In diesem Werk bei Schopenhauer flndet T. Buddenbrook \ ollkoninienden Ausdruck dessen, was er selhst empfindet und was es mit ihni geschieht. Was ist es? Die lebcnsycrneinende Weisheit, die ihm lehrt „die Erlosungaus den Fesseln der rniiden Individualit;'it“ im Tode, im Nichts zu suchen. Er bekommt Argumente in die Hand. die ihm erlauben ans der bis jetzt gespielten Lebensrolle herauszukommen.“Er empfand die Genugtuung (satysfakcja) zu sehen, wie ein geniales Gehirn. sich dieses grausamcn Lebens beinachtigt, urn es zu venirteilen“ und daim vemimmt man noch folgendes: „Was war der Tod? Der Tod war ein Gliick. Er war die Befreiiuig von einem peinlichen Irrweg (manowce), che Korrektur eines schweren Fehlers “
Bald danach stirbt der Senator. Darnit geht die Geschichte den ganzen Geschlechts zu Ende. Zwar lebt noch Thomas' halbwuchsiger Solin Haiuio. aber er ist ein lebensunfaliiger Schwachling, von dem man nicht erwaiten kann, dass er eines Tages die Firma zu leiten beginnt. Aber dazu ware es ohnehin (tak czy owak) nicht gekommen. dcnn Hanno stirbt im Knabenalter. Mit ihm stirbt die mannliche Linie der Buddenbrooks aus.
Eines der schónsten Werke von T. Mann ist die Erzahlung „Tonio Kruger44. Sie hat weitgehend einen autohiographischen Charakter. In dem 1’rotagonisten portretierte T. Mann seine Scnsibilitat, sein eigenes, prób lenia tisches Verhaltnis zum Leben, a uch seine LiteraturaufTassung.. Tonio Kruger ist eine von vielen Gestalten in Manns Werk, mit der er sich schwcr tun. die nirgcnds hineinpasscn, die die E\istenz von AuBenseiten fiihren.
Schon in der Schule fallt Tonio diese Rolle zu. Er ist eben anders. Er liest Werke, Texte, die tur seine Schulkameraden vółlig gleichgtUtig sind. Er mochte seine Begeistenuig mit ihnen teilen, aber er stóBt auf Verstandnislosigkeit. Er leidet unter sciner Andersartigkeit und der darnit verbundenen Vereinsamung. Im Gninde genommen selint er sich nach der Normalitat. Die Normalitat hedeutet fur ihn Gemeinschaftlichkeit und Sicherheit. Aber er kann seine Natur nicht verleugnen. Er wird Schriftsteller und ais Schriftsteller schreibt er eine formal perfekte aber dabei emotionell kalte Prosa. Sein Credo lautet, dass die Gefuhle die Qualitat verderbcn. Eines Tages muss er sich sagen lassem dass im Grunde genommen die Wonnen der Gewohnlichkeit (rozkosze) das sind was er hraucht.
Tonio Kriiger erlebt innere Umkehr. Er beschlieBt vortan anders zu leben und anders zu schreiben. Er will sich mit den Mitmenschen mit Sympathie und Liebe zuwenden. T. Mann konnte sich in Tonio Kruger wiederentdecken. Auch Mann hat den Beschluss gefasst, nach den Wonnen der Gewohnlichkeit zu greifen. Obwohl er homosexuell veranlagt war, heiratete er die jungę Schónheit Katia Pringsheim. Er wollte den anderen gleichtun, also eine Familie grimden, Kinder liaben und ein geregeltes bmgerliches Leben fiihrea „Der Tod in Yenedig44 enthalt ebenfalls auch zaJiIreiche autobiographische Beziige (odniesienia). Vor allem muss man dabei an Aschenbachs homoerotische und homosexuelle Verliebtheit in den bildhiibschen połnischen Knaben Tadzio denken. Ziuiaclist ist Aschenbach vonTadzios vollkommender Schónlieit entziickt. Die Begierde schweigt. Mit der Zeit nimmt Aschenbachs Leidenscliafl immer verderblichere AusmaBe an. Sie gewinnt orgiastische Ziige. Eindcutig weist darauf der Traum hin. der Aschenbach eines Nachts hat. In ihm erscheint ihm ein barbarischer Stamm, der einen blutigen Gottesdienst abhalt. Das Mórderische verbindet sieli mit der entfesselten Sinnhchkeit. Aschenbach ist fasziniert, mochte selbst in dieser Traumwelt untertauchen.
Auch ais Schriftsteller tragt Aschenbach Ziige seines Schópfers. Aschenbach hat Ruhm mit Werken gewonnen, die strenge Leistungsethik. Aschenbach selbst ist eine depressive, krankliche Natur imd er hraucht eiseme Disziplin, lun iiberhaupt schreiben zu kónnen.
Sein ganzes Werk ist in standiger Kampf gegen Mudigkeit imd Schwache entstanden.