2000 bis 1000 v.Chr. |
Einwanderung der indoeuropäischen Völker (Italiker, Griechen, Kelten, Slawen und Germanen) nach Europa |
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bis ca. 200 v.Chr. |
Ausbreitung der Germanen über Skandinavien, Deutschland, die Niederlande und Polen; Unterscheidung in Nordgermanen (Skandinavier), Ostgermanen (aus Skandinavien ausgewanderte Völker östlich der Elbe, die späteren Teilnehmer der Völkerwanderung) und Westgermanen (in Deutschland und den Niederlanden, die späteren Deutschen, Holländer und Engländer |
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um 120 bis 101 v.Chr. |
Eintritt der Germanen in die römische Geschichte: Kimbern und Teutonen wandern nach Sturmfluten von der dänischen Nordseeküste und der Elbe über Böhmen und Serbien in die Alpen und dringen 113 v.Chr. siegreich in das römische Reich ein |
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um 50 v.Chr. |
Eroberung Galliens (Frankreichs) und einiger germanischer Provinzen durch Julius Caesar: die Römer dringen im Westen bis zum Rhein, im Süden bis an die Donau vor |
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9 n.Chr. |
Versuch der Römer unter Kaiser Augustus, Germanien bis an die Elbe zu erobern und dem röm. Reich einzugliedern; vernichtende Niederlage des römischen Generals Varus gegen den Anführer der erstmals vereinigten Germanen, den Cherusker-Fürsten Arminius (Hermann) im Teutoburger Wald; nach dem Verlust von ca. 50000 Soldaten geben die Römer alle Eroberungspläne in Germanien endgültig auf |
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um 98 n.Chr. |
Erscheinen der "Germania" von Cornelius Tacitus (ca. 55 - 116 n.Chr) |
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seit 166 n.Chr. |
verschiedene südgermanische Völker (Markomannen, Chatten, Alamannen) verunsichern die Nordgrenzen des römischen Reiches - Rom wächst nicht mehr, sondern geht dank der Germanen seit Kaiser Marcus Aurelius (161 - 180, gestorben in Vindobona [Wien]) langsam seinem Untergang entgegen |
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um 200 |
Beginn der großen germanischen Völkerwanderung in Europa: die ostgermanischen Goten, Vandalen, Burgunder und andere germanische Völker verlassen ihre Siedlungsgebiete an der Ostseeküste und in Norddeutschland und ziehen nach Süden; die Goten wandern durch Südost-Europa und erreichen das schwarze Meer, dort teilen sie sich in Ostgoten und Westgoten |
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um 350 |
am schwarzen Meer in der Nachbarschaft des römischen Reiches lebend, das seit Kaiser Konstantin dem Großen (306 - 337) christlich geworden ist, werden die Goten Christen; der westgotische Bischof Wulfila übersetzt die Bibel in die gotische Sprache (die ersten christlichen Germanen!) |
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375 bis 378 |
die Westgoten dringen aus Furcht vor den Hunnen, die von Asien nach Osteuropa hereinbrechen, ins römische Reich ein (Sieg über die Römer bei Adrianopel, 378) |
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um 400 |
Wanderung der Burgunder von Nordostdeutschland an den Rhein, dort Gründung des legendären Wormser Burgunderreichs (407), (Nibelungenlied), das nach Zerstörung durch den römischen Feldherrn Aetius um 443 in die Schweiz (Genfer See) verlegt wird |
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406 |
Zug der ostgermanischen Vandalen westwärts über den Rhein, quer durch Frankreich, nach Spanien (409, "Vandalusien"), von dort 429 weiter nach Nordafrika, wo sie, im heutigen Tunesien, für 100 Jahre herrschten; mit den Vandalen zog ein Teil der ebenfalls von der Ostsee stammenden Sueven (Schwaben) bis nach Spanien, wo sie dann den Nordwesten beherrschten, bis ihr Reich dort von den seit 507 eingewanderten Westgoten ,geschluckt‘ wurde; die übrigen Sueven spalteten sich unterwegs ab und ließen sich im heutigen Schwabenland nieder |
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410 |
die Westgoten sind seit 382 ziellos über Griechenland und Jugoslawien nach Italien gewandert und plündern und zerstören unter ihrem König Alarich die Stadt Rom (erstmals seit 800 Jahren, seit dem Gallier-Überfall von 387 v.Chr., erobern Feinde die Hauptstadt des römischen Reiches!) |
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419 bis 507 |
Reich der Westgoten in Südwestfrankreich mit der Hauptstadt Tolosa (heute Toulouse) |
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seit 420 |
norddeutsche Angeln, Sachsen und Jüten setzen über die Nordsee nach England über und beenden die römische Herrschaft in Britannien; zur gleichen Zeit erobern die westgermanischen Franken nach und nach fast alle römischen Provinzen in Gallien ("Frankreich"); ebenfalls zur gleichen Zeit setzen sich die aus Italien kommenden Westgoten in den ehemals römischen Gebieten Südfrankreichs fest, von wo sie 507 von den Franken unter Chlodwig vertrieben werden und nach Spanien weiterziehen; dort herrschen sie, bis 711 die moslemischen Mauren Spanien erobern, die erst 1490 wieder nach Afrika zurückgejagt werden konnten |
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seit 475 |
Ausbreitung der Alamannen über ganz Süddeutschland, Westfrankreich und die Schweiz |
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476 |
Odoaker, ein germanischer Heerführer im Dienst der Römer, setzt den letzten römischen Kaiser Romulus Augustulus vom Thron ab und übernimmt selbst die Herrschaft; damit ist im Westen Europas die Geschichte des römischen Reiches zu Ende; das oströmische Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel besteht weiter, bis es 1453 von den Türken erobert wird, aber dort spricht man bald nicht mehr lateinisch, sondern griechisch, und dort ist man nicht römisch-katholisch, sondern orthodox |
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481 bis 511 |
Regierungszeit des merowingischen Frankenkönigs Chlodwig: Begründung der Merowinger- Dynastie, die bis 751 über das fränkische Reich herrschen sollte, Zusammenschluß der niederrheinischen Stämme und Beginn der fränkischen Expansion in der ehemaligen römischen Provinz Gallien; Chlodwig I. läßt sich 498 als erster germanischer Herrscher katholisch taufen |
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seit 493 |
Theoderich, der König der Ostgoten, die vom schwarzen Meer nach Italien gewandert sind, regiert das ehemalige Kernland des römischen Reiches; das ganze (west-)römische Imperium ist germanisch |
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507 |
die Franken unter Chlodwig I. verdrängen das Westgotenreich von Frankreich nach Spanien |
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nach 530 |
Zusammenbruch der Reiche, welche die Germanischen Wandervölker auf dem einstigen römischen Gebiet gegründet haben: - 534 Eroberung des Genfer Burgunderreichs durch Franken / - 535 Zerstörung des nordafrikanischen Vandalenreichs durch den oströmischen (byzantinischen) Admiral Belisar / - 553 Rückeroberung des ostgotisch beherrschten Italien durch den oströmischen General Narses / - 711 Übernahme des Westgotenreichs in Spanien durch die arabischen Mauren |
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553 bis 568 |
Italien steht für nur 15 Jahre wieder unter römischer, jetzt allerdings byzantinischer Herrschaft (Kaiser Justinian I., 527 - 565) |
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568 |
ein neues Germanenvolk dringt aus Deutschland nach Italien ein, die noch nicht christianisierten Langobarden; sie beherrschen das ‘Hauptquartier’ des ehemaligen Römerreichs über 200 Jahre, bis sie 774 von den Franken unter Karl I. dem Großen besiegt und dem fränkischen Großreich einverleibt werden |
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711 |
das Westgotenreich in Spanien bricht nach inneren Machtkämpfen zusammen; Beginn der über 700jährigen Besetzung Spaniens durch die Araber |
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732 |
Karl Martells (Großvater Karls des Großen) siegt bei Tours und Poitiers über die von Spanien her auf das Frankenreich vorrückenden Araber |
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751 |
Absetzung des letzten fränkischen Königs aus der Dynastie der Merowinger; die Macht im Frankenreich übernimmt der ehemalige ‘Hausmeier’ Pippin der Jüngere, der Vater Karls I. des Großen (von ihm abgeleitet die Dynastie der "Karolinger") |
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772 bis 804 |
Karl der Große, seit 768 König der Franken, unterwirft in jahrzehntelangen Feldzügen nach Norddeutschland die heidnischen Sachsen seiner Herrschaft und läßt sie missionieren; fast alle Teile des späteren Deutschlands sind erstmals unter einem Staatsverband vereinigt |
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774 |
Eroberung des italienischen Langobardenreichs und Einverleibung ins fränkische Großreich durch Karl den Großen; das Frankenreich besteht jetzt aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Norditalien bis über Rom hinaus |
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800 |
Krönung Karls I. des Großen zum Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches" durch Papst Leo III. in Rom (Höhepunkt der fränkischen Großmachtstellung in Europa und Übergang von der Antike zum Mittelalter) |
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seit 834 |
verheerende Überfälle der nordgermanischen Wikinger auf das Frankenreich im Bereich der Rheinmündung und entlang der nordfranzösischen Küste |
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843 |
die Enkel Karls des Großen teilen das Frankenreich unter sich auf: es entstehen die Keimzellen für die späteren Nationalstaaten Frankreich und Deutschland |
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911 |
mit dem Tod Ludwigs III. ("das Kind") sterben die deutschen Karolinger aus; der Dynastie-Wechsel zu den sächsischen Ottonen und die damit verbundene endgültige Abtrennung Westfrankens markiert die Entstehung der unabhängigen Monarchien Deutschlands und Frankreichs |
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seit 911 |
mit dem Tod Ludwigs (III.) des Kindes sterben die deutschen Karolinger aus; nach dem achtjährigen Interims-Königtum Konrads I. geht die Herrschaft im ‘Heiligen Römischen Reich (Deutscher Nation)’ auf die Herzöge von Sachsen über; Entstehung starker Stammesherzogtümer in Deutschland: Bayern, Schwaben, Sachsen usw. - Grundlage für die spätere Schwäche der königlichen Zentralgewalt und die territoriale Zersplitterung |
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919 |
erste Erwähnung des "regnum teutonicorum" (= Reich der Deutschen) |
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919 bis 1024 |
Dynastie der sächsischen Ottonen auf dem deutschen Königsthron |
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933 bis 955 |
erfolgreiche Abwehr magyarischer und slawischer Überfälle auf das Reich durch die sächsischen Könige Heinrich I. und Otto I.; Errichtung von Markgrafschaften (Mark = Grenzland) zum Schutz der Ostgrenzen des Reiches |
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962 |
Otto I. der Große zieht nach Rom, läßt sich vom Papst zum römischen Kaiser krönen und belebt damit die nach Karl I. mehr und mehr in Vergessenheit geratene deutsche Kaiserwürde neu |
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976 |
nach der Unterwerfung Ungarns werden die mainfränkischen Babenberger mit der Ostmark "Ostarrîhhi" (Österreich) belehnt: Herrschaft bis 1246 |
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1024 bis 1125 |
Dynastie der fränkischen Salier auf dem deutschen Königsthron |
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1039 bis 1056 |
Absetzung von drei Päpsten durch König Heinrich III. |
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1056 bis 1106 |
Regierungszeit Heinrichs IV.: Machtkampf zwischen dem Kaiser und Papst Gregor VII., der sogenannte "Investiturstreit"; Edikt Gregors, Exkommunizierung Heinrichs, Gang nach Canossa, Eroberung Roms und Vertreibung Gregors; in der Folge Erhebungen deutscher Fürsten gegen den König und nachhaltige Beschädigung des Königtums |
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1096 |
Aufbruch zum 1. Kreuzzug nach Jerusalem unter Führung des französischen Herzogs Gottfried von Bouillon |
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seit um 1100 |
Gründung einer Reihe von neuen Städten, aus denen vielfach freie Reichsstädte werden, die nicht mehr dem jeweiligen Landesherrn, sondern direkt dem König unterstehen; z.B. Vrîburg (Freiburg): 1091 erste Erwähnung, 1120 Marktrecht, 1368 Reichsstadt |
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1138 bis 1254 |
Dynastie der schwäbischen Staufer auf dem deutschen Königsthron |
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1152 bis 1190 |
unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa Blütezeit kaiserlicher Macht im mittelalterlichen Deutschland; erfolgreicher Kampf des Königs um die Vorherrschaft gegen Heinrich den Löwen, den welfischen Herzog von Sachsen und Bayern; Tod Friedrichs 1190 während des 3. Kreuzzuges |
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1143/59 |
Gründung der Stadt Lübeck; Ausgangspunkt für die Entstehung der Hanse |
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1198/1212 |
doppelte Königswahl und Thronstreit zwischen den Dynastien der Welfen (Otto IV.) und der Staufer (Philipp von Schwaben und Friedrich II.) - weiterer Bodengewinn des landesfürstlichen Partikularismus gegenüber der Reichsgewalt, während die Könige von England und Frankreich anfangen, zentral geführte Einheitsstaaten zu bilden |
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um 1200 |
Gründung des "Deutschen Ordens" durch Hermann von Salza |
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seit 1220 |
Ketzerverfolgung in Deutschland: Päpste setzen Franziskaner- und Dominikanermönche als Inquisitoren ein |
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1227 |
Rückgewinnung Holsteins für das Reich durch die Schlacht bei Bornhöved gegen Waldemar III. von Dänemark |
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1250 bis 1273 |
nach dem Tode Kaiser Friedrichs II., der das Reich von Sizilien aus regiert hatte, ‘Interregnum’ von 23 Jahren ("die schreckliche kaiserlose Zeit") |
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1257 |
das Königswahl-Gremium wird erstmals auf sieben Kurfürsten beschränkt, nachdem zuvor alle Reichsfürsten den König gewählt hatten |
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1273 bis 1291 |
mit Rudolf I. stellt zum ersten Mal das Haus Habsburg einen deutschen König - Beginn einer dynastischen Karriere, die im Reich bis 1806, in Österreich sogar bis 1918 andauern wird |
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1291 |
Zusammenschluß der Talgemeinden Uri, Schwyz und Nidwalden zum "Ewigen Landfriedensbund"; Verstärkung dieser schweizer Eidgenossenschaft durch Beitritt der Städte Luzern, Zürich, Bern u.a. im 14. Jahrhundert |
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1308/1346 bis 1437 |
Dynastie der böhmischen Luxemburger auf dem deutschen Königsthron |
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1309 |
