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(bei den Tauriskem) sogar einige PrSgungen aus Cold angefertjgt'*.

Fur Noricum gibt es ein aufschluBreiches - nller-dings erst aus der Zeit Hadrians (117-138 n. Chr.) stammendes von Arrian uberliefertes Beispiel der Yerwendung und des Wcrtes solcher Kleinmunzen: „Bei einigen Kelten ist es der Brauch. der Artemis [...I jahrlich ein Opfer darzubringen. Sie weihen a uch der Góttin eineri eigenen Schatz und legen in diesen fur einen gefangenen Hasen zwei Obole ein; fur einen Fuchs aber eine Drachmę [...], fur ein Reh aber vier Drachmen [...]. Nach Umlauf des Jahres nun, wenn das Geburtsfest der Artemis gekommen ist, wird der Schatz geoffnet, und von dem Gesam-melten kaufen sie ein Opfertier, bald ein Schaf, bald eine Ziege, bald ein Rind, wenn es dazu ausreicht."" GraBl stellt im Kommentar zu dieser Stelle fest, daB in Noricum die Relation Kleinsilber - GroBsilber 1:16 betragen haben musse und daB ein Kleinsilber-stuck einem halben rómischen As entsprochen habe“.

Die .GroBboier" - so wird von GObl (1994) der aus Bóhmen nach dem heutigen Bratislava abge-wanderte Stamm der Boier bezekhnet - haben in ihren neuen Wohnsitzen (beim heute slowakischen Bratislava), ais sie - vermutlich unter dem EinfluB der Taurisker - auf Silbermunzen umgestiegen sind, neben den Hexadrachmen (6-Drachmen-Stucke), die besser zu ihrer gewohnten Goldwahrung paBten, ebenfalls Kleinstucke (Simmeńng-, Riłę- und Totfalu-Typen) ausgegeben. Ob auch die Kleinststucke (Obole?) aus der Słem-Leier-Serie bzw. aus den Roseldorf /- und Roseldorf Il-Serien direkt mit den Munzen der „GroBboier" zusammenhangen, mufi noch geklart werdenu.

Fur die sogenannten Ostkelten sind uberwiegend Werte in der GróBe von Tetradrachmen uberliefert, die diese (und zwar besonders die des Makedonen-herrschers Philippus II.) auch im Aussehen imitie-ren. Zumindest in manchen Bereichen wurden auch Werte in DrachmengrbBe und in kleineren Nomina-lien geprigt. Die immer wieder angestellten Vermu-tungen, es konnte, ahnlich wie auch in der norischen Grofisilberpragung, im weiten Feld der ostkeltischen Tetradrachmen zu jedem GroSstiick auch einen ihm zugehórigen kleineren Wert gegeben haben14, scheint nach derzeitiger Sicht nicht u bera 11, aber doch fur viele Typen zuzutreffen. Dariiber werden weitere Fundę vielleicht einmal Auskunft geben kónnen.

Prigeherrcn und Mtinzstdtten

Ab Ptigeherren in der keltischen Welt kommen Personlichkeiten in Betracht, die der Oberschicht, der herrechenden Klasse, angehdrten. Nur der Fiirst bzw. die Fiirsten (in der Spatzeit der Keltenreiche kam es ja zumeist zu einer Art oligarchischen

POhrung)” eines Stammes bzw. Reiches besafien die Macht, PrSgeauftrage zu erteilen, nur sie verfiigten iiber die notwendigen Edelmetall- bzw. Metall-vorrfite, die zur Herstellung der Munzen gebraucht wurden.

Die Hauptgriinde fiir den Beginn einer Eigen-prSgung waren handelsbedingt und - vor allem -militarpolitischcr Art: Mit solchen Munzen wurde das Heer besoldet, und jeder Empfiinger erkannte, daB es sich um von seinem Fiirsten herausgebrach-tes Geld handelte. Auf diese Weise wurde neben dem ideellen auch ein materieller Bezug zum jewei-ligen Anfuhrer hergestellt. Deutlich wird das bei den spateren Stiicken, vor allem bei denen, die die Namen von Fiirsten tragen. Sie hatten sich schon von den klassischen Vorbildem losgelost und waren „Eigenprodukte" geworden.

