Typen 600-603: Ich habe die Reihenfolge bei Pink in meincr Tafel umgestellt. Der Avers 603 ist noch origmal-makedonisch, wie aus Prototyp E/4 zu erschcn. Vgl. die dortige Bemerkung. Bei 602 spielt, was Pink nicht vcrmerkt hat, der Thasos-Typ mit, besonders ist das an den beiden Rosetten oben am Diadem, an der Zickzackschleife des Diadems und am langen Faltenhals ersichtlich, der wie schrdg geschniirt aus-sieht (vgl. V/A/IV, VI/IV). Dieser Typus solite also in einer Werkstatt entstandcn sein, die auch Thasos-Typen fabriziert hat.
Thasos- Typen :
Vornotiz: Ich habe, wie eingangs gesagt, eine Rahmengrundlage fiir die Klassi-fi kation geschaffen. Nur wenn eine solche Icicht greifbar ist, wird man sich lieber mit diesem Komplex befassen, der durchaus ais sehr roh bezeichnct werden muB, den* noch aber recht interessant ist. Vor allem laBt sich hier die Stempelentwicklung mit den Umschnitten gut verfolgen. Dafi die Grenzen zwischen etwas barbarisierten Originaien und friihen Nachahmungen fliefiend sind, ist gesagt worden. Auch hier wurden anfangs Originalstempel weiter verwendet und standig umgeschnitten. Ich scheide sechs Gruppen, von denen die letzte ausgefallene Typen bringt, die natiir-lich auf die anderen Gruppen hatten aufgeteilt werden kdnnen. Die Gruppen sollen nur ermuntern, in diesem scheinbar gleichformigen Chaos immer wieder nach Be-sonderheiten zu suchen, die es auch gibt und die sehr aufschluBreich sein kdnnen. Die Gruppenabfolge gibt kein unmittelbares chronologisches Kriterium. Natiirlich ist Gruppe I die fruheste, aber schon zwischen den Gruppen II und III und vor allem III und V, aber auch sonst, gibt es gelegentlich Oberschneidungen. So haben etwa IV/7 und V/13 identische Averse. Im allgemeinen sind drei Entwicklungs-strange zu beobachten: einmal die bis zur volligen Verwilderung fortschreitende Barbarisierung der Schrift, aber noch unter Beibehaltung des Lettern-Charakters, wobei die Buchstaben Omikron und Theta in den meisten Fallen hernach auf die vier Ecken des Schriftkarrees verteilt werden, was aber nicht auf eine einzige Gruppe bcschrSnkt bleibt; zum anderen geht die Entwicklung in eine balken- und hantel-fdrmige LettemauflOsung, und zum dritten wird das Schriftkarree in eine doppelte Punktreihe aufgelóst. Dabei macht sich die Stempelveranderung durch den dauern-den PriSgeschlag Ober den Nachschnitt der Punktreihen in Kurven bemerkbar. Bei den Kflpfen gibt es gleichfalls verschiedene Entwicklung, die aber jene der Reverse iiberschneidet, also nur zeitlich mit ihr parallel lauft: Quadratische Kopfform, lie-gendes Rechteck, dies dann meist auf schmalem und saulenfdrmigem Hals, der gelegentlich gegeniiber den ZickzackbSndem yollig zuriicktritt, ferner hochgestelltcs Rechteck bei verkiirztem Hals. Der letztgenannte Typ ist aber selten. Zu den einzel-nen Gruppen:
I. Friihe Nachahmungen: Noch gute Legenden; Bildnis gut bis mittel; alle Heraklcs-figuren nach links. Monogramm meist M oder auf dessen Basis.
II. Legenden/W/e teilweise noch gut erkennbar erhalten; meist noch bessere K6pfe. Stadium der Ausbildung der sp&teren gróbcrcn Haupttypen; alle Heraklesfiguren nach links; Monogramm teilweise fehlend.