nach dem Ende der Epoche der Kreuzfahrten wird der Hauptsitz des Deutschen Ordens von Venedig nach Marienburg (Westpreußen) verlegt; die Deutschritter beherrschen und kolonisieren den gesamten preußischen und baltischen Ostseeraum mit Ausnahme Litauens |
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1314 |
Familien-Dreikampf um die Macht zwischen den Häusern Habsburg, Luxemburg und Wittelsbach führt zur doppelten Königswahl: Ludwig IV. der Bayer und Friedrich (III.) der Schöne von Österreich |
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1346 bis 1378 |
unter der kaiserlichen Herrschaft des böhmischen Königs Karl IV. wird 1348 in Prag die erste deutsche Universität gegründet;bis 1400 folgen Wien (1365), Erfurt (1379), Heidelberg (1385) und Köln (1388) durch die katastrophale Große Pest der Jahre 1347 bis 1351 verringert sich die Bevölkerung Deutschlands und Europas um etwa ein Drittel: Landschaften veröden, Hungersnot und Landflucht machen sich breit |
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1356 |
Erlaß der "Goldenen Bulle" durch Karl IV.: Festlegung des Königswahlrechts (Mehrheitswahl!) und Bestimmung des Kurkollegiums, das aus vier weltlichen und drei geistlichen Reichsfürsten bestehen soll: dem rheinischen Pfalzgrafen, dem Herzog von Sachsen, dem Markgrafen von Brandenburg, dem König von Böhmen und den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier |
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seit 1363 |
unter Philipp dem Kühnen bildet sich mit dem Herzogtum Burgund ein de facto autonomer Zwischenstaat zwischen Frankreich und Deutschland, der von der niederländischen Nordseeküste bis an den Bodensee reicht |
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1370 |
unter der Führung Lübecks besiegt die Hanse im Bund mit dem Deutschen Orden und der Dithmarscher Bauernrepublik den dänischen König Waldemar IV. Atterdag und sichert sich durch den "Frieden von Stralsund" die wirtschaftliche Vorherrschaft im Nord- und Ostseeraum |
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1386 |
in der Schlacht von Sempach verteidigt eine schweizerische Bauernarmee die Freiheit der Eidgenossenschaft gegen ein adeliges Ritterheer Herzog Leopolds III. von Habsburg - Krise des mittelalterlichen Rittertums |
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1410 bis 1437 |
Regierungszeit Kaiser Sigismunds aus der Dynastie der Luxemburger: in seinen politischen Aktivitäten (Organisation des Konstanzer Konzils) blitzt noch einmal das Streben nach kaiserlicher Vorherrschaft in Europa auf |
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1414 bis 1418 |
während des Konstanzer Konzils, einberufen zur Überwindung des "Großen abendländischen Schismas" (Kirchenspaltung) und größtes Fürstentreffen des gesamten Mittelalters, wird der böhmische Religionsreformer Jan Hus feierlich verbrannt (siehe Startseite!) - in der Folge jahrzehntelange hussitische Aufstände |
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1415 |
Belehnung Friedrichs I. von Hohenzollern mit der Mark Brandenburg - durchgehende Herrschaft der Hohenzollern-Dynastie in Brandenburg-Preußen bis 1918 |
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1438 |
mit Albrecht II. tritt eine lange Reihe von Habsburgern die königlich-kaiserliche Herrschaft in Deutschland an, die bis zum Ende (1806) des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nur einmal für drei Jahre unterbrochen werden wird (durch den Wittelsbacher Karl VII., 1742 bis 1745) |
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um 1440 |
Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg |
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1453 |
Eroberung von Konstantinopel (Byzanz) durch die Türken: tragisches Ende des jahrhundertelangen Überlebenskampfes "Ostroms"; Beginn der 250 Jahre andauernden ‘Türkengefahr’: der Islam bedroht das Reich und Europa |
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1471 |
der Reichstag zu Regensburg verbietet zur Wahrung des allgemeinen Landfriedens die Fehde |
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1478 |
nach langjährigen Auseinandersetzungen zwischen Burgund und dem Hause Habsburg heiratet Maria von Burgund, die Erbtochter des soeben gefallenen Herzogs Karl des Kühnen, den Sohn Kaiser Friedrichs III., Maximilian |
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1482 |
Tod Marias von Burgund; ihr Gemahl Maximilian setzt sich im Streit um das burgundische Erbe gegen den französischen König Ludwig XI. durch; der Versuch, durch eine zweite Ehe mit Anna von Bretagne auch noch die bis dahin unabhängige westfranzösische Bretagne an das Haus Habsburg zu bringen, wird allerdings von Frankreich unterbunden; dennoch gilt Maximilian als der Begründer der virtuosen habsburgischen Heiratspolitik |
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1493 bis 1519 |
Regentschaft Kaiser Maximilians I., des "letzten Ritters": Versuche von Rechts- und Reichsreformen, Einteilung Deutschlands in Reichskreise; Neudefinition der auf den Reichstagen zu vertretenden Reichsstände: 1. Kurfürsten, 2. Fürsten und Reichsritter, 3. Reichsstädte; Verheiratung der Maximilian-Kinder Margarethe und Philipp mit dem spanischen Thronerben-Geschwisterpaar (Grundlage für das spätere habsburgische Weltreich!) |
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1495 |
Verkündung des "Allgemeinen und ewigen Reichs-Landfriedens" durch Kaiser Maximilian auf dem Reichstag zu Worms |
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1499 |
die "reichsverwandte" Schweiz wird durch den Frieden von Basel in die faktische politische Unabhängigkeit entlassen (formell erst 1648) |
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um 1500 |
das Deutsche Reich erreicht wieder den Bevölkerungsstand des Jahres 1300, in Deutschland leben etwa 10 Millionen, in ganz Europa rund 69 Millionen Menschen; unter dem Einfluß von Humanismus und Renaissance erleben die Naturwissenschaften einen Aufschwung, etwa 10% der Bevölkerung können bereits lesen und schreiben; eine gedruckte Bibel in lateinischer Sprache kostet 42 Gulden, das entspricht einem Gegenwert von 14 Ochsen |
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1516 |
Gründung der ersten regulären Post durch Franz von Thurn und Taxis |
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1517 |
Martin Luther schlägt an der Schloßkirche zu Wittenberg seine „95 Thesen“ an, mit denen er die Praxis des kirchlichen Ablaßhandels kritisiert, und löst damit die Reformation und das darauf folgende Zeitalter der Glaubenskriege (bis 1648) aus |
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1519 bis 1556 |
mit der Regierungszeit Kaiser Karls V. erreicht die Großmachtstellung des Hauses Habsburg in Europa ihren Höhepunkt: die Habsburger stellen den Kaiser, den Herzog von Burgund, Großherzog von Österreich, König von Böhmen und Ungarn, König von Spanien und sind Herr über sämtliche spanischen Eroberungen in Amerika |
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seit 1520 |
Martin Luther bricht vollends mit der katholischen Kirche und verschärft seine Kritik: der Papst sei nicht der Stellvertreter Gottes auf Erden, und jeder Gläubige habe im Prinzip das Recht, selbst seine Lehren aus der Bibel abzuleiten |
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1521 |
Luther, vom Papst als Ketzer gebannt, verteidigt seine Thesen auf dem Reichstag zu Worms und verweigert jeden Widerruf, wird von Kaiser Karl V. geächtet; Kurfürst Friedrich III. der Weise bringt ihn unter freiem Geleit auf die Wartburg, wo er sich der Bibelübersetzung u.a. Schriften widmet |
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1522 |
Luthers deutsche Übersetzung der griechischen Erasmus-Bibel (Neues Testament) erscheint erstmals im Druck; sie kostet nur den Wochenlohn eines Handwerkers, wird zum „Bestseller“ (ca. 4000 Exemplare) und bildet die Grundlage für eine allgemeine deutsche Hochsprache |
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1523 bis 1525 |
Ritteraufstände und Bauernkriege in Deutschland: unter dem Reichsritter Franz von Sickingen und dem Bauernführer Thomas Münzer finden zum ersten Mal in der deutschen Geschichte massenhafte Volksaufstände gegen die Fürsten statt, werden aber blutig niedergeschlagen; etwa 75.000 Bauern fallen, Münzer wird 1525 öffentlich enthauptet |
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1525 |
der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg, tritt zum Protestantismus über und verwandelt das preußische Ordensland in ein weltliches Herzogtum |
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1526 (1) |
durch einen Erbschaftsvertrag erwirbt Herzog Ferdinand I. Böhmen und Ungarn für das Haus Habsburg - es entsteht die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie |
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1526 (2) |
seit dem Reichstag von Speyer ist es jedem Landesfürsten freigestellt, sich für eine der beiden Hauptkonfession zu entscheiden; das Volk soll der jeweiligen Wahl des Fürsten folgen |
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1529 |
erste Belagerung der Reichshauptstadt Wien durch die Türken |
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1546/47 |
Schmalkaldischer Krieg: Kaiser Karl V. versucht, die protestantischen Reichsstände zur Rückkehr zum Katholizismus zu zwingen |
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1555 |
der „Augsburger Religionsfriede“ beendet vorläufig die Zeit der Religionskriege und erkennt die lutherische Glaubenslehre an |
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1556 |
Karl V. dankt ab, zieht sich ins Kloster zurück und übergibt seinem Bruder Ferdinand den Kaisertitel und Österreich; Karls Sohn Philipp II. erhält Spanien und die Niederlande |
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seit 1566 |
treiben finanzieller und gegenreformatorischer Druck Philipps II. von Spanien, exekutiert durch den Herzog von Alba, die protestantisch gewordenen Niederländer zu Aufständen unter Wilhelm von Oranien - Beginn der Abspaltung der Niederlande vom Reich |
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1581 |
Unabhängigkeitserklärung der Niederlande (bis 1648 nicht anerkannt) |
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1608 |
zur Abwehr der Gegenreformation schließen sich protestantische Reichsstände unter Führung des pfälzischen Kurfürsten zur „Union“ zusammen |
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1609 |
als Reaktion auf die Gründung der „Union“ bildet sich die von Herzog Maximilian I. von Bayern geführte katholische „Liga“ |
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1618 |
„Prager Fenstersturz“: wegen des Verbots einer protestantischen Versammlung durch den Kaiser werden zwei kaiserliche Statthalter aus einem Fenster des Hradschin in den Burggraben geworfen; Aufstand der evangelischen böhmischen Stände und Wahl des pfälzischen Kurfürsten zum König von Böhmen - Auftakt zum 30jährigen Krieg |
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1618 bis 1648 |
„Dreißigjähriger Krieg“: Auseinandersetzung zwischen den evangelischen und den katholischen Reichsfürsten auf vielen verschiedenen Kriegsschauplätzen, die sich durch das Eingreifen der Könige von Dänemark, England, Schweden und Frankreich zum europäischen Machtkampf ausweitet; Hauptakteure sind auf katholisch-kaiserlicher Seite die Liga-Generäle Tilly und Wallenstein, auf protestantischer Seite Gustav II. Adolf von Schweden; Verlauf: 1618 – 1623 böhmisch-pfälzischer Krieg / 1625 – 1630 niedersächsisch-dänischer Krieg / 1630 – 1635 schwedischer Krieg / 1635 – 1648 schwedisch-französischer Krieg |
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1648 |
„Westfälischer Friede“: nach vierjährigen Verhandlungen in Münster und Osnabrück Friedensschluß zwischen Kaiser Ferdinand III., Frankreich, Schweden und den Reichsständen; Deutschland verliert Metz, Toul und Verdun an Frankreich, Vorpommern, Stettin und Bremen an Schweden; die Vereinigten Niederlande und die Schweiz werden unabhängig und scheiden aus dem Reichsverband aus; der „Augsburger Religionsfrieden“ von 1555 wird bestätigt und der Calvinismus als dritte Konfession anerkannt; die Reichsfürsten erhalten volle Landeshoheit und weitgehende außenpolitische Souveränität; der Friedensvertrag gilt bis 1806 als Reichsgrundgesetz |
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seit 1648 |
baut Friedrich Wilhelm, „der Große Kurfürst“, von 1640 bis 1688 Markgraf von Brandenburg, seinen Herrschaftsbereich zu einem absolutistischen Staat mit stehendem Heer aus und legt damit den Grundstein für die brandenburgisch-preußische Großmachtstellung des 18. und 19. Jahrhunderts |
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1683 |
1683 Belagerung und Entsatz von Wien: eine 200.000 Mann starke Armee des türkischen Sultans marschiert durch das habsburgische Ungarn und hält die Kaiserstadt zwei Monate lang eingeschlossen, ohne den Widerstand der Belagerten brechen zu können; Kaiser Leopold I. flieht nach Salzburg, doch ein Reichsheer aus lothringischen, sächsischen und bayerischen Truppen unter dem persönlichen Kommando der Herzöge und eine polnische Armee unter König Jan Sobieski retten das christliche Abendland vor dem weiteren Vordringen des Islam |
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1685 |
der Große Kurfürst erläßt das „Edikt von Potsdam“: die vor Mord und Vertreibung aus Frankreich fliehenden Hugenotten werden unter Zusicherung von sicherem Geleit und Glaubensfreiheit nach Brandenburg eingeladen |
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1692 |
nach den sieben schon im Mittelalter festgelegten Kurfürstentümern und Bayern, das 1623 mit der Kurwürde ausgestattet worden war, erhebt der Kaiser die als „Hannover“ zusammengefaßten Braunschweigischen Herzogtümer zum neunten Kurfürstentum |
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1697 |
Herzog August der Starke von Sachsen wird zum König von Polen gekrönt |
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1700 |
in Berlin wird die „Societät der Wissenschaften“ gegründet, eine Keimzelle der Aufklärung; ihr erster Präsident: der Universalgelehrte und Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) |
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1701 (1) |
wird der preußische Teil der brandenburgischen Lande zum souveränen Königtum erhoben: Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg krönt sich mit kaiserlicher Zustimmung selbst zum König und nennt sich jetzt Friedrich I. von Preußen |
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1701 (2) |
nach dem Aussterben des habsburgischen Königshauses in Spanien führen die französische Dynastie Bourbon, angeführt von Ludwig XIV., und die österreichischen Habsburger gegeneinander den „Spanischen Erbfolgekrieg“; der kaiserliche Reichsfeldmarschall Prinz Eugen von Savoyen, ein gebürtiger Franzose, führt, unterstützt von englischen Truppen, die österreichische Armee von Sieg zu Sieg; |
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1713/14 |
dennoch wird schließlich im „Frieden von Utrecht“ Philipp von Bourbon, der vom letzten spanischen Habsburger dazu testamentarisch bestimmt worden war, als König von Spanien anerkannt; Österreich geht gestärkt aus dem Machtkampf mit Ludwig XIV. hervor, weil Spanien alle italienischen Besitzungen abtreten muß |
