HJ Pio Anfiln&o der Ciuschichte und die Archfluluuiu
Norelslowakische kellische MOnzen waren bis vor kurzem lediglich durch Klnzelfun-de und elnige Depotfunde bekaniu. Ihre Datlerung stOtzte sieli deshalb nur auf dic numismatische Analyse ihrer Abbildungen, des Materials und Gewichls. Ais Zelt der Pr&gung, des Umlaufs und der Deponierung dieser Miinzen wurde dle MiUe des 1. Jh. v. Chr. angenommen. Pritzlsere Informationen erbrachten unsere Grabungen, hel denen wir die aitesten Prigungen bereits in der ersten Maliie des letzten Jahrhunderls v. Chr. belegen konnten. Es waren dies Sllber-Varianten aus Velky Hysterec, sowie Silber- und KupfermOnzen aus Liptovskd Mara. Vor altem das Geld der Velky lJysieret-Vaiianie verwendete mun verhaltnismal£ig lange Zeit, da es auch noch In einem urn ein Jabrhun-dert jOngeren Horizont in fruhrfimischen Objekten erscheint. Uberzeugend bestiiUgte dies der zweite, auf der Befestigung Trniny bei Dolny Kubfn - Vefky Bystercc geborgene Hortfund. In ihm befand sich gemeinsam mit keltlschen Miinzen vom Typ Velky Bysterec, SpiS und Zemphn ein zwischen den Jahren 2 v. Chr. und 14 n. Chr. geprilgter kontramarkierter rómischer Denar des Kaisers Augustus.
Nach dem Unteigang der nordslowakischen Befestigungen verlor die stark gelichtete Bevólkerung in isolierten SiedJungen des verkleineiten Puchov-Gebieles vlele der wirt-sduftlichen Vorteile des vorangegangenen Zeitalters. Miinzen, die man in den unruhigen Zeiten nach der Zeitenwende nicht mehr pragte, verschwanden aus dem Umlauf und die Menschen horteten sie. Es fehlten anscheinend auch Munzherren und das Wirtschafts-system, in dem das Geld in Umlauf gekommen wiire. Die Nord- und Mittelslowakei reihte sich so (ais vielleicht letztes Gebiet des nórdlich der Donau liegenden Barbar!' kums) zu jenen Stammesgebieten, in denen man Miinzen (diesmal importierte romische) nicht mehr ais Zahlungsmittel, sondem nur ais hochwertiges Metali beniitzte. In Liptov-ska Mara ist es gelungen, annahernd 80 keltische Miinzen zu entdecken, doch keine einzige romische. Dies ist in gewissem Mafie ein Beweis dafur, da8 wahrend der fruhrómischen Kaiserzeit kein unmittelbares Interesse an Geld ais Zahlungsmittel be-stand.
3.4.2. Handel
Eine ausschlaggebende Voraussetzung zur Entfaltung des Ballungsgebietes von Lip-tovskd Mara war auch die dominierende Lagę dieses Ortes im Rahmen der Region vom Gesichtspunkt der Femverbindungen. Diese Tatsache, zusammen mit den naheliegen-den EpJagerstiitten, bildete gerade hier gute Bedingungen fur die Konzentration des Austausches und Handels. Der Handel mit Nahrungsmitteln oder anderen órtlichen Erzeugnissen kann selten zuverlassig erkannt werden. Wir haben bereits das Nerkom-men von grófieren Gefafien mit einer Kalkkiesbeimengung erwahni, die irgendwo unter den Kalkbergen am Rand des Liptov-Beckens hergestellt worden sein mufiten. Umge-kehrt ermóglichten die spezifischen Kennzeichen der qualitativ hochstehenden *d|eibengedreluen Gefafie aus den Werkstatten der Siedlung VII die Verfolgung der Ifeforcitung dieser Topferware im Rahmen der ganzen Region.
I Auch wenn Spuren der Metallverarbeitung, des Schmiedęns und Giefiens von Bunt-metallen in umliegentlen Ideineren Niederlassungen auftauchten, ist es wahrscheinllch, dag die Wedestauen von Mara vor allem ftlr die nahere Umgebung arbelteten. Einige Waren, vor allem Lebensmittel, kamen aus den Randgebieten der Region in dle Houshal-te von Liptovska Mara. Ein gutes Beispiel ftlr die Einfuhr aus mlttleren „lnterreglonalen"
Entfernungen sind Andesit- und Khyolithmahlsteine von miuelslowakJschen UgcrsUU-ten, dle besser geeignet waren ais die óitlichen Granitmablsielne. Trocz Jhres betrftchtlicben GewJchtes lohnte sich ihr Import sichUich, Ein sehr gefragter, wenn auch nicht belegter Artikel war Sal/.. Móglicherweise gcwann man es durch SchOrfen direkt am Ort selnes Vbrkommens. Dadurc h waren zahlreiche Fundę der nordslowakischen Pćchov-KuItur in Einrlchtungen zur FOrderung von Salzsole aus Quellen im sOdpolnischen Wieliczka erkliirt. Isolierte Pi5chov-Objekte aus dem 2. Jh. n. Chr. scellte man auch in eincm welteren Salzabbaugebiet, in Prefiov, fest.
