„bruche“ mit Kulissendurchzug (12. Jh.) Figur vom Portal der Abteikirche von Souillac
Griinden fur wahrscheinlich, daB ahnliche Hosen schon im 13. Jahrhundert getragen wurden. Ob-wohl es hiervon keine Darstellungen gibt - auch nicht aus dem 14. Jahrhundert weil man einen Adligen prinzipiell nicht in Unterhosen abbildete, ist dies fur mich allein kein Grund, die Existenz einer speziellen Reitunterhose fiir das 13. Jahrhundert zu verneinen (siehe auch s/w-Tafel 1).
Eine lederne Unterhose muBte aber zwangslau-fig enger geschnitten sein ais eine aus Leinen, woraus sich wiederum die Notwendigkeit einer vorderen Óffnung ergibt. Wenn man den Schnitt der relativ engen Thorsbjerghose in Richtung der enganliegenden Strumpfhosen des 15. Jahrhun-derts weiterentwickelt, dereń Schnitt sich anhand der sehr detailgenauen zeitgenossischen Tafelbil-
der gut rckonstruicren laBt, wobei man darauf ach-ten sollte, daB auf der Schenkelinnenseite kcinc Naht zu liegen kommt, crhalt man ein Schnittmu-sler, welches dem tatsachlichen ziemi ich nahe kommen diirfte110. Aufgrund praktischer Uberle-gungcn und Versuche gehe ich davon aus, daB diese ledernen Reitunterhosen weniger ais knie-lang warcn. Das Auflauchen des „kurzeń Ko-stiims" um 1340, welches erstmals in der europai-schen Mannermode den Oberschenkcl weitgehend entbloBte, machte dann eine weitere Verkurzung der Unterhose unumganglich.
Das Mannerunterhemd aus feinem weiBen Leinen, in adligen Kreisen gelegcntlich auch aus Scide, war meist tunikaformig mit langen Armeln, entweder gerade oder leicht ausgestellt, aber kur-zer ais das Frauenunterhemd. In der Regel reichte es iiber das GesaB oder bis zum halben Ober-schenkel. Es konnte seitlich geschlitzt oder mit geren versehen sein. Fur die Existenz von Zwickeln im Bereich der Achsel gibt cs aus dcm behandcltcn Zeitabschnitt weder archaologische noch bildliche Belege.
Unterhose eines Adligen zu sehen ist, nach Honnecourt
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