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1713 |
Kaiser Karl VI. verkündet mit der „Pragmatischen Sanktion“, daß die habsburgischen Lande in Zukunft nicht mehr geteilt werden sollen und daß das Erstgeburtsrecht auch für Töchter gelte: Maria Theresia wird 1740 regierende Erzherzogin von Österreich |
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1714 |
der welfische Kurfürst von Hannover kommt als Georg I. auf den verwaisten englischen Thron; Georg Friedrich Händel reist ihm nach und wird zum berühmtesten „englischen Komponisten“; Georg I. wird sein Leben lang kein Englisch lernen, dafür aber die bis heute andauernde dynastische Linie des englischen Königshauses begründen |
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1717 |
Prinz Eugen von Savoyen erobert für Österreich Belgrad von den Türken zurück (historischer Kern des populären Volkslieds „Prinz Eugen, der edle Ritter“) |
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1721 |
Ende des „Zweiten Nordischen Krieges“, in dem zwischen Schweden, Rußland und Preußen zwanzig Jahre um die Vormacht im Ostseeraum gerungen worden ist |
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seit 1732 |
nimmt König Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“, in Preußen Protestanten auf, die aus dem Reichserzbistum Salzburg vertrieben werden, um das von einer Pestepidemie entvölkerte Ostpreußen mit ihnen zu besiedeln |
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1740 bis 1786 |
1740 bis 1786 unter Friedrich II. dem Großen erreicht die preußische Machtstellung in Deutschland und Europa ihren Höhepunkt; dank der militaristischen Vorliebe seines Vorgängers verfügt Preußen über das modernste Heerwesen Europas, das von Friedrich weiter ausgebaut wird; gleichzeitig macht Friedrich Preußen zu einem Hort aufklärerischer Bildung (persönliche Freundschaft mit Voltaire) und religiöser Toleranz; seine anti-habsburgische Politik beschleunigt allerdings den Zerfall des Reiches |
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1740 |
sofort nach seinem Regierungsantritt marschiert Friedrich II. in das österreichische Schlesien ein und provoziert damit die lebenslange Feindschaft Maria Theresias (1. Schlesischer Krieg) |
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1742 |
durch das ihr aufgezwungene militärische Engagement in Schlesien und durch Zweifel an ihrem Erbfolgerecht geschwächt, kann Maria Theresia, die Tochter des verstorbenen Kaisers Karl VI. und Erzherzogin von Österreich, es nicht verhindern, daß der wittelsbachische Herzog von Bayern zum Kaiser gewählt wird: erstmals seit über 300 Jahren hat eine andere Dynastie als das Haus Habsburg den deutschen Thron inne |
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1744/45 |
im 2. Schlesischen Krieg verteidigt Friedrich seine Eroberung Schlesiens |
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1756 bis 1763 |
„Siebenjähriger Krieg“: ohne Vorwarnung marschiert Friedrich II. in Sachsen ein, um der drohenden Beteiligung des sächsischen Kurfürsten an einer gegen Preußen gerichteten Kriegskoalition Frankreichs und Österreichs zuvorzukommen; Schweden und Rußland schließen sich dem Bündnis gegen Preußen an; Friedrich hat nur England, das auf diese Weise die kolonialen Interessen Frankreichs in Amerika bekämpfen will, auf seiner Seite; als 1761 russische Truppen in Berlin stehen, befindet sich der preußische Staat am Abgrund; nur der Tod der Zarin Elisabeth, der den (später von seiner Frau Katharina ermordeten) preußenfreundlichen Peter III. auf den russischen Thron bringt, verhindert seine völlige Niederlage; so geht dieser erste „Weltkrieg“ unentschieden aus |
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seit 1772 |
wird, nach einer Hungersnot, auf Befehl Friedrichs des Großen die aus Amerika eingeführte Kartoffel angebaut |
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1780 |
mit dem Regierungsantritt Josephs II., der selber den Freimaurern angehört, hält die Aufklärung auch in Österreich Einzug: der Kaiser erläßt für seine Erblande ein „Toleranz-Patent“ für nichtkatholische Christen |
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1785 |
schließen sich auf Initiative Friedrichs des Großen die wichtigsten Landesfürsten zum „Fürstenbund“, um zu verhindern, daß die Habsburger den kinderlosen Herzog von Bayern, Karl Theodor, beerben können - wogegen Friedrich schon 1778/79 durch den „Bayerischen Erbfolgekrieg“ („Kartoffelkrieg“) eingeschritten war; der Bund löst sich 1790 auf, als es heißt, gemeinsam gegen das revolutionäre Frankreich vorzugehen |
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1789 |
unter dem Eindruck der französischen Revolution kommt es auch in der Pfalz, in Baden und im Rheinland zu bürgerlichen Unruhen |
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1790 |
Kaiser Joseph II. stirbt, ohne daß alle seine Reformpläne bereits verwirklicht wären: immerhin sind aber die meisten kirchlichen Orden aufgelöst, die Juden rechtlich besser gestellt, die Foltern abgeschafft und die Bauern aus der Leibeigenschaft befreit worden; der Plan, die Vorrechte des Adels empfindlich zu beschneiden, ist am Widerstand der Reichsstände gescheitert |
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1793 |
nach der Ermordung des französischen Königs Ludwigs XVI. und seiner Frau Marie Antoinette, einer Schwester Kaiser Leopolds II., durch die Jakobiner bildet sich eine europaweite Koalition gegen Frankreich; auf die ersten militärischen Eingreifversuche Österreichs und Preußens reagieren die Franzosen, indem sie in die Offensive gehen: sie besetzen die österreichischen Niederlande (heutiges Belgien) und einige linksrheinische Reichsgebiete |
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1795 |
Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. schließt einen Separatfrieden („Frieden von Basel“) mit Frankreich, so daß Österreich nunmehr mit dem angefangenen Kampf alleingelassen ist |
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1797 |
auch Österreich muß sich vorläufig geschlagen geben und den „Frieden von Campoformio“ eingehen, mit dem es die Niederlande, Teile Oberitaliens und den Breisgau an Frankreich verliert; zum Ausgleich erhält der Kaiser das Gebiet der ehemaligen Republik Venedig, deren Freiheit der Feldherr Napoleon Bonaparte soeben vernichtet hat |
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1801 |
nach weiteren Niederlagen muß das Deutsche Reich im „Frieden von Lunéville“ auf sämtliche linksrheinische Gebiete verzichten |
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1803 |
„Reichsdeputationshauptschluß“: um die ihrer linksrheinischen Besitzungen beraubten weltlichen Fürsten zu entschädigen, wird die Reichsunmittelbarkeit fast aller geistlichen Territorien und vieler freier Reichsstädte aufgehoben, ihre Gebiete werden zumeist Preußen und den süddeutschen Landesfürsten zugeschlagen; der Beschluß kommt unter maßgeblicher Beteiligung Napoleons zustande, und um sich die Treue der Nutznießer und Kollaborateure weiter zu sichern, sorgte er auch dafür, daß Bayern und Württemberg zu Königreichen, Baden zum Großherzogtum erhoben wird |
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1805 |
Österreich wird von Napoleon endgültig besiegt und muß im diktierten „Frieden von Preßburg“ Gebiete an Bayern abgeben; der Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches“ ist gezwungen, der Heirat seiner Tochter mit dem selbsternannten „Kaiser der Franzosen“ zuzustimmen |
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1806 (Juli) |
aus 16 west- und süddeutschen Teilstaaten bildet sich der „Rheinbund“; die Mitglieder sagen sich von Kaiser und Reich los, unterstellen sich Napoleons Protektorat und verpflichten sich, Hilfstruppen für die napoleonischen Kriege zur Verfügung zu stellen |
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1806 (6. August) |
Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation: Kaiser Franz II. legt die Krone nieder und erklärt das Reich für aufgelöst |
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1806 Oktober |
Preußen nimmt allein den Kampf gegen Frankreich wieder auf, wird aber bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen; Brandenburg-Preußen wird von französischen Truppen besetzt, der preußische Königshof in das unbesetzte Memel (Litauen) verlegt; um den Staat vor der Auflösung zu bewahren, läßt der König "Ruhe als erste Bürgerpflicht" verkünden |
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1807 Juli |
im "Frieden von Tilsit" verzichtet Preußen auf sämtliche Gebiete westlich der Elbe, behält dafür pro forma seine staatliche Souveränität (auf Druck des Zaren, der außer England als einziger noch nicht von Napoleon besiegt ist); Preußen wird teilweise besetzt und muß Frankreich unerträgliche Tribute leisten |
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1807 |
Reichsfreiherr Karl vom Stein wird zum leitenden Minister des preußischen Rumpfstaates ernannt und beginnt sofort mit der Umsetzung seiner schon früher ausgearbeiteten Reformpläne: Verwaltungsreform, Neuordnung des Militärwesens, Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft |
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1807/08 |
der Philosoph Johann Gottlieb Fichte richtet in seinen Berliner Vorlesungen "Reden an die deutsche Nation": Forderung nach einem freiheitlichen und selbständigen deutschen Nationalstaat |
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1808 |
Freiherr vom Stein wird auf französischen Druck hin entlassen, nachdem die Polizei einen Brief abgefangen hat, in dem er Pläne für den Widerstand gegen die französische Herrschaft entworfen hat |
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1809 |
Gründung der "Friedrich-Wilhelm-Universität" - Wilhelm von Humboldt wird ihr erster Rektor (deshalb heute Humboldt-Universität) |
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1809/10 |
unter seinem leitenden Minister Graf Stadion versucht Österreich erfolglos, sich militärisch von der französischen Herrschaft zu befreien; der Tiroler Anführer des Freiheitskampfes, Andreas Hofer, wird in Mantua auf Befehl Napoleons hingerichtet |
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1812 |
nach dem Beginn von Napoleons Rußland-Feldzug beruft Zar Alexander I. den Freiherrn vom Stein als politischen Berater; dieser holt seinerseits den Schriftsteller Ernst Moritz Arndt als Propagandisten zur Vorbereitung der Befreiung Deutschlands zu sich nach St. Petersburg |
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1812 Dezember |
der Befehlshaber des preußischen Hilfskorps Napoleons in Rußland, Graf Yorck von Wartenburg, erklärt seine Truppen zunächst für neutral, stellt sich dann auf die russische Seite und ruft gemeinsam mit Stein zur allgemeinen Bewaffnung und zum Volkskrieg gegen die Franzosen auf |
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1813 März |
König Friedrich Wilhelm III. segnet General Yorcks Eigenmächtigkeit im nachhinein ab und erläßt den Aufruf "An mein Volk", das Fanal zum bedingungslosen Kampf gegen die napoleonische Tyrannei |
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1813 August |
Österreich schließt sich der preußisch-russischen Koalition gegen Frankreich an |
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1813 Oktober (1) |
Bayern verläßt den Rheinbund und tritt an die Seite Rußlands, Preußens und Österreichs |
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1813 Oktober (2) |
nachdem russische und preußische Verbände die Franzosen aus Rußland vertrieben haben, stehen sich am 16. Oktober in Sachsen eine Armee der Alliierten mit 205.000 Mann und ein französisches Heer von 190.000 Mann gegenüber: in der "Völkerschlacht bei Leipzig" wird Napoleon in dreitägigem Kampf geschlagen und flieht nach Frankreich |
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1814 März |
preußische, russische, österreichische und englische Truppen marschieren in Paris ein und vollenden die Befreiungskriege; Napoleon wird zunächst auf die Insel Elba, nach einem weiteren Anschlag gegen den Frieden nach St. Helena verbannt |
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1814/15 |
auf dem "Wiener Kongreß" soll unter dem Vorsitz des österreichischen Staatskanzlers Metternich die europäische Staatenwelt neu geordnet werden: gegen den Willen Preußens werden Frankreich die bis 1793 eroberten Territorien gelassen, auch sonst werden milde Friedensbedingungen zugestanden, da Alexander I. von Rußland um die Stabilität des Mächte-Gleichgewichts fürchtet; das Heilige Römische Reich wird nicht wiederbelebt, sondern nur ein loser Staatenbund aus 35 autonomen Ländern und Städten geschaffen, der "Deutsche Bund": entgegen den Versprechungen der Befreiungszeit gibt es keinen freiheitlichen Bundesstaat und auch keine Verfassungen in Preußen und Österreich; es folgt die "Restaurations"-Zeit, eine Phase der Regeneration für die alten Monarchien |
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1817 |
zur Feier des 300. Jahrestages der Reformation treffen sich 500 Studenten und Professoren auf der Wartburg bei Eisenach und demonstrieren für die nationale Einheit und Freiheit Deutschlands ("Wartburgfest") |
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1819 |
die Ermordung des reaktionären Schriftstellers August von Kotzebue durch einen fanatischen Studenten nehmen die versammelten Vertreter der Fürsten, allen voran Metternich, zum Anlaß für die "Karlsbader Beschlüsse" - Verbot von Studentenverbindungen, Überwachung des politischen Verhaltens von Professoren und Studenten, Zensur aller Zeitungen und Zeitschriften, Berufsverbote für die Publizisten Arndt, Görres, den "Turnvater" Jahn u.a. ("Demagogenverfolgung") |
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1832 |
angeregt durch die Pariser Juli-Revolution von 1830, versammeln sich etwa 30.000 Bürger, Handwerker, Arbeiter und - wiederum - Studenten und Professoren zum "Hambacher Fest" (bei Neustadt/Weinstraße): das Volk droht, Einheit und Freiheit des Vaterlandes notfalls ohne die Fürsten zu bewerkstelligen |
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1834 bis 1854 |
aufgrund von Hungersnöten, Arbeitslosigkeit und politischer Verfolgung wandern Millionen von Deutschen nach Amerika und nach Rußland aus |
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1835 |
zwischen Nürnberg und Fürth fährt die erste deutsche Eisenbahn - ein Signal für die beginnende Industrialisierung |
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1844 |
in Schlesien erheben sich 3000 Weber gegen ihre Arbeitgeber und deren Ausbeutungsmethoden; diese erste proletarische Aufstand des Frühkapitalismus wird von preußischem Militär blutig niedergeschlagen |
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1848 Februar |
Karl Marx und Friedrich Engels veröffentlichen in London das "Manifest der kommunistischen Partei" - zunächst ohne größere Beachtung |
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1848 März |
