Die wenigen groBen Schatze, zu denen auch jener aus Siary Kolfn geh- >rt, stellen wahrscheinlich den Schlufi der Blutezeit der kellischen GoldprSgun; in unseren Landem dar, denn wir vermissen bisher Fundę, die eine weitere Fortsetzung der Vermunzung aus Gold in dem AusmaB belegen wurden, wic sie der Schatz aus Stary Kolfn belegt. Wahrscheinlich gehórte der v611ige Umer-gang der Munztadgkeit zu den ersten Anzeichen des kunfdgen ókonomisci en Yerfalls.
VII. ENTSTEHUNG UND VERWAHRUNG DES SCHATZES IN STARV KOLfN
Die typologische Analyse wieś nach, daB der Fund in einer Zeit zu entstehen be-gann, da noch Munzen einzeln im Umlauf waren, die vor dem grundsatzlicl ien Wandel der Vermunzung in Gold entstanden, der in der Einfuhrung der Mus-chelstatere und der neuen Drittelstatertypen bestand. Die yerschiedenen Ty-pen von Muschelstateren und Drittelstateren belegen dann den Verlauf des allmahlich anwachsenden Schatzes. In mehreren Fallen deutet das Vorkommen einiger bis in die kleinsten Details identischer und mit dem Umlauf nichtabge-nutzter Pragungen darauf hin, daB einige Munzgruppen offenbar direkt aus der Munzstatte kamen, um in den Schatz einbezogen zu werden.
Fur eine genaue zeitliche Einstufung des Fundes fehlen bisher ausreichen-de Beweise. Die reichste Munzprodukuon ist, nach den Funden zu schlieBen, in der Zęit der Oppida nachgewiesen, und der Inhalt des Fundes aus Stary Kolfn deutet darauf hin, daB die Munzprodukdon zur Entstehungszeit des Schatzes ihren Hóhepunkt erreicht hatte. Der Schatz aus Saint-Louis enthielt auch Munzen, die aus denselben Pragestempeln wie jene des Fundes aus Stary Kolfn angefertigt worden waren, wurde im Hinblick auf den darin enthaltenen Schmuck um dasj. 100 v. Chr. datiert, also in die Blutezeit der Oppida57.
In der Entwicklung der keltischen Gesellschaft in der zweiten Halfte des 2. Jh. und in der ersten Halfte des 1. Jh. v. Chr. traten mehrmals Situadonen ein, die den Impuls zur Verwahrung eines Schatzes geboten haben mochten. Neben den Móglichkeiten aufierer Konflikte konnie auch eine ungunsdge innere Situ-adon Grund zum Verstecken gewesen sein; diese ungunsdge innere Situadon konnte die Machtposidon einer oder mehrerer Personen gefahrden, die Goldmunzen in ihrem Besitz hatten. Eine ahnliche interne Entwicklung ist vor dem definidven Untergang der einzelnen Oppida ais sehr wahrscheinlich anzu-nehmen.
Mangels einer eingehci r'.<-u Analyse der zwei gróBten Mu,. • seren Landem, aus Podmo.' und StradoniceVj, kann man d dem Fund aus Siary Kolfn . ■ hen. Die Schatze aus \Vestb< n
kovice und aus San Vincenzo ;iie solche Munzen enthalu-n, die denselben Pra-gestempeln wie der Schatz aus Stary Kolfn cntstammen, erlauben Grund fur die Verbergung in einer Gefahr zu suchen, die nich; nur auf die mit-telbóhmische Region beschranki gewesen sein muBte, sondern auch den yan-zen weiten Bereich der Kelt en in unseren libidem betroffen haben kon
Ahnlich wie die Datierung erlaubt auch die Frage nach dem ursprungłi-chen Eigentumer des Schatzes keine eindeutige Beantwortung. Da der Schatz nach und nach vorwiegend aus heimischen Pragungen entstand, gehórte sein Eigentumer offenbar auch dem heimischen Milieu an. Die hóchsten und das Fehlen niedriger Munznominalwertc deuten darauf hin, daB es sich um einen absichtlich zusammengetragenen Schatz und zufalligerweise angesammelte und im Augenblick der Gefahr rasch versteckte Barschaft handelte. Der Fundort des Schatzes macht es móglic keltischen Ritus in Verbindung zu bringen, denn die Kultorte bełanden hr oft in nachster Nahe von < icw2sscm^« Der Schatz konnte einem Heiligtum gehórt haben oder aus den an heiliger Statte aufgeopferten \btivgaben entstai den sein. Die Bedeutung des keltischen durch das unweit gelegencn Heiligtum in Libenic
ter hatte auch das Depot von Eisengegenstanden, das im nahen Kolfn gefundei
wurde65. Die Móglichkeit, daB es sich u
renden Tempels oder Heiligtums handelt
Fundmaterial untermauert. Man kann auch nicht andei c Mój
Herkunft eines Munzdepots von der Hand \
eines Stani mes, einer Person oder Personengruppe gewesen sein, di der Flucht vor einer drohenden Gefahr dann verbargen. D FluBchens Klejnarka zwischen seinen zwei Maandem ist gewiB man nach der Beschreibung spater leicht ausfindig machen und dort dann di Schatz beheben konnte.
Wenngleich im Hinblick auf das Fehlen weiteren Quellenmaterials einige Fragen blofi hypothctisch beantwortet werden kónnen, stellt der Inłiait des Fundes in seiner Gcsamtheit eines der bedeutsamsten Denkmaler einer Zi\ilisa tion dar, die ais erste in unseren Landem zu einer selbstandigen Munzpro-duktion gelangte. Die Pragung aus Gold in unseren Landem gehórte damals in Mitteleuropa zu den reichhaltigsten, und der Fund aus Stary Kolfn ist eines der gewichdgsten Dokumente nicht nur der eigentlichen Munzpragung, sondern auch des wirtschaftlichen Aufstiegs der bóhmischen Lander.
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