Dieses Phanomen findet sich allenthalben in der keltischen Welt, wie zum Beispiel in Gallien, wo nicht nur Namen von Stammen genannt werden (etwa: ,,VOL[CAE]" etc.“), sondem auch einige aus Caesars Erzahlungen bekannte Anfiihrer der Gallier vielleicht abgebildet17, eindeutig aber in den Miinz-legenden verewigt sind. Im Zusammenhang mit der Soldzahlung an die Soldaten ist es wohł auch zu verstehen, daB offenbar in einer Art Pragegemein-schaft der gegen Caesar bei Alesia Kampfenden die jeweiligen Stammesfiihrer ihren Namen auf die Bronzepragimgen setzen lieBen: Nicht nur der des Vercingetorix, dessen Miinzen in der Wiener Samm-lung nicht vertreten sind, sondem auch die Namen „Q. DOCI/Q. DOCI SAM", „KAAETEAOY", „VANDEL05" u. a. fanden sich bei den Ausgrabun-gen in und um Alesia auf den dort gefundenen Munzen13.

Ein sehr ahnliches Bild gibt es in Noricum, wo im Gebiet siidlich des Alpenhauptkammes, dem heutigen Kamten, ebenfalls eine Gruppe von „regu-li" genannten Herrschem - zeitweise zugleich -jeweils mit ihren Namen versehene Tetradrachmen pragte. In Kamten scheinen die Munzen am Sitz des Stammesfursten geschlagen worden zu sein, der auf einer der Hohenfesten residierte (davon sind heute einige eindeutig ab Herrschaftsoppida nachweisbar, wie die Siedlung auf dem Magdalensberg - der sicher nicht alleiniges Pragezentrum gewesen war weiters Ansiedlungen auf Bergen wie Gurina, Gra-satza, Holzerberg bei Teumia etc.)1’. Die sogenannten „GroBboier" scheinen bei der Auspragung ihrer silbemen Hexadrachmen durch mehrere Fiirsten Shnliche Gewohnheiten gehabt zu haben30.

Die auch aus der Literatur bekannten Namen britannischer Fiirsten lassen sich vor allem in der Spatphase der Priigungen auf Miinzen identifizie-ren. Im ausgehenden 1. Jahrhundcrt v. Chr. scheint der rómische EinfluB uberhand genommen zu haben, wie das aus den stilistischen und technischen

Peinheitcn der PrSgungen zu erkcnnen ist. Vom rdmerfreundlichen Herrscher Tincommius wissen wir, daB ihm Augustus drei Paare - von rómischcn Stempelschneidern angeferligte - Pragestempei ais Geschenk schicken lieB'1.

Im Ostkeltischen sind Namensnennungen eher selten und zufiillig, wie etwa die einmalige (in thra-kischer? Schrift verfaBte) Legende auf dem Tumier-reiter-Typ, die Pink (1974 b, S. 36) ais „Sasthieni" liest. DaB Einzelbuchstaben bzw. Buchstabenkombi-nationen, die von den Legenden der nachgeahmten Originalmtinzen abweichen, auch auf Fiirsten- oder Stammesnamen anspielen, wagę ich nicht zu behaupten. Es ware aber durchaus móglich, daB die verschiedenen, keltisches Gedankengut umfassen-den Beizeichen (Eber, Torques, Rad, Stern etc.), die in fast allen Kunstgattungen der Kelten anzutreffenund vermutlich Attribute der Gdtter oder solche von Fiirsten sind, sowohl fur die Herausgeber ais auch fiir die Beniitzer dieser Munzen offenbar eindeutige Erkennungs- und Stammeszeichen gewesen sind.

