Wickelunterhose (13. Jh.) Figur vom Westportal der Kathedrale von Amiens
weit zu schneiden, so daB man auf den Schlitz auf der Vorderseite hiitte verzichten konnen. Den Giir-teldurchzug hiitte man weggelassen und staltdes-sen den Bund wulstartig um den Unterhosengiirtel gewickelt. Nach 1200 ware die Umwandlung der bruche abgeschlossen gewesen und danaeh hiitte es nie mehr Unterhosen mit einer Óffnung auf der Vorderseite gegeben107. Es gibt eine Vielzahl von Abbildungen aus dem 12. und 13. Jahrhundert, auf denen dieser wulstartig gewickelte Hosenbund zu erkennen ist.
Allerdings habe ich meine Zweifel, daB die bruche mit Wickelbund und ohne Hosenlatz wirklich die einzige Art von Unterhose gewesen sein soli, die man zwischen 1200 und 1400 gekannt hat. In der Tat ist diese Art zwar einfach im Schnitt und in der Herstellung aber doch nur von bedingtem Tra-gekomfort. Der Wickelbund neigt dazu, sieh beim Hocken und Biickcn hinten aus dcm Giirtel hcr-auszuziehen. AuBerdem ist sie fur einen Reiter nur bedingl geeignet, da der Stoff ani Ubcrgang zwischen Hosenbeinen und Schritt beim Aufsteigen und im Spreizsitz zum AusreiBen neigt und die Stoffalten auf der Schenkelinnenseite das Wund-reiten begiinstigen. Obwohl es auch Abbildungen von Reitern gibt, die eine solche faltenreiche Unterhose tragcn108, muB doch bezweifelt werden, daB die Ritter, die Tage und Wochen im Sattel zu-brachten, unabhiingig von der Witterung unler ihrem Rock nichts auBer einer diinnen Leinenun-terhose getragen haben sollen. Zwar sind hirschle-derne, mit Stoff gefiitterte Reit(unter)hosen erst fur die Mitte des 14. Jahrhunderts urkundlich nachgewiesen109, doch halte ich es aus praktischen
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