Preinde Kaufleute zogen vor allem auf der nord-sudlichen FernstraBe von der AdriakOste Italiens zur Donau und weiter zur Ostsee. Einer der Astę der sog. Bernstein* straBe fOhrte auch das Waagtal hinauf und Uberschritt im Orava-Liptov*Bereich den Karpalenhauptkamm. Von hier aus konnie man nach Osten in das Erzgebiet von Spił und zu den ostkarpatischen Gebirgspdssen vordringen. Im Vordergrund des Fern-handelsinteresses standen haupLsdchlich die órtlichen Rohstoffe, vor allem Silber und Kupfer, aus den Lagerstatten der Niederen Tatra. Oiese Hypothese mugte durch Spektcal-analysen von Erzeugnłssen aus den umliegenden Gebieten uberprtift werden. Mit Hilfe der Analysen von Schmelztiegeln bestiUigte sich ihre Verarbeitung in Uptovski Mara.
Interesse bestand gewiB auch an sole hen Waren, die archiiologJsch luum belegt werden kónnen. Zum VergJeich sei angefuhrt, daS nach Strabo (Geographica 7) die Bewohner der Alpen, iihnliche Bergbewohner wie die der Karpaten, den rómischen Kaufleulen „Harz, Pech, Kienspane, Wachs, Honig und Kasę, Sachen, die sie im Ober-fluB besaBen", verkauften. Uber die HandelsstraBen kamen die Miinzen des Typs Vdky Bysterec und Liptovskd Mara bis in die Ostslowakei und die Karpatoukraine, nach Nordungarn, ins ósterreichische Carnuntum oder das nordbdhmische Most. Bet den Erwdgungen uber die Ausfuhr nordslowakischer Erzeugnisse denken wir an den Beridu von Tacitus Ober die Tribute, unfreiwillige Zahlungen, die von den Kotinem an Quaden und Sarmaten zweifellos nicht in Geld, sondern in Form von Naturalien entrichtet wurden. Au Ber Nahru ngsmltieln (Vieh, Getreide) kommt hier Eisen in Frage, an dem es beiden Stammen mangelte, derm in ihren Siedlungen sind Spuren der Eisenverarbeitung selten.
Ein breites Spektrum bilden importierte Gegenstande, die auf unserer Fundstelle ans Tageslicht kamen. An Rohstoffen fuhrte man aus dem bohmischen und mihrischen Gebiet, aber vielleicht auch aus anderen Teilen der Slowakei, Zinn ais Gemengeteil bei der Legierung von Bronze und Graphit fur die Tópferei ein. Mit dem filtesten Siroin der Importe tauchten italische Bronze-Trinkgamituren auf. Deformieite und durchgebrannte Reste solcher GefóBe CBecher vom Typ Idria, Bronzeeimer: Taf. VUL- 14, 16} kamen unter den Opfergaben in der Kultstatte zum Vorschein. Zu den von vermógenderen Schichten der órtlichen Bevolkerung begehiten Waren gehórten auch Schmuck und Toiletteartikel aus sudlichen Bereichen, Muscheln, Glas- und Fayenceperlen, audi klei* ne Spiegel aus polierter WieBmetallegierung (Ta/. VJU: 4, 9-11). Aus sOdłicher Richtung kamen auch unbekannte Gegenstande aus NuB- und Maulbeerholz, dereń Fragmente sich unter den archaobotanischen Funden der Siedlung IV befanden. Irgendwo In der Donauebene ist wohl auch die mehrzeilige Saatgerste gewachsen, die in einem Vorrab-gefaB in einem Haus unter dem Staudamm gelageit war.
AuBerordentUche Intensitat erlangten die Tauschkontakte mil den norischen Produk* tionszentren im ósterreichischen Kfimten, hauptsSchlich in der Zeitspanne um ChrisU Geburt. EingefOhrt hat man beliebte GOitel mil MetaUschlieiśen (Tąf VIU 5-8) und