Pragestiitten hatte es in der Welt der Kelten sicherlich weitaus mehr gegeben, ais noch vor weni-gen Jahrzehnten von den meisten Numismatikem angenommen wurde23. Damals vermutete man Pra-gezentren nur in den groBen Siedlungen, aiso in den keltischen Oppida, dem Zentralsitz meist mehrerer Stammesgemeinschaften (wie etwa in Bibracte, Lug-dunum, Trier, auf dem Magdalensberg, in Hradiśte bei Prag, Manching etc.). Vor allem die in den letz-ten Jahren zutage gekommenen oder bekannt gewordenen Neufunde von Stempeln und soge-nannten Tiipfelplatten (siehe dazu den Abschnitt „Technik") zeigen, daB es in der keltischen Welt vielleicht nur einige groBe Miinzstatten3*, aber viele kleine Pragebetriebe gegeben hat, in denen fiir klei-nere Stamme bzw. fur dereń Fursten Munzen herge-stellt wurden. Es scheinen selbst in kleinen Fiirsten-sitzen (in Kamten: Gurina, Teumia u. a., im ostóster-reichisch-bohmisch-slowakischen Gebiet: in Bratisla-va, Roseldorf, vielleicht am Braunsberg bei Hain-burg u. a.) die technischen Voraussetzungen fur eine Munzherstellung vorhanden gewesen zu sein, sodaB es also eine Vielzahl von kleinen und kleinsten Pra-georten gegeben hat25. Dort erfolgte eine Pragung von Munzen offensichtlich nur dann, wenn solche benotigt wurden, vorausgesetzt, der Stammesvorde-re verfiigte iiber ausreichende Metallvorrate zum Vermiinzen (wobei auch fremdes, durch Handel oder ais Kriegsbeute heimgebrachtes Geld Yerwendung fand)“ und die Dorfschmiede hatten noch gebrauchsfahige Stempel, die zuvor einmal von wandemden Stempelschneidern fiir sie hergestelli worden waren.

Man darf also - nach den heutigen, noch immer Kickenhaften und bescheidenen Kenntnissen - mit Recht annehmen, daB neben den sicherlich groBeren und bedeutenden Pragezentren in den Oppida und Vierecktchanzen auch kleinere Stammesgemeinschaften ihre Miinzen erzeugten. DaB dabei nicht nur die Herstellung eigenen Geldes eine Rolle spielte, sondem auch der Blick auf den damit zu erzielenden Gewinn gerichtet war, den man durch untergewichti-ges oder (iberhaupt subarates Auspragen der Edel-metaUmiinzen, besonders solcher aus Gold, erzielen konnte, beweist das Fundmaterial ebenfalls3.

Technik der MUnzherstdlung

Die Kelten lemten die Munzen und damit auch die Technik ihrer Herstellung bei den V51kem des Mittelmeeres kennen und brachten sowohl die Munzen ais auch das Wissen um ihre Erzeugung in ihre Heimat mit. Vielleicht waren sie auch in den Besitz des einen oder anderen Origina lstempelpaa-res gelangt oder hatten die Móglichkeit, die wichtig-sten Bediensteten einer Miinzstatte soweit zu brin-gen, daB sie freiwillig bzw. unter Zwang mit ihnen kamen. Damit lieBen sich die meist qualitativ ausge-zeichneten Erstnachahmungen erklaren, die oft von unsorgfaltig herges tell ten Originalmunzen kaum zu unterscheiden sind*.

Handwerklich geschickte Kelten d&rften aber schon sehr bald die gewinnbringende und auch das Ansehen der damit befaBten Personen fórdernde Herstellung von Pragestempeln und der Munzen ganz fur sich selbst ubemommen haben. Auch das laBt sich aus den auf uns gekommenen Produkten, den Munzen, ablesen: So kann man zum Beispiel immer wieder feststellen, daB spatestens in der drit-ten Generation der nachahmenden Pragung Stern-pelschneider am Werk waren, die von der griechi-schen bzw. lateinischen Schrift keine Vorstellung mehr hatten. Zunachst werden also die Legenden der Originaje miBverstanden. Das Munzbild selbst wird, wie im Beitrag uber die Datierungsprobleme ausgefuhrt ist, zunachst noch recht getreu wiederge-geben; erst mit notwendigen Ausbesserungen der Pragestempei kommt es dann auch hier zu Mifiver-standnissen; diese erfordem in der Folgę Eigen-initiativen der Stempelschneider, die sich auch in einer oft sehr „keltisierten" Formgebung dokumen-tieren.

Das ist allerdings ein Bereich, in dem sich die Munzherstellung der Kelten von jener der Mittel-meerv6lker grundlegend unterscheidet. Eine Wei-terverwendung beschadigter Stempel in der bei den Kelten ublichen Art gibt es im griechischen und romischen Bereich nicht - oder vielleicht nur verein-zelt in Not- und Ausnahmefallen. War dort ein Stempel unbrauchbar geworden, wurde er sofort durch einen neuen ersetzt. Dieser war allerdings relativ leicht herzustellen, denn durch Einsenken von Positivpunzen wurden die wichtigsten Bildteile vorgeformt, was die Feinarbeit, die Fertiggravur,

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