"März-Revolution": nach dem Vorbild der französischen Revolutionsunruhen vom Februar kommt es in vielen deutschen Städten zu spontanen Volksversammlungen, auf denen Presse- und Gedanken- und Vereinsfreiheit, eine Volksmiliz und ein nationales Parlament verlangt werden; in Wien finden Straßenkämpfe statt; Metternich, der verhaßte Anführer der Reaktion, flieht nach England; aus einer Großkundgebung vor dem Berliner Schloß entwickelt sich ein von der Polizei angerichtetes Blutbad und anschließend Barrikadenkämpfe; der Kaiser von Österreich und der preußische König versprechen die Einführung von Verfassungen; nach Zustimmung aller Einzelstaaten wird beschlossen, durch allgemeine, freie und gleiche Wahlen ein gesamtdeutsches Parlament in Frankfurt zu konstituieren |
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1848 Mai |
die Frankfurter Nationalversammlung (auch "Paulskirchen-Parlament" genannt) tritt erstmals zusammen; das hauptsächlich aus Bildungsbürgern bestehende "Professorenparlament" wählt den liberalen Freiherrn von Gagern zum Versammlungspräsidenten und als provisorisches Staatsoberhaupt den Erzherzog Johann von Österreich zum "Reichsverweser" |
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1849 März |
Verabschiedung einer Reichsverfassung unter Einbeziehung der zuvor beschlossenen "Grundrechte": Deutschland soll eine konstitutionelle Monarchie mit Gewaltenteilung und allen bürgerlichen Rechten, jedoch ohne adelige Standesvorrechte werden |
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1849 April |
der preußische König Friedrich Wilhelm IV. lehnt die ihm von der Volksvertretung angebotene Kaiserkrone wegen des "Ludergeruchs der Revolution" ab - das Parlament ist ratlos |
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1849 April/Mai |
um die beschlossene Reichsverfassung dennoch durchzusetzen, erheben sich in Baden, Sachsen, der Pfalz und Württemberg radikaldemokratische Aufstände, die von preußischen, österreichischen und württembergischen Truppen niedergeschlagen werden - die "48er-Revolution" ist gescheitert |
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1850 |
der Frankfurter Bundestag, das Verfassungsorgan des "Deutschen Bundes", wird wiedereröffnet |
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1858 |
König Wilhelm I., der spätere erste Kaiser des Zweiten Kaiserreichs, tritt in Preußen die Regentschaft an |
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1862 |
Fürst Otto von Bismarck wird vom König zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt |
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1863 |
Gründung des "Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins" durch Ferdinand Lassalle: die erste große Sammlung der politischen Kräfte des Proletariats und der Anfang der Sozialdemokratie |
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1864 |
"Deutsch-Dänischer Krieg": durch einen gemeinsamen Feldzug holen Preußen und Österreich die Herzogtümer Schleswig und Holstein, die sich der dänische König widerrechtlich angeeignet hatte, in den Deutschen Bund zurück und erfüllen damit eine zentrale Forderung der Revolutionäre von 1848 |
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1866 |
aus dem Streit um die Hegemonie über das eben zurückgewonnene Schleswig-Holstein entwickelt sich ein preußisch-österreichischer Krieg, bei dem das neue Königreich Italien mit Preußen im Bunde steht; Bismarck erklärt den Deutschen Bund für aufgelöst, besiegt die von Österreich aufgebotene Bundesarmee in wenigen Wochen, annektiert für Preußen Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt und gründet den "Norddeutschen Bund"; Österreich verliert Venetien an Italien |
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1867 |
die Verfassung des Norddeutschen Bundes tritt in Kraft: seine Volksvertretung, der Bundesrat, kommt durch allgemeine, gleiche und direkte Wahlen zustande; Bismarck gewinnt dadurch die Sympathie vieler Liberaler |
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1870 |
wird einer Seitenlinie des hohenzollern'schen Königshauses von Preußen die spanische Krone angetragen; Kaiser Napoleon III. von Frankreich fürchtet eine strategische Einkreisung und will die deutsche Thronkandidatur unter allen Umständen verhindern; Bismarck gibt die überzogenen Forderungen Napoleons an die Presse weiter und stellt damit Frankreich vor aller Welt diplomatisch bloß (Emser Depesche); Frankreich erklärt Preußen den Krieg |
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1870/71 |
"Deutsch-Französischer Krieg" und Gründung des Zweiten Kaiserreichs: unter der Anteilnahme ganz Deutschlands greift die preußische Armee an, nimmt den französischen Kaiser Napoleon III. gefangen und erobert Paris; nach Bismarcks Verhandlungen mit den deutschen Fürsten wird noch während des Krieges im Januar 1871 das Deutsche Reiche neugegründet und Wilhelm I. von Preußen zum Kaiser gekrönt; Bismarck setzt gegen "großdeutsche" Bestrebungen durch, daß Österreich von der Reichsgründung ausgeschlossen wird |
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1871 |
Ende des Krieges durch den Vorfrieden von Versailles (im Februar) und den Friedensschluß von Frankfurt (Mai): Frankreich muß Elsaß-Lothringen wieder an Deutschland abtreten und 5 Mrd. Francs Kriegsentschädigung zahlen |
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1871 bis 1878 |
im sogenannten "Kulturkampf" versucht Reichskanzler Bismarck, durch repressive Gesetze den politischen Katholizismus und das Jesuitentum in die Schranken zu weisen - weitgehend erfolglos, wie der beständige Zuwachs für die Abgeordneten-Fraktion der antiliberalen und reaktionären Zentrumspartei im Reichstag bis 1907 zeigt |
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1875 |
Gründung der "Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands" (SAP), die sich 1890 in "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" (SPD) umbenennt; führende Köpfe der sozialistischen Bewegung sind seit den 60er Jahren August Bebel und Karl Liebknecht |
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1878 |
beunruhigt von den Wahlerfolgen der Arbeiterpartei, läßt Bismarck den Reichstag ein Gesetz "wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" beschließen (sog. Sozialistengesetze): Verbot von sozialistischen Zeitungen und Vereinigungen (bis 1890) |
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1879 |
Abschluß des bis 1918 gültigen "Zweibunds", eines Beistandsvertrags mit Österreich-Ungarn für den Fall eines russischen Angriffs; durch den Beitritt Italiens 1882 bildet sich hier bereits die anfängliche Bündniskonstellation des ersten Weltkriegs heraus |
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1883 bis 1889 |
Einführung der weltweit fortschrittlichsten Sozialgesetze: 1883 |
Krankenversicherungen für Arbeiter (Beitragszahlung zu gleichen Teilen durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber) / 1884 |
Arbeiter-Unfallversicherung (ohne Arbeitnehmer-Anteil) / 1889 |
Renten- und Invalidenversicherung (Rentenbezug ab 70 Jahren bzw. bei Arbeitsunfähigkeit - Beiträge je zur Hälfte von Arbeitern und Unternehmern); Bismarcks Zielsetzung, die Arbeiterschaft mit dem Staat zu versöhnen und die sozialistischen Organisationen zu schwächen, erfüllt sich nur zum Teil |
1884/85 |
Bismarck gibt seinen Widerstand gegen den Erwerb von Kolonien auf: Deutsch-Südwestafrika (Namibia), Togo, Kamerun, später auch Deutsch-Ostafrika (Tansania) und einige Atolle in der Südsee werden zu "Schutzgebieten" des Reiches erklärt |
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1888 |
"Dreikaiserjahr": Tod Kaiser Wilhelms I. ; sein Sohn und Nachfolger, Friedrich III., stirbt nach drei Monaten ebenfalls; Thronbesteigung des 29-jährigen Kaisers Wilhelm II. |
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1890 |
Bismarck sieht sich durch politische Unstimmigkeiten mit dem neuen Kaiser, der nicht wie sein Großvater dem Kanzler das Regieren überlassen, sondern selber die Leitlinien der Politik festlegen will, veranlaßt, sein Rücktrittsgesuch einzureichen - mit seiner Entlassung am 20. März endet die Ära des "Eisernen Kanzlers" |
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1897 |
das chinesische Kiautschou-Gebiet wird deutsche Kolonie (Pachtvertrag auf 99 Jahre); binnen 17 Jahren bauen deutsche Kaufleute, Beamte und Marineoffiziere den Hafen Tsingtau zu einer Handelsstadt mit vorbildlicher Infrastruktur aus - 1914 übernehmen die Japaner Tsingtau |
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seit 1898 |
auf Betreiben des Kaisers und seines Admirals Alfred von Tirpitz Erlaß einer Reihe von Flottengesetzen und Bau vieler neuer Schiffe zur Verstärkung der Marine, welche den Überseehandel besser schützen soll - Deutschland tritt als Seemacht in Konkurrenz zum englischen Kolonial-Weltreich |
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1900 |
das bis heute in weiten Teilen gültige "Bürgerliche Gesetz-Buch" (BGB), das erste einheitliche Zivilrecht für ganz Deutschland, wird eingeführt |
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1908 |
Annexion der ehemals türkisch Besetzten Gebiete Bosnien und Herzegowina durch Österreich-Ungarn |
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1914 (28. Juni) |
Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau während eines Besuchs in Sarajewo durch einen serbischen Terroristen |
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1914 |
"Julikrise": die österreichische Regierung verlangt von Serbien die Auslieferung des Attentäters und die Verfolgung seiner Hintermänner in Serbien; die serbische Regierung erfüllt die ultimativen Forderungen Österreichs nur teilweise, und nach einer Beistandszusage Kaiser Wilhelms II. erfolgt am 28. Juli die Kriegserklärung Wiens an Belgrad |
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1914 (Juli/August) |
eine aus dem Bündnissystem resultierende Kettenreaktion führt zum ersten Weltkrieg: Rußland, auf serbischer Seite stehend, erklärt Österreich den Krieg, daraufhin mobilisiert das Deutsche Reich gegen Rußland und seinen Verbündeten Frankreich, marschiert in Belgien ein, womit auch für England der Bündnisfall eintritt; die englische Kriegserklärung an Deutschland erfolgt am 4. August; Kaiser Wilhelm II. ruft die Deutschen zum Kriege; alle Parteien im Reichstag einschließlich der Sozialdemokratie stimmen den Vorschlägen der Regierung zur Finanzierung des bevorstehenden Krieges zu |
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1914/15 |
der deutsche Angriff im Westen fährt sich in der Marne-Schlacht und bei Verdun zu einem Stellungskrieg gegen die englisch-französischen Truppen fest; im Osten schlägt General Paul von Hindenburg bei Tannenberg und in mehreren anderen Schlachten die russischen Armeen |
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1915 |
im Seekrieg gegen England versenkt ein deutsches U-Boot den Passagierdampfer "Lusitania", wobei auch 120 amerikanische Staatsbürger sterben |
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1916 (November) |
Tod Kaiser Franz Josephs von Österreich, des ältesten Monarchen in Europa (Kaiser seit 1848) |
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1916 (Dezember) |
Deutschland und seine Verbündeten unterbreiten den Entente-Mächten Großbritannien und Frankreich durch Vermittlung der USA ein Friedensangebot ohne nähere Bedingungen, das aber abgelehnt wird |
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1917 |
nach einer Phase der Zurückhaltung nimmt die deutsche Marine den U-Boot-Krieg im Atlantik wieder auf - da immer wieder auch der englisch-amerikanische Zivilverkehr davon betroffen ist, treten die USA auf der Seite der Westalliierten in den Krieg gegen Deutschland ein |
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1918 (März) |
unter dem Druck völliger Erschöpfung und der inneren revolutionären Vorgänge seit dem Oktober 1917 zieht Rußland sich durch den "Frieden von Brest-Litowsk" aus dem Krieg zurück; Lenin muß große Gebiete in Osteuropa abtreten bzw. in die Unabhängigkeit entlassen |
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1918 (September) |
nach dem Scheitern der "Frühjahrsoffensive" in Frankreich und dem Vorrücken alliierter Truppen seit Juli/August gesteht Generalstabschef Ludendorff ein, daß der Krieg für Deutschland nicht mehr zu gewinnen sei |
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1918 (Oktober) |
Waffenstillstandsangebot des neuen Reichskanzlers Max von Baden an die Alliierten, in dem er sich auf den 14-Punkte-Friedensplan des amerikanischen Präsidenten Wilson beruft |
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1918 (November) |
das Ende des Wilhelminischen Kaiserreichs: Meuterei von Matrosen in Wilhelmshaven und anderen Kriegshäfen; zusammen mit aufständischen Arbeitern werden von den Meuterern "Arbeiter- und Soldatenräte" gebildet - der Bolschewismus droht von Rußland auf Deutschland überzuspringen; unter dem Eindruck der allgemeinen Kriegsmüdigkeit und der revolutionären Volksstimmung tritt Prinz Max von Baden zurück, der Kaiser dankt am 9. November ab und geht nach Holland ins Exil |
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1918 (9. November) |
Ausrufung der Republik: am Tag der Abdankung Kaiser Wilhelms II. ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann in Berlin die "Deutsche Republik" aus; die 1916 als Abspaltung von der SPD entstandenen kommunistischen "Spartakisten" Karl Liebknechts versucht durch eine zweite Republik-Verkündung, den Zusammenbruch der Monarchie für die Eröffnung der Revolution auszunutzen |
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1919 (22. Juni) |
in Weimar beschließt die Nationalversammlung die neue Verfassung (daher der Name "Weimarer Republik") |
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1919 (28. Juni) |
"Versailler Friedensvertrag": angesichts der Drohung der Alliierten, den Krieg erneut zu eröffnen und nach Deutschland einzumarschieren, sieht die SPD-Regierung sich gezwungen, das von den Siegern allein ausgehandelte und den Deutschen ohne Mitspracherecht diktierte Vertragswerk zu unterzeichnen; die erpreßte Annahme des Versailler Diktats belastet die Republik und ihre Akzeptanz in der Bevölkerung von Anfang an schwer; die Hauptbestimmungen lauten: 1. der Kaiser sowie mehrere Generäle und Politiker sollen als "Kriegsverbrecher" ausgeliefert werden / 2. Deutschland muß rund 70.000 km² Territorium abtreten, hauptsächlich an Polen, Frankreich und Belgien / 3. die deutsche Stadt Danzig wird unter Völkerbundsmandat gestellt und damit polnischem Einfluß ausgeliefert / 4. alle deutschen Kolonien müssen an die Siegermächte abgegeben werden / 5. sämtliches Kriegsmaterial ist an die Alliierten auszuliefern / 6. die künftige deutsche Armee bleibt auf ein Berufsheer von 100.000 Mann beschränkt / 7. alle alliierten Kriegsgefangenen müssen von Deutschland sofort freigelassen werden, während die deutschen Gefangenen erst später heimkehren dürfen / 8. große Teile des deutschen Rheinlandes sollten auf unbestimmte Zeit von französischen und englischen Truppen besetzt bleiben / 9. Deutschland (und seinen Verbündeten) wird die alleinige Kriegsschuld zugewiesen, mit der Konsequenz, daß es Reparationszahlungen in Höhe von 269 Milliarden Goldmark in 42 Jahresraten zu zahlen haben würde (1921 revidiert: 132 Mrd.) / 10. Österreich muß Südtirol an Italien abtreten und darf sich nicht mehr an das Deutsche Reich anschließen; die Donaumonarchie wird zerstückelt und in autonome Kleinstaaten aufgelöst |
