Die 10 Wortarten der abendländischen Grammatik
Substantiv
Verb
Adjektiv
Artikel
Adverb
Numerale
Die lateinischen Termini weisen in verschiedene Richtungen:
semantisch: |
Nomen, Numerale |
syntaktisch: |
Konjunktion, Präposition, Adverb |
textuell: |
Pronomen |
pragmatisch: |
Interjektion |
Komponentialsemantik
Grundthese: Die Bedeutung eines Wortes läßt sich in Teilbedeutungen zerlegen.
Die Bedeutung eines Wortes ist die Summe seiner Teilbedeutungen.
Beispiel "Stuhl": + konkret
- belebt
+ Artefakt
+ Möbelstück
+ zum Sitzen
+ Beine
- mehrere Personen
+ Rückenlehne
- Armlehne
(durch Änderung weniger Merkmale kann man andere Bedeutungen erzeugen,
z.B. Sessel, Sofa, Hocker)
Terminologie: semantische Merkmale
semantisch-distinktive Merkmale
elementare Inhaltselemente
Teilbedeutungen
minimal distinktive Bedeutungselemente
Komponenten
markers (engl.)
features (engl.)
Seme
ergeben zusammen ein Merkmalsbündel = Semem
Prototypensemantik
Grundthese: Die Bedeutung eines Wortes ergibt sich aus seiner Zugehörigkeit zu einer Kategorie inhaltlich ähnlicher Wörter.
Wir organisieren Bedeutungswortschatz in Feldern.
Was man als prototypisch und was als untypisch empfindet, ist für jeden Menschen anders.
Im Gegensatz zur Merkmalssemantik haben wir hier graduelle Unterschiede / ein Kontinuum.
prototypischer Vogel: |
Spatz, Rotkehlchen |
untypischer Vogel: |
Pinguin, Kakadu, Vogel Strauß |
Es geht um die psycholinguistische Frage, wie wir neue Begriffe aufnehmen. Dröseln wir sie in Merkmale auf?
Sind Rotkohl und Tomaten Gemüse?
Sind Sardinen und Quallen Fische?
Sind Stuhl und Kühlschrank Möbel?
Wie ordnet man Spiele ein? (Wittgenstein, berühmter Sprachphilosoph des 20. Jh.): "der Begriff 'Spiel' ist ein Begriff mit verschwommenen Rändern..."
gewinnen, verlieren - aber: Ball an die Wand werfen?
Geschick - aber: Glücksspiele, Schach, Tennis
Konkurrenz - aber: Patience (spielt man alleine)
Sprachliche hedges deuten Zuordnungsschwierigkeiten an:
Uns fällt es nicht selten schwer, etwas in eine bestimmte Kategorie einzuordnen, "und wir sagen dann etwa Das hat eine rötliche Farbe. Das ist eigentlich ein Vogel. Das ist eine Art Werkzeug. Das hat irgendwie einen scheppernden Klang. Mit solchen abschwächenden, relativierenden Ausdrucksweisen - man spricht von Heckenausdrücken (engl. hedges) - signalisieren wir eine gewisse Reserve gegenüber einer eindeutigen Einordnung. Das zu klassifizierende Ding entbehrt offensichtlich gewisser Eigenschaften, die es zu einem besonders guten Vertreter eines Begriffes machen würden, ohne dass es andererseits aber auch klar aus dem Begriff herausfallen würde." (Linke 1996, S. 157).
Fazit: "Es gibt zweifelsfrei gewisse Aspekte in unserem semantischen Lexikon, die mit binären Merkmalen korrekt erfaßt werden können. Gerade aber Alltagsbegriffe (für streng definierte wissenschaftliche Begriffe mag das anders sein) sind nicht mit semantischen Merkmalen restlos explizierbar, und sie sind v.a. nicht distinkt, haben keine eindeutigen Grenzen und können sich überschneiden. Und sie sind nicht kategorial in dem Sinne, dass die Dinge in der Welt entweder einfach unter sie fallen oder nicht. Da hilft das Prototypenkonzept eventuell weiter."
Sinnsemantik (Semantik der semantischen Relationen)
Bisher hatten wir es mit syntagmatischen Verknüpfungen zu tun:
/m/ + /u/ + /n/ + /d/
{un}+ {frucht}+ {bar}
der Hund bellt
(* das Rotkäppchen bellt nicht - semantisch inkongruent)
(* der Hund bellt dem Rotkehlchen - syntaktische Inkongruenz)
jetzt arbeiten wir auf der paradigmatischen Ebene mit vertikalen Verknüpfungen
Paradigma = Klasse mit gleichen / ähnlichen Einheiten; Zusammenfassung sprachlicher Einheiten zu Klassen, deren Elemente in einem gegebenen Syntagma zueinander austauschbar sind
Beispiele:
der Hund bellt / jault / winselt, aber spricht nicht |
semantisches Paradigma der Lebensäußerungen eines Hundes |
*der Hund bellen |
morphosyntaktisches Paradigma der Konjugationsformen |
der Hund bellt / frißt / schläft / *erwartet |
Wertigkeitsparadigma, Valenzparadigma |