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Frauenkleider — nicht ganz so lang wie die der Mannerschuhe waren, dabei jedoch J gleichen pantołfelfórmigen Schnitt wie diese zeigten.

Das Verwischen der Standesunterschiede war auch fiir die Frauenmode gleichsam zUm »motor agens« geworden, der sie unaufhórlich vorantrieb und dabei zu jenen fur unsci Auge so absonderlichen Formen der Standeszeichen fiihrte, um dereń Wahrung sich die Obrigkeiten dann vergeblich miihten. Die zunehmende Verengung der Kleidung, die den Wuchs des Kórpers sichtbar machte, und vor allem das Dekoilete lassen vielleicht sonar noch deutlicher ais die Mannerkleidung erkennen, wie weit sich die Modę bereits in dieser Epoche von den kirchlich=mittelalterlichen Moralbegriffen emanzipiert hatte.

Hcrstcllung Nicht zuletzt zeugen die bizarren Formen, welche die Kleidung im Laufe des 14. Jahr= der Kleidung hunderts annahm, auf ihre Weise aber auch von den Fortschritten, die das Schneider;

handwerk und iiberhaupt alle im Dienste der Modę stehenden Handwerkszweige mach; ten. Originaltrachten, die in einer alten Wikingersiedlung auf Grónland geborgen wur= den, beweisen, dafi die neuen Handwerkstechniken sogar bis in die entlegensten Gebiete Europas vordrangen. Audi hier, weit abseits von den grofien modischen Zentren, zeigten selbst die einfachsten Gewander den modischen Schnitt: sie legten sich dem Oberkorper Abb. 189 eng an und wurden nach unten zu durch eingesetzte Keile glockenfórmig erweitert; audi der kunstgerecht in das Armloch eingepafite Armel verrat schneidertechnisches Kónnen. Stoffc, Farben In der Herstellung von Textilien wurden ebenfalls Fortschritte erzielt. In Italien stellte und Schmuck man nunmehr bereits so viele Seidenstoffe her, dafi dieses einst nur von den hochsten weltlichen und geistlichen Herrschern getragene Materiał sogar — wie die Kleiderorcf nungen zur Geniige beweisen — in den stadtischen Trachten keine Seltenheit mehr war. Gemusterte Stoffe blieben allerdings auch jetzt noch nur von den Reichsten erschwing; liche Kostbarkeiten. Fur Rock, Hose und Kapuze wurden weiterhin stets verschiedene Farben gewahlt. Um die Farbigkeit der Kleidung zu steigern, verarbeitete man dariiber hinaus fiir die einzelnen Gewander jetzt haufiger Stoffe verschiedener Farbę, wobei die einstige heraldische Bedeutung dieser MUparti=Traćht vollig in Vergessenheit gerietund die Gewander schliefilich nicht nur senkrecht halbiert, sondern Stoffe und Farben immer bunter zusammengefiigt wurden. Auch die Zaddelung, jenes zackige Ausschneiden der Saume, das zuvor nur an der Kleidung der ritterlichen Dienstleute, der Spielleute und Gaukler zu finden war, wurde zunehmend beliebter und schliefilich zu einem fast unent= behrlichen modischen Schmuck. Zu diesem gehorten auch die Knąpfe, die ais Besatz so begehrt waren, dafi manche Gewander mit fiinf bis sechs Schock Knópfen verziert ge= wesen sein sollen.

Zu den typischen Modeerscheinungen des ausgehenden 14. Jahrhunderts zahlen auch die Schelleti, die vor allem den Giirtel und die Homfessel, ein seitlich um die Schulter ge= legtes Band, an dem urspriinglich auf der Jagd das Hifthorn getragen wurde, schmiickten. Aber auch an den Saumen der Rócke, der Armel und wo nur immer móglich, wurde dieser klingende Schmuck angebracht. So berichtet die Góttinger Chronik, dafi zu den Festen, die der Herzog von Braunschweig um das Jahr 1370 in Góttingen veranstaltete, viele Ritter, Weiber und Jungfrauen in herrlichen purpumen Gewandern und klingenden goldenen und silbernen Giirteln und Borten erschienen seien, »mit langen Rócken und Kleidern, die gingen schurr, schurr, kling, kling«. In Deutschland — die Schellen waren eine typisch deutsche Modeerscheinung — waren die Schellen so sehr Inbegriff einer vor=

i8y. Franzósischc Hoftrnchlcn ■ Elfenbcitirelief, um 1400 ■ Berlin, Stnailiche Musem


nehmen Tracht, dafi die Worte »wo Herren sein, da klingen die Schellen « geradezu sprichwórtlich wurden. AJlerdings ist diese Modę ebenfalls schon friih vom Biirgertum nachgeahmt worden; bereits im Jahre 1343 verbot die Stadt Niimberg ihren Biirgern Schellen zu tragen. Noch im 14. Jahrhundert fanden sich die Schellen auch in der Tracht der Narren, in der sie dann, ais die Modę ihrer im 15. Jahrhundert uberdriiśsig wurde, endgultig verblieben (siehe S. 222J.

Wie alle modischen Formen und Materialien gehorten auch die Schellen, die Zaddel= tracht und das Mi=parti zu jener eigentiimlichen Eleganz des spaten Mittelalters, welche Rang und Stand des Tragers sichtbar machen soli te, war doch mit ihrer Herstellung ein grofier Arbeitsaufwand verbunden, so dafi sie »mehr Kosten machen, denn das Tuch wert ist«, wie Geiler von Kaisersberg am Ende des 15. Jahrhunderts schrieb, ais die Mi=parti=Tracht ihre Bliitezeit erlebte.


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