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1918 (9. November) |
Ausrufung der Republik: am Tag der Abdankung Kaiser Wilhelms II. ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann in Berlin die "Deutsche Republik" aus; die 1916 als Abspaltung von der SPD entstandenen kommunistischen "Spartakisten" Karl Liebknechts versucht durch eine zweite Republik-Verkündung, den Zusammenbruch der Monarchie für die Eröffnung der Revolution auszunutzen |
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1918 (11. November) |
Besiegelung des Waffenstillstands an allen Fronten - der Krieg ist beendet |
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1918 (Dezember) |
der neue Reichskanzler Friedrich Ebert (SPD) läßt die Arbeiter- und Soldatenaufstände in Berlin durch Truppen der Reichswehr gewaltsam beenden; bei weiteren revolutionären Unruhen im Januar 1919 werden die Spartakusbund-Führer Liebknecht und Rosa Luxemburg von Freikorps-Offizieren verhaftet und in der Gefangenschaft getötet |
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1919 (Januar) |
Wahl zur Nationalversammlung, erstmals in der deutschen Geschichte unter Beteiligung der Frauen: die SPD wird stärkste Partei und kann zusammen mit dem katholischen Zentrum und der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) die Regierung bilden |
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1919 (Februar) |
Wahl Friedrich Eberts zum ersten Reichspräsidenten |
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1919 (28. Juni) |
"Versailler Friedensvertrag": angesichts der Drohung der Alliierten, den Krieg erneut zu eröffnen und nach Deutschland einzumarschieren, sieht die SPD-Regierung sich gezwungen, das von den Siegern allein ausgehandelte und den Deutschen ohne Mitspracherecht diktierte Vertragswerk zu unterzeichnen; die erpreßte Annahme des Versailler Diktats belastet die Republik und ihre Akzeptanz in der Bevölkerung von Anfang an schwer; die Hauptbestimmungen lauten: 1. der Kaiser sowie mehrere Generäle und Politiker sollen als "Kriegsverbrecher" ausgeliefert werden / 2. Deutschland muß rund 70.000 km² Territorium abtreten, hauptsächlich an Polen, Frankreich und Belgien / 3. die deutsche Stadt Danzig wird unter Völkerbundsmandat gestellt und damit polnischem Einfluß ausgeliefert / 4. alle deutschen Kolonien müssen an die Siegermächte abgegeben werden / 5. sämtliches Kriegsmaterial ist an die Alliierten auszuliefern / 6. die künftige deutsche Armee bleibt auf ein Berufsheer von 100.000 Mann beschränkt / 7. alle alliierten Kriegsgefangenen müssen von Deutschland sofort freigelassen werden, während die deutschen Gefangenen erst später heimkehren dürfen / 8. große Teile des deutschen Rheinlandes sollten auf unbestimmte Zeit von französischen und englischen Truppen besetzt bleiben / 9. Deutschland (und seinen Verbündeten) wird die alleinige Kriegsschuld zugewiesen, mit der Konsequenz, daß es Reparationszahlungen in Höhe von 269 Milliarden Goldmark in 42 Jahresraten zu zahlen haben würde (1921 revidiert: 132 Mrd.) / 10. Österreich muß Südtirol an Italien abtreten und darf sich nicht mehr an das Deutsche Reich anschließen; die Donaumonarchie wird zerstückelt und in autonome Kleinstaaten aufgelöst |
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1920 |
Kapp-Putsch: unter der Führung des ostpreußischen Politikers Kapp bildet eine Gruppe aus Reichswehroffizieren und Freikorps-Angehörigen in Berlin eine Gegenregierung; obwohl Heeresleiter General von Seeckt nicht eingreift, bricht der Putsch nach wenigen Tagen unter einem Generalstreik der Gewerkschaften und Beamten zusammen. |
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1921 |
eine Volksabstimmung ergibt, daß die Mehrheit der Bevölkerung Oberschlesiens bei Deutschland bleiben will; trotzdem wird das Gebiet geteilt und wichtige Industrieregionen mit 400.000 deutschen Einwohnern dem neuen polnischen Staat zugeschlagen |
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1922 |
Abschluß des "Rapallo-Vertrags" zwischen Deutschland und Sowjetrußland: Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen, Handelsabkommen, gegenseitiger Verzicht auf Kriegsentschädigungen |
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1922/23 |
Wirtschaftskrise und Hyper-Inflation in Deutschland (Stand 15.11.1923: 1 US-Dollar = 4200 Milliarden Mark); die Alliierten verlangen die im Versailler Diktat festgesetzten Reparationen, Deutschland ist außerstande, sie zu erbringen |
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1923 (Januar) |
Einmarsch französischer und belgischer Truppen in das Ruhrgebiet, um gewaltsam deutsche Reparationsleistungen in 'Naturalien' (Rohstoffe, Industrieprodukte) einzutreiben; Reichskanzler Cuno fordert das Volk zu passivem Widerstand auf, England und die USA protestieren gegen das Vorgehen Frankreichs, dennoch dauert die Besatzung bis 1925 an |
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1923 (September) |
Reichskanzler Gustav Stresemann bricht den passiven Widerstand gegen die Ruhrbesetzung ab und verhängt den Ausnahmezustand; die linksradikalen Regierungen Sachsens und Thüringens sowie das monarchistische Bayern erkennen die Beschlüsse der Berliner Reichsregierung nicht an, General von Seeckt zerschlägt mit der Reichswehr die kommunistischen Aufstände |
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1923 (November) |
"Hitler-Putsch": mit der Unterstützung von Teilen der bayerischen Landesregierung und des ehemaligen Generals und Kriegshelden Ludendorff versucht Adolf Hitler, Führer der 1920 gegründeten Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NSDAP), von Bayern aus die Macht in Deutschland zu übernehmen; das Unternehmen bricht zusammen, weil von Seeckt erstmalig die Reichswehr gegen einen Putschversuch von rechts einsetzt und Hitlers "Marsch auf die Feldherrnhalle" niederschießen läßt; Hitler wird zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er als ehemaliger Soldat ein Jahr in Festungshaft absitzen muß - er nutzt die Zeit und schreibt in der Gefangenschaft sein politisches Programm nieder: "Mein Kampf" |
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1925 |
Tod Friedrich Ebert und Wahl des 78-jährigen Generalfeldmarschalls a.D. Paul von Hindenburg zum neuen Reichspräsidenten (als Kandidat der konservativen und rechten Parteien) |
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1926 |
Außenminister Stresemann schließt im schweizerischen Locarno mit den Siegermächten einen Vertrag über die Unverletzlichkeit der bestehenden Westgrenzen, erreicht aber immer noch keine Räumung des Rheinlandes von fremden Truppen; die rechte Opposition läuft Sturm gegen diese Preisgabe deutscher Gebietsansprüche |
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1928 |
Gustav Stresemann: Rede zur Reichstagswahl 1928; erster bemerkenswerter Wahlerfolg der NSDAP: die Partei erzielt 2,6% und zieht mit 12 Abgeordneten in den Reichstag ein |
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1929 |
der "schwarze Freitag" und die darauffolgende Wirtschaftskrise treffen auch Deutschland schwer: viele Firmen und Banken brechen zusammen, die Arbeitslosigkeit steigt von 1,6 Millionen bis 1931 auf 4,3 Millionen, bis Anfang 1933 auf über 6 Millionen an; mit der Annahme des "Young-Plans" durch Stresemann werden die deutschen Reparationen auf 115 Mrd. Mark 59 Jahresraten festgelegt, im Gegenzug soll das Rheinland bis 1930 von den Alliierten freigegeben werden |
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1929 (Oktober) |
Tod Gustav Stresemanns |
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1930 (März) |
Präsident von Hindenburg ernennt auf Grund seiner herausragenden verfassungsmäßigen Stellung den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning zum Reichskanzler, ob wohl dieser sich nicht auf eine Mehrheit im Parlament stützen kann; Brüning regiert mit Hindenburgs präsidialer Macht im Rücken, das Parlament jederzeit auflösen zu können, durch Notverordnungen, d.h. ohne bzw. gegen den Reichstag |
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1930 (September) |
bei der Reichstagswahl wächst die Zahl der NSDAP-Abgeordneten von 12 auf 107 (18,3%) an, die der Kommunisten von 54 auf 77 (13,1%) - noch haben die demokratischen Parteien zusammen eine überwältigende Mehrheit im Volk; ungeachtet des Wahlausgangs läßt Hindenburg den Kanzler Brüning weiter regieren; Paul von Hindenburg: Radioansprache zur Reichspräsidentenwahl |
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1932 (April) |
Paul von Hindenburg wird als Reichspräsident für weitere 7 Jahre wiedergewählt, diesmal als Kandidat der SPD und der demokratischen Parteien gegen Hitler, den Kandidaten der deutschnationalen Parteien, und den kommunistischen Anwärter Ernst Thälmann; Kurt Schumacher (SPD) hält im Reichstag eine Rede gegen die Nazis, die ihn später für zehn Jahre ins Konzentrationslager bringen wird |
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1932 (Mai) |
nach einer Vertrauenskrise wird Brüning vom Reichspräsidenten entlassen und der rechtskonservative Zentrums-Abgeordnete Franz von Papen mit dem Amt des Reichskanzlers betraut |
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1932 (Juli bis November) |
die Reichstagswahl bringt das bislang höchste Ergebnis für Hitlers NSDAP, die zur stärksten Partei wird: 230 Abgeordnete (37,8%) - Hermann Göring als Vertreter der größten Fraktion wird Parlamentspräsident; Hitler fordert von Hindenburg den Regierungsauftrag, wird aber schroff abgewiesen; von Papen regiert weiter, doch erleidet er im September eine verheerende Niederlage in einer Vertrauensabstimmung, woraufhin der Präsident den Reichstag sofort auflöst, damit von Papen im Amt bleiben kann; von Papen versucht Hindenburg zu überreden, überhaupt nicht mehr neu wählen zu lassen, doch der Präsident lehnt den Verfassungsbruch ab; bei der Neuwahl im November verliert Hitler 4 Millionen Stimmen, die NSDAP bleibt dennoch stärkste Partei mit 196 Abgeordneten (33,1%) |
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1932 (Dezember) |
nach dem endgültigen Scheitern von Papens ernennt Hindenburg den parteilosen General Kurt von Schleicher zum Reichskanzler, der das Ziel verfolgt, den Nationalsozialisten durch ein massenhaftes Arbeitsbeschaffungsprogramm den Wind aus den Segeln zu nehmen oder sie zu spalten |
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1933 (30. Januar) |
Hitlers "Machtergreifung": nachdem Hindenburg sich durch Franz von Papen und andere von der 'Gefährlichkeit' der Pläne Schleichers hat überzeugen lassen, verweigert er seinem Kanzler eine erneute Reichstags-Auflösung und entscheidet sich für die scheinbar letzte noch verbliebene Möglichkeit einer stabilen Regierungsbildung - er beruft ` Adolf Hitler zum Reichskanzler; Hitler bildet mit Franz von Papen als Vizekanzler ein Kabinett der "nationalen Einigung", dem zunächst außer dem Kanzler selber nur zwei Nationalsozialisten, Hermann Göring und Wilhelm Frick, außerdem mehrere Minister von der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP) und Parteilose angehören; verabredungsgemäß löst der Reichspräsident das Parlament auf, um einige von Hitler gewünschte Notverordnungen über die Gleichschaltung der Länder mit dem Reich zu erlassen und den Weg für Neuwahlen freizumachen |
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1933 (Februar) |
eine Woche vor der Parlamentswahl setzt der niederländische Anarchist Marinus van der Lubbe das Berliner Reichstagsgebäude in Brand, beschwört damit Befürchtungen weiterer kommunistischer Aufstandsversuche herauf und gibt Hitler die Gelegenheit zu Maßregeln gegen die Oppositionsparteien |
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1933 (5. März) |
in der letzten freien Wahl bis 1949 erreicht die NSDAP wiederum keine absolute Mehrheit, sondern ist mit ihren 43,9% auf die 8% der Stimmen für die DNVP angewiesen |
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1933 (20. März) |
nahe Dachau läßt der SS-Führer und bayerische Polizeichef Himmler das erste "Konzentrationslager" einrichten, ein Freiluftgefängnis, das zunächst hauptsächlich für die vielen bereits verhafteten und noch festzunehmenden Kommunisten und Sozialdemokraten bestimmt war |
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1933 (23. März) |
der Reichstag verabschiedet geschlossen, mit Ausnahme der 94 anwesenden SPD-Abgeordneten, das "Ermächtigungsgesetz", mit dem sich das Parlament selbst entmachtet und der Regierung Hitler Gesetzgebungsvollmacht erteilt |
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seit Mai 1933 |
Liquidation sämtlicher Parteien außer der NSDAP: KPD und SPD werden verboten, die übrigen lösen sich - teilweise unter Zwang - selbst auf, die Neugründung von Parteien wird als "hochverräterisch" verboten; die Gewerkschaften werden zur "Deutschen Arbeitsfront" (DAF) zusammengefaßt (1934); der 1. Mai wird als "Tag der nationalen Arbeit" gesetzlicher Feiertag, womit Hitler eine langjährige Forderung der politischen Linken erfüllt |
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1933 (Dezember) |
die NSDAP wird per Gesetz zur Staatspartei mit amtlichen Funktionen erklärt |
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1945 (September) |
in der amerikanischen Zone werden die Länder Bayern, Hessen und Württemberg-Baden konstituiert; in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) werden Großgrundbesitzer enteignet; Rede Walter Ulbrichts zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands |
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1946 (März) |
der frühere Kölner Oberbürgerbürgermeister Konrad Adenauer zum Vorsitzenden der neu gegründeten Christlich-demokratischen Union (CDU) in der britischen Besatzungszone gewählt |
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1946 (April) |
die SPD in der sowjetischen Zone wird gezwungen, sich mit der kommunistischen Partei (KPD) zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zu vereinigen |
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1946 (Mai) |
Kurt Schumacher, der 10 Jahre im Konzentrationslager überlebt hat, zum Vorsitzenden der SPD in den Westzonen gewählt |
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1946 (August) |
in der britischen Zone werden die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gebildet |
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1946 (Oktober) |
