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Yorwort

Die Motive der Sammler waren seit jeher vielfiiltig und verschieden, stcts jedoch stehen sic* mit dem Bcdurfnit; in ZuBammenhang, Gegenst3p.de zu besitzen und somit ais handfosie Beispiele bei sich zu haben, urn mit ihrer Hilfc die Welt in ihren verschic-denartigen Ausformungen besser zu verstehen. Der Besucher, der die Torę des Kunsthistorischen Museums durchschreitet, tritt in ein Gebaude ein, das eine Vielzahl von Sammlungen beherbergt, dereń jede einen Teiłaspekt des Kosmos reprasen-tiert. Schon im 18. Jahrhundert formulierte der Kunstliebhaber Christian Ludwig von Hagedom in einem seiner Briefe diesen Wunsch des Sammlers, mithilfe etwa von Gemalden zugleich auch den in ihnen abgebildeten Gegenstand zu besitzen. Noch deutlicher wird dies im Bcreich der Kunstkammem, die mit der Vie)falt der in ihnen versammelten Objekte dazu dienen, ein Abbild der ganzen Welt zu vermitteln.

Bei manchen Sammlungsgegenstanden, etwa bei einem Landschaftsgemalde, erschlieBt sich der dahinterliegende reale Gegenstand gleichsam von selbst; andere hingegen sind weniger leicht zugang-lich, ihr Verstandnis setzt beim Betrachter fachliches Wissen voraus. Prinzipiell ist jedoch diese Fahigkeit eines Objektes, auf etwas anderes zu verweisen, ganz unabhangig von seiner physischen Grofie oder Her-stellungsart. Man kann also - mit dem entsprechen-den Wissen und das ist der entscheidende Punkt, ausgehend von einer einzigen Keltenmiinze gedank-lich zur Geschichte der antiken Welt gelangen. So gibt es im Bereich des Stammes der Boier Statere, die unmitteibar den Goldmiinzen Alexanders des GroBen nachfolgen, womit sich die Welt dieses GroBrelches, sein Aufbliihen, Vergehen und Nachle-ben in einem geographisch ganz anderen Bereich erschlieBt. Die Stamme der Kelten łeb ten vor nilem in Gallicn, in einer Gegend, dereń Erwahnung sogleich Cacsars De bello gallico in Erinnerung ruft (und die Schulstunden, die diesem Werk gewidmet waren...). Anliand der Keltenmiinzen ist es moglich, einen Gut-łeil der Geschichte dieser Region nachzuvollziehen, die Wanderungen der Stamme zu verfolgen, ihre Kiimpfe mit den Nachbam mitzuerleben, die auch -aufgrund des groBen Geldbedarfes im Zusammen-hang mit den Soldzahlungen - in der Ausgabe von immer schlechter werdenden Munzen resultierten. Eine Inflation, die unmitteibar in das tagliche Leben der Menschen eingriff, gab es nicht erst in unserem Jahrhundert, sondom schon damals.

Der Wunsch, die Welt oder doch zumindost einen Teilbereich von ihr durch Gegenstande zu besitzen, manifestiert sich freilich nicht nur in der Tatigkeit des Sammelns der Objekte selbst. Der Besitz kann auch ein geistiger sein, indem man sich wissen-schaftlich mit der Materie auseinandersetzt, und so ist das Erstellen eines Sammlungskatalogs mit dem Anlegen einer Sammlung durchaus vergleichbar: Die auf alle, auch die winzigsten, Dctails eingehen-de wissenschaftliche Beschreibung des Objektes fiihrt dazu, den Gegenstand gleichsam „festzuna-geln", ihn in Besitz zu nehmen genauso wie die vie-len, vielcn anderen, die in dem Katalog vorkom-men. Dieser ist dann ein Verweis auf einen ganz bestimmten Bereich, in unserem Fali eine Region Europas in der Antike mit Querverbindungen zu GroBreichen wie demjenigen Alexanders oder dem Imperium Romanum. Die beschriebenen Objekte befinden sich also nunmehr ganz im geistigen Besitz des Wissenschaftlers, der sich mit ihnen befaBt hat, aber sie kbnnen auch von dem Besucher oder Fach-kollegen „erworben" werden, der das fertige Buch mit nach Hause nimmt.

In diesem Sinne danke ich allen, die zum Entstehen dieses Kataloges der Keltenmiinzen im Kunsthistorischen Museum beigetragen haben, vor aliem natiirlich dem Autor Univ.-Prof. Dr. Gunther Dembski, dessen enorme Kenntnisse der Materie in dieses Buch eingeflossen sind und der in seinen einleiten-den Aufsatzen nicht nur dem Fachmann, sondom auch dem interessierten Laien einen hervorragen-den Uberblick iiber die Genese und Entwicklung der Keltenmiinzen vermittelt. Ich danke ferner Frau Dr. Elisabeth Herrmann fur das Lektorat und die redaktionelle Betreuung sowie Frau Andrea Hawlik vom Munzkabinett fiir ihr groBes Engagement bei der Vorbereitung der Texte fiir den Druck; ich danke auch Herm Stefan Zeisler, der einen Teil der photographischen Aufnahmen hergestellt hat.

Dieser Band ist der erste in der neu begriindeten Rei ho „Sammlungskataloge des Kunsthistorischen Museums". Mógen bald andere folgen, um den Kosmos der Bestande des Kunsthistorischen Museums immer weiter zu erschlieBen.

Dr. Wilfried Seipel

Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums


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