III. Gfinzliche AuflOsung der Legenden; YergrOBerung und YergrOberung der Let*
tern;dasSchriftkarree verlaBt gelegentlich bereitsden rechten Winkel. Grobe Kopfe; Heraklesfiguren noch nach links, aber gelegentlich Rechtswendung des Kopfes; Be-ginn der Zerlegung der Beine in der Art von Puppengliedem.
III/A. im allgemeinen wie vorher, weitere Vergroberung der Kopfe; Beginn der Verteilung von Omikron und Theta an die vier Ecken des Karrees; Rundbiegung der Schriftlinien, wobei es gelegentlich zu einer zweiten Zeile kommt.
IV. Gelegentlicher Riickgriff auf bessere Kopfe; Schrift in Balken- oder Hantelform; teilweise bogige Anordnung; es gibt Mischtypen mit Gruppe V; Kopf des Herakles, manchmal auch die ganze Figur, gelegentlich nach rechts.
V. Nur Punktreihen, alle Kopfklassen und -qualitaten; Heraklesfigur meist links, teilweise auch rechts bei starker Vergróberung, wobei Keule und Lówenhaut oft gleichfalls in Punktreihen (dies auch doppelt) aufgelóst werden; Rundbiegung des Karrees; in den Aversen begegnen wilde Sondertypcn, die (wie V/18ff.) an die kubische Bartmode der parthischen Herrscher auf den Tetradrachmen erinnern, die mit Phraates IV. einsetzt, was an gróBeren Materialreihen auf etwaige Hintergrunde echter sachlicher Beziehung schon deshalb zu prufen ware, weil auch die Parallel-falten der Stim in ahnliche Richtung weisen. Gelegentlich spielen auch andere Typen eine Rolle, wie V/21 (bithynisch ?) nahelegen kónnte; der Graveur von V/22 kommt ohne Zweifel vom Gemmenschnitt.
V/A. Ahnlich wie vorher, meist mit Omikron oder Theta in den vier Karreewinkeln. V/B. Ahnlich wie V, aber mit Kopf links; im Revers hat der Herakles gelegentlich einen Struwwelpeterkopf (vgl. dazu schon V/7, V/15 und ahnliche Stiicke).
VI. Abweichende Typen und Kombinate. Sie sind verschiedenen vorigen Gruppen zuzuordnen: VI/1 gehórt an sich zur Gruppe IUJA, hat aber im Avers ein Gesicht im Dreiviertelprofil, jedenfalls ais Versuch. VI/2 gehórt zu V, hat aber ausnahmswei-se im rechten Feld des Reverses eine Amphora. Ebenfalls ausgefallen ist VI/3, weil im Revers der Herakles in der linken Hand eine Lanze mit Spitze nach unten halt. Bemerkenswert sind auch die drei Bogen unter der Basis.
VI/4 wiirde ich zu V/4 stellen. Hier ist auBergewóhnlich der Schnurhals und das Dekorationsmuster im Feld dahinter, das sehr an die Reverse der westkeltischen Parisii erinnert, im Ostkeltischen iibrigens auch einmal, aber ganz versteckt (147/10, 11) vorkommt; im Revers ist aus dem Herakles eine Art wilder Mann mit merkwiir-digem Hut und groBen Pantoffeln geworden.
VI/5 und VI/6. VI/5 bietet im Revers das vóllig ungewohnliche Bild eines Symplegma, bei dem der Gedanke einer Falschung nahelage, wenn nicht dazu ein ganz normales Stiick aus dem identischen Aversstempel bcigebracht werden kónnte. Der Typus gehórt an sich in die Gruppe V, hat aber Anklange hinsichtlich der Schrift an IV.
VI/7 ist eine Koppelung mit dem degenerierten Avers von Makedonon Protes, etwa aus der Fabrik, die auch den Typus 601 gemacht hat Das bestarkt meine Notizen zum Typus 602 (s. d.).
Supplement: Hier habe ich probeweise nicht ganz rein klassifizierbare Stiicke und zum AbschluB eine Stempelreihe exemplarisch vereinigt.
S/l gehórt durchaus zu 14, weist aber im Revers auf den Typus 38, hat aber auch sonst Verwandtschaft zu umliegenden Typen.
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