 Bde. u. Reg.-Bd.

Frankfurt am Main 1996. zus. 4148 S.

Peter Claus Hartmann: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in der Neu-

zeit 1486–1806. Stuttgart 2005.

Axel Gotthard: Das Alte Reich 1495–1806. Darmstadt 2003.

Helmut Neuhaus: Das Reich in der frühen Neuzeit, (Enzyklopädie Deutscher Ge-

schichte Band 42). München 2003.

Ferdinand Seibt: Karl V. – Der Kaiser und die Reformation. Berlin (2. Aufl.) 1998.

Wilhelm Zimmermann: Der große deutsche Bauernkrieg Köhler. Stuttgart 1841–

43, Dietz Stuttgart 1891, Dietz Berlin 1952, deb Berlin 1980 und 1982 (7.Auflage),

Berlin 1993.

Peter Blickle: Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes. München

1998.

Peter Blickle: Die Revolution von 1525. München 2004.

Horst Buszello u. a. (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg. Paderborn u. a. 1995, 3.

Auflage.

Adolf Waas: Der Bauernkrieg. Die Bauern im Kampf um Gerechtigkeit 1300 bis

1525. München o.J.

Johannes Burkhardt: Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt/Main 1992.

Georg Schmidt: Der Dreißigjährige Krieg. 6. Aufl. München 2003.

Gerhard Schormann: Dreißigjähriger Krieg. 1618–1648. Stuttgart 2001.

Jörg-Peter Findeisen: Der Dreißigjährige Krieg. Eine Epoche in Lebensbildern.

Graz/Wien/Köln 1998.

Benigna von Krusenstjern, Hans Medick (Hg.): Zwischen Alltag und Katastro-

phe. Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe. Göttingen 1999.

Weblinks

Virtual Library Geschichte http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/vl-dtld.html

http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/quellen/quellen.html

Lebendiges Virtuelles Museum Online – Geschichtliche Hintergründe ab dem

Kaiserreich bis zur Gegenwart (Original-Dokumente, Videos & Bilder zur Verdeut-

lichung vorhanden) http://www.dhm.de/lemo/home.html

Index zur Deutschen Geschichte

http://www.wsgn.euv-frankfurt-o.de/vc/pageD.html

http://www.documentarchiv.de/

http://www.luther.de/leben/worms.html

http://www.martinluther.de

http://www.gutenberg.de/

http://www.uni-potsdam.de/u/geschichte/mdk/index.htm

Lektion 4

Deutschland in der frühen Neuzeit. Teil 1

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39

Inhaltsverzeichnis

Lektion 1

Die Entstehung Deutschlands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Lektion 2

Früh- und Hochmittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Lektion 3

Spätmittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Lektion 4

Deutschland in der frühen Neuzeit. Teil 1

(16. Jh.–Mitte des 17. Jhs.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

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