Urteilsverkündung am Ende des ersten "Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesses": die meisten Angeklagten werden zum Tod durch Erhängen verurteilt, einige erhalten langjährige Gefängnisstrafen, drei werden freigesprochen, obwohl die sowjetischen Ankläger ausnahmslos für alle die Todesstrafe gefordert haben; die deutsche Bevölkerung betrachtet den Prozeß nicht ganz zu Unrecht als "Siegerjustiz", weil die Rechtsgrundlagen erst nach den "Taten" konstruiert werden und gleiche Kriegsverbrechen, wie sie den Angeklagten vorgeworfen werden, bei den Siegern, insbesondere den Russen, nicht zur Sprache gebracht werden dürfen / Die Urteile vom 1. Oktober 1946 im ersten Nürnberger Prozeß: Hermann Göring --> Reichsmarschall --> Todesstrafe / Rudolf Heß --> Vizekanzler --> lebenslänglich / Joachim von Ribbentrop --> Außenminister --> Todesstrafe / Wilhelm Keitel --> General --> Todesstrafe / Ernst Kaltenbrunner --> Chef der Sicherheitspolizei --> Todesstrafe / Alfred Rosenberg --> NS-Parteiideologe --> Todesstrafe / Hans Frank --> Generalgouverneur in Polen --> Todesstrafe / Wilhelm Frick --> Innenminister --> Todesstrafe / Julius Streicher --> "Stürmer"-Herausgeber --> Todesstrafe / Walter Funk --> Reichsbankpräsident --> lebenslänglich / Hjalmar Schacht --> Reichsbankpräsident bis 1939 --> nicht schuldig / Karl Dönitz --> Admiral, Reichspräsident 1945 --> 10 Jahre / Erich Raeder --> Admiral --> lebenslänglich / Baldur von Schirach --> Reichsjugendführer --> 20 Jahre / Fritz Sauckel --> Zwangsarbeit-Organisator --> Todesstrafe / Alfred Jodl --> General --> Todesstrafe / Franz von Papen --> Vizekanzler bis 1934 --> nicht schuldig / Arthur Seyß-Inquart --> Reichsstatthalter in Wien --> Todesstrafe / Albert Speer --> Rüstungsminister --> 20 Jahre / Konstantin von Neurath --> Außenminister bis 1938 --> 15 Jahre / Hans Fritzsche --> Wochenschau-Sprecher --> nicht schuldig / Martin Bormann --> Reichskanzlei-Chef --> Todesstrafe |
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1946 (Dezember) |
gegen den Protest der französischen und russischen Kontrollratsmitglieder werden die amerikanische und die britische Besatzungszone zu einer "Bi-Zone" vereinigt |
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1947 (Februar) |
die CDU beschließt ihr "Ahlener Programm" mit deutlich sozialistischen Tendenzen, die später unter dem maßgeblichen Einfluß Adenauers korrigiert werden |
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1948 (5. Juni) |
der "Marshall-Plan": der amerikanische Außenminister Marshall verkündet ein umfassendes Hilfsprogramm zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands und Europas; mit Hilfe privater Initiativen kommen amerikanische "Care"-Pakete mit Lebensmitteln für die hungernde Bevölkerung nach Deutschland |
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1948 (16.-26. Juni) |
erster Höhepunkt des "kalten Krieges" zwischen den Westmächten und der Sowjetunion: nach dem Auszug aus dem alliierten Kontrollrat verlassen die Sowjets nun auch die Berliner Stadtkommandantur und verhängen eine Blockade um West-Berlin; da die Bevölkerung auf dem Landweg nicht mehr versorgt werden kann, richten Amerikaner und Engländer mit Transport-Flugzeugen eine "Luftbrücke" von Westdeutschland nach Berlin ein: bis Mai 1949 werden mit ca. 200.000 Flügen rund 1,5 Millionen Tonnen Güter in die eingeschlossene Stadt gebracht |
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1948 (20. Juni) |
Währungsreform in den Westzonen, Gründung der "Bank deutscher Länder" |
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1949 (4. April) |
Gründung des Nordatlantik-Pakts (NATO) in Washington |
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1949 (8. April) |
die französische Militärverwaltung gibt ihre Obstruktionspolitik teilweise auf und gliedert die frz. Zone der britisch-amerikanischen Bi-Zone an (damit "Tri-Zone") |
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1949 (8. Mai) |
der seit September 1948 in Bonn tagende "Parlamentarische Rat" beschließt die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und die Annahme eines freiheitlich-demokratischen Grundgesetzes in den drei westlichen Besatzungszonen |
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1949 (23. Mai) |
Verkündung des Grundgesetzes (Staatsgründung der Bundesrepublik) durch Konrad Adenauer, den Vorsitzenden des Parlamentarischen Rates |
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1949 (September) |
nach der Wahl im August treten Bundesrat und Bundestag zum ersten Mal zusammen; Theodor Heuss wird zum ersten Bundespräsidenten, Konrad Adenauer zum Bundeskanzler der Republik gewählt; mit Rücksicht auf das hohe Alter Adenauers, der in Rhöndorf bei Bonn wohnt, wird Bonn Hauptstadt; Antrittsrede von Bundespräsident Theodor Heuss; Neujahrsansprache des Wirtschaftsministers und Vizekanzlers Ludwig Erhard |
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1949 (Oktober) |
Gründung der "Deutschen demokratischen Republik" ("DDR") in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ); SED-Generalsekretär Walter Ulbricht wird erster Staatschef (bis 1971) |
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1950 |
Rede des SPD-Vorsitzenden Schumacher über die Rolle der Sozialdemokratie in der Weimarer Republik; Rede von Bundeskanzler Adenauer zur Einbindung der Bundesrepublik in die westliche Verteidigungsgemeinschaft |
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1952 |
Verbot der "Sozialistischen Reichspartei" (SRP), einer Sammlungsbewegung ehemaliger Nationalsozialisten |
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1952 (Mai) |
"Deutschlandvertrag": das Besatzungsstatut, das die Alliierten verhängt hatten, wird aufgehoben; Ende der Demontage deutscher Industrieanlagen und Beginn des industriellen Wiederaufbaus in Westdeutschland |
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1952 (August) |
Tod des SPD-Vorsitzenden und Oppositionsführers Kurt Schumacher, der Adenauers Kurs der Westintegration abgelehnt hatte, weil er befürchtete, dadurch werde eine deutsche Wiedervereinigung auf lange Sicht unmöglich; Rede des CSU-Abgeordneten Franz-Josef Strauß zur Westintegration; Rede des "DDR"-Bonzen Wilhelm Pieck zur Anlehnung an die Sowjetunion |
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1953 (März) |
Tod des sowjetischen Diktators Josef Stalin; Nachfolger als Parteichef wird Nikita Chruschtschow, der sich im Laufe der 50er Jahre zaghaft von den schlimmsten Auswüchsen des Stalinismus distanziert |
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1953 (17. Juni) |
Volksaufstand gegen die kommunistische Diktatur in der "DDR": provoziert durch eine Erhöhung der Arbeitsnormen, schlechte Lebensmittelversorgung und willkürliche Verhaftungen, treten Berliner Bauarbeiter in einen Streik; in 250 Orten erheben sich daraufhin Bürger gegen die Regierung, es werden wirtschaftliche Reformen und freie Wahlen gefordert; die SED-Führung bringt die Lage nicht unter Kontrolle und läßt den Aufstand von sowjetischen Truppen niederschlagen; obwohl erfolglos, trug die Rebellion der "DDR"-Bevölkerung den Ruhm ein, als erstes Volk des Ostblocks einen Befreiungsversuch unternommen zu haben; zum Gedenken daran wurde der 17. Juni in Westdeutschland zum Nationalfeiertag erklärt |
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1954 |
Deutschland (West) wird Fußball-Weltmeister durch Sieg über Ungarn im Endspiel; Radio-Kommentar zum Sieg der deutschen Mannschaft im WM-Finale von Bern |
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1954 (Oktober) |
Pariser Verträge: Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur NATO, damit verbunden Gründung der Bundeswehr als Wehrpflichtigen-Armee und Wiederaufrüstung (ab November 1955); der Ostblock reagiert auf den militärischen Zusammenschluß Westeuropas, indem im Mai 1955 der "Warschauer Pakt" der sowjetischen Satellitenstaaten Osteuropas unterzeichnet wird; Rede des späteren Bundespräsidenten Heinemann gegen die Wiederaufrüstungspoltik der Bundesregierung |
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1955 (September) |
Staatsbesuch von Bundeskanzler Adenauer in Moskau: Vereinbarung über die Rückführung der letzten überlebenden deutschen Soldaten und Zwangsarbeiter aus sowjetischer Gefangenschaft |
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1956 |
Verbot der kommunistischen KPD in Westdeutschland wegen Verfassungsfeindlichkeit |
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1956 (Oktober) |
Volksaufstand gegen die kommunistische Diktatur in Ungarn; wie 1953 in der "DDR" wird die Freiheitsbewegung von sowjetischen Panzern überrollt und niedergeschossen |
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1957 (Januar) |
Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland: zuvor hatten fast 80% der Saarländer eine Autonomie bzw. "Europäisierung" und weit über 90% eine Annexion durch Frankreich abgelehnt |
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1957 (März) |
Römische Verträge: Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, später EG, dann EU); die 6 Gründerstaaten sind Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg |
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1958 (Oktober) |
Chruschtschows Berlin-Ultimatum: unter dem Vorwand, auf eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Teilstaaten hinarbeiten zu wollen, verlangt die sowjetische Regierung den Rückzug der Westalliierten aus Berlin; die Frage wird 1959 auf einer Konferenz in Genf zunächst beigelegt, der Viermächtestatus bleibt für ganz Berlin erhalten |
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1959 |
im "Godesberger Programm" trennt sich die SPD nach fast 100 Jahren von der Ideologie des Marxismus |
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1959 (Juli) |
Heinrich Lübke (CDU) wird zweiter Bundespräsident; Antrittsrede von Bundespräsident Lübke |
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1960 (April) |
Abschluß der landwirtschaftlichen Zwangskollektivierung in der SBZ – alle Bauern sind de facto enteignet und gezwungen worden, sich "Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften" (LPG) anzuschließen |
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1961 (August) |
Bau der Berliner Mauer: Nachdem SED-Chef Ulbricht kurz zuvor verkündet hatte, niemand habe die Absicht, eine Mauer zu bauen, läßt er am 13. August morgens den Ostteil der Stadt abriegeln, und unter Aufsicht von Polizei und Militär wird innerhalb weniger Tage ein "antifaschistischer Schutzwall" rund um Westberlin errichtet; die gewaltsame Teilung Berlins geschieht mit Zustimmung der sowjetischen Regierung und ist – nach dem Ultimatum von 1958 – ein weiterer Versuch, den Westteil der Stadt zu neutralisieren |
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1962 (Oktober) |
Beginn der "Spiegel-Affäre": nachdem das Nachrichtenmagazin einen Artikel über die mangelhafte Einsatzbereitschaft der Bundeswehr veröffentlicht hatte, werden im Handstreich die Hamburger Redaktionsräume polizeilich durchsucht und "Spiegel"-Herausgeber Rudolf Augstein verhaftet; infolge dieses illegalen Mißbrauchs der Staatsmacht gegenüber dem wichtigsten Organ der freien Presse muß Verteidigungsminister Strauß, der den Coup offenbar veranlaßt hat, von seinem Amt zurücktreten |
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1963 (Januar) |
Bundeskanzler Adenauer und Frankreich Staatspräsident Charles de Gaulle unterzeichnen den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag; damit soll ein Schlußstrich gezogen werden unter die "Erbfeindschaft", die seit Jahrhunderten bestanden hatte und in vielen Kriegen zwischen Frankreich und Deutschland zum Ausdruck gekommen war |
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1963 (Juni) |
John F. Kennedy in Deutschland: während eines mehrtägigen Staatsbesuchs hält der amerikanische Präsident in Berlin die berühmte "Ich bin ein Berliner"-Rede; das klare Bekenntnis zum NATO-Beistand für Deutschland im Falle eines russischen Angriffs trägt sehr zur Beruhigung bei und ruft eine wahre Kennedy- und Amerika-Euphorie bei den Westdeutschen und Berlinern hervor |
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1963 (Oktober) |
Konrad Adenauer, mittlerweile 87 Jahre alt und seit 14 Jahren Bundeskanzler, tritt zurück; Nachfolger wird sein bisheriger Wirtschaftsminister Ludwig Erhard (CDU), der "Vater" des westdeutschen Wirtschaftswunders |
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1964 (1) |
ein Portugiese wird als millionster Gastarbeiter in Westdeutschland begrüßt; bis 1972 steigt die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer, die zum Wirtschaftswachstum beitragen sollen, auf über 2 Millionen |
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1964 (2) |
Gründung der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD); die neue Rechtspartei erzielt seit Mitte der 60er Jahre mehrere Erfolge bei Landtagswahlen, scheitert jedoch 1969 mit 4,9% äußerst knapp an der Fünf-Prozent-Klausel, durch welche die etablierten Parteien seit 1953 neue Gruppierungen aus den Parlamenten heraushalten wollen |
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1966 |
wirtschaftliche Rezession und Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik |
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1966 (Oktober/Dezember) |
Große Koalition: nach Wahlniederlagen der CDU und Haushaltsstreitigkeiten in der Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP ziehen sich die FDP-Minister aus der Regierung zurück; die beiden großen Volksparteien bilden gemeinsam eine neue Regierung unter dem CDU-Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger; Willy Brandt (SPD), bisher regierender Bürgermeister von Berlin, wird Vizekanzler und Außenminister; durch die erfolgreiche wirtschaftspolitische Zusammenarbeit von Finanzminister Franz Josef Strauß (CSU) und Wirtschaftsminister Karl Schiller (SPD), die sogenannte konzertierte Aktion, wird die Rezession überwunden |
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1967 (Juni) |
Staatsbesuch des Schahs von Persien in Deutschland; bei einer Protestaktion in Berlin wird der demonstrierende Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen; daraufhin eskalieren die studentischen Unruhen in mehreren westdeutschen Städten, es formiert sich die sogenannte außerparlamentarische Opposition (APO); aufgehetzt von der "Bild"-Zeitung des Axel-Springer-Verlags, verübt ein geistig verwirrter Arbeiter einen Mordanschlag gegen den marxistischen Studentenführer Rudi Dutschke; durch solche Vorfälle weiter radikalisiert, spaltet sich die studentische 68er-Bewegung zu Beginn der 70er Jahre in zwei Richtungen: Extremisten wie Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin gehen in den Untergrund, gründen die "Rote Armee Fraktion" und halten die Bundesrepublik rund 20 Jahre hindurch mit terroristischen Aktionen in Atem; die andere Seite, bestehend aus "Spaß-Revoluzzern" und Gelegenheits-Steinewerfern wie Joschka Fischer und Jürgen Trittin, schließt sich der SPD, der von der SBZ finanzierten DKP oder später den neugegründeten "Grünen" an und begibt sich auf den "langen Marsch durch die Institutionen"; vorgeblich soll so der Staat von innen her unterwandert werden, tatsächlich haben sich die meisten Alt-68er mit vielen einst bekämpften reaktionären Positionen versöhnt und zum Teil erstaunliche berufliche Karrieren gemacht, sind etwa Umwelt- und Außenminister geworden. |
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1968 (Juni) |
Einführung von Paß- und Visumszwang im innerdeutschen Reiseverkehr durch die Regierung der "DDR"; die sowjetische Besatzungszone besteht jetzt auf einer eigenen Staatsbürgerschaft und kassiert von westdeutschen Besuchern Eintrittsgeld (Zwangsumtausch von Devisen in wertlose "DDR"-Mark) |
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1969 (März) |
Gustav Heinemann (SPD) wird zum dritten Bundespräsidenten gewählt |
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1968 (August) |
Truppen des Warschau Pakts (auch der "DDR") und sowjetische Panzer schlagen in der Tschechoslowakei den Prager Frühling nieder, eine aus der kommunistischen Partei hervorgegangene Volksbewegung für Demokratie und Freiheit von der sowjetischen Herrschaft |
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1969 (September) |
Sozialliberale Koalition in Bonn: aus der Wahl geht als neue Regierung eine Koalition aus SPD und FDP, angeführt von Willy Brandt als Bundeskanzler und Walter Scheel als Außenminister, hervor; dank eines umfangreichen Reformprogramms und Brandts Ankündigung, man wolle "mehr Demokratie wagen", wird die erste SPD-Regierung seit 1930 mit großen Erwartungen und Hoffnungen begrüßt; deutschlandpolitisch will Brandt die "DDR" als eigenen Staat anerkennen, dabei jedoch nicht von der Westbindung der Bundesrepublik abrücken |
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1970 (März) |
Treffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und SBZ-Oberhaupt Willi Stoph in Erfurt, wobei Brandt von der "DDR"-Bevölkerung überschwenglich bejubelt wird – obwohl ohne konkrete politische Ergebnisse, gilt das Treffen als Ausgangspunkt der neuen Ostpolitik |
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1970 (August) |
Moskauer Vertrag: Außenminister Scheel und sein russischer Kollege Gromyko unterzeichnen ein Abkommen über gegenseitigen Gewaltverzicht und Respektierung der real existierenden Landesgrenzen; damit gibt die sozialliberale Regierung die seit 1945 unter polnischer und russischer Herrschaft stehenden ostdeutschen Gebiete völkerrechtlich preis und sanktioniert nachträglich die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Pommern, Schlesien, Ost- und Westpreußen |
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1970 (Dezember) |
Warschauer Vertrag: der Bundeskanzler erklärt auch gegenüber Polen vertraglich den Verzicht auf Rückgabe der besetzten deutschen Territorien und bestätigt die Oder-Neiße-Linie als auch künftig gültige Ostgrenze Deutschlands; insofern symbolisiert Brandts "Kniefall von Warschau" nicht nur eine Ehrung der Opfer von Krieg und Konzentrationslagern, sondern auch die Kapitulation deutscher Politik vor den von Stalin geschaffenen, von den Westalliierten gebilligten geopolitischen Tatsachen |
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1971 (Mai) |
SED-Generalsekretär Ulbricht wird vom Zentralkomitee der Partei gestürzt und an der Staatsspitze der "DDR" durch den ehemaligen Jugendführer und am Mauerbau Mitverantwortlichen Erich Honecker ersetzt |
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1971 (Dezember) |
Willy Brandt erhält für seine Ostpolitik den Friedensnobelpreis |
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1972 (April) |
nachdem mehrere FDP- und SPD-Abgeordnete wegen der Ostpolitik zur CDU/CSU-Fraktion übergewechselt sind, versucht diese im Bundestag, Willy Brandt durch konstruktives Mißtrauensvotum abzusetzen und den CDU-Vorsitzenden Rainer Barzel zum Bundeskanzler zu wählen; der Kanzlersturz scheitert, weil zwei CDU-Abgeordnete bestochen worden sind (einer von der "DDR"-Regierung, der andere vermutlich vom SPD-Fraktionschef Herbert Wehner) und deshalb mit der SPD gestimmt haben |
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1972 (Januar) |
Brandt beschließt gemeinsam mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer den "Radikalen-Erlaß": Beamtenanwärter und andere öffentliche Bedienstete werden von Verfassungsschutzorganen daraufhin überprüft, ob sie Mitglieder extremistischer Organisationen sind oder waren; die Gesinnungsschnüffelei verschärft den Widerstand von außerparlamentarischen Oppositionsgruppen gegen die bestehende Ordnung und führt unter anderem zu tödlichen Aktionen der RAF |
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1972 (Sommer) |
Olympische Spiele in München und Kiel: palästinensische Terroristen verüben einen Anschlag auf die israelische Mannschaft, wobei mehrere Sportler ermordet werden |
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1973 (Januar) |
die Europäische Gemeinschaft wird von 6 auf 9 Mitgliedsländer erweitert: Beitritt Großbritanniens, Irlands und Dänemarks |
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1973 (September) |
Bundesrepublik Deutschland und "DDR" in die Vereinten Nationen (UN) aufgenommen |
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1973 (Oktober) |
die Ölkrise, hervorgerufen durch Verknappung seitens der arabischen Förderländer und dramatische Preiserhöhung, löst die schwerste Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg aus; als neues und dauerhaftes gesellschaftliches Problem entsteht die Arbeitslosigkeit, die seither von keiner Regierung in den Griff bekommen wurde und stetig angewachsen ist |
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1973 (Dezember) |
Prager Vertrag: die Bundesregierung gesteht auch der Tschechoslowakei die Unverletzlichkeit der bestehenden Grenzen zu; Bonn nimmt diplomatische Beziehungen mit der Tschechei, Ungarn und Bulgarien auf |
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1974 (April/Mai) |
Günter Guillaume, ein enger politischer Vertrauter von Willy Brandt, wird als Spion der "DDR"-Staatssicherheit (Stasi) entlarvt; Brandt tritt als Bundeskanzler zurück, bleibt aber Parteivorsitzender der SPD; neuer Bundeskanzler wird der bisherige Finanzminister Helmut Schmidt |
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1974 |
Deutschland (West) gewinnt zum zweiten Mal eine Fußball-Weltmeisterschaft |
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1974 (Juli) |
Walter Scheel, FDP-Chef und Außenminister unter Brandt, wird vierter Bundespräsident; seine Posten in der Regierung erhält Hans-Dietrich Genscher, der im Oktober 1974 auch den Parteivorsitz von Scheel übernimmt |
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1974 (Dezember) |
Neujahrsansprache des "DDR"-Ministerpräsidenten Willi Stoph |
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1975 (Mai) |
Baader-Meinhof-Prozeß: den frühen Hauptakteuren der RAF (der sogenannten ersten Generation der Terroristen), Ulrike Meinhof, Andreas Baader und Gudrun Ensslin, wird auf dem Gelände der Stuttgarter Haftanstalt Stammheim der Prozeß gemacht; in der Folge schließen sich Sympathisanten der aktiven Terrorszene an: um ihre gefangenen "Genossen" freizupressen, nehmen sie Politiker, Botschafter und Richter als Geiseln |
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1976 |
nach jahrelangem Parteienstreit wird der Strafgesetz-Paragraph 218 liberalisiert: innerhalb der ersten 3 Monate einer Schwangerschaft darf nun abgetrieben werden, sofern eine medizinische oder soziale Indikationen seitens eines Arztes vorliegt; trotz des mageren Ergebnisses geht die Frauenbewegung aus dem Kampf um das Selbstbestimmungsrecht der Frauen gestärkt hervor: feministische Zeitschriften werden gegründet (u.a. "Emma"), Frauen sind maßgeblich an der Umweltschutzbewegung und Gründung der "Grünen" beteiligt, spielen seither allgemein eine größere politische Rolle |
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1977 |
Terrorwelle in Westdeutschland: Linksterroristen der RAF ermorden im April den Generalbundesanwalt Buback, im Juli den Bankier Jürgen Ponto; im September wird Arbeitgeberpräsident Schleyer entführt, um die Freilassung von Gesinnungsgenossen zu erzwingen; in der Absicht, die deutschen Kollegen zu unterstützen, entführt im Oktober ein palästinensisches Terrorkommando eine Lufthansa-Maschine mit über 90 Insassen; eine Einsatzgruppe des Bundesgrenzschutzes überwältigt in Mogadischu (Somalia) die Luftpiraten und befreit die Geiseln, daraufhin begehen die Häftlinge, deren Freiheit erpreßt werden sollte, im Stammheimer Gefängnis Selbstmord; der entführte Schleyer wird einen Tag später im Elsaß ermordet aufgefunden; die Überlegungen des politischen Krisenstabes, wie mit dem Terror fertigzuwerden sei, gingen im "Deutschen Herbst" so weit, die Wiedereinführung der Todesstrafe oder Sippenhaft-Maßnahmen gegen die Familien der Terroristen zu erwägen |
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1979 (Juli) |
Professor Karl Carstens (CDU) wird fünfter Bundespräsident |
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1980 (Frühjahr) |
aus verschiedenen Bürgerinitiativen, der Umweltschutzbewegung und der Protestwelle gegen die geplante atomare Nachrüstung der NATO entsteht eine neue Partei, die "Grünen"; die ebenfalls mitbegründenden ehemaligen CDU-Anhänger und rechtsorientierten "Blut und Boden"-Grünen werden bald verdrängt, nach ersten Wahlerfolgen (seit 1983 im Bundestag, bald darauf Regierungsbeteiligung in Hessen) schlägt die Partei einen zunehmend fundamentalistischen Kurs ein; erst seitdem die Grünen auch auf Bundesebene in Regierungsverantwortung eingebunden sind (seit 1998 Koalition mit der SPD in Berlin), haben sich die "Realos" um Joschka Fischer durchsetzen können – mit der Folge, daß das einstige ökologische, soziale und pazifistische Profil der Partei beinahe restlos aufgegeben worden ist |
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1980 |
Franz-Josef Strauß Kanzlerkandidat: mit Hilfe der Drohung, die Fraktionsgemeinschaft mit der Schwesterpartei aufzukündigen, setzt die CSU ihren Vorsitzenden, den bayerischen Ministerpräsidenten Strauß, als Kanzlerkandidaten durch, der für die Union gegen Helmut Schmidt antreten soll; CDU/CSU erzielen 44,5% und stellen wie bisher die stärkste Bundestagsfraktion |
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1981 (Januar) |
Griechenland wird als 10. Mitglied in die Europäische Gemeinschaft aufgenommen |
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1982 |
ein Redakteur der Illustrierten "Stern" entdeckt vermeintliche Hitler-Tagebücher, die nach einigen triumphalen Teilveröffentlichungen als phantasievolle Machwerke des schwäbischen Bilderfälschers Konrad Kujau entlarvt werden – der peinliche Skandal bringt Kujau und den Redakteur Heidemann ins Gefängnis, untergräbt den Ruf mehrerer Historiker und zerstört auf Jahre hinaus das Ansehen des "Stern" |
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1982 (Oktober) |
die "geistig-moralische Wende": nachdem die sozialliberale Regierungskoalition über der Nachrüstungsfrage zerbrochen und die FDP unter Genschers Führung zur CDU übergewechselt ist (daher zeitweilig das Verb "genschern" für opportunistisches Wechseln der Partnerschaft), wird Helmut Schmidt durch konstruktives Mißtrauensvotum abgewählt und der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl, mit dem Genscher persönlich befreundet ist, neuer Kanzler der Bundesrepublik |
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1983 (März) |
bei der Bundestagswahl wird die Koalition aus CDU/CSU und FDP bestätigt; die neue Regierung tritt mit umfassenden Reformabsichten in konservativem Sinne an, die von Brandt und Schmidt abgeschlossenen Ostverträge werden jedoch nicht revidiert; auch sozialpolitisch werden unter Kohl keine nennenswerten Einschnitte gemacht; dennoch entwickelt sich die Wirtschaft wieder positiv, die Arbeitslosenzahl geht zunächst zurück |
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1984 (Juli) |
Richard von Weizsäcker (CDU) wird sechster Bundespräsident; Rede Weizsäckers zum 40. Jahrestag der deutschen Niederlage und des Kriegsendes |
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1985 (März) |
Michail Gorbatschow wird neuer Staats- und Parteichef in der Sowjetunion; von westlichen Politikern zunächst verteufelt, vom CDU-Generalsekretär Geißler mit Joseph Goebbels verglichen, bringt der neue Mann in Moskau durch seine "Perestroika"-Politik der inneren Lockerung und außenpolitischen Gesprächsbereitschaft das altstalinistische Regime in der SBZ bald in arge ideologische Bedrängnis: Honecker will nur die staatsrechtliche Anerkennung der "DDR", keine wirkliche deutsch-deutsche Annäherung |
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1985 (Mai) |
Staatsbesuch des Amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan; in Bitburg wird gefallener Angehöriger der Waffen-SS gedacht, im KZ Bergen-Belsen der Opfer des Nationalsozialismus |
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1986 (Januar) |
mit dem Beitritt Spaniens und Portugals wird die Europäische Gemeinschaft auf 12 Mitgliedsländer erweitert |
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1986 (April) |
die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl schärft erneut das Bewußtsein in der deutschen Öffentlichkeit über die Gefährlichkeit der Atomkraft und verschafft den "Grünen" weiteren Zulauf |
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1987 (September) |
die "Barschel-Affäre": einen Tag vor der schleswig-holsteinischen Landtagswahl meldet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", der CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel habe den SPD-Gegenkandidaten Björn Engholm bespitzeln und mit falschen Anschuldigungen bewußt diskreditieren lassen; die Wahl selber ergibt ein Stimmenpatt im Landtag, Barschel schwört, die Vorwürfe des "Spiegels" seien vollkommen abwegig; dennoch tritt er unter dem Druck erster Untersuchungsergebnisse und des Koaltionspartners FDP zurück, um der Aufklärung der Affäre nicht im Wege zu stehen; am 11. Oktober wird der ehemalige Ministerpräsident in einem Genfer Hotel tot aufgefunden; bis heute ist nicht geklärt, wie Barschel zu Tode kam und welche Rolle die schleswig-holsteinischen SPD-Politiker Jansen und der scheinbare Geschädigte Engholm in der Affäre gespielt haben; eine Fortsetzung erhielt die Geschichte 1994, als Engholm wegen Verdächtigungen in dieser Richtung von der Kanzlerkandidatur zurücktreten mußte |
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1989 |
in der CDU deutet sich eine Palastrevolte gegen Kanzler Helmut Kohl an – Ex-Generalsekretär Geißler, Ministerin Süßmuth, Ex-Generalsekretär Biedenkopf, dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Späth und anderen wird nachgesagt, den Parteivorsitzenden entthronen zu wollen; Kohls Rivale Lothar Späth erledigt sich zur rechten Zeit durch eine Korruptionsaffäre, die anderen trauen sich nicht recht, und letztlich rettet der heraufziehende Zusammenbruch der "DDR" den unbeliebt gewordenen Kohl |
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1989 (Mai) |
nach Kommunalwahlen in der "DDR" protestieren Bürger gegen die üblichen, auch diesmal zum Tragen gekommenen Wahlfälschungen; Hans Modrow und und andere reformbereite Parteiführer kommen als Hoffnungsträger einer "demokratischeren" SED und als mögliche Erben der vergreisten Patriarchenriege um Erich Honecker ins Gespräch |
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1989 (Juni) |
beim Staatsbesuch in Deutschland wird der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow für seine Reformpolitik enthusiastisch gefeiert; die "DDR"-Regierung sieht keinen Reformbedarf, vielmehr feiert Staatschef Honecker die angeblich wohltuende Wirkung des "antifaschistischen Schutzwalls" seit 1961 |
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1989 (August/September) |
tausende von "DDR"-Bürgern kehren nicht aus dem Urlaub zurück, flüchten sich stattdessen in Prag und Budapest in die westdeutschen Botschaften; wochenlang sind die Regierungen der Tschechoslowakei und Ungarns ratlos, wie sie sich gegenüber den "Republikflüchtigen" verhalten sollen; dann öffnet Ungarn die Grenze, so daß die in Budapest Eingeschlossenen über Österreich in die Bundesrepublik ausreisen können; schließlich stimmt die "DDR"-Regierung zu, daß auch die Prager Botschaftsflüchtlinge freikommen, allerdings in Zügen der ostdeutschen Reichsbahn und über das Territorium der "DDR" |
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1989 (7. Oktober) |
Partei und Regierung feiern mit Truppenparaden das 40-jährige Bestehen der "DDR"; elf Tage später wird, unter dem Druck täglicher Demonstrationen überall in der SBZ, der SED-Generalsekretär Honecker gestürzt und durch Egon Krenz ersetzt, der einige Monate zuvor die blutige Niederschlagung des Volksaufstandes in China begrüßt hatte; 24. Oktober folgt die totale Entmachtung Honeckers |
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1989 (7. - 9. November) |
der Ministerrat und das gesamte Politbüro der der SED treten zurück; tags darauf verkündet das neue Politbüro-Mitglied Günter Schabowski dank eines Mißverständnisses überraschend die Öffnung der Grenzen, verspricht freie Ausreisemöglichkeit für alle Bürger ab sofort; in derselben Nacht strömen zigtausende "DDR"-Bürger nach Westberlin, es beginnt ein tagelanges Volksfest, in dessen Verlauf Millionen Ostdeutsche dem Westen ihren Besuch abstatten; der allgemeine Jubel ergreift auch den Bonner Bundestag, dort erheben sich die Abgeordneten geschlossen (einschließlich der Grünen-Fraktion!) zum Absingen der Nationalhymne; nach 28 Jahren ist die Berliner Mauer gefallen; der frühere Berliner Bürgermeister Willy Brandt prophezeit tags darauf öffentlich die Wiedervereinigung Deutschlands |
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1989 (13. November) |
die Volkskammer in Ostberlin wählt den Dresdner SED-Bezirksleiter Hans Modrow zum Ministerpräsidenten der "DDR" |
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1989 (Dezember) |
Rücktritt von Egon Krenz als Staatsratspräsident; die SED wird in "Partei des demokratischen Sozialismus" (PDS) umbenannt, die Parteiführung übernimmt der Rechtsanwalt Gregor Gysi; nachdem immer deutlicher wird, daß die "DDR" als Staat nicht zu retten ist, setzen sich Bundeskanzler Kohl und der SPD-Ehrenvorsitzende Willy Brandt an die Spitze des Wiedervereinigungsprozesses |
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1990 (März) |
erste freie Volkskammerwahl in der "DDR"; Lothar de Maizières (Ost-CDU) wird neuer Ministerpräsident; Rede Lothar de Maizières vor der Volkskammer |
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1990 |
Deutschland wird zum dritten Mal nach 1954 und 1974 Fußball-Weltmeister |
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1990 (Juli) |
die "DDR" geht mit der Bundesrepublik eine Wirtschafts- und Währungsunion ein, die D-Mark wird eingeführt |
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1990 (September) |
förmliche Zustimmung der vier Siegermächte des 2. Weltkriegs zur bevorstehenden Wiedervereinigung und künftigen vollen Souveränität Deutschlands |
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1990 (3. Oktober) |
Wiedervereinigung Deutschlands: die "DDR" tritt der Bundesrepublik offiziell bei und hört damit selbst auf zu existieren; der 3. Oktober ist seither Nationalfeiertag |
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1990 (Dezember) |
wie zuvor bei den Landtagswahlen in den neuen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen, so wird auch bei der Bundestagswahl die Vereinigungsleistung von Bundeskanzler Helmut Kohl von der deutschen Bevölkerung gewürdigt; CDU und FDP regieren weiter; Neujahrsansprache von Bundeskanzler Helmut Kohl |
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1991 (Juni) |
auf Beschluß des Bundestages wird Berlin deutsche Hauptstadt (anstelle von Bonn) |
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1992 (Mai) |
nach 18 Jahren im Amt tritt Hans-Dietrich Genscher zurück – neuer Außenminister wird Klaus Kinkel (FDP) |
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1993 (November) |
Maastricht-Vertrag: die Europäische Gemeinschaft wird in Europäische Union (EU) umbenannt; seit Jahresbeginn bereits Abbau der Zollschranken und gemeinsamer Binnenmarkt |
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1994 (Juli) |
der ehemalige Verfassungsgerichtspräsident Roman Herzog (CDU) wird 7. Bundespräsident |
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1994 (August) |
Abzug der letzten russischen Soldaten aus Deutschland |
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1996 (Mai) |
die geplante Zusammenführung der Länder Brandenburg und Berlin scheitert am Nein der betroffenen Bürger in einer Volksabstimmung |
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1998 (September) |
Bundestagswahl: die CDU/FDP-Koalition verliert ihre Mehrheit, Bundeskanzler Kohl muß nach 16 Jahren von der Macht abtreten; neuer Bundeskanzler einer Regierung aus SPD und Grünen wird der bisherige Ministerpräsident von Niedersachsen, Gerhard Schröder |
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1999 (Juli) |
Johannes Rau, früherer Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, wird 8. Bundespräsident |
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1998 bis 2002 |
erste Amtszeit der Regierung Schröder: nach einem chaotischen Anfang und fast völliger Untätigkeit läßt ein zufälliger, weltwirtschaftlich bedingter Aufschwung die Regierung unversehens relativ gut dastehen, die Arbeitslosenzahlen gehen gegenüber den letzten Jahren Kohls leicht zurück; statt Reformen anzugehen, werden Lieblingsideen des "rot-grünen Reformprojekts" verwirklicht, so die Einführung der Homosexuellen-Ehe und ein Zuwanderungsgesetz, das allerdings vom Bundesrat in letzter Minute verhindert werden kann; nachdem Finanzminister Lafontaine im Streit das Kabinett verlassen hat, stellt der neue Minister Eichel die Industrie und das Großkapital weitgehend von Steuern frei und treibt damit die Staatsverschuldung auf immer neue Höchststände; Kanzler Schröders Programm zur Lösung der Wirtschaftsprobleme besteht in einer "Politik der ruhigen Hand"; nach den New Yorker Terroranschlägen vom 11. September 2001 lassen sich Schröder und sein grüner Außenminister Fischer zunächst von der Kriegspolitik der amerikanischen Bush-Regierung mitreißen und stimmen dem Militäreinsatz gegen Afghanistan zu; im Sommer 2002 werden Teile der neuen Bundesländer von schweren Hochwassern verwüstet, wodurch sich der Kanzler als Krisenmanager profilieren kann; für CDU/CSU geht der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber ins Rennen um die nächste Kanzlerschaft |
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2002 (September) |
aus der Bundestagswahl gehen – äußerst knapp – wiederum SPD und Grüne als Sieger hervor; durch das Oder-Hochwasser und teure Wiederaufbau-Versprechungen vor der sicher geglaubten Niederlage gerettet, kann Kanzler Schröder weiterregieren; innenpolitisch bleibt die Regierung weiterhin tatenlos, jedoch bezieht Schröder, wie vor der Wahl angekündigt, nun deutlich Stellung gegenüber den Vorbereitungen der USA zum Angriff auf den Irak; gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Chirac und der belgischen Regierung tritt er den Amerikanern vor den Vereinten Nationen entgegen, kann jedoch die im März 2003 beginnende Aggression letztlich nicht verhindern |
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2003 |
trotz einer Serie von Wahlniederlagen der SPD in den Bundesländern kann sich die Regierung immer noch nicht zu politischen Maßnahmen durchringen – so vergeht ein ganzes Jahr mit einer lethargisch debattierten, aber kaum irgendwo in Angriff genommenen Reform des Arbeitsmarktes, des Sozialversicherungssystems und der Wirtschaft; wegen seiner "Agenda 2010", einer umfassenden Absichtserklärung zum Abbau des Sozialstaats und zur Umverteilung von unten nach oben (nach dem Vorbild des britischen Premierministers Blair), hat Schröder zeitweise heftig mit seiner eigenen Fraktion zu kämpfen, bändigt die innerparteilichen Widerstände nur durch regelmäßige Rücktrittsdrohungen, während die Grünen immer weniger Probleme damit haben, sich die neoliberalen Standpunkte der FDP zu eigen zu machen |
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2004 (Januar) |
die Gesundheitsreform der SPD-Sozialministerin Schmidt tritt in Kraft: viele sozial Schwache – Arbeitslose, Heimbewohner, Sozialhilfeempfänger – , die sich notwendige Medikamente und die neue Eintrittsgebühr für Arztpraxen nicht leisten können, werden de facto aus dem Gesundheitssystem ausgeschlossen |
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2004 (Mai) |
EU-Erweiterung: 10 Länder werden neu in die Europäische Union aufgenommen: Polen, die Tschechei, Ungarn, die Slowakei, Slowenien, Litauen, Lettland, Estland, Malta und Griechisch-Zypern |
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2004 |
Kanzler Schröder hält Deutschland militärisch weiterhin aus dem ideologisch aufgeladenen Raubkrieg der Amerikaner im Irak heraus; allerdings wird sich Anfang 2006 herausstellen, daß der vom Kanzleramt kontrollierte Bundesnachrichtendienst sich an Verhören arabischer Gefangener, die von den Amerikanern gefoltert werden, beteiligt und die Entführung "politisch verdächtiger" deutscher Staatsbürger tatenlos gebilligt hat die „Multi-Kulti“-Politik der mitregierenden Grünen führt zum Visa-Skandal: zehntausende Osteuropäer, darunter ein Großteil zur Prostitution gezwungene Frauen, reisen als illegale Arbeiter mit Visa nach Deutschland ein, die in deutschen Botschaften in der Ukraine und Rußland leichtfertig vergeben worden sind, teils aufgrund von Dienstanweisungen des Außenamts-Staatssekretärs Lutger Vollmer (Grüne), teils auch gegen Geld; Außenminister Fischer steht als „Zuhälter“ da und muß sich einem langwierigen Untersuchungsausschuß stellen unter Mitwirkung der Oppositionsparteien CDU/CSU werden die nach einem VW-Manager benannten Reformgesetze „Hartz I“ bis „Hartz IV“ beschlossen: Kürzung der Arbeitslosengelder, Reorganisation der Arbeitsämter, sogenannte „Ich-AGs“ und „Ein-Euro-Jobs“ sowie der Zwang, jede angebotene Arbeit anzunehmen, sollen die Massenarbeitslosigkeit beseitigen; die offizielle Arbeitslosenzahl liegt seit Jahren bei etwa 5 Millionen |
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2005 (Februar) |
der Anfang vom Ende von Rot-Grün in Berlin: bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein kommt es zum Patt zwischen den Lagern SPD/Grüne und CDU/FDP; obwohl sie weniger Wählerstimmen als die CDU erhalten hat, will sich die SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis mit den Stimmen der dänischen Minderheitspartei SSW im Amt halten; entgegen der Absprache mit Grünen und SSW findet Simonis jedoch in vier Wahlgängen nicht die nötige Mehrheit im Landtag, weil offenbar ein Abgeordneter aus dem eigenen Lager eine Rechnung mit ihr zu begleichen hat; schließlich kommt es zu einer CDU/SPD-Koalition unter Leitung des CDU-Ministerpräsidenten Carstensen; Simonis nimmt ihren Abschied aus der Politik |
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2005 (19. April) |
der bayerische Kardinal Josef Ratzinger wird im römischen Konklave als Nachfolger des verstorbenen Polen Karol Woityla zum Papst gewählt; er nennt sich Benedikt XVI. |
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2005 (Mai) |
Fortsetzung der Demontage des rot-grünen "Projekts": der CDU-Kandidat Jürgen Rüttgers gewinnt in Nordrhein-Westfalen, dem Stammland der Sozialdemokratie, die Landtagswahl und erklärt: "Der Vorsitzende der größten Arbeiterpartei in NRW bin ich."; Kanzler Schröder reagiert nicht mit sofortigem Rücktritt, sondern kündigt für den Herbst vorgezogene Bundestags-Neuwahlen an; der ehemalige Partei-Vorsitzende Lafontaine verläßt die SPD und schließt sich der "Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit" (WASG) an, einer Sammlungsbewegung zumeist früherer SPD-Anhänger, die dem von Schröder und dem SPD-Vorsitzenden Müntefering betriebenen Abbau des Sozialstaats entgegentreten wollen; im Hinblick auf die Bundestagswahl wird ein Bündnis mit der nur in Ostdeutschland starken PDS geschmiedet, Lafontaine und der PDS-"Promi" Gregor Gysi treten als Führungsduo der neuen "Linkspartei" auf |
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2005 (18. September) |
nachdem Bundespräsident Köhler (seit 1. Juli 2004 im Amt) und das Verfassungsgericht dem von Schröder avisierten fragwürdigen Verfahren zur Parlamentsauflösung zugestimmt haben, findet die vorgezogene Neuwahl des Bundestages statt; CDU und CSU gehen überraschend gemeinsam nur um ein knappes Prozent stärker aus der Wahl hervor als die SPD, die 34,2 Prozent erreicht; so ermöglicht das Wahlergebnis weder eine Koalition aus Union und FDP, noch ist eine Neuauflage der SPD/Grünen-Regierung möglich; eine Zusammenarbeit mit der "Linken" wird von beiden Seiten ausgeschlossen; das Gedankenspiel einer "schwarzen Ampel" bzw. "Jamaika"-Koalition (schwarz-gelb-grün) wird nach kurzen erfolglosen Verhandlungen verworfen; die FDP verweigert sich jeglichem Verhandeln mit den Sozialdemokraten; einer großen Koalition aus CDU/CSU und SPD steht zunächst Schröders chauvinistischer Widerstand gegen eine Führungsrolle Angela Merkels im Wege |
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2005 (22. November) |
große Koalition: die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, gegen die im Wahlkampf seitens der SPD noch eifrig gehetzt worden war, wird durch die Fraktionen von SPD und CDU/CSU zur neuen Bundeskanzlerin gewählt; das Kabinett besteht zum Teil aus sozialdemokratischen Ministern, die schon mit der Schröder-Regierung gescheitert waren (Ulla Schmidt, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Brigitte Zypries), zum Teil auch aus "Dinosauriern" der Kohl-Ära (Wolfgang Schäuble, Horst Seehofer); Gerhard Schröder zieht sich aus der Politik zurück und tritt den Posten des Vorstandsvorsitzenden bei einem russischen Energie-Konsortium an; als eine seiner letzten Amtshandlungen hatte "Gas-Gerd" (Spott von Harald Schmidt) zuvor noch mit dem russischen Autokraten Putin ausgemacht, eine Gasleitung durch die Ostsee zu bauen, um Gasprom-Gas unter Umgehung Polens direkt von Rußland nach Deutschland befördern zu können |
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2006 (Juni / Juli) |
in Deutschland findet die Fußball-Weltmeisterschaft statt; die Regierung nutzt die allgemeine Ablenkung von der Politik und beschließt eine Reihe von Maßnahmen, die vor allem der Sanierung des Staatshaushalts dienen sollen: Anhebung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2007 um 2 Prozent; Reform des Gesundheitswesens, wobei vor allem die Arbeitgeber entlastet werden; Verfassungsänderung (mit der Zweidrittel-Mehrheit der Koalition) zur Reform des Föderalismus – der Bund verliert praktisch alle Kompetenzen im Bildungswesen, dafür müssen die im Bundesrat vertretenen Länder Einspruchsrechte gegen Bundesgesetze abgeben; Verschärfung der Hartz-IV-Bestimmungen – es soll noch mehr Druck auf Arbeitslose ausgeübt werden, jede Arbeit zu jedem noch so niedrigen Lohn anzunehmen |
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