Obraz0 (4)

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ria, ich bin verliebt in deinen schonen Arm, laG ihn mir noch einen Augenblick! Abcr sieh, Hermine hat mich geru-fen. Sie ist in der Hólle.“

„Ich dachte es mir. Leb wohl, Harry, ich behalte dich lieb." Sie nahm Abschied. Abschied war es, Herbst war es, Schick-sal war es, wonach die Sommerrose so reif und voll geduftei hatte.

Weiter lief ich, durch die langen Korridore voll zartlichen Gedranges, die Treppen hinab, in die Hólle. Don brannten an pechschwarzen Wanden grelle bose Lampen, und die Teufeiskapelle spieltc fiebernd. Auf cinem hohen Barstuhl saG ein hiibscher Jiingling ohnc Maskę, im Frack, der mu-stene mich kurz mit einem spóttischen Blick. Ich ward vom Tanzstrudel an die Wand gedruckt, gcgen zwanzig Paarc tanzten in dem sehr engen Raum. Gierig und angstlich be-obachtete ich alle Frauen, die meisten waren noch maskiert, einige lachten mich an, aber keinc war Hermine. Spóttisch blickte der schóne Jiingling vom hohen Barstuhl hcriiber. In der nachsten Tanzpause, dachte ich, wiirde sie kommen und mich anrufen. Der Tanz ging zu Ende, aber niemand kam.

Ich ging zur Bar hiniiber, die in eine Ecke des kleinen nie-dern Raumes geklemmt war. Neben dem Stuhl des Jung lings stellte ich mich an und lieG mir Whisky geben. Wah-rend ich trank, sah ich das Profil des jungen Mannes, es sah so bekannt und reizend aus, wie ein Bild aus sehr ferner Zeit, kostbar durch den stillen Staubschleier der Vergangen heit. Oh, da durchzuckte es mich: es war ja Hermann, mein Jugendfrcund!

„Hermann!" sagte ich zógernd.

Er lachclte. „Harry? Hast du mich gefunden?"

Es war Hermine, nur wenig umfrisiert und leicht ge-schminkt, apart und bleich blickte ihr kluges Gesicht aus dem modischen Stehkragen, wunderlich klein kamen ihrc Hande aus den weiten schwarzen Frackarmeln und weiGcn Manschetten hervor, wunderlich zierlich, in schwarzweiGcn seidenen Herrensockcn, ihre FiiGe aus den langen schwar zen Hosen.

„Ist dies das Kostiim, Hermine, in dem du mich in dich ver-liebt machen willst?"

..Bisher", nickte sic, „habe ich erst einige Damen verliebt ge

macht. Aber jetzt kommst du an die Reihe. LaG uns erst ein Glas Champagner trinken."

Dies taten wir, auf unsern hohen Barstiihlen hockend, wah rend nebenan der Tanz weiterging und die heiGe hefiige Streichmusik schwoll. Und ohne daG Hermine sich darum irgendwelche Miihe zu geben schien, wurde ich sehr balii in sie verliebt. Da sie Herrenkleider trug, konnte ich nicht mir ihr tanzen, konnte mir keine Zartlichkeit, keincn An griff erlauben, und wahrend sie fern und neutral erschien in ihrer Mannermaske, umgab sie mich in Blicken, in Worten, in Gebarden mit allen Reizen ihrer Weiblichkeit. Ohne sic nur beriihrt zu haben, unterlag ich ihrem Zauber, und dic ser Zauber selbst blieb in ihrer Rolle, war ein hermaphro disischer. Denn sie unterhielt sich mit mir iiber Hermann und iiber die Kindheit, iiber meine und ihre, iiber jcnc Jahre vor der Geschlechtsreife, in denen das jugendlichc Liebesvermógen nicht nur beide Geschlechter, sondern al-les und jedes utnfaGt, Sinnliches und Geistigcs, und alles mit dem Liebeszauber und der marchenhaften Verwand-lungsfahigkeit begabt, die nur Auserwahlten und Dichtern auch noch in spateren Lebensaltern zuzeiten wiederkehrt. Sie spielte durchaus den Jiingling, rauchte Zigaretten und plauderte leicht und geistvoll, oft ein wenig spottlustig, aber alles war von Eros durchschienen. alles verwandelte sich auf dem Wege zu meinen Sinnen in holde Verfiih-rung.

Wie gut und genau hatte ich Hermine zu kennen gemeint. und wie vollkommen neu offenbarte sie sich mir in dieser Nacht! Wie sanft und unmerklich zog sie das ersehnte Netz um mich, wie spielend und nixenhaft gab sie mir das siiGe Gift zu trinken!

Wir saGen und plauderten und tranken Champagner. Wir schlenderten beobachtend durch die Sale, abenteuernde lintdecker, suchten uns Paare aus, dereń Liebesspiel wir be-lauschten. Sie zeigte mir Frauen, mit denen zu tanzen sie mich aufforderte, und gab mir Ratschlage iiber die Verfiih-rungskiinste, wćlche bei dieser und bei jencr anzuwenden seien. Wir traten ais Nebenbuhler auf, strichen beide eine Weile derselben Frau nach, tanzten abwechselnd beide mit ihr, suchten beide sie zu gewinnen. Und doch war dies alles nur Maskenspicl, war nur ein Spiel zwischen uns beiden,

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