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ERIK HORNUNG
erfolgt cine lctzte Erweiterung, die mit geringcn Toleranzen dann his zu Ramses XI. gultig bleibt: 6 Ellen Breite und im Maximum 8 Ellen Hohc fur die Korridore, 5 bis 5 1 /2 Ellen fur die Tiir-Breiten. Auch fur viele andere Masse der Kónigsgraber liisst sich cin Kanon feststcllen (so von Haremhab bis Ramses IX. rund zwei Ellen Durchmesser fur die Pfcilcr), der bei gleichzeitigen nichtkóniglichen Grabem vermieden wird.
9. Fiir Masse, Grundriss und Dekoration der Konigsgraber gilt das dynamische Gesetz von der Erweiterung des Bestehenden. das ich fur die Kónigsideologie des Neuen Reiches schon mehrfach aufgezeigt habe1. Zu Beginn jeder Regierung werden mit der Planung des Kónigsgrabes systematisch Erweiterungen gegenuber der vorangehenden Grabanlage festgelegt. Sogar Ramses I., der nur 16 Monate regierte, reduziert zwar den Grundriss, erwcitert aber das Bildprogramm um neue Motive. Hier ist die Erweiterung nur noch symbol isch, aber sic bleibt bis an das Ende der Ramessidenzeit fur jeden Kónig verbindlich. An anderer Stelle soli aufgezeigt werden. mit welcher Systematik diese Erweiterung Schritt fur Schritt vorgenommcn wird.
Wir haben nun geniigend Kriterien fur die Identifizierung eines «echten» Kónigsgrabes in der Hand, um zum Problem der Zuweisung eines Grabes an Thutmosis 11. zuriickzukehren und diedrei von E. Thomas zur Auswahl gcstcllten Graber Nr. 32, 39 und 42 mit unseren Kriterien zu priifen. Alle drei Graber liegen (nur 39 etwas exzentrisch oberhalb) in einer Ecke des Tales, in der sich auch die iibrigen Graber der fruhen 18. Dynastie (ausser Hatschepsut) zusammendrangen; wir schen daher von der topographischen Lagę ais einem weiteren Kriterium ab, ebenso von der Frage nach Grundsteinbeigabcn vor dem Eingang von Nr. 42 wairden zw^ar Gcgcnstande mit den Namcn des Sennefer (vgl. unten), sowie von Thutmosis III. und seiner Gemahlin Mcritre gefunden J2, doch ist es keineswegs sicher, dass es sich dabci um Griindungsdeposita dieses Grabes handelt.
Keincs der drei Graber besitzl einen Schacht. doch miindet bei 32 und 39 die rhythmischc Folgę von Eingangstreppe Korridor — Treppe (mit Nischcn) Korridor direkt in die Sargkammer, wrahrend 42 einc Kammer einschiebt, die von Thutmosis III. zu Schacht und oberer Pfeilerhalle ausgestaltet wird, so dass nun auf dcm Wcg vom Eingang zur Sargkammer ein deutlicher Akzcnt gesetzt ist l3. Von daher bietet sich allein 42 ais KónigsgrabzwischenThutmosis I. und Thutmosis III. an, wahrend sich dic FolgcTreppe — Korridor - Treppe (mit Nischen) Sargkammer auch bei dem Grab von Juja und Tjuju (Nr. 46) findet, um einen weiteren Korridor vermehrt bei Nr. 12, 21 und 33, also bei «corridor tombs» fiir Angehorige des Kónigshauses.
MDIAK 15. !25 f.; (Jesihichle ais Fest, S 20: Saecuhnn 22, 53 IT.
11 Siche Thomas, o.c., S. 79 mit den Berichten von Carter.
IJ Bc/eichnend fiir diesen Akzent-Charakter ist. dass von Thutmosis III. bis /um Lnde der 18. Dynastie ausser der Sargkammer nur dieses Zwischenstiick dekoriert wird. Nichtkonigliche Graber im Tal der Kónige mussten auf dieses Element verzichtcn.