Heimatbuch1977 Sprache

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Sprache

Unsere Mundart als Umgangssprache ist bajuwarischen Ursprungs. Viele alte Wörter
und Redewendungen drohen allmählich in Vergessenheit zu geraten.

Einige Beispiele aus ihrer Fülle seien angeführt:

HAUPTWÖRTER:

Dreanschn

=

Gesicht

Foam =

Schaum

Fotzhowö

=

Mundharmonika

Hearlmann

= Einkäufer landwirtschaftlicher Lebensmittel

Iritag =

Dienstag

Kesl =

Lade

Koi =

Kinn

Lárichá

=

Leintuch

Höbál

= Raum zwischen Stubenofen und Wand

Matschká

= Kautabak im Mund

Neunibrot

=

Vormittagsjause

Pfoad =

Hemd

Pfinstag

=

Donnerstag

Schalk

=

Herrenrock

Schaiggi

= kurze Oberbekleidung

Schraot

=

Holzbalkon

Sendling

= ein vom Bach angeschwemmtes Holzscheit

Sennerling

= ein Speicheltriefender

Stántáling

= überflüssiger Schauer

Untern

=

Nachmittagsjause

Uráh =

Sauerteig

Vladn =

Arbeitsschurz

Warmloh

= Deckenloch von der Stube in den oberen Raum

ZEIT-, EIGENSCHAFTS- UND ANDERE WÖRTER:

beidn =

warten

bleangözn

=

blinzeln

boaßln

= schwacher Hagel

bechön

= viel reden

dábleká

= lästern, aufziehen

doachtn

=

donnern

himmözn

=

Wetterleuchten

inna' wearn

= etwas in Erfahrung bringen

schlifözn

= auf dem Eise schleifen

stigözn

=

stottern

bidda' =

sehr

doak

= teigig, weich

dreanga't

= übermütig, ausgelassen, derb

foast

= fett, dick

hántig =

bitter

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irög =

übermütig

kiwög

= rege, lebhaft

krampát

= roh, ungelenk

läh

=

weich

machtög

=

mächtig,

robust

moar

= modrig, faul, weich

ráß =

scharf

rewö

= beweglich, flink

roglö

= locker, zerbrechlich

schla'zög

=

schleimig

sper =

mager

tráwö =

eilig

znicht =

schwächlich

in áschling

= zurück, rückwärts

deacht

=

doch

entumi

= um die Ecke herum

irwin amal

= ab und zu

klewá

= kaum, schmächtig

lássáIöng

= ungefähr, fast, beiläufig

zwe

= zwei Dinge männlichen Geschlechts

zwo

= zwei Dinge weiblichen Geschlechts

zwoa

= zwei Dinge sächlichen Geschlechts

ALTE SCHIMPFWÖRTER:

Weibliche

Männliche

Beißzang

Goaß

Bátzi

Scheusál

Bißguan

Adráhdö

Bsuff

Simpö

Fetzn

Hopfnstangn

Depp

Seicherl

Flitschn

Angrádigö

Dröglöffö

Söchta'

Hátschn

Weibsteufö

Drögfink

Sumpárá

Hoppei

Supnhenn

DeandáIöng

Schalwástl

Krah

Kirtámensch

Drahtziagá

Suam

Krukán

Tándlkramerin

Föanzálöng

Schintáknecht

Mistviech

Kräxn

Freßsack

Wampátá

Mozn

Hex

Gribbö

Zuakn

Putzdoggn

Trondl

Grealöng

Hohzeitschauer

Schicksn

Trutschn

Grobián

Hoabucháná

Schlampátátsch

Wampsn

Griaßsack

Grántscherm

Schnabö

Wixn

Haitá

Zoch

Schnalln

Halsabschneidá

Windbeidl

Stuadn

Hátschá

Treamá

Trampel

Haubenstock

Loamsiada'

Tránkin

Hausdepp

Heampi

Trátschn

Heudepp

Krisperl

Zieferl

Heuochs

Leärsch

Trámhápátö

Hálunk

Muxá

Duschn

Hámmö

Loder

Heugeign

Hasenfuaß

Ruaschn

Lugnschüwö

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Plunzn

Latsch

Rátschn

Löffö

Drögsau

Lochál

Leischn

Bluzza'

Mistsau

Pletschnkopf

Flánkön

Rinnauga'ta'

Putzgretl

Rotzlöffö

Betschwösta'

Treamsack

Rutschn

Tödálöng

LIED UND SPRUCH IN DER VERGANGENHEIT

Über Volkstracht singt der heimische Volksdichter Josef Reischl:

D' Innviertlertracht
I han's vo mei Vodán
oftmächti dáfahrn,
wia fesch dö Buam gwön hin
vor etlá fuchzg Jahrn.

Spöttisch urteilte der Innviertler gern über seine östlichen Nachbarn im Hausruck, den "Landlern", in
Munderfing auch "Drentas Walner" genannt. Es gab da viele Spottgsangl und Schnadahüpfl:

Ös Landlá, ös Bándlá
ös Nudldrucká -
wann d' Innviertler kemmán,
müaßts umirucká!

Ein verbreitetes Sprichwort aus dieser Zeit:

"Ahnlkinder und Stubenferkel taugen nichts".

Spruch auf einem abgerissenen Hause in Munderfing:

Tust du was Gutes,
so wirf es ins Meer,
erkennt es der Fisch nicht,
erkennt es der Herr.

