Obraz@2

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Villani nach der Pestkatastrophe, »Manner und Weiber, wollten infolge des grofien Uberflusses an allen Dingen ihr gewohntes Handwerk nicht weitertreiben, wollten sich von den teuersten und leckersten Speisen nahren, verheirateten sich nach ihrem Gut* diinken, und die Magdę und kauflichen Frauenzimmer kleideten sich samt und sonders in die schonen und kostbaren Gewander der verstorbenen Damen«.

So waren auch in der Modę die Standesschranken gefallen. Das Biirgertum strebte ehr* geizig danach, in seiner aufieren Erscheinung nicht hinter dem Adel zuriickzustehen -der Adel aber wollte seine alten Trachtenprivilegien nicht aufgeben. Das Ergebnis dieses »modischen Konkurrenzkampfes« war ein ungewohnlich rascher Wandel der Modę, der fast modern anmutet. Um 1380 horen wir die Klage: »Wer heuer war ein guter Schnei* der, der taugt jetzt nicht eine Fliege mehr, also hat sich der Schnitt verwandelt in diesen Landen und in so kurzer Zeit.«

je schneller die Modę im 14. Jahrhundert wechselte, um so haufiger wurden die Kleider* ordnungen, mit dereń Hilfe die Privilegierten die alte Ordnung und damit ihre Trachten* vorrechte zu schiitzen beziehungsweise wieder herzustellen versuchten. Eine Verordnung Karls VII. von Frankreich beginnt mit den Worten: »Es ist dem Konig vorgestellt wor* den, dafi von allen Nationen der Erde keine so entartet ist, keine so veranderlich, so un= mafiend, so mafilos und unbestandig in der Kleidung wie die franzosische, und dafi man vermittelst der Kleider nicht mehr den Stand und Rang der Leute erkennt, ob sie Prinzen sind oder Edelleute oder Burger oder Handwerker, weil man es duldet, dafi jeder nach seinem Vergniigen sich kleidet, Mann wie Frau, in Gold= und Silberstoff, in Seide oder Wolle, ohne Riicksicht auf seinen Stand zu nehmen.« Ebenso wie diese Kleiderordnung zeigen auch andere mehr oder weniger deutlich, dali sie vor allem erlassen wurden, um dem Schwinden der Standesunterschiede in der Kleidung entgegenzuwirken. Die Ver= ordnung Karls VII. macht indessen auch klar, dali der modische Konkurrenzkampf nicht nur zwischen Adel und Biirgertum, sondern ebenfalls innerhalb dieser Klassen selbst gefiihrt wurde. Auch an den Hofen galt das »hófische Mafi«, das die Kleidung des Adels im 12. und 13. Jahrhundert gepragt hatte, nicht mehr: Prinzen und Edelleute waren in ihrer Kleidung nicht mehr zu unterscheiden. Je starker jedoch die konigliche Zentral* gewalt in Frankreich wurde, desto deutlicher begannen sich fur das Hofleben und fur die Hofkleidung neue, durch die Etikette genau vorgeschriebene Formen herauszubilden. Im Mittelpunkt dieser hofischen Etikette, die dann im 15. Jahrhundert am franzosisch=bur= gundischen Hofe ihre volle Auspragung fand, stand der Konig; der Grad der Verwandt= schaft mit dem Kónigshaus war der Mafistab, nach dem die Rangunterschiede in der Klei* dung fur die Mitglieder des Hofes festgelegt wurden (siehe S. 218).

Auch in den Stadten kam es zu einer wachsenden sozialen Differenzierung in der Klei* dung. Das aus den alteingesessenen Familien und besonders aus der Kaufmannsschicht hervorgegangene Patriziat hatte in den Stadten die Macht an sich gerissen und be* anspruchte nach dem Vorbild des Adels in seiner Kleidung ebenfalls besondere Trachten* piivilegien. Auch in den Stadten, in denen es den Zunften gelang, die Vorherrschaft des Patriziats zu brechen, hcrrschte weder im Leben noch in der Kleidung soziale Gleichheit. i lier traten innerhalb der Ziinfte die sozialen Unterschiede zwischen den grofien und kleinen Meistern immer starker hervor; wahrend viele Kleinhandwerker ruiniert wur* den stiegen die grofien Meister zu einer neuen Stadtaristokratie empor. Gleichzeitig

ijo. Lange Ordenstracht und kurze Modetradit des 14. Jahrhunderls • Franzosische Buchmalerei. Paris, Bibliotheąue Nationale

begannen sich die Zunftmeister zu geschlossenen Korporadonen zu verbinden, die es Gesellen, die nicht zur Familie eines Meisters gehórten, immer schwieriger machten, den Meistertitel zu erlangen. Auf diese Weise wurden die meisten Gesellen ebenso wie die ruinierten Kleinhandwerker zu bezahlten standigen Arbeitern und sanken in die unterste


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