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110 PROYINZIALROMISCHE F1BEEFORMEN.

angaben unbedingt sieher (so z. B. fur einige auf óland und Gotland gefundene, was ja recht interessant ist); fiir andere diirftcn sie mit etwas Yorsieht betraehtet werden miissen.

In diesern Zusammenhange kann die *Zangenjibcl* Figf. 244 er-wahnt worden; eine soiehe liegt aus Ostpreussen vor; s. Tischleh, Graberfeldpr S. 209.

Wir kommen jelzt za den spateren romischen Fibelformen, sol-eben, die erst gegen das Ende des zweiten Jahrhunderts und spater auftreten. Unter ihnen habcn wir schon oben S. 88 f. dieFormen Fig. 187—191 ausfdhriieh behandelt und dabei gcfunden, dass sie alle von einer Fibelgruppe abstammen, die wohl ohne Zweifel germanisch war. Es wurde gleichzeitig erwahnt, dass auch diese provinziałromischen Formen in Nordeuropa ausserst selten sind. Dies gili besonders von den alteren Formen Fig. 187—189 u. dhni; von solchen kenne ieh aus dem betreffenden Gebiete nur eine wie Fig. 187 im Pyrmonter Fundę, eine wie Fig. 188 aus dem Urnenfriedhof bei Perlberg in Han-nover. Haufiger ist der spiitere yoJI entwickelte Typus Fig. 190—191 ; doeh werden wohl nicht alle in der Beilage angefuhrten Fundangaben vollstandig sicher sein; zu den unzweifelhaften gehoren aach hier ein paar hannbversehe Fundę, darunter der bekannte Lengerieher, der auch fiir die Zeitstellung wiehtig ist (Beilage II, 159).

Was die mit den Formen Fig. 187—189 gleichze.itigen provinzial-romischen Scheihenfibeln betrifft, so sahen wir schon S. 103 Notę 1. dass auch sie ausserhalb des Romerreiches sehr selten sind.

In dieselbe Zeit wie die eben genannten Fibelserien—vom Endo des zweiten bis gegen Ende des dritten Jahrhunderts — gehort auch die Serie Fig. 246-248 (vgl. Hildebhand S. 151, Tischler bei Meyer, Gu-rina, S. 32, Abschnitt 20). Dies beweist erstens ihr Yorkom men in den Limes-Castellen (z. B. auf der Saalburg) sowie auch in Heddernheim, dessen romische Ansiedlungoffenbar das gleiche Schicksal wie dieCastełle hatte1). Weiter fanden sieh ein paar sol che Fibeln bei Regensburg2): Dahlem setzt die eine in die Zeit um 180—210, die andere in die des Gallienus. Auf dem Graberfelde bei Reichenhall, das zum Anfang des dritten Jahrhunderts aufhort, fand sich nur eine hierhergehbrige Fibel (wie Fig. 248); diese (im Nat.-Mus. zu Miinehen) 'wf *rt zu Funden, die vor den Ausgrabungen yon Chlingensperc/s zu Tage gebraeht waren und darum von ihm nicht erwahnt sind; es ist viellcicht keine

‘1 Auch hier gehen die Miinzen nur bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts; vgi. z. B. Mitteilnngen ii ber romische Fundę in Heddernheim I (Frankfurt aM 1894), S. 11, Notę 2.

Berliner Ausstellungs-AIbum Sect, VIII, Taf. 14, erste Reihe Nr 6, zweite

Nr i.

^ufalligkeit, dass unter denselben Funden auch die jungste Miinze des Graberfeldes, von Geta aus dem Jahre 211, sich befmdet. In Ąąuincum (Altofen; Mus. daselbst) wnrde eine Fibeł etwa wie Fig.

mit einer Miinze von Hostilianus gefunden, der im Jahre 251 tk Cbr. Kaiser war. Auch in der lokalen Verbreitung stimmen diese Fibeln vollig mit denjenigen Fig. 187—189 iiberein, indem sie am zahlreichsten in Siebenbiirgen, Un garn und Ósterreich vorkommen, aber nach dem Westen zu immer seltener werden; freilich liegen sie noch in der Mainzer Gegend ziemlich haufig vor (besonders aus Heddernbeim und der Saalburg), am unteren Rhein sind sie aber aussęrsi selten. — Sollte nun auch die Herkunft dieser Serie mit derjenigen der Serie Fig. 187—189 analog sein? Aus den friiheren provinzialromisehen Fibelformen lasst sie sich gamicht erkłaren, auch nieht wie die letzt-genannte Serie aus Formen, die urspriinglich bei den siidrussischen Geirnanen heimiseh gewesen sind. Aber im nordgermanischen Gebiete finden wir Formen, an die sie stark erinnert, sowohl durch den Kopf-kamm (hier zu einer grossen diinnen Scheibe ausgebildet) ais durch die Nadelhalf erform {bei den Fig. 246247), zu der bei den friiheren provinzialromischen Fibeln keine Analogieen zu finden sind. Die be-treffenden nordeuropaischen Formen sind solche wie Fig. 109—111120—124. Und wir sahen ja oben S. 61, dass ein paar Fibeln, die eine Mittelstufe zwiseben der Form Fig. 124 und der vorliegenden Serie zu bilden scheinen, bei Regensburg gefunden sind. Diese haben noph obere Sehne mit Ilaken; spater wird bei der Serie die Armbrust-konstruktion der Formen Fig. 188—189 eingefuhrt. Der Nadelhalter wird bei den spatesten Formen ąuergestellt (Fig. 248) ganz wie bei den Seheibenfibeln. — Es diirfte somit nicht unmoglieh sein dass diese Fibelserie durch Umbildung von nordeuropaischen Typen entstanden ist Noch auffallender ais bei den aus sttdgermanischen Formen her-\orgegangenen Fibeln wirkt darum hier die Tatsache, dass auch diese Serie in Nordeuropa fast ganzlich fehlt; ich kenne nur ein Exemplar aus Ostgalizien und eins aus der Gegend von Merseburg1).

Endlich ist eine von den bis jetzt behandelten Fibelformen ganzlich abweichende Gruppe zu erwahnen, namlich die Ringrflbeln oder Huf-eisenfibuln (vgl. Hausmann, Grabfunde aus Estland S. 32 f,). Mehrere solche von echt provmzialromischen Formen liegen im Pyr. Bionter Fundę vor (s. Berlincr Ausstellungs-Album, Sect. V, 17, Bonner Jahrbucher XLVI, S. 47, Fig. 7; vgl. auch Beilage IV). Sonst kenne ich aus dem nordeuropaischen Gebiete nur eine eiserne, im Umenfriedhof von Dahlhausen in Brandenburg gefun-

') Moglicherweise ist auch eine im Fund von Vimose auf Fiinen voriiegende Fibel zunachst der Form Fig. 247 zuzuzahlen; s. Beiiage I, 21.


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