waltungsprinzip erhalt in diesem Zusammenhang eine iiberwiegend politische Dimension, denn seine Quelle und die erste Anregung Waren primar parteipolitisch, und sie konnten noch nicht sozial-ókono-misch sein. Deshalb tragt es auch in sich die gefahrlichen Tendenzen zur Ausgeburt in sich (sogar die Tendenz zum Umschwung ins Gegen-teil, denn die Mittleklasse hat es ais ihr Prinzip »aufgenommen« und »praktiziert« es, naturlich auf ihre Weise und in ihrem Interesse, wo-mit es faktisch entwertet wird). Aber auch die erste urspriingliche For-mulierung des Selbstverwaltungsprinzips (obwohl sie sich an den Leitspruch von Marx hielt) war nur unvollkommen, womit sie zum guten Teil sowohl ihren geschichtlichen ais auch den empirisch-prak-tischen echten Sinn verlor, die Durchschlagskraft und Wirkung: man begann damit und blieb dabei hangen »die Fabriken den Arbeitern« (was Raum fur verschiedene Bedeutungen und Deutungen lafit, wie etwa: und die politische und ókonomische Macht fur die Biirokratie und die Technokratie, und damit auch die Mittelklasse), ohne je den Leitspruch zu pragen oder gar durchzufiihren: »Alle Macht fur die Arbeiterklasse« (den Arbeiterraten, ihrem móglichen hóchsten Organ - dem Kongrefi der Arbeiterrate), womit der Gedanke von Marx iiber die »Assoziation der unmittelbaren Produzenten« in die Tat umge-setzt wiirde, ais neues gesellschaftliches Grundverhaltnis. Deshalb wurde das grundlegende sozial-ókonomische Problem in seiner Tiefe nicht auf die Tagesordnung gesetzt (also das Klassenproblem, damit auch das sozialistische), und dies bedeutet eigentlich, dafi wir uns vom politischen Prinzip immer noch nicht um diesen wesentlichen Schritt weitergewagt haben, trotz der unzweifelhaft erreichten Errungen-schaften innerhalb der Selbstverwaltungssphare (besonders innerhalb des Ausbildens eines Selbstverwaltungsbewufitseins). Und daraus er-stehen alle grundlegenden Schwierigkeiten unseres gesellschaftlichen Moments.
Hier beginnt nun das »grof$e Spiel« unserer Mittelklasse und ihr »historischer Seiltanz«. Zunachst namlich trug diese feste Verankerung im politischen Moment der Revolution von Anfang an den Keim und auch den vorgezeichneten Weg in sich zu einer gesellschaftlichen Be-wegung, die auf diese Weise nicht die Móglichkeit óffnete und die Chance bot, den Horizont der biirgerlichen Situierung der Revolution und aller aus ihr (ais solcher) hervorgegangenen Resultate zu iiber-schreiten. Zu anderen fiihrt das hier notwendig, den eigenen imma-nenten Gesetzen folgend - und das ist heute schon klar herauskristal-lisiert - in die Richtung einer wesentlichen, dominierenden, in einigen Spharen sogar einzigen Tendenz des Prozesses der gesellschaftspoliti-schen, ókonomischen und kulturellen Entwicklung: ein Verhalten iiberwiegend auf dem Prinzip der durchgefiihrten biirgerlichen Revo-lution (also: auf dem Politischen) hat stufenweise in seinem Schofi die Kraft dieses etablierten gesellschaftlichen und politischen Systems ge-schaffen, also die Mittelklasse. Schon eine Reihe von Jahren konnen wir von Tag zu Tag vor unseren Augen diesen rascher werdenden Prozeft dieser Geburt, des Wachsens, des Erstarkens, Situierens, Eta-blierens, des Durchdringens und Konsolidierens der Mittelklasse auf allen Lebensgebieten beobachten, die schwindelerregend (in unserer
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