HAUSSEGEN UND HAUSSPRÜCHE

Haß und Neid und Heuchelei
geh' bei diesem Haus vorbei;
Ehr' und Frieden kehren ein,
so wird dies Haus gesegnet sein.

Wenn an jedes lose Maul ein Schloß müßt' angelegt werden,
dann wäre die edle Schlosserkunst die beste Kunst auf Erden.

Ich hab gebaut nach meinem Sinn, Dein Haus sei deine Welt,
drum, Neider, geht nur immer hin! in der es dir gefällt!
Und wem die Bauart nicht gefällt,
der bau es besser für - sein Geld! In den vier Pfählen laß nichts quälen!

Gott bewahre dieses Haus und treibe alles Unglück draus.

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Wenn dieses Haus so lang nur steht,
bis aller Neid und Haß vergeht,

Dies Haus ist mein und doch nicht mein,

dann bleib's fürwahr so lange stehn,

der vor mir war, 's war auch nicht sein,

bis die Welt wird untergehn.

nach meinem Tod wird's audi so sein!

Dichterisch veranlagte Menschen, um nicht zu sagen, Beherrscher der Sprache in
jeder Form (Mundart und Hochsprache) gibt und gab es immer in Munderfing. So
wird uns berichtet von einem gewissen Franz H. Huber, geboren 1716 in Munderfing,
er studierte in Kremsmünster Philosophie und Rechtswissenschaft, wirkte später als
Lehrer im Rupertinischen Kollegium in Salzburg. Er gab viele Schriften heraus,
darunter "Rüdigier von Starhemberg", zwei Gedichte auf den Tod König Friedrichs II.
von Preußen und anderes.

Auch in der Jetztzeit dienen Gemeindebürger der "holden Muse": Denken Sie an die
Gelegenheitsgedichte von Frau Luise Christon oder Franz Raudaschl.

LUISE CHRISTON

Am 19. Dezember 1904 in Mauerkirchen geboren, Kaufmannsgattin in Munderfing
81, machte schon frühzeitig durch ihre zu verschiedenen örtlichen Anlässen
verfaßten Mundartgedichte auf ihr lyrisches Können aufmerksam. Ihre Schöpfungen
zeigen starke Anklänge an Franz Stelzhamer und damit feines Einfühlungsvermögen
in die jeweilige Situation. Ihre Verse sind überaus ausdrucksvoll in kerniger, sauberer
Innviertlerart.

Frau Luise Christon

Einige Proben seien hier vorgestellt:

's VOGERL

Vor mein Fensta' sitzt á Vogerl auf an blührádn Bám,

dös juböd und zwitschert, i hers in mein Trám.

Grad dá Mensch, der is launö, nix páßt umádum,

siagt nöt dö schö Hoamát und huckt drin á da' Stubn

Betracht dös kloa Vogerl, so lustö und leicht,

als mechts an Herrgott recht danga' für dö wundáschö Eicht!

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MEI HOAMAT

Mei Hoamát, mei Innviertl, di han i so gern,

bin i furt odá da, dös kon ma' neamd wehrn.

Deinö Wiesn so saftö, deinö Troadá so schwá,

und im Wald singán d' Vögerl um d' Wött drálálá.

Gehst aufö aufn Berö und schaust a' weng um,

siagst umö nach Bayern und aufö auf Trum.

A Gselchts, Kraut und Knödl, dös is unsa' Kost,

da' Tanz is 1 Lándlá, und fürn Durscht gibts an Most.

Wia sche is dö Jugend, wanns singt und wanns lacht,

am schönstn ist's aba' in da' hoama'tlöchn Tracht!

Unsa' Land wa' zum Braucha' für an Flugplatz, geht d' Röd,

i tat eahns nöt ratn, da kennts d' Innviertlá nöt!

Dö Hoamát is s' Höchstö für uns auf da' Welt,

und dö laß ma' nöt her, nöt um nu so vui Geld!

Unsa' Brauchtum, unsá Innviertl, halt ma' allwei in Ehrn,

dann wird uns da' Herrgott sein Segn nöt váwehrn

FRANZ RAUDASCHL

Als Sohn der Eheleute Franz und Maria Raudaschl, Mühlen- und Sägewerksbesitzer in
Achenlohe 21, am 19. September 1949 in Munderfing geboren, arbeitet im elterlichen
Betrieb. Seine bei den verschiedensten örtlichen, meist festlichen Anlässen vorgetragenen
Mundartgedichte und heiteren Anekdoten spiegeln mit erfrischendem Humor, treffend und
markant in feiner, nie verletzender Ironie die Alltagsepisoden aus dem Leben unseres Dorfes.
Ein Beispiel neben anderen in diesem Buch sei vorgestellt:

'S TRÁKTORRÁDL

Wea foahrt da auf da' Stroßn so schnei

min Traktor und mitn Wagn?

Dá Buagámoastá tuat Milifoahrn,

laßts eng die Gschicht iaz sagn:

Denn auf oamal, da fangt dá Traktor

á weng zán wagln an,

und glei drauf springt ganz unvásegns

's rechte Hintárádl dávon.

Des Rádl rennt weitá, oae an Zau,

drunt beim Dopf sein Haus

dá Traktor hängt ganz windschief da,

's Getriebeöl rinnt aus.

A Rádlfahrá kimmt grad daher,

der siagts und holt an Schmied.

Dá Karl, der kimmt glei drauf

und hat sei Werkzeug á scho mit.

Dá Buagámoastá muaß vo dá Straß

's Getriebeöl zámputzn,

denn á á Buagámoastá derf die Stroßn net
beschmutzn!

Franz Raudaschl

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