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GEGERI5TE MENSCHENHAUT

Werner Schmitzer, Lederrestaurator am Deutschen Ledermuseum

Heil- und Zauberkraefte haben die Koerper von Hingerichte-ten und deshalb wurde ihre Haut gegerbt und zu Riemen verarbeitet. Riemen aus Menschenhaut befanden sich in den Apotheken von Dresden 1652 und Leipzig 1669. Sie waren teuer und kosteten das Stueck in Leipzig 3 Taler.

Meine Damen und Herren, Menschenhaut zu gerben war keine Zeiterscheinung der 30er Jahre, sondem ist Geschichte, die bis in das fruehe Mittelalter zurueckzuverfolgen ist. Sei es im voelkerkundlichen Bereich, im Zusammenhang mit Krieg und Feind, wobei nicht immer blutruenstige Motive dabei eine Rolle spielten. Nicht unbekannt ist jedenfalls die Tat-sache, dass fanatische Buecherliebhaber fast aller Voelker und Zeiten besonders kostbare Werke auch in besonders wertvolle Einbaende binden liessen. Dazu gehoerte auch Menschenhaut ais Einbandmaterial. Es war einem Menschen zu Lebzeiten gęstattet, seine Haut fuer teureres Geld einem Gerber zu verkaufen, der nach dem Tode des Betreffenden die Haut abziehen liess und gerbte. Sinnsprueche, wie "Der traegt seine Haut zu Markte" oder "seine Haut so teuer wie moeglich zu verkaufen” moegen wohl aus diesen Geschichten hervorgehen.

Es wurde fast irtmer nur Menschenhaut von Raeubern, Moerdem und anderen kriminellen Personen verwendet, was gleich-zeitig auch zu einem Rechtsstreit 1631 in Leipzig fuehrte.

Dr. med. Johannes Rupertus Sulzberger hatte in Leipzig die Haeute von hingerichteten und auf der dortigen Anatomie sezierten "armen Suender" abziehen und bei Gerbem zube-reiten lassen. Doch urn ihre Ehre und ihres guten Namens willens weigerten sich die Gerber dies weiterhin zu tun.

Dr. Sulzberger befragte daraufhin die "kurfuerstlich-saechsischen Schoeppen" und die Antwort lautete, dass ein Verbrecher durch die ihm zuerkannte Todesstrafe allerdings anruechig und ehrlos, doch nach erfolgter Vollstreckung derselben der an den Koerper haftede Makel beseitigt werde und da das "bonum publicum" die Zurichtung der Menschen-haeute, ais welche zu vielen nuetzlichen Sachen gebracht werden moegen, es erfordere, so haetten die gedachten

Handwerker bei Vermeidung des Gebrauchs obrigkeitlicher Zwangmittel, nach verbrachter anatomia, die Menschenhaeute zu gerben.

In der Niedersachsischen Staats- und Universitatsbibliothek Góttingen befindet sich ein Einband der Hippokrates-Ausgabe (Hippocrates, Opera, Basel; Froben, 1538), der in Menschenhaut eingebunden ist.

Ein Gutachten zu dom Einband wurde am 5.2.1889 von don Gottinger Anatomieprofessor Friedrich Merkel verfasst. Es lautet: "Das Leder des mir vorgelegten Bucheinbandes ist meiner Ansicht nach aus menschlicher Haut hergestellt, und zwar aus der eines jugendlichen Individuums. Trotzdem, dass es wegen starken Haemmems oder Pressens des Leders schwierig ist, die Struktur genau zu erkennen, glaube ich doch annehmen zu sollen, dass die Vorderseite des Einbandes der Haut des oberen Theiles von Ruecken entnommen ist, waehrend die Rueckseite des Bandes von der Haut des unteren Theiles der gleichen Koerpergegend stammt". Unterschrieben mit Dr. Friedr. Merkel Professor anatomiae. Im vorderen Deckel findet sich eine Eintragung: "bound in a Humań Skin tann'd".

Der Buchbinder Paul Kersten aus Breslau in Schlesien schreibt in einem Bericht der Zeitschrift "Die Heftlade", Berlin 1922 folgendes: Ich selbst habe 6 Einbaende in Menschenleder gebunden und aus einem anderen Stueck eine Brieftasche fertigen lassen. Kersten liess die Haut selbst gerben, und gegerbt wurde vegetabilisch mit Sumach. Dr. Franz Kiihne, Berlin 1904 schrieb: "Menschenhaut ist von Kalbleder kaum zu unterscheiden". Im Berliner Tageblatt Nr. 159 vom 30. Maerz 1913 war zu lesen: "Menschenhaut kann niemals mit Kalbleder verwechselt werden wie der englische Bibliophile Herbert Slater angibt. Es ist narbig, und das charakteristische Erkennungszeichen ist das Vorhandensein kleiner, feiner Haerchen in den Poren". Herr Kersten schreibt dazu: "Beides hier angefuehrte ist unrichtig. Das erste Stueck Menschenhaut, das ich erhielt, hatte eine Groesse von 65 x 75 cm, das nach der Gerbung mit Sumach einigen cm eingeschrumpft war. Die Dicke der gegerbten Haut betrug 2 - 2,5 mm. Die Narbung ist eine sehr schoene und regelmaessige, und zwar ist sie eine Mischung derjenigen von narbigem Ziegenleder und von Schweinsleder